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8.5. Start in die neue Saison

Der Februar in Österreich war extra kalt und schneereich. Jetzt, Mitte März, wo es daheim ein bisschen Frühling wird, fahren wir wieder nach Griechenland los. Die Anreise ist mühsam: Bus von Graz nach Schwechat 2,5 Stunden. Flug von Wien nach Athen auch 2,5 Stunden. Dann mit dem Athener Stadtbus vom Flughafen zum Busbahnhof über 1 Stunde. Und dann noch 5 Stunden mit dem Fernbus nach Preveza. Wenigstens fallen die Abfahrzeiten gerade so günstig, dass wir zwischenzeitlich kaum einmal mehr als eine Stunde warten müssen. Bei der Heimfahrt mussten wir sogar 8 Stunden auf den Flug warten. Bei der Ankunft am Schiff um Mitternacht bläst ein kalter Wind und es regnet. Die beiden riesigen Wachhunde der Werft begrüßen uns aufgeregt bellend, aber freudig mit den Schwänzen wedelnd, als ob sie uns wiedererkennen würden. Ich glaube aber eher, dass die sich sowieso über jeden Besucher freuen. Die beiden Katzenbabys haben den Winter auch gut überstanden, sind inzwischen gleich groß wie die übrigen fünf, aber jetzt auch ebenso scheu. Bis auf ein schwarz-braun-weisses Kätzchen, das immer schon zutraulicher war und jetzt nicht mehr von unserer Seite weicht. Nach ein paar Tagen ist die Mietze so gut wie bei uns eingezogen, und wir überlegen ensthaft die Möglichkeit, das süße Viecherl in den Rang einer dauerhaften, offiziellen Bordkatze zu befördern.
Das Boot ist in Ordnung, kein Wasser vom winterlichen Dauerregen ist eingedrungen, auch Schimmel hat sich nicht gebildet. Die Werftleute haben ein paar Arbeiten vorab bestens erledigt, uns bleibt jetzt noch das Streichen des Antifoulings. Vorläufig muss das aber warten. Ein Tief über Süditalien bringt absolutes Mistwetter, kalt, feucht, windig. Zuhause wär’s jetzt wahrscheinlich freundlicher. Es ist Sturm mit 35 Knoten, sodass das ganze Boot beängstigend auf dem Stellbock vibriert, und zwischendurch schüttet, blitzt und kracht es fast täglich.  Das Tief über Italien zieht weiter, und wird unverzüglich durch mehrere neue ersetzt, für ganz Griechenland gibt es täglich neue Sturmwarnungen. Tolles Frühlingswetter, mittlerweile bis Ostern bestätigt. Wie wir hören soll es aber auch daheim noch klemmen mit dem Frühlingsbeginn.
Es gibt noch hundert Sachen zu erledigen, Einkäufe, kleinere Reparaturen und Instandsetzungen. An der Propellerachse finden sich die Reste von einem Fischernetz. Die werden im Zuge des Austauschs der Zinkanode entfernt, und der ganze Saildrive wird neu gestrichen. Eine neue Ankerkette wird eingezogen. Und es gibt eine Menge zu putzen. In den 2 Wochen Werftzeit finden sich gerade einmal 3 halbwegs sonnige, trockene Tage an denen wir die Außenstreicharbeiten erledigen können.
Am 30. März ist das Zuwasserlassen geplant. Das Wetter ist seit 2 Tagen schön mit wenig Wind. Zuerst kommt der Brite Carl mit seinem Katamaran dran. Dazu zwängt sich der dicke Autokran bis auf wenige Zentimeter neben unser aufgebocktes Schiff. Irgendwie geht sich das aber alles aus, die Burschen haben doch ein wenig Routine mit diesen Dingen. Eine Stunde später schaukelt auch Toroa im Wasser. Nach kurzem Widerwillen springt sogar der Motor wieder an, und wir verlegen in den Stadthafen von Preveza. Dort ist am nächsten Tag natürlich wieder Sturm von der offenen Seite, und es schmeisst uns an der Mole herum, wie wir das von den meisten griechischen Häfen bereits kennen.
Die Maschine kriegt einen Ölwechsel mit der neuen Ölabsaugpumpe, denn die alte ist letztes Mal beim Pumpen auseinander gefallen und hat eine riesen Schweinerei verursacht. Das passiert uns nicht noch einmal! Dafür ist der Kanister mit dem abgsaugten Altöl am Boden undicht, und die Sauerei ist die Gleiche.
Unsere neue Mitbewohnerin war inzwischen beim Tierarzt zur Entflohung, Entwurmung, Sterilisation und einen Chip hat sie auch bekommen, hat jetzt quasi eine IP-Adresse. Einen richtigen Namen hat sie eigentlich nicht, der wäre ihr aber auch egal, wir rufen sie meist „Mutzi“ , und sie reagiert eigentlich mehr auf den Tonfall, als auf das was man sagt. Im Schiff fühlt sie sich sehr wohl, benimmt sich brav, und hat das Katzenklo auf Anhieb akzeptiert. Während der Fahrt geht sie auch an Deck, nur an der Stadtmole ist sie von den vielen Menschen und Geräuschen rundum noch ein bisschen verschreckt und geht lieber schnell wieder unter Deck mit uns. Wir sind aber eh froh, dass sie keine Lust verspürt, irgenwo hin abzuhauen. Sie wird aber von Tag zu Tag cooler und geht mittlerweile auch schon kurz mal alleine an Deck. Ihre Lieblingsbeschäftigung bleibt aber weiterhin das Kuscheln mit uns.
Ein paar Tage müssen wir noch hier in Preveza bleiben, das Kätzchen kriegt noch eine Impfung, und dann starten wir los in die neue Saison. Noch ist offen, ob wir durch den Kanal von Korinth fahren können. Der ist nach einem Felsrutsch im Winter noch unpassierbar, soll aber demnächst wieder offen sein.
Bevor es los geht wollen wir noch das Vorsegel aufziehen, es bleibt aber kurz vor dem Masttopp stecken. Ein Abschnitt des Vorstagprofiles hat sich gelöst und verschoben, das Drehlager geht dort nicht mehr drüber. Wir natürlich, keine Ahnung von nichts, denken, dass uns da nur ein professioneller Riggservice-Dienst wird helfen können. Wir fahren dafür nach Lefkada, wo uns ein solcher erklärt, der Reparaturdienst sei voll ausgebucht und er gibt uns einen Begutachtungstermin in etwa 4 Wochen! So lang werden wir sicher nicht warten, Karoline wird am nächsten Tag wieder einmal in den Mast gehievt und kann den Fehler beheben. Es war zum Glück nichts wirklich kaputt, nur eine Verriegelung zwischen den Profilstücke war aufgegangen. Erfreulich. Selbstgemacht – kost‘ nix.

8.4. Preveza, Ambrakischer Golf, Winterlager

Lefkas-Stadt ist ein Touristenort, von einer Lagune umgeben, flach, und daher mit den Rädern gut befahrbar. Wir machen einige Ausflüge in die Umgebung, den am offenen Meer liegenden Sandstrand für Kiter und Windsurfer, und wir besuchen drei mehr oder weniger erhaltene Festungen rund um die Stadt. Es gibt massenhaft Restaurants und gute Einkaufsmöglichkeiten. Die Touristenmassen sind schon etwas ausgedünnt, kaum noch Badegäste, aber die Charterbootfahrer sind noch zahlreich. Nach vier Tagen wechseln wir aufs Festland nach Preveza am Eingang des Ambrakischen Golfs. Der liegt wie ein großer See, ruhig und  gut geschützt nach allen Seiten. Hier werden wir noch etwa zwei Wochen in Ruhe herumbuchteln, bis wir zurück nach Preveza fahren werden, um dort den Winterlagerplatz aufzusuchen.
Ein paar Tage sind wir im Hafen Preveza, liegen gratis. Zwischendurch fahren wir einmal zum Boatyard, wo wir das Schiff im Winter lassen werden, und klären ein paar Details ab. Dann geht es weiter in eine einsame Bucht nahe Vonitsa. Wir sind dort die meiste Zeit allein. Es sind hier kaum noch Charterboote unterwegs. Die nächsten paar Tage sind wir dann in Vonitsa, erst an der Mole, dann später am Ankerplatz hinter einer kleinen Halbinsel. Hier gibt es eine Festung zu besichtigen, und riesige, EU-geförderte Park/Strandanlagen, die aber mittlerweile leider schon wieder vergammeln und verfallen. Es ist sehr ruhig, nur mehr ganz wenige Boote mit Leuten, die hier überwintern, oder wie wir, bis November abwarten, um dann das Boot an Land abzustellen. Das Liegen hier ist kostenlos, zumindest jetzt außerhalb der Saison. Das Wetter ist sehr ruhig, nachts meist windstill, tagsüber leichter, drehender Wind, aber recht kühl. Die Sonnenstunden werden weniger. Zwischen den Bergen in den Buchten geht die Sonne oft erst nach 9 Uhr auf, aber schon um 4 oder 5 Uhr wieder unter. Solarstrom wird manchmal ein bisschen knapp. Und es wird sehr feucht in der Nacht, morgens ist das Deck völlig nass. Tagsüber ist es ohne Wind sehr warm, mit ein wenig Überwindung kann man noch baden. Die Einheimischen tragen auch tagsüber bereits dicke Daunenjacken. Wir mit unseren kurzen Hosen und T-Shirts werden überall sofort als Touristen entlarvt. Aber auch alle anderen nicht griechischen Bootfahrer erkennt man sofort an der nach wie vor sommerlichen Kleidung. Zum griechischen Nationalfeiertag am 28. Oktober regnet es in Strömen, die erwarteten Paraden und Umzüge fallen eher gemäßigt aus.
Wir wollen uns dann auch noch die östliche Ecke des Golfs anschauen und fahren nach Menidion, eine angenehme Segelpassage bei Leichtwind. Der dortige Ankerplatz ist jedoch völlig ungeschützt und auch bei Leichtwind schwellig. Der kleine Hafen ist komplett voll mit Fischerbooten und einer Ausflugsboot-Leiche. Der Ort ist eher unattraktiv. Wir fahren daher am nächsten Tag zurück in die Bucht bei Vonitsa, kein schönes Segelwetter mehr, sondern Starkregen und Gewittersturm mit 30 Knoten. Den Ausflug hätten wir uns sparen können.
Tags darauf verlegen wir in den Hafen, weil stärkerer Nordost angekündigt ist. Auf der Mole neben unserem Schiff stehen 2 italienische Wohnmobile. Die Italiener angeln den ganzen Tag, und manchmal auch nachts zwischen den festgemachten Booten. Mehrere Male bitten sie uns, über unser Boot aufs Nachbarboot steigen zu dürfen, weil sich ihre Angeln dort verheddert haben. Zum Dank dafür kriegen wir am nächsten Morgen eine Flasche sizilianischen Weins und sieben Stück Frischfisch, Goldbrassen und Blaubarsche. Das gibt ein feines Fischmenu am Abend, das hat sich ausgezahlt, selber fangen wir eh nie was.
Ende Oktober fahren wir nach Preveza in den Hafen zurück. Diesmal müssen wir dort bezahlen, aber es sind nur 6,70 Euro pro Tag, das geht. Auch dort sind wieder viele streunende Katzen und Hunde vorm Boot, allesamt sehr zutraulich und friedlich. Eine mutige Katze, wir nennen sie Felix, kommt ganz vorsichtig über die Gangway herein, lässt sich streicheln, frisst ein paar Häppchen, inspiziert alles ganz genau, und geht dann wieder von Bord.
Noch ein paar Vorbereitungen, wie Segel abnehmen und Klo putzen, dann fahren wir zum Margarona Boatyard, und werden mittels Autokran auf recht abenteuerliche Weise herausgehoben. Es ist eine kleine, familiäre Werft, der Besitzer Dimitris und sein Gehilfe Aris sind dort zugange und erledigen alles. Der Liegeplatzpreis ist sehr günstig im Vergleich zu den großen Boatyards hier, die Leute äußerst freundlich, bemüht und hilfsbereit. Außerdem gibt es mindestens 3 Hunde, 5 Katzen und 2 Katzenbabys am Gelände. Somit genug Unterhaltung. Hier werden wir noch ein paar Tage bleiben und das Boot für den Winter vorbereiten, dann wollen wir für ein paar Monate nach Hause fliegen.
Der Reiseblog wird geschlossen und dann ab Ende März wieder weitergeführt. Bis dahin danke fürs Dabeisein.

 

8.3. Kefallinia, Ithaki und Lefkas oder Spaß mit Ankern

Nach einer dreistündigen Motorüberfahrt legen wir in Poros auf Kefallinia an. Zuerst liegen da gerade 5 Boote mit uns, am Abend wird es dann aber voll mit etwa 20 Charterbooten. Die Art, wie viele der Neuankömmlinge ihre Anker werfen und die Ketten kreuz und quer im Hafen verlegen, lassen für den nächsten Tag einiges an Spaß vermuten. Und tatsächlich heben wenigstens drei abfahrende Boote Tags darauf die Ketten der Nachbarboote mit auf, einer holt sogar einen fremden Anker herauf. Zum Glück müssen die Charterfahrer unter Zeitdruck immer vor uns hinaus, so bleibt unsere Ankerkette unberührt zu unterst liegen.
Einen Tag später macht unser Nachbar seine Heckleinen auf, fährt aber nicht vorwärts und treibt seitwärts über unsere Kette, wo er mit dem Ruder hängen bleibt. Immer viel Spaß mit Charterbootfahrern!
Regen ist angekündigt, daher bleiben wir etwas länger hier und machen einen Radausflug zu beiden Seiten der Stadt. Allzu weit kommen wir aber nicht, denn Kefallinia ist sehr hoch und steil, und nach einigen Kilometern steigt die Straße dann unfreundlich steil an und führt ins Gebirge. Die Stadt Poros und Umgebung ist recht grün, es wirkt stellenweise fast ein bisschen karibisch, überall blüht es im September, und Weintrauben, Orangen, Zitronen und Granatäpfel wachsen. Meist unerreichbar hinter Zäunen, aber ein paar riesige Granatäpfel erwischen wir, weil sie unvorsichtig über den Zaun hängen. Ein streunender Hund, den wir „Bello“ nennen, weil er uns vor dem Restaurant „Hello Bello“ erstmalig begegnet ist, bleibt als treue Wache vor unserem Schiff sitzen, nachdem wir ihn mit Koteletteknochen vom Abendessen bestochen haben.
Nach drei Tagen fahren wir weiter nach Ithaki. Es geht kein Wind, trotzdem haben wir fast ein Meter Welle innerhalb eines eigentlich sehr kleinen Seeraumes. Wir haben keine Erklärung wo die herkommt. Die Stadt Vathi ist in einer sehr tiefen geschützten Bucht gelegen, sehr touristisch, aber trotzdem ganz nett. Zwei Tage bleiben wir dort vor Anker, dann fahren wir in eine der Nachbarbuchten. Wir finden eine kleine Bucht, gerade Platz für unser Boot. Rundum wächst dichter Wald bis ans Wasser. Die Abhänge sind steil, das Wasser gleich recht tief und klar. Zudem ist das Wetter gerade sehr ruhig, man liegt hier wie in einem Gebirgssee. Es gefällt uns so gut, dass wir drei Tage in der einsamen Bucht bleiben. Wir bewandern ausgiebig die umliegenden Berge. Ithaki mit der tiefen Bucht von Vathi ist zweifellos die landschaftlich reizvollste Insel bisher im Ionischen Meer.
Die Tage sind jetzt schon winterlich kurz, Sonnenaufgang kurz vor Acht, und abends um Acht ist es schon wieder stockfinster. Auch die Temperaturen sind schon recht frisch, nur leichter Wind wirkt schon sehr kühl. Zum Glück ist es häufig  beinah windstill. Abends, sobald die Sonne weg ist, muss man aber schon was Wärmeres anziehen.
Als sich eine Störung mit Starkwind aus Nord ankündigt, fahren wir nach Lefkas in die südliche Bucht von Syvota weiter. Wir nehmen an, dass dort übers Wochenende wegen des Charterwechsels in Lefkas wohl nichts los sein würde. Was wir nicht wissen: in Syvota ist auch eine Charterbasis mit mindestens 50 Booten, die sich alle in die Bucht drängen. Die meist britischen Charterskipper kriegen in dieser Basis so eine Art Kurzausbildung und fahren dann in der Flottille. So was wie „betreutes Segeln für Ahnungslose“. Viele sorgen daher auch bei Leichtwind im vollen Hafen für einige Unterhaltung beim Anlegen. Syvota ist voll touristisch, für uns eigentlich enttäuschend, aber für das Abwarten des Starkwindes ist die Bucht bestens geschützt. Wir ankern eine Nacht, finden dann aber einen halbwegs sicheren, kostenlosen Liegeplatz mit Muring, Wasser und Strom vom Wirt. Dafür geht man dann auch einmal zum Abendessen in die Taverna.
Besonderes Charterbooterlebnis in Syvota, so skurril, dass es absolut einen eigenen Absatz im Blog verdient:
In der Bucht liegt ein deutsches Segelboot vor Anker. Bald taucht ein Charterkatamaran auf, der etwa 30m vor dem Deutschen, also dort wo dessen Anker etwa liegt, stehen bleibt und nach Ankermöglichkeiten sucht. (Wenn das einer vor meinem Boot tun würde, wäre ich schon in höchster Alarmbereitschaft, der Deutsche ignoriert es eher gelassen). Dann lässt der Charteridiot seinen Anker fallen bis er merkt, dass er natürlich viel zu nahe am deutschen Segelboot liegt. Also Anker wieder hoch, und dabei gleich die Kette des Deutschen mit aufgehoben. Die Pfeifen am Kat merken das natürlich nicht, aber auch  am deutschen Segler noch keine Reaktion. Dann fährt der Kat zügig los, quer durch die Bucht, zu einem besseren Ankerplatz. Der deutsche Segler folgt ihm natürlich prompt im Schlepp, weil seine Kette immer noch am Kat hängt. Wenn der jetzt in den nächsten Hafen gefahren wär, der hätte den Andern glatt mitgenommen. Nach etwa 50m stoppt der Kat um neu zu ankern. Das deutsche Boot treibt weiter auf den Kat zu, jetzt erst merken die Deutschen, dass was nicht stimmt und laufen zum Bug vor. Die Kollision kann nur verhindert werden, weil von beiden Booten Fender dazwischen gehalten werden. Bei der Entwirrung der Ankerketten treiben die beiden Boote dann auch noch auf ein drittes zu, das wiederum nur durch ein Ausweichmanöver dem ganzen Spaß entkommt. Zur Nationalität der Charterfahrer will ich mich nicht äußern, fest steht, dass sie sich mit ihrem abgeschleppten Gegner bestens verständigen konnten…….
Nur so aus Langeweile (oder vielleicht in Erwartung weiterer spaßiger Ereignisse) hab ich mir dann noch das Anlegemanöver des Charterkats aus der Nähe angeschaut. Hat auch mehrere Versuche gebraucht, zweimaliger Abbruch. Der zweite Abbruch sogar nachdem er am Heck schon fest war. Aber das wäre eine eigene Geschichte wert, kann aber die vorangegangene Abschleppaktion nicht mehr toppen. Die war vom Feinsten. Sowas können nur Charter-Profis. Es ist erstaunlich, was für Vollkoffer ein Boot kriegen.
Nächster Aufenthalt ist in der Bucht Vlycho bei Nydri. Die Bucht ist sehr tief eingeschnitten und bestens geschützt. Das wissen alle, und dementsprechend viele Dauerlieger gibt es dort, folglich auch jede Menge abgesoffene Schiffsleichen. Schaut fast ein bisschen aus wie in den gammeligen Mangrovenbuchten von Martinique. Auch das Wasser ist ähnlich trüb und nährstoffreich, mit jeder Menge Quallen. Kein Ort zum Geniessen, daher fahren wir am nächsten Tag weiter nach Meganisi. Wir passieren dabei Scorpio, die Privatinsel des Onassis-Clans. Die ist ganz hübsch, man darf aber nicht anlanden, an allen möglichen Stellen stehen Security-Leute zur Bewachung herum. Meganisi ist eine sehr zerklüftete Insel mit vielen engen, tiefen Buchten, fast wie Fiorde. Wir finden eine Bucht, die nicht von Charterbooten überlaufen ist und bleiben dort zwei Tage. An Land kann man nicht viel anfangen, es sind die meisten Uferbereiche von Privat-Appartments besetzt und mit Zäunen versehen. Und es werden ständig neue Appartments gebaut, bis die Insel völlig verschandelt ist. Schade.
Das nächste Ziel ist Lefkas-Stadt. Die lange, schmale Einfahrt in die Lagune ist gut betonnt und einfach. Man passiert eine riesige Mülldeponie vor der Stadt. Kein erfreulicher Anfang. Wie die Stadt ist, und was wir dort unternehmen folgt im nächsten Bericht.

8.2. Zakynthos

Nächstes Ziel ist Pylos, wo wir bei unserer Ankunft in Griechenland schon einmal waren. Ein paar Tage im Hafen, bis laut Vorhersage der starke Nordost nachlassen sollte. Bei der Ausfahrt aus der Bucht hat es dann doch wieder 20 Knoten gegen an und eineinhalb Meter steile Welle. Wir tauchen bei jeder Welle komplett mit dem Bug unter, und kehren nach 10 Minuten um. Wir ankern noch einen Tag lang in der Navarino Bucht, nahe der alten Festungsanlage, die wir natürlich besichtigen. Die ist ziemlich verfallen und ungesichert. Man kann dort auf bröckeligen Mauerresten direkt neben dem Abgrund herumkraxeln (auf eigene Gefahr, wie uns ein Schild eingangs mitteilt). So was ist nix für mich, von diesen Stellen halte ich mich eher fern, aber  von oben hat man eine tolle Aussicht über Bucht und Lagune, und auch zur halbkreisförmigen Voidokoilia-Bucht (Ochsenbauchbucht). Die schaut fast künstlich angelegt aus, ist aber tatsächlich echt. Die Bucht hatten wir zum Baden schon vorher einmal mit den Rädern besucht. Sie wirkt aber nur von oben spektakulär, von unten ist sie ein ganz normaler Sandstrand.
Wir fragen jetzt ständig in Marinas und Shipyards um Winterliegeplätze an. Die meisten sind schon ausgebucht, die wenigen freien Plätze sind unverschämt teuer. Viele antworten gar nicht. Ein paar bleiben aber zur näheren Wahl übrig. Mal sehen…..
Mit einem Tag Verspätung hört der Starkwind auf, und wir segeln gemütlich mit wenig Welle nach Kyparissia im Nordosten. Nach 35 Meilen Aufkreuzen legen wir im Hafen an, wie oft in Griechenland gratis, weil es keinen kümmert und niemand kassiert. Wir liegen längsseits am Kai, neben dem Schiff hängt eine Muring lose nach unten. Am Abend ist diese dann plötzlich unter dem Schiff zwischen Ruder und Propeller nach aussen gespannt, keine Ahnung wie das möglich ist. Ich kann die Muring nur landseitig losbinden und im Wasser versinken lassen, um das Schiff zu befreien. Die kleine Stadt bietet nichts Besonderes, das Zentrum mit großem Platz relativ weit weg vom Hafen, steil den Berg hinauf. Wir kaufen ein und fahren nach 2 Tagen unter Maschine 30 Meilen nach Katakolon. Dort bleiben wir nur eine Nacht am Anker. Rundum steigen Blubberblasen vom Grund auf, angeblich Schwefel, aber wir riechen nichts davon. Am Morgen liegen im Hafen 2 Kreuzfahrtschiffe, ein drittes ist gerade in Anfahrt. Von diesem Ort ausgehend gibt es Bus und  Zugverbindungen zum antiken Olympia, deshalb legen die Kreuzfahrer dort an.
Wir wechseln über nach Zakynthos, im Süden liegt in einer großen Bucht der Ankerplatz vor Keri, gut geschützt vor Nord- und Westwinden. Ein großer Teil der Bucht ist Naturschutzgebiet für die Unechte Karettschildkröte. Eine Große taucht auch neben dem Boot auf, leider zu kurz für ein Foto. In den folgenden Tagen umkreisen uns noch öfter Schildkröten. Die Tiere sind hier wesentlich scheuer als in der Karibik, wo man rund ums Boot mit ihnen schnorcheln konnte, ohne dass sie sich gestört fühlten.
Eine plötzliche Winddrehung am Nachmittag sorgt für Nervenkitzel: neben uns ankert das holländische Boot „Bolbliksem“ von Frans und Janneke. Der drehende Wind schiebt das Boot über die eigene Ankerboje, die im Propeller hängen bleibt und den Anker an der Drippleine aushebt. Das Boot treibt daraufhin ziemlich zügig hinaus aus der Bucht auf die vorgelagerte Schildkröteninsel zu. Wir beobachten das vorbeifahrende Boot, glauben erst, dass die halt jetzt losfahren. Wir bemerken dann erst, dass kein Motor läuft und gar niemand an Bord ist. Wir verfolgen den Ausreisser mit unserem Dinghi etwa 300m weit hinaus, steigen um, und können die Feeling 446 zurück auf den Ankerplatz fahren und neu ankern. Zum Glück waren Hauptschalter für Motor und Anker eingeschaltet. Die beiden Holländer sind nach ihrer Rückkehr am Abend überglücklich, dass nichts Gröberes passiert ist. Hätte auch böse enden können.
Wir bleiben ein paar Tage in dem Urlaubsort, bis der starke Nordwestwind schwächer wird. Wir baden ein bisschen, machen ab und zu Spaziergänge rund um den Ort. Wir kommen dabei auch an der Pechquelle des Herodot vorbei. Dort sprudelt erstaunlicherweise glasklares Wasser heraus, nur der Grund des gemauerten Beckens ist weich und teerig. Unsere holländischen Bekannten wollen den Nordwind zur Überfahrt nach Malta nutzen, kommen aber nach einigen Stunden wieder zurück, draußen ist der Wind zu stark, gegen an, und es sind sehr hohe Wellen.
Die nächsten zwei Tage sind wir in Zakynthos-Stadt. Im Hafen wollen sie 15Euro fürs liegen, Wasser und Strom extra. Das Hafenwasser ist trübe und stinkt stark nach Diesel, die Duschen sind grauslich, dreckig mit Kaltwasser, auf der Mole fahren etwa 100 Fahrzeuge je Stunde hin und her. Erst nach draussen und dann zurück, weil am Ende ist eigentlich nichts. Es gibt sogar Staus. Dafür sind 15 Euro entschieden zu viel. Wir bezahlen für eine Nacht, bleiben jedoch zwei, am Sonntag kommt eh niemand zum Kassieren. Wir nutzen den Sonntag für ausgiebige Radrundfahrten um die Stadt und auch auf den Berg mit Castell. Es stehen zwar fast nur mehr die Aussenmauern, aber es ist eine recht schöne Wanderung im Wald.
Im nächsten Hafen Agios Nikolaos wollen wir die beiden kommenden Regentage abwarten, es ist kein Wind angekündigt. In Wahrheit bläst es den ganzen Tag von Südost, die offenen Seite des Hafens. Entsprechend kräftig ist der Schwell, in der Nacht so extrem, dass drei Boote fluchtartig den Platz verlassen. Zumindest bei einem hat der Anker nicht gehalten. Unserer hält aber gut, und wir überstehen die unruhige Nacht unbeschadet. Tags darauf ist es ruhig, aber spannende Momente gibt es dennoch, als ein Charterkatamaran mit wohl semiprofessionellen deutschen Seefahrern beim Anlegen erst uns leicht touchiert, dann beim zweiten Versuch sich über unsere Kette dreht und nur mit viel Glück nicht hängen bleibt, um dann anschließend mit dem Heck die Mole zu rammen, weil er zu spät bremst, und niemand die Heckfender hinaushängt. Sowas ist doch was für Warmduscher. Nach dem Anprall an der Mauer dann das Kommando: „Ankerkette dichtnehmen!“ Sehr gut. So muss es sein. So ein Katamaran mit seinen zwei Maschinen ist halt bei Windstille ein beinahe unsteuerbares Gerät. Das kann ich verstehen. Abschließender Kommentar des Kapitäns: „Ist ja nix passiert!“
Die blauen Grotten, die da in der Nähe liegen, lassen wir aus. Erstens habe ich die schon einmal besucht, und sie sind wie alle Höhlen. Zweitens fahren dord etwa 20 Ausflusboote mit Touristen im Minutentakt hin und her. Zu viel Wirbel für zu wenig Erlebnis.

8.1. Peloponnes im August

Westlich des Peloponnes bläst es aus der Adria herunter bis Kreta. Östlich pfeift’s aus dem Schwarzen Meer hinunter über die Kykladen. Abwechselnd, meist aber gleichzeitig. Der Süden des Peloponnes bleibt von Beidem eher verschont. Wir kriegen hier nur die Verwirbelungen am Rand der Strömungen mit. Die sind nicht besonders stark, aber es dreht der Wind mehrmals am Tag komplett herum. Bei einem Segelbergemanöver will ich das Boot in den Wind drehen und muß mehr als einen Vollkreis fahren, weil der Wind innerhalb einer Minute komplett rundum dreht. Die Auswahl eines guten Ankerplatzes ist unter diesen Bedingungen ein wenig kompliziert. Nachts ist es zum Glück fast immer ruhig. Es ist heiß, aber wir haben den großen Pool zum Abkühlen ja direkt vor der Wohnung.
Der Ort Archangellos, den ich vor 25 Jahren das letzte Mal besucht habe, ist etwas gewachsen, aber hat sich im Prinzip nicht sehr verändert. Ein bisschen mehr Touristen sind da, mehrheitlich griechische, ein paar Italiener. Ich treffe auch nach langer Zeit doch wieder auf einige alte Bekannte aus den Urlauben von vor 25 Jahren. Die Touristen wohnen fast alle in Appartements, ein paar kommen mit Wohnmobilen. Segler sind außer uns keine da.  Es gibt wieder Kaktusfrüchte, die in Massen wild am Straßenrand wachsen, und Freunde versorgen uns immer wieder mit süßen, reifen Feigen. Und die griechischen Wassermelonen sind wie immer hervorragend, wir haben immer eine im Kühlschrank und mindestens eine weitere in Reserve.
Nach der Abreise unserer Freunde fahren wir in den Golf hinein bis Gytheon auf Mani. Das ist eine hübsche kleine Stadt auf einem Hügel, davor eine Halbinsel mit gutem Ankerplatz. Leider ist es sehr touristisch, entlang der Promenade stehen lauter Restaurants, wo man überall angesprochen wird, hereinzukommen. Sowas mag ich nicht. Entlang der Promenade ist die vielbefahrene Hauptstrasse, bis spät in die Nacht fahren eine Menge Motorräder mit Höllenlärm vorbei. Die Stadt ist optisch nett, aber zum Bleiben nicht sehr einladend.
Die beiden nächsten Tage bleiben wir in einer Badebucht nahe Skoutari. Dort sind  tagsüber Badegäste, nachts sind wir völlig allein, keine weiteren Schiffe. Auch die umliegenden Häuser sind meist unbewohnt. Es ist sehr ruhig und auch windstill. Wir schlafen an Deck unterm Sternenhimmel in angenehmer Kühle.
Nächster Aufenthalt ist im Südosten Manis, die Bucht Porto Kagio. Eine rundum geschützte Bucht zwischen steilen Bergen, mit den typischen Mani-Wohntürmen. Das Mini-Örtchen dort besteht aus 3 Tavernen und ein paar Appartements.
Der schmale Strand ist zugleich Stellplatz für die Tavernentische und auch Hauptstrasse des Ortes. Bis zum Abend sammeln sich dort etwa 10 Schiffe zum Ankern, da wird es ein bisschen eng, und der Skipper des benachbarten österreichisch-holländischen Bootes erklärt mir, wie das Ankern funktioniert. Er war schließlich schon 10x da! Danke für die guten Tipps eines erfahrenen Urlaubsseglers.
Wir runden Mani im Süden und bleiben in Pyrgos Diroy. Dort sind Tropfsteinhöhlen zu besichtigen, wir gehen aber nicht hinein, es sind viele Besucher da und das Anstellen ist uns zu blöd. Tagsüber liegen viele Leute am Strand, der zur Befestigung mit groben Kieseln bestreut ist. Nachts sind wir fast allein, bis auf ein paar Camper. Zum Strandliegen ist es hier wegen der Kieselsteine gar nicht einmal gut, aber im Wasser ist ein riesiges Areal mit  feinstem, gut haltendem Sandgrund, nicht das kleinste Steinchen, kein Seegras, 5 Meter tief, ein Pool. Ein toller Ankerplatz, außer wenn von West der Schwell hereinsteht, was er fast immer tut. Dann wird es ein bisschen rollig, mit dem Heckanker stabilisiert geht es aber halbwegs.
Nach zwei Tagen wechseln wir nach Petalidi auf Messinia, wo wir meine Schwester Helga und Nachbarin Sissi treffen, die in der Nähe campieren. Der Hafen ist zu seicht für uns aber der Ankerplatz davor ist gut geschützt. Der Ort bietet viele Lokale, Bäcker, Fleischer, Fischmarkt, Supermarkt und freitags einen Obstmarkt. Besonderheit ist eine öffentliche Quelle am Strand, wo kaltes, köstliches Trinkwasser von Mani unter dem Meer durchgedrückt wird. Auf einem Radausflug in der Umgebung sammeln wir genügend Weintrauben, Feigen, Kaktusfrüchte und Granatäpfel für die Obstversorgung über die nächsten Tage.
Die folgenden 3 Tage verbringen wir in Koroni. Es gibt eine venezianische Festung mit einem Kloster, der Ort ist nett mit vielen verwinkelten Gassen. Der Hafen ist aber völlig unbrauchbar. Viel zu seicht zum Anlegen an der Kaimauer, stinkendes Hafenwasser und am Ankerplatz davor auch ohne Wind ein Schwell wie wir ihn selten zuvor hatten. Von der Kaimauer reflektierte Wellen lassen das Wasser rundum brodeln wie kochende Suppe. Ein Anlegen mit dem Dingi ist nur in wenigen Momenten am Tag möglich. Nette Stadt, aber der Ankerplatz ist völlig unzumutbar. Keine ruhige Minute hier. Für 2 weitere Tage wechseln wir um die Landzunge herum auf die Südseite der Stadt. Dort ist ein gegen Nord geschützter Ankerplatz vor einem schönen Strand mit guten Schnorchelplätzen.
Anschließend fahren wir um die Südecke Messiniens herum. Wir kreuzen den ganzen Tag bei angenehmen Bedingungen, Wind nicht zu stark, wenig Welle, da macht auch Kreuzen Spaß. Schließlich ankern wir vor Methoni, ganz im „Hafenbecken“, gut geschützt gegen Schwell. Das Hafenbecken ist eigentlich ein Sandstrand mit einem Welenbrecher davor. Anlegen geht nicht, aber Ankern ist gut. Die Burganlage ist schon sehr verfallen, aber riesig und sehenswert. Ansonsten ist Methoni ein reiner Touristenort ohne Besonderheiten, außer einem schönen Strand entlang der Festungsanlage. Wir bleiben ein paar Tage hier, um den derzeit stärkeren Nordwestwind auszusitzen, und wollen dann die Westküste entlang nach Norden, Richtung Zakynthos weiter.

7.5. von Sardinien nach Griechenland

erste Etappe: von Sardinien nach Sizilien
In der Marina in Cagliari, wo wir wetterbedingt für eine gute Woche festsitzen, haben wir sehr nette Nachbarn. Jadranka aus Serbien, segelt meist allein mit ihrem 36-Fuß-Boot „Aspis“ in der Welt herum und will diese auch durchaus umrunden, und Michael aus Deutschland mit seinem Katamaran „Agate“. Beide warten wie wir auf bessere Windbedingungen, um weiterzufahren. Wir trinken abends gemeinsam ab und zu ein paar Bierchen oder gehen zusammen Pizza essen. Ich kann Jadranka bei der Behebung einiger Probleme mit ihrer Bordelektrik behilflich sein.
Es ist gerade Pfirsichzeit, man kriegt sie billig in den Märkten, ein guter Anlaß, um die Marmeladenvorräte wieder aufzufüllen.
Als die Wettervorhersage stärkeren Nordwind verpricht fahren wir los. Anfangs gutes Vorankommen mit 20 Knoten Rückenwind, allerdings nimmt mit der Entfernung von Sardinien auch die Wellenhöhe deutlich zu. Die Schaukelei ist ungemütlich, aber wir kommen gut voran. In der Nacht legt der Wind noch einmal kräftig zu, teilweise über 30 Knoten, Wellen bis 5m. An Schlaf ist nicht zu denken. Wir beschließen, Sizilien schon an der Nordwestecke anzulaufen. Eine zweite Nachtfahrt dieser Art scheint uns nur wenig verlockend. Es gibt Sturmwarnungen für alle Meeresregionen im westlichen Mittelmeer. Der Wind wäre ja auf unserer Route gut, aber die Wellen sind schon gefährlich und kommen teilweise über. Wir erreichen den netten Ort Castellammare und ankern eine Nacht im Vorhafen, bevor wir am nächsten Morgen in die Marina wechseln. Wir liegen dort neben dem Wiener Katamaran „Cagou“, den wir in Cagliari schon gesehen hatten. Die Stadt Castellammare ist ganz nett, touristisch, aber nicht übertrieben. Abends herrscht gute Stimmung auf den Plätzen und Straßen mit vielen Lokalen. Die Umgebung der Stadt ist aber von den vielen Waldbränden der letzten Wochen ziemlich angeschwärzt. Immer wieder sehen wir Löschflugzeuge beim Wassertanken.
Am nächsten Tag fahren wir weiter in Richtung Palermo. Im Vorort Mondello ankern wir dann in einer Badebucht. Es ist ein ganz passabler Segeltag mit Leichtwind aus Nordwest. Der Ankerplatz ist vom Restschwell des Tages noch recht unruhig. Auch „Cagou“ ist wieder da, und wir sind zum gemütlichen Sundowner am Katamaran eingeladen, der natürlich deutlich weniger wackelt als unser Schiff.
Morgens darauf fahren wir bei wenig Wind mit Maschine entlang der sizilianischen Nordküste in Richtung Messina weiter. Bei der Vorbeifahrt an den Liparischen Inseln sehen wir in der Ferne den Stromboli rauchen. Angekündigt sind 5-10 Knoten Wind aus variabler Richtung, tatsächlich sind es immer 10 Knoten exakt von vorne, auch wenn man um ein Kap herum den Kurs ändert, bleibt der Wind aufs Grad genau auf der Nase. Das kostet leider bei unserem 28-PS Motor immer mindestens einen Knoten Geschwindigkeit. Wir ankern über Nacht an der Nordeinfahrt zur Strasse von Messina vor dem hübschen Städtchen Scilla.

zweite Etappe: von Sizilien nach Griechenland
Nach Durchfahren der Straße von Messina geht es noch ein Stück die italienische Stiefelsohle entlang, bevor die nach Nordost abknickt,  und wir weiter nach Osten auf Griechenland zuhalten. Links von uns rauchen die verkohlten Reste der vergangenen Waldbrände, hinter uns raucht der Ätna. Ein Tag mit Maschinenfahrt, es geht leider kein Wind. Abends beginnt leichter Rückenwind, der nicht angekündigt war, der aber die ganze Nacht für 3 Knoten ruhiges Dahinsegeln reicht. Der komplette nächste Tag ist absolut windstill – Motorfahrt. Ich verbringe den ganzen Tag damit, einen neuen Loggegeber einzubauen und 15m zugehöriges Kabel vom Bug bis zum Steuerstand neu zu verlegen, um dann festzustellen, dass die neue Logge nach 5min den Betrieb wieder einstellt und nur mehr sporadisch was anzeigt. Das hätte der alte Loggegeber auch gekonnt. Der Fehler ist nicht lokalisierbar. Ein Tag Arbeit für’n A….! Bootfahren macht im Moment wieder sehr wenig Spaß.Nachts kommt wieder ein wenig Wind, gerade genug zum Segeln, nicht schnell, aber lautlos. Tagsüber müssen wir leider wieder motoren. Jetzt verbrauchen wir unseren Dieselvorrat aus den Kanistern, der eigentlich für die Kalmenzone am Atlantik gedacht war. Die Zone war bei unserer Überfahrt jedoch gerade nicht vorhanden, daher der Dieselüberschuß, den wir jetzt gut gebrauchen können.
Endlich sind wir angekommen! Und es fängt schon recht erfreulich an. Die Marina, 1km neben dem Ort gelegen, ist seit 20 Jahren unfertig, unbewirtschaftet und daher gratis. Im Ort sind viele Touristen, meist Griechen, die Lebensmittelpreise sind angenehm, und man kriegt für relativ wenig Geld gute Qualität in vernünftigen Mengen. Auch die Tavernen sind zahlreich, gemütlich, und nicht überteuert. Die Leute sind allesamt freundlich und hilfsbereit. Griechenland halt.
Wir wollen beim Hafenamt eine griechische Fahrgenehmigung (D.E.K.P.A) erwerben. Allein die Erwähnung dieses Wortes erzeugt bei allen anwesenden Abscheu, Ekel und Angst. Offenbar ist der Verwaltungsaufwand dafür mühsam, und der Hafenkapitän scheint mit Formularen, Computern, Englisch und dem ganzen Zeugs hoffnungslos überfordert zu sein. Zum Glück kümmert sich die engagierte Katharina von der CoastGuard für uns darum, was eigentlich nicht ihre Aufgabe wäre, aber sie ist wohl die Einzige dort, die kapiert hat wie es funktioniert. Nach 3 Tagen erhalten wir das ersehnte Dokument mit allen Stempeln drauf.
Inzwischen genießen wir die Stadt mit ihrer griechischen Gemütlichkeit, besichtigen die Festung und werden dort über die große Seeschlacht in der Bucht von Navarino über den Griechischen Unabhängigkeitskampf im 19. Jahrhundert informiert.
Nach 3 Tagen in Pylos wechseln wir über zum östlichen Finger des Peloponnes, Lakonia, und Ankern dort in Arhangelos. Dort habe ich vor 35 Jahren meinen ersten Griechenlandurlaub verbracht. Unsere Freunde Erich und Sigrun sind dem Ort treu geblieben und urlauben immer noch dort. Wir treffen sie und bleiben ein paar Tage in der ruhigen Bucht.

7.4. unerreichbares Ziel

Das Ziel, Sardinien direkt anzufahren, geben wir bald auf. Die Wettervorhersage über mehr als 2 Tage ist völlig unzuverlässig, und der Motor erst recht. Wir beschließen, vorerst nach Norden um Cabo Palos herumzufahren, und dann auf kürzerer Strecke die Balearen anzusteueren. Nach einer unruhigen Nacht am Anker in Cabo Roig starten wir den Versuch Richtung Ibiza. Wir kreuzen gegen den Nordostwind, der hier offensichtlich nie aufhört. Nach 2 Stunden werden wir ziemlich plötzlich von 3 Gewitterzellen eingeschlossen. Etwas überraschend, weil Gewitter sind für diesen Tag in keinem Wetterdienst auch nur möglicherweise vorgesehen.Es sind 30 Knoten Nordostwind. Es blitzt und kracht rundherum, wir kreuzen mittendrin hin und her und können so dem Gröbsten ausweichen. 3 Stunden irren wir dort herum, bis die Gewitter nachlassen. Inzwischen hat auch der Motor wieder aufghört zu arbeiten, was nicht unbedingt zu meiner Entspanntheit beiträgt. Unter Segel können wir uns ins große Hafenbecken von Torrevieja retten, dort kann man auch geschützt Ankern. Im Dieseltank haben die Bakterien einige Gallertpatzen wuchern lassen, die die Dieselleitungen sofort verstopfen. Die VolvoPenta Werkstätte im Ort ist leider nicht daran interressiert uns den Diesel abzupumpen und zu filtern, weil sie ohnehin genug Aufträge hätten, sagen sie. So saugen wir mit einem Handpumperl mühsam die Bakterienpatzen durch eine 5 cm große Öffnung aus dem halbvollen Tank. Wir kriegen den Großteil der Pampe heraus und hoffen, sodass die Maschine jetzt länger am Stück läuft. Am nächsten Tag fahren wir noch ein Stück nach Norden, von wo aus die Überfahrt nach Ibiza am kürzesten ist. Es sind nach wie vor keine Gewitter angekündigt, aber wir sind sehr mißtrauisch und angespannt, weil wir jetzt schon zwei Mal böse überrascht worden sind.
Die Fahrt nach Ibiza in der Nacht beginnt mit leichtem Rückenwind, der gerade zum Segeln reicht. Morgens hört der Wind völlig auf und wir motoren 7 Stunden lang. Unmittelbar vor der Einfahrt nach Ibiza bläst es dann plötzlich wieder mit 20 Knoten beim Ankern. In Ibiza ist wie immer die Hölle los. Weil das Wetter paßt wollen wir gleich weiter nach Mallorca. Kurze Rast von ein paar Stunden, dann geht es weiter. Die Nachtfahrt erfolgt unter Maschine bei kaum Wind und ist ruhig. Es ist eine reine Motorfahrt gegen leichten Ostwind, aber problemlos. Die Maschine funktioniert momentan wieder ohne Zicken. In Mallorca rufen wir neue Wetterdaten ab, und beschließen daraufhin gleich nach Sardinien weiter zu fahren. Kurz nach Palma kollidieren wir mit einem treibenden Holzpfosten, dabei wird das Loggegeberrad beschädigt. Ein Tauchgang zeigt glücklicherweise keine weiteren erkennbaren Schäden. Der Loggegeber ist schnell repariert, es war nur die Achse durch den Schlag leicht verbogen.
Etwa 60 Meilen östlich von Mallorca bleibt der Motor wieder einmal stehen, kein großes Problem, wir wissen schon, wie man den Fehler schnell zumindest eine Zeit lang beseitigt. Allerdings zeigt sich beim Öffnen des Motorraums, dass die Seewasserkühlpumpe stark leckt. Wir drehen nach Norden ab, und segeln 30 Meilen nach Menorca. In Mahon waren wir ja schon, und es hat uns gut gefallen. Allerdings in der Vorsaison. Jetzt sind alle Marinas voll, die ganz wenigen Plätze kosten 120 Euro pro Nacht, am einzigen kleinen Ankerplatz ist neuerdings nur 3 Tage ankern frei. Aber wir müssen sowieso in die Marina um die Kühlwasserpumpe zu reparieren. Keiner der 4 Mechaniker, die wir kontaktieren hat in den nächsten Tagen Zeit, sich das Problem auch nur anzusehen, und wegfahren aus der sauteuren Marina ohne Maschine können wir auch nicht. Nach viel Herumtelefonieren finden wir ein Geschäft für VolvoPenta Ersatzeile, 5 km vom Hafen weg, ein gutes Stück am Berg droben! Aber egal, wir können dort neue Dichtungsringe für die Pumpe kaufen und selbst montieren, mit Hilfe eines Mechanikers, der dann doch kurz Zeit für uns hat. Am nächsten Tag können wir aus der teuren Marina weg auf den Ankerplatz, wo wir eben erfahren, dass wir da nur 3 Tage bleiben dürften. Der Wetterdienst verspricht ein Fenster von 3-4 Tagen mit günstigem nördlichen Wind, daher starten wir nach einem Ankertag den 4. Versuch, von Spanien weg nach Sardinien zu kommen.
Die zweitägige Überfahrt geht recht gut, westlich von Sardinien beginnt dann heftiger Nordwind mit bis zu 30 Knoten und 5m hohen Wellen. Ärger als im Atlantik! Im Funk gibt es Sturmwarnung. Wir schaffen es, vor Beginn des Sturms in einer südlichen Bucht Sardiniens unterzuschlüpfen. Einfahrt in die Bucht bei Nacht, ein toller Megascheinwerfer von der Strandbar macht mich völlig blind, Starkwind, und Ankern unter Segel, weil die Kühlpumpe wieder ausfällt. Spannend, aber gut gegangen. Das Pumpenproblem kann am nächsten Morgen rasch beseitigt werden.
Nach einem Ankertag können wir problemlos die letzten 30 Meilen bis nach Cagliari in die Marina fahren. Endlich!
Nächstes Problem: die Wettervorhersage sieht ganz so aus als kämen wir hier die nächsten 10 Tage nicht weg. Südwind bis Ostwind. Kurs Südost. Also auf jeden Fall wieder voll dagegen.
Weil Fotos von Gegenwind oder einem nicht laufenden Motor oder ausgebauten Kühlwasserpumpen nur wenig ergiebig sind, und die Orte an denen wir waren schon bei der Hinfahrt dokumentiert wurden, gibt es an dieser Stelle keine Bilder.

 

 

 

7.3. Cartagena

In Gibraltar bleiben wir nur eine Nacht am Anker, die Stadt kennen wir ja schon. Am nächsten Tag geht es 130 Meilen weiter in eine günstige Marina in Almerimar. Wir bleiben wir ein paar Tage zum Einkauf und wollen dann direkt mit dem Westwind  auf die Balearen weiterfahren.  Unterwegs reisst uns das Vorsegel ein und wir müssen in Cartagena einen Zwischenstopp einlegen. Die Segelreparatur dauert 4 Tage. So lang können wir uns Cartagena anschauen. Cartagena ist eine ganz nette Stadt, mit schönem Altstadtkern, Fußgängerzonen mit Marmorpflasterung, es gibt mehrere technische Universitäten, entsprechend viele junge Leute wuseln abends durch die ungezählten Lokale der Stadt. Der Altersschnitt erhöht sich kurzfristig dramatisch, wenn wieder ein Monster-Kreuzfahrtschiff anlegt. Rund um die Altstadt gibt es noch eine Menge Ausgrabungsstätten aus Karthagischer und Römischer Zeit zu besichtigen. Sehenswert ist auch das Museo Naval mit jeder Menge nautischen Objekten.
Nach 4 Tagen ist das Segel fertig, der für uns günstige Westwind hat natürlich aufgehört, Ostwind gegenan hat angefangen. Als wir losfahren ist der Gegenwind statt 15 Knoten bis zu 28 Knoten stark, ein Mordsgewitter mit Regenfronten überholt uns. Dann setzt auch noch der Motor aus, weil wieder irgend ein Dreckwuzel im Diesel die Zufuhr stoppt. Wir segeln 15 Meilen nach Cartagena zurück, bis direkt in den Hafen, weil der Motor nicht verläßlich arbeitet. Zum Anlegen reicht es gerade, und wir reinigen wieder einmal alle Dieselleitungen durch. Der Wind bleibt auf Ost und wird immer stärker. Die nächsten 5 Tage besteht keine Chance, von hier weg zu kommen. Die Wettervorhersage schaut jeden Tag völlig anders aus. Im Moment läßt sich gar nichts länger als einen Tag vorausplanen. Bis zum Ziel Sardinien sind es aber 4-5 Tage Fahrzeit.

7.2. Portugal Algarve, und Cadiz bis Gibraltar

Die Fahrt von Lissabon nach Süden zur Algarveküste erweist sich als komplizierter als gedacht. Wir hatten mit angesagtem Nordwind von 15 bis 25 Knoten gerechnet, mit dem wir die 100 Meilen rasch mit Vorwindkurs abgefahren wären. Stattdessen beginnt der Tag mit Null Wind und Motor. Etwas später durchqueren wir zwei Stunden lang eine dichte Nebelbank mit kaum 100m Sicht. Es ist kalt und überall bilden sich Wassertröpfchen. Nach der Ausfahrt aus der Bank ist es wieder wolkenlos und warm. Der „Nordwind“ beginnt dann als Südwind mit 10Knoten, wir kreuzen eine Zeit lang dagegen. Dann dreht er nach West, bleibt aber zu schwach zum Segeln. Erst am späten Nachmittag wird dann endlich ein Nordwind daraus, aber viel zu schwach. Bei maximal 12 Knoten platt vor dem Wind und dazu 1,5m Wellen, wie halt am Atlantik üblich, bleibt kein Segel stehen. Nach ein paar Stunden wird es uns zu blöd und wir motoren die Nacht durch. Recht viel Schiffsverkehr ist hier entlang von Portugal, da gibt es kein Schlafen.
Der Morgen empfängt uns statt mit einem Sonnenaufgang wieder mit dichtem Nebel, aus dem es herausregnet. Wir sind ganz nah am Cabo Vicente ohne es im Nebel zu sehen, hören bloß die Brandung. Erst als wir vorbei sind reißt es auf und es wird langsam sonnig. Der Wind legt, wie bei jedem Kap, deutlich zu, die Welle auch, dann sind wir ums Eck, die Wellen verschwinden fast augenblicklich, und wir können 2 Stunden gemütlich bei Leichtwind segeln, bis der Wind ganz aufhört. Die Algarveküste ist landschaftlich schön, mit Steilküsten und Strandabschnitten, die Orte sind wenig beeindruckend, viele Hotels halt für den Massentourismus. Manche sind ganz nett in die Landschaft eingefügt, andere wiederum sind nur hässliche Glas-Betonklötze. Wir steuern Albufeira an um dort am Anker zu übernachten und wollen am nächsten Tag in die Lagune von Faro weiterfahren.
Die Fahrt dorthin, teils mit Motor, teils am Wind segelnd (ohne Welle! Segeln beginnt langsam wieder Spaß zu machen) dauert bloß 4 Stunden, dann ankern wir in der Lagune, ruhiges Wasser, fast Windstille und heiß. Auch Baden macht wieder Spaß im ruhigen Wasser. Der Ort auf der Sandinsel Culatra ist sehr seltsam. Ein Fischerdorf mit kleinen, aber gepflegten Häuschen, saubere Gässchen mit Straßenlaternen, Mülltonnen, Straßenschildern, Hundegackerlsackerlständern und allem was zu einem Ort halt so gehört – aber keine Straße. Es gibt nur Sandbahnen mit den Spuren von den 3 oder 4 Gemeindetraktoren, die dort den Müll entsorgen. Es gibt dort kein Auto, kein Moped und auch sonst nichts Motorisiertes, außer den paar Traktoren eben, und natürlich die Fischerboote draußen. Im Ort bieten zahlreiche Fischlokale und kleine Beisln Speis und Trank zu halbwegs günstigen Preisen an.

Die Fahrt von Faro nach Cadiz ist als Motorfahrt geplant, da kein Wind vorhergesagt ist. Kein Wind stimmt auch, überraschend sind aber die bis zu 2m Wellen gegenan, die das Fortkommen sehr bremsen. Sie stammen vom Fast-Sturm, der zur Zeit durch die Straße von Gibratar herausbläst. Kurz vor Cadiz kommt auch plötzlich Gegenwind von 18-25 Knoten auf, wir brauchen für die letzten 10 Meilen bis in den Hafen 4 Stunden. Es ist finstere Nacht bei der Ankunft, die grellen Stadtlichter blenden und überdecken alle Navigationshilfen. Eine Nachteinfahrt in einen fremden Hafen bei Starkwind – das mag ich schon gar nicht! Es geht aber gut und wir liegen dann ruhig und sicher in der Marina Puerto America. Es sind nur 5 Minuten mit den Rädern in die Stadt. Cadiz hat eine sehr nette Altstadt auf einer Halbinsel mit sehr engen Gassen. Die Innenstadt ist voller Lokale. Hier treffen wir nach den Kanaren auch wieder auf „100 Montaditos“, die spanische Antwort auf  McDonalds, aber viel besser und viel billiger. Es gibt tausend schmale Gassen mit schönen Fassaden, und alle schauen gleich aus. Man verirrt sich hier leicht, aber die Halbinsel mißt nur 1.2km im Quadrat, und so kommt man in jeder Richtung bald ans Meer hinaus, wo man sich wieder orientieren kann. Die Gassen sind zwar zum großen Teil offen für den Verkehr, es fährt aber außer ein paar Zulieferern niemand herum, nicht einmal Mopeds, es ist gar kein Platz für Autos. Geparkt wird offenbar in irgendwelchen Tiefgaragen oder auswärtigen Plätzen, jedenfalls haben wir nur ganz wenige Autos in der Innenstadt gesehen. Die wirkt wie eine riesige Fußgängerzone. Wir genießen allabendlich das rege Leben in den Gassen und Plätzen, es ist ja noch bis 22 Uhr hell. Wir kochen gar nicht am Schiff, gehen immer auswärts essen, man muß die angenehme Stimmung am Abend in der Stadt einfach genießen.
Nach 2 schönen Tagen in Cadiz nutzen wir ein Wetterfenster, der starke Ostwind hört auf, und wir können durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer zurückfahren. Eine starke Strömung von 3 Knoten schiebt fleißig mit an. Um 14 Uhr kreuzen wir die Fahrtlinie unserer Ausfahrt auf die Kanaren vor 2 Jahren. Der Kreis der Atlantikrunde schließt sich. Abends in Gibraltar wird mit einem Fläschchen Sekt auf die Rückkehr ins Mittelmeer angestoßen. Der Atlantik mit seinen Riesenwellen, dem vielen Regen und nie aufhörenden Winden wird definitiv NICHT in meine Liste meiner bevorzugten Segelreviere aufgenommen.

7.1. Portugal, Lissabon

Die portugiesische Hauptstadt ist es schon wert, dass man sich ein paar Tage zur Besichtigung Zeit nimmt. Wir liegen in der Marina Doca de Alcantara im Fluß Téjo. Die ist zwar nicht besonders schön, liegt aber verkehrstechnisch günstig für Stadtbesuche. Südlich von uns liegt der Containerhafen, wenig hübsch und tagsüber laut. Westlich von uns quert die Ponte 25 de Abril den Fluß. Die Brücke ist ähnlich wie die Golden Gate Bridge, und auch nur unwesentlich kleiner als diese. Darüber führt eine sechsspurige Autobahn und eine Etage tiefer die zweigleisige Schnellbahnstrecke. Das Ganze macht Tag und Nacht einen Höllenlärm, zum Glück haben wir genügend Abstand davon. Über uns führt die Einflugschneise zum Flughafen mit Anflügen etwa alle zwei Minuten, aber nur tagsüber. Nördlich schneiden uns eine mehrspurige Strasse, die Schnellbahn und die Tramwaytrasse von der Stadt ab. Wenn man jedoch die Übergänge oder Unterführungen einmal gefunden hat, ist man schnell mitten in der Stadt, mit unglaublich viel Verkehr, Menschen auf den Straßen, vielen Plätzen zum Verweilen, beeindruckenden Bauten und unzähligen Lokalen.
Wir haben die Räder reaktiviert und fahren damit den etwa 10km langen Radweg am Flußufer abwärts. Wir entdecken dabei inmitten der Touristenmassen den Turm von Belem, fahren am Elektromuseum vorbei, besichtigen das Kloster Mosterio do Jerónimos, wandern durch den Botanischen Tropischen Garten, der allerdings etwas enttäuschend ziemlich verwildert und heruntergekommen ist. Weiter flußaufwärts spzieren wir durch den Stadtteil Alfama mit engen und verwinkelten Gassen, Stiegen und Plätzen. Ein Ausflug führt in die Oberstadt, die aber tagsüber nicht gar so beeindruckt. Abends sind hier aber die Lokale offen, und die liegen hier Tür an Tür, da spielt sich’s ab.
Etwa 10km Radfahrt flußaufwärts, größtenteils auf Radwegen, bringen uns zum Oceanário de Lisboa. Das riesige Meeresaquarium im Zentrum mit einer toll gestalteten Unterwasserlandschaft und vielen sehenswerten Bewohnern ist von einer Unzahl kleinerer Aquarien umgeben, die zwar voneinander abgetrennt sind, aber scheinbar doch zusammenhängen, weil man immer wieder Durchsicht aufs Hauptbecken hat. Man hat immer das Gefühl mitten in der Unterwasserwelt und den Felshöhlen herumzuspazieren. Haie, Rochen, riesige Sonnenfische, aber auch kleine bunte Riffbewohner schwimmen wenige Zentimeter vor der Nase vorbei. Außen herum gibt es auch noch gekühlte Abteilungen mit lustigen Pinguinen, aber auch tropischen Regenwald. Die Anlage ist auf jeden Fall absolut sehenswert.
Rund um die Sehenswürdigkeiten gibt es natürlich Touristen-Sonderhöchstpreise, aber etwas abseits der Touristenströme sind die unzähligen Lokale durchwegs preiswert, teilweise sogar echt billig. Auch Einkäufe im Supermarkt machen wieder Spaß, tolles Angebot an Obst und Gemüse, Fleischereien mit Niedrigstpreisen und Bäckereien mit sensationellem Brot.
Nach genau einer Woche Aufenthalt in Lissabon starten wir in Richtung Süden, wollen entlang der Algarveküste, durch die Gibraltarstraße ins Mittelmeer.

P.S.: Mit unserem letzten Tag in Lissabon beenden wir das 3. Jahr unserer Reise.