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3.7. Festlandküste bis Gibraltar

Die spanische Festlandküste entlang des Alboranmeeres bietet jetzt absolut keine Verbesserung bezüglich Schönheit oder Interessantheit. Ganz im Gegenteil. Strände mit endlosen Hotelblockreihen, dazwischen kahle Felsabschnitte, das Meer verseucht mit Müll und Motorbooten. Hier wurde alles dem Billig-Massentourismus geopfert. Ödeste Umgebung. Auf einer Skala von 1(grauslich) bis 10(fantastisch) eine glatte minus 3. Wir beschließen, die etwa 350 Meilen bis Gibraltar zügigst durchzuziehen. Es ist extrem schwül, sehr dunstig, nur wenige Meilen Sicht. Wir sind an der Costa del Sol(!) und sehen die Sonne vier Tage lang nicht. Eine fette Hochnebel-Dunstschicht verdunkelt zeitweise den Tag, im grauen Streulicht gibt es keinen Schatten.  Wind 0 bis 7 Knoten, und wenn 7, dann wenigstens genau von vorne. Völlig unbrauchbar zum Segeln, daher stundenlanges nerviges Motorgebrumme. Ankermöglichkeiten gibt es nur wenige, aber das Meer ist ziemlich ruhig, und die Marinas in der Gegend sind teilweise sehr billig, auch in der Hauptsaison. In einer davon, Almerimar, lassen wir die Lattentaschen im Hauptsegel erneuern und verstärken. Das wollte ich schon seit einem halben Jahr machen lassen. Kostet zwar 300 Euro, aber dafür steht das Segel jetzt wieder wie `ne Eins. Der Vorbesitzer hatte die Lattentaschen zugeklebt und die Latten wohl über Bord geschmissen. Dass das Hauptsegel am Wind absolut kein Profil bildete, hat ihn wohl nicht so gestört. Hier liegen wir neben Robin und Marisa, er Neuseeländer, sie Spanierin, die seit vielen Jahren in der Welt herumschippern, und die uns an einem gemütlichen Abend viele Tipps und Tricks aus ihrer reichen Erfahrung verraten.
Bei der Ankunft in Gibraltar stellen wir fest, dass alle britischen Marinas überfüllt sind, man muss dort reservieren. Die nebenliegende spanische Marina ist gleich teuer, doppelt so groß und nicht einmal halb voll. Wenn man in die Stadt will, muss man von dort halt über die Grenze nach England einreisen, mit Passkontrolle und Zoll, trotz EU, und mit britischen Pfund. Die Straße quert gleich nach der Grenze die Flughafenlandebahn und wird bei Starts oder Landungen gesperrt. Ein zweistündiger Fußmarsch über extrem steile Straßen und Wege bringt uns auf den berühmten Felsen. Es gibt zwar auch eine Seilbahn hinauf, die ist aber unverhälnismäßig teuer. Von oben gibt es einen grandiosen Rundblick, und die dort freilebenden Berberäffchen springen zwischen den Touristen herum, klauen ihnen Smartphones und lose Gegenstände, und haben einen Mordsspaß damit. Der Rest der Stadt ist very british, mit typischen Telefonzellen und englischen Abfalltonnen. Wenigstens fahren sie dort auf der richtigen Seite, nicht wie in England. Hier bleiben wir ca. eine Woche um ein Paar Dinge für das Boot einzukaufen und zoll- und steuerfrei zu tanken (50ct/ltr), und um einen günstigen Wettermoment für die Passage durch die Strasse von Gibraltar in den Atlantik abzuwarten. Neben unserem Liegeplatz liegt ein weiteres österreichisches Boot mit Robert und Veronika. Die haben etwa die gleichen Routenpläne wie wir.

3.6. Party, Party!

Ibiza erwartet uns. Zwar nicht gerade ungeduldig, weil für die knapp 50 Meilen Überfahrt brauchen wir 28 Stunden. Das deshalb, weil ich beschlossen hatte, ohne Motor, nur unter Segel zu fahren. Und 16 Stunden lang war dann halt gar kein Wind, dafür elendigliches Wellengeschaukel. Kleine Geduldsprobe. Aber wir haben ja schliesslich keine Eile, und sind letztendlich doch noch angekommen. Und gleich vorweg: es geht noch tiefer, viel tiefer!
Ibiza! Die Partyinsel! Clubs ohne Ende und immerfort die Superüberdrübermuke zum Abtanzen. Hier sind die angesagtesten Dietscheis am Schrauben und setzen neueste sogenannte Musiktrends, bzw. entwickeln nervige Klingeltongeräusche, wie ich es nennen würde. Das ist genau mein Fall, dafür bin ich hergefahren, da muss man doch dabeisein. Aber im Ernst: eigentlich liegt Ibiza halt gerade auf unserem Weg herum, und die Partykacke spielt sich sehr konzentriert in den grösseren Bade/Hotelbuchten ab. Abseits davon gibt es wenige vom Land aus schwer zugängliche Buchten. Dort kann man auch Ibiza kurz aushalten. Die Buchten sind leider allesamt nach Süden bis Osten offen. Zum Glück ist gerade ungewöhnlich ruhiges Wetter, zwar immer Südostwind, aber sehr schwach, sodass wir auch in ungeschützten Buchten übernachten können. So schön wie Mallorca oder gar Menorca ist die Küste hier aber bei Weitem nicht.
Ibiza Stadt. Das Zentrum der gruseligen Club- und Partywelt. Wenn da nicht die Altstadt wär, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, hätten wir einen großen Bogen herum gemacht. Die wollen wir uns aber anschauen. Die Altstadt ist ganz nett, aber der ablolute Weltkulturwahnsinn isses dann auch nicht. Der Rest der Stadt: dreckig, drei sauteure Marinas im Hafen, Ankerverbot im Vorhafen, Ankern geht nur in einer Nachbarbucht mit Motorboot-im-Kreis-Fahrern, Jetski-im-Kreis-Fahrern und allem Weiteren, was Lärm macht und nach Benzin stinkt. Wassersport für Sportliche halt. Von da aus sind es 5km zu Altstadt, man geht durch eine eigene Hotel-Stadt. Dazwischen vierspurige Strassen. Kein Strand, kein Supermarkt, nicht einmal Souvenier- oder Fetzenläden – nur Hotels für zigtausende Gäste. Trotzdem sind die wenigen Strandabschnitte hier recht leer, die Hotelpools, die man einsehen kann ebenso. Wo sind die Massen, die mit den Fliegern im 2-Minutentakt über uns hereindonnern? Die fahren alle, und zwar tausende täglich, mit den Schnellfähren nach Formentura, die Sandstrandinsel südlich von Ibiza. Wir wollen uns das anschauen, drehen aber ein paar Meilen vorher ab, denn der Fährverkehr hier ist unerträglich. Wir sind umzingelt von 30-40 rasenden Motorbooten. Das hier ist der schlimmste Ort, den wir bisher besucht haben. Mir ist völlig unverständlich, dass da jemand freiwillig herkommt, um Urlaub zu machen. Gegen das hier war Mallorca erfreulichst angenehm, viel besser als ursprünglich erwartet. Wir verschwinden hier wieder nach bereits 4 Tagen in Richtung Festland. Auf der windlosen  Überfahrt begleiten uns 5 Delfine eine Zeit lang.

3.5. zwei Wochen Badewetter

Während der Wartezeit hatten wir eigentlich geplant, alle Buchten auf der Südostseite abzufahren. Wir finden dann aber bald die Cala Mitjana und bleiben dort 5 Tage hängen. Die schmale Bucht ist tief in die Felsen eingeschnitten, rundum geschützt, mit Sandgrund, gleichmäßig 6m tief bis zum Rand, und hat am Ende einen kleinen Sandstrand. Es gibt kein Hotel, keine Siedlung in der Nähe. Die wenigen Badegäste müssen zu Fuß etwa 1 Stunde gehen um hier her zu kommen. Daher ist relativ wenig los, nur am Wochenende kommen tagsüber sehr viele Badegäste mit kleinen Motorbooten. Die meisten davon Leihboote, deren Fahrer völlig unbelastet von jeglichem bootsfahrerischem Verständnis wirr herumkurven und ihre Ankerleinen irgendwie nach einem undurchschaubaren höheren Plan in der Bucht verteilen. So ein kleines Motorboot hat ein Lenkrad wie ein Auto, verhält sich aber in jeder Hinsicht komplett anders, steuert hinten, und das erst unter Fahrt, und bleibt nicht einfach stehen, sondern dreht sich und wird von Wind und Strömung abgetrieben. Das haben die Wochenend-Kapitäne allesamt nicht kapiert. Trotzdem fahren die Verrückten hier mit 150 PS und mehr herum. Ganz bestimmt alles stolze Bootsführerschenbesitzer mit fundierter Ausbildung! Kleinere Kollisionen, ratlose Gesichter, sehr unterhaltsam für die anderen. Wir nennen es „Ankerfernsehen“ – zehn Mal besser als jedes Reality-TV. Der Wahnsinn hier ist echt.
Außen wird die gesamte Bucht von einem einzigen, mindestens 1 Quadratkilometer großen Privatanwesen umschlossen. Es ist ein großes Haus mit Pool und eine riesige, gepflegte Parkanlage. Ständig sprühen hunderte Rasensprenkler, 4 Gärtner kehren, jäten und schneiden ständig den Park, mindestens 10 weitere Hausangestellte wuseln im Gelände herum. Wer der Besitzer ist, konnten wir nicht herausfinden. Jedenfalls ist das mit Abstand die feinste und ruhigste Anker- und Badebucht, die wir bisher gefunden haben. Und das mitten in einem paradiesischen Garten.
Der sehnlich erwartete Wassermacher-Ersatzteil wird wie geplant pünktlich an die Gelateria Cucurucho am Hafen angeliefert und wird von uns abgeholt. Der Einbau ist unkompliziert und verläuft problemlos, das Ding funktioniert auf Anhieb. Endlich haben wir wieder jederzeit Trinkwasser in fast unbegrenzer Menge, ohne Flaschenschleppen vom Supermarkt.
Die weitere Route wählen wir entlang der Nordküste. Dort erhoffen wir uns mehr Ruhe als im extrem touristischen Süden. Die Wettervorhersage verspricht umlaufenden Schwachwind, Stärke 1 bis 2. Nach der Ausfahrt aus der Bucht bläst es böig mit 5 bis 6 Windstärken daher. Wir raufen ein wenig mit der Segeleinstellung herum. Bis alles passt und wir fein segeln könnten, ist der Spuk aber auch schon wieder vorbei, und wir motoren nach Sóller, dem einzigen Hafen an der Nordseite Mallorcas. Wir bleiben ein paar Tage und machen mit der historischen Bummelbahn von dort aus einen Tagesausflug ins 30km entfernte Palma. Die einstündige Fahrt geht durchs Gebirge, in Tunnels und über Brücken und zeigt uns ein bisschen vom Inneren Mallorcas. Der dreistündige Aufenthalt in Palma reicht aus, um den schönen Altstadtkern zu durchwandern. Die Hafen- und Strandbereiche der Stadt sind dagegen völlig uninteressant.
Bevor wir in Richtung Ibiza weiterfahren, wollen wir günstigen Wind abwarten, im Moment ist gar keiner. Wir Ankern in der Bucht vor Santa Ponsa auf der Westseite Mallorcas. Auf der Suche nach einem Supermarkt finden wir hier das „Cafe Katzenberger“ und das „Jürgen Drews Kultbistro“. Ein Traum! Wir sind endlich im Mittelpunkt des internationalen Jet-Set mit allen seinen Superpromis. Tiefer geht’s nicht mehr. Oder doch?

3.4. im Zentrum des deutschen Tourismus

Die Überfahrt nach Mallorca gestaltet sich recht ruhig. Ein angenehmer Segelwind bläst uns mühelos die 25 Meilen dorthin. Umso größer ist der Kulturschock. Waren in Menorca eher beschauliche Orte mit meist britischen, ruhigen Touristen die Regel, so sind wir hier mitten im Ballermann-Katastrophengebiet angekommen. Dabei ist hier  das von Palma weitest entfernte, gegenüberliegende Ende der Insel! Viele, viele deutsche Touristen auf der Suche nach lautem Spasss, alle Geschäfte zuerst in Deutsch beschriftet, Lokale wie „Bierbrunnen“, „Roberts Treff“, „Heidis Schnitzelhütte“ usw. Die einheimischen Betreiber sprechen oft besseres Deutsch als viele der meist nicht mehr ganz nüchternen Gäste. Soll nicht heissen, dass alle Deutschen etwas komisch sind, aber alle komischen Deutschen sind auf jeden Fall hier. Ununterbrochen sind irgendwelche Ausflugsboote („Piratentour“ oder „Party Boat“, Getränke inbegriffen) mit ihrem grölenden und lallenden Frachtgut mit Vollgas entlang der Küste unterwegs.  Fernab davon wollen wir trotzdem ein paar schöne und ruhigere Buchten finden. Die Touristenorte wollen wir nur zwangsläufig anfahren, wenn wir einmal was einkaufen müssen.
Es ist der 13.Juni, Geburtstag meiner Tochter Anna, und zugleich der erste Jahrestag unserer Reise. Wir werden daraufhin abends wohl ein Fläschchen Sangria  umfüllen.
Heute zeigt der Dingi-Außenborder unterwegs plötzlich Leistungsabfall und dann völlige Dienstverweigerung. Als wir ihn nach dem Zurückpaddeln ins Schiff heben, tropft unten aus dem Kühlauslass ölige schwarze Pampe heraus und versaut das ganze Cockpit. Ich denke zuerst an austretendes Getriebeöl, das ist aber einwandfrei sauber und das Getriebe ist voll. Ein paar Stunden später, nach ausgiebiger Reinigung der Cockpitsauerei schau ich mir den Murl noch einmal genau an, und er funktioniert wieder problemlos und ohne Ölpampenspritzerei. Hatte wohl eine Qualle oder ein Nylonsackerl gefressen und daraufhin Verstopfung oder Blähungen oder sowas.
Unterwegs an der Ostküste erwischt uns ein Gewitter, wie wir es noch nicht erlebt haben. Wir sind Kleidungsmäßig auf ein 20min Sommergewitter eingestellt. Es schüttet dann aber 2 volle Stunden wie aus kübeln, dazwischen ein 20miütiger Hagelsturm vom Feinsten, sodass im Cockpit 3cm hoch Hagelkörner liegen. Wir sind nass bis auf die Haut und haben eiskalte Füße vom Stehen im Hagel. Zum Glück sind die Sturmböen nicht so schlimm, und der Blitz hat uns diesmal auch nicht gefunden.
Die nächste Woche müssen wir wohl hier im Raum rund um Porto Colom bleiben, obwohl die Möglichkeiten hier doch recht begrenzt sind, weil wir auf die Lieferung eines Ersatzteiles für den Wassermacher warten. In der Zwischenzeit liegen wir in verschiedenen Buchten oder schauen uns eine Tropfsteinhöhle an.

3.3 Endlich Ruhe nach dem Sturm

Draußen in der Ankerbucht vor Mahon lernen wir Edwin und Sybille aus der Schweiz kennen. Die beiden bieten Luxuskojencharter auf ihrem Katamaran KOCO an. Da sie im Moment keine Gäste haben, verbringen wir zwei Abende bei ihnen an Bord. Ein toller 52 Fuß Katamaran mit allen erdenklichen Luxusausstattungen, da wird den Gästen schon einiges geboten.
Der Dienstag-Sturm hält sich ziemlich an die Vorhersage und dauert wirklich nur einen Tag. Das reicht aber aus, dass die „Edelstahl“-Abstützungen des Generatormasts entgültig zerbröseln, und der Generator beinahe ins Meer kippt. Zum Glück bleibt er am heckseitig befestigten Beiboot hängen und wir können neue improvisierte Masthalterungen basteln, die wahrscheinlich länger halten werden als die Originalteile. Die gebrochenen Teile stammen aus dem teuren Original-Montagesatz, waren aber offensichtlich ein ziemlich wertloses Zeugs.
Am nächsten Morgen dann neue Aufregung: ein französisches Boot ist nahe unserem Ankerplatz auf Grund gelaufen und im schlammigen Sand stecken geblieben. Indem die „leichtgewichtigen“ Männer der umliegend ankernden Boote gemeinsam auf dessen Baum sitzend das Boot krängen, können wir es aber nach einigen Minuten frei bekommen.
Die folgenden Tage sind ruhig, warm und schwach windig, so können wir unseren Plan, Menorca im Norden zu umrunden, endlich umsetzen. Wir segeln täglich ein paar Stunden bis zur nächsten mehr oder weniger einsamen Ankerbucht und übernachten dort. Wir treffen jetzt auch öfter auf Boote, die wir schon kennen und die wohl die gleiche Route fahren wie wir. Endlich einmal kein Wetterstress, kurze Fahrtstrecken und entspannende Aufenthalte. So macht’s dann auch wieder richtig Spass.
Die Rundfahrt über den Norden Menorcas bietet eine wilde Felsküste und dazwischen immer wieder schmale, gut geschützte Buchten, die hinter der ersten Sanddüne überraschend sanfte Waldhügel, Flußauen und Ackerland aufweisen. Ausgiebige Wanderungen lohnen sich da immer wieder.
In Ciutadella an der Westseite Menorcas bleiben wir zwei Tage vorm Hafen am Ankerplatz. Der ganze Ort liegt auf einem ca 10m hohem Felssockel mit steilwandigen befahrbaren Einschnitten, die ca 6-10m tief sind. Wie ein Pool. Obwohl unmittelbar vor der Stadt gelegen ist der Abkerplatz auch zum Baden geeignet. Die Stadt ist hübsch und gepflegt, und sehr stark von Touristen frequentiert.
Danach schauen wir uns noch ein paar kleine Badebuchten auf der Inselsüdseite an. Da sind ein paar traumhaft schöne Badebuchten ohne Bebauung und ohne Zufahrt. Erstaunlicherweise auch ohne Mobilfunkempfang, obwohl dort recht viele Touristen unterwegs sind. Diese kommen tagsüber zu Fuß von den etwa 3km entfernten Orten zum Baden, abends und nachts sind wir dort allein, mit höchstens ein oder zwei anderen Booten. Einzig negativ ist hier der ständige starke Schwell von Süden, der trotz sehr wenig Wind entsteht, und voll in jede Bucht hineisteht. Das bedeutet ständig starkes Geschaukel – Tag und Nacht. Mitte der Woche soll ein wenig Wind kommen, der uns hoffentlich nach Mallorca hinübertreibt.

3.2. Haltet den Dieb!

Die Windvorhersagen werden immer grausiger. Ursprünglich war ein kurzer Sturm nur für Donnerstag Nacht angekündigt, der allerdings erst am Samstag kam, und nach dessen Ende sofort das nächste und nächste und nächste Sturmtief aus dem Golf von Lyon herunterkommt. Immer mit Windstärke 8. Mittlerweile soll der Nordsturm nicht bevor 10 Tagen enden. Täglich kommen zwei neue Sturmwarnungen für dieses Gebiet am Navtex herein. Am Freitag ist an der unweit gelegenen Küste von Formentera ein Boot verunglückt, es gab sogar Todesopfer. Das komplette westliche Mittelmeer ist derzeit langfristig von Stürmen zugesch….. Wir müssen im Hafen bleiben. Trifft sich eh gut, denn gestern hat man uns beide Fahrräder geklaut. Die inzwischen ziemlich verrosteten Billigfahrräder! Herzlichen Glückwunsch dem Dieb! Sie waren hinterm Boot auf der Mole abgesperrt abgestellt gewesen. 8 Monate lang in Italien haben die Dinger niemanden interessiert, nach 3 Tagen in Spanien sind sie weg. Hätt‘ ich nicht gedacht. Viel Hoffnung hat uns die Polizei bei der Meldung aber nicht gemacht, obwohl hier alles mit Videokameras überwacht wird. Einen der Hafentage nutzen wir, um gemeinsam mit unseren britischen Liegeplatznachbarn einen Ausflug nach La Mola zu machen. Das liegt am Buchteingang nach Mahon und ist eine riesige Festungsanlage aus dem 19.Jhd. So gewaltig groß, dass wir darin fast 3 Stunden lang herumwandern können. riesige Hallen, tiefe Gräben, meterdicke Mauern, Gänge, Kanonenstellungen ohne Ende über mehrere Stockwerke, mittendrin Unterkünfte für tausende Soldaten.
In der nächsten Woche findet hier eine Regatta mit Superluxusyachten statt (Wally-Klasse und Maxi 72-Klasse). Einige Teilnehmer sind bereits da und liegen unweit von uns an der Mole. Jede einzelne Yacht ist ungefähr 3 bis 4x so lang wie unser Schiff, und etwa 40x so teuer. Bisher sind schon ein paar Luxusyachten angekommen:
Gesehen und bestaunt, die Wally-Yachten „Magic Carpet 3“ (100ft), „Sensei“ (94ft), „Ryokan“ (80ft), „Galma“ (94ft), „Y3K“ (100ft), „J-One“ (80ft), „Open Season“ (100ft), „Lyra“ (100ft), „inti“ (80ft), „Kenora“ (107ft),
deneben noch „Song of the Sea“ (Swan 112ft), „Nirvana“ (Vitters 186ft)
und ein paar reinrassige Rennschüsseln:
„Momo“, „Jethou“, „Shockwave“ und „Robertissima 3“ (Maxi 72ft),
sowie die australische „Wild Thing“, (100ft), die mit umgelegtem Mast und einem Loch im Heckspiegel einläuft. Keine Ahnung, was die unterwegs getrieben haben.
Die Sturmwarnungen am Navtex lauten seit 7 Tagen immer gleich: Menorca Nordwest oder Nord, 8Bf, Golf von Lyon Nordwest, 8-9Bf, ohne die geringste Spur von Besserung. Heute Freitag, an unserem 9. Hafentag müssen wir und auch unsere Nachbarn raus aus dem Hafen, in die Ankerbucht, weil unsere Liegeplätze für die weiteren Regattaboote vorreserviert sind. Der Sturm soll laut Vorhersage ab heute am Abend schwächer werden, und ab morgen Abend überhaupt aufhören. Vorläufig. Bis nächsten Dienstag. Wir werden sehen.

3.1. Ankunft in Spanien

Ein ruhiges Wetterfenster von 4 Tagen kündigt sich an, wir nutzen es für die Überfahrt nach Menorca. Es ist dann  wirklich so ruhig, dass wir die meiste Zeit unter Maschine fahren müssen. Wir treffen unterwegs auf keine anderen  Schiffe, dafür werden wir am Morgen nach der ersten Nacht von gut gelaunten, springenden Delfinen umringt, die uns fast eine halbe Stunde lang begleiten. Nach 50 Stunden durchgehendem Motorgebrumme, aber wenigstens ohne Wetterstress laufen wir in Mahon (Mao), der Hauptstadt Menorcas ein. Mahon spricht man „Majo“ und ist der Erfindungsort der Majonaise. Kein Scherz. Die Stadt liegt in einer tiefen, verzweigten Bucht. Leider gibt es keine Ankermöglichkeit nahe der Stadt, daher fahren wir in eine Marina. Wir finden einen halbwegs preisgünstigen Platz. Dort wollen wir abwarten, denn es ist für das Wochenende schon wieder Nordsturm mit Stärke 9 angesagt. So bleibt wenigstens Zeit, die Umgebung ausgiebig zu durchstreifen. Die Stadt ist ganz nett, eher touristisch ausgerichtet, aber nicht außergewöhnlich sehenswert. Ein bisschen Umgewöhnung ist erforderlich: Buenos Dias statt Buon Giorno, Holla statt Salve, Adios statt Arrivederci. Die Siestagebräuche sind gleich wie in Italien, der Strassenverkehr ist viel weniger chaotisch, und es sprechen viele ganz gut Englisch, zumindest einmal hier in Menorca. Täglich erreichen ein bis zwei Kreuzfahrtschiffe den Hafen, und anschließend strömen immer Massen von freigelassenen Kreuzfahrttouristen an unserem Liegeplatz vorbei. Abends ist der Spuk vorbei, und es wird ab 10Uhr ziemlich ruhig in den Strassen. Damit es nicht ganz fad wird, gibt die Fäkaltankpumpe den Geist auf. Die Reparatur, der Aus- und Einbau dauern gut 4 Stunden, kopfüber hängend in einem winzigen Schacht, wo man grade mit einem Arm reinkommt. Fäkalschläuche ab- und anschrauben. Meine Lieblingsstellung. Ich verfluche das Boot, bzw. denjenigen, der diese Pumpe irgendwann nachträglich in der bescheuertsten Position, die zu finden war, eingebaut hat. Natürlich sind alle Kabel und Schlauchanschlüsse nicht 1mm länger als unbedingt notwendig. So macht Basteln richtig Freude. Die erfolgreiche Kloreparatur tröstet ein wenig darüber hinweg, dass der Sturm um 2 Tage zu spät kommt, aber dafür 2 Tage länger als vorhergesagt dauert. Daher müssen wir 5 Tage in der Marina abwarten, weil am Ankerplatz vor der Stadt fönt es mit 45 Knoten drüber, wie uns Briten berichten, die von dort geflüchtet sind, und sich gerade neben uns in den Hafen gelegt haben.
Das westliche Mittelmeer ist wettermäßig im Frühjahr ganz schön garstig. Die Vorhersagen sind dermassen unsicher, was eine Vorausplanung ziemlich schwierig macht.

2.22. Die Italienzeit geht zu Ende

Nach Sturmende laufen wir in Richtung Süden aus. Unterwegs werden wir über längere Zeit von Delfinen begleitet, und wir fahren mehrmals durch riesige Kolonien mit Millionen kleiner Segelquallen. Es ist zwar leichter Südwind angekündigt, aber wir haben beschlossen trotzdem dagegen aufzukreuzen. Bis Arbatax geht das auch ganz gut, dann werden aus dem „Leichtwind“ doch wieder 25 Knoten und eineinhalb Meter Welle. Das macht die extrem schmale und winkelige Hafeneinfahrt von Porto Corallo ziemlich spannend. Der Bug taucht mehrmals so tief in die steile Welle ein, dass Karoline vorne knietief im Wasser steht. Es geht dann aber alles gut, und wir bleiben dort 3 Tage, bis der Südwind aufhört. Nach über 100 Meilen Aufkreuzen haben wir wieder eine Zeit lang genug davon. Von Porto Corallo aus machen wir einen ganztägigen Radausflug ins Landesinnere nach Villaputzu.
Sobald es ruhiger wird legen wir ab in Richtung Cagliari, mit einem Zwischenstopp in einer schönen, flachen, sandigen Ankerbucht. In Cagliari wollen wir dann auf günstige Wetterbedingungen für die dreitägige Überfahrt auf die Balearen warten. Außerdem treffen wir hier Freund Michael auf seinem Segeltörn. Michael wollte uns eigentlich ein paar Kleinteile mitbringen. Leider hat seine Reisetasche einen anderen Flieger genommen und ist bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht.
Der Aufenthalt in Cagliari dauert eine Woche. Wir liegen in einer etwas gammeligen, aber gemütlichen und billigen Marina. Hier sind kaum Tagesgäste, dafür aber viele Langfahrer wie wir. Eine recht eigentümliche Gemeinschaft. Wir verbringen die Zeit mit vielen Besichtigungen – Gott sei Dank haben wir die Räder mit, weil die Stadt ist ziemlich groß. Am Stadtrand gibt es einen riesigen Naturpark in einer Salzmarsch. Dort leben unzählige Flamingos, die in eindrucksvollen Formationen immer wieder über die Stadt fliegen. Ein bisschen Stress bekommen wir auch, weil der Bord-Laptop plötzlich verreckt. Der erste Reparaturversuch scheitert leider: die gebrauchte Austausch-Festplatte gibt nach 2 Tagen ebenfalls den Geist auf. Der zweite Versuch ist (bis jetzt jedenfalls) erfolgreich, dank Luca, dem cagliarischen Computerdoktor, der dafür eine Nacht durcharbeitet. Das ist auch der Grund, warum dieser Blogbeitrag ein bisschen verzögert erscheint.

2.21. stürmische Hafentage

Die 19 Grad waren eine Eintagsfliege, und zum Baden auch viel zu kalt, denn der angesagte Leichtwind hatte dann doch wieder einmal 20 Knoten, und da fühlen sich 19 Grad an wie 13. Also wieder einmal Pullover und Windjacke statt Badehose. Für die folgende Woche ist dann ein unfreundliches Sturmtief mit Windstärken um 10 angesagt. Daher werden wir das schöne Buchten- und Ankergebiet leider verlassen müssen, und in einen sicheren Hafen weiter südlich flüchten. In La Caletta bleiben wir 5 stürmische Tage. Wir machen ausgedehnte Radausflüge nach Siniscola, Posada und ins umliegende flache Salzmarschland. An den heftigsten Sturmtagen ist teilweise so viel Gegenwind, dass man mit dem Rad nicht mehr dagegen anfahren kann. Das Schiff im Hafen bekommt mehrmals extreme Schräglage, sodass die Teller vom Tisch rutschen. Das Hafenwasser brodelt, und die Gischt paniert das ganze Schiff mit einer Salzkruste. Wir hoffen, dass die Festmacherleinen das elende Gezerre aushalten. Meine Windallergie nimmt wieder deutlich zu.

P.S. Im Register „Route“ haben wir die aktuelle Strecke ab Winterlager nachgezeichnet.

2.20. einsame Costa Smeralda

Es ist  Wärmer und ruhiger geworden. Wir segeln im Maddalena Archipel kreuz und quer herum, je nach aktueller Windrichtung, und bleiben jede Nacht in einer anderen Bucht. Die ganze Inselgruppe ist eindeutig und mit Abstand das schönste Segelrevier, das wir bisher in Italien gefunden haben. Ein besonders schöner Platz ist die Bucht Porto Palma auf der Insel Caprera, die wir bei einem Radausflug von Maddalena bereits von Land aus entdeckt haben. Caprera ist mit einem Damm mit Maddalena verbunden. Es ist kaum bewohnt, hat aber viele Wander- und Radwege, und traumhaft schöne flache Buchten mit Sandstrand und großen knuffigen, runden Felsen zwischendrin.
Ein Badeversuch meinerseits in einem der wenigen windstillen Momente wird wegen grausamster Wassertemperatur nach einer halben Minute abgebrochen. Wahrscheinlich sind deshalb noch so wenige Touristen da…..
Das relativ stabile Hoch der letzten paar Tage bricht jetzt zusammen. Das bedeutet mehrere Winddreher in alle Richtungen täglich. Auch nachts. Somit ist es schwierig einen sicheren Ankerplatz zu finden, denn bis abends schaut alles schon wieder ganz anders aus. Nach dem ersten nächtlichen Gewitter verlassen wir den La Maddalena Archipel und starten entlang der Ostseite Sardiniens in Richtung Süden. Erst einmal besuchen wir Porto Cervo. Ein Ferienort für Reiche und Prominente. viele sehr schöne Luxusvillen in tollen Gärten zum Vermieten (zwischen 10.000 und 100.000 Euro/Woche). Mittendrin der berühmte Yachtclub Costa Smeralda. Der ist allerdings ein hässlicher moderner Gebäudekasten, und verschandelt eigentlich die ganze Bucht. Im Sommer spielt es sich dort ab, mit JetSet und Superyachten und Designer-Outlets und was man halt so braucht. Jetzt aber ist alles leer. Im Hafen liegen nur ganz wenige Boote, in den Villen bereiten tagsüber Gärtner und Bauarbeiter alles für die Saison vor. Abends wird es still und es ist wie ausgestorben. Alles ist sehr schön hergerichtet, wirkt aber total unecht. Hier wohnt jetzt niemand. Am Abend ist es wie in Disneyland nach Betriebsschluß. Hier an der Costa Smeralda stehen sehr viele Hotels und Ferianappartments am Strand. Die meisten sind hübsch und niedrig mit schönen Parkanlagen rundum, und fügen sich wenig störend in die Landschaft. Es gibt viele Buchten und auch Yachthäfen, aber eben kaum richtige bewohnte Dörfer. Alles ist auf Touristen ausgerichtet, aber zur Zeit leer und nachts dunkel. Keine offenen Restaurants, kaum Supermärkte, alles ist noch zu. Wir können uns vorstellen, dass diese wunderschöne Gegend in der Saison ziemlich unerträglich vollgestopft sein muss. Jetzt teilen wir das alles nur mit 2 oder 3 anderen Segelbooten täglich. Vereinzelt sehen wir Touristen einsam am Strand sitzen – baden wollen die aber kaum. Morgen soll es laut Wettervorhersage sogar einmal 19Grad(!) erreichen.

 

2.19. kein Frühling, dafür 100% April

Die erste Nacht auf Sardinien ankern wir in einer schmalen Bucht bei Westwind mit gut 30 Knoten. Der Wind heult mächtig, aber das Wasser ist ruhig und wir liegen sicher. Am nächsten Tag kommt Regen und der Starkwind dreht auf Nordost. Ganz schlecht für uns. Wir flüchten daher ins nahe gelegene Städtchen Palau. Ein moderner Touristenort ohne besondere Sehenswürdigkeit. Wir entdecken jedoch einen netten kleinen Park mit einer Art Steingarten, der jetzt im Frühling sehr schön blüht. Appropos Frühling: Der Sturm weht zwei Tage lang mit 25 Knoten aus Nordost, es hat 9 Grad, trotz Sonnenschein ist es schweinekalt. Am nächsten Tag vormittags Starkregen, Sturm, 5Grad. Die frühe Jahreszeit hat den Vorteil, dass niemand unterwegs ist und man in vielen Häfen gratis liegt, weil die Büros noch gar nicht besetzt sind. Nachteil ist, dass es saukalt ist und das Wetter sich alle paar Stunden völlig ändert – nur leider nicht zum Besseren. Jetzt gerade liegen wir im Zentrum eines Hochs. Das hindert den Wind, vorhergesagt mit 15Knoten, jedoch nicht daran, dann doch mit 25Knoten zu blasen. Zusammen mit schlecht haltendem Ankergrund in der Bucht unserer Wahl heißt das wieder einmal: Flucht vor dem Wetter in eine andere Bucht. Wenigstens ist die Auswahl an Ankerbuchten hier im Maddalena-Archipel einigermaßen üppig. Auch hier besteht alles aus Naturschutzgebieten, die nach entsprechender Bezahlung dann keine wirklichen mehr sind. Jetzt in der Vorsaison ist das Befahren jedoch noch gratis. Der nächste Tag ist ruhig, wir verbringen ihn in einer ziemlich einsamen, türkisfarbenen Ankerbucht. Tags darauf müssen wir wieder aus der nächsten Ankerbucht flüchten, weil Starkwind kommt und der Anker wieder rutscht. Das Wochenende verbringen wir dann im Stadthafen von Maddalena. Liegeplätze sind jetzt noch genügend vorhanden, dazu billig. Das Wetter beruhigt sich jetzt ein bisschen, und es sollte auch etwas wärmer werden.

2.18. von Rettungsinseln und Küchenzubehör

Nach 3 Tagen Regen präsentiert sich Elba nun von seiner besseren Seite. Wir spazieren durch die Stadt Portoferraio. Es gibt dort einen sicheren Hafen, 3 Burganlagen und die Villa vom Herrn Napoleon, der dort ein paar Jahre Ferien gemacht hat. Eine Burg können wir besichtigen, die beiden anderen sind noch geschlossen. Es ist halt noch sehr früh in der Saison. Obwohl dort neben einigen überwinternden Bootfahrern offenbar schon ein paar Touristen unterwegs sind. Eigentlich würden wir gerne noch länger bleiben, aber der Wind soll in den nächsten Tagen nach West drehen, und genau dort wollen wir hin. Wir nutzen ein Wetterfenster mit Nordwind um auf Halbwindkurs eine Überfahrt nach Korsika zu starten. Auf halber Strecke zeichnen sich am Horizont 4 schneebedeckte Bergriesen ab. Fein! Der Winter ist noch nicht ganz vorbei. Am Abend machen wir im Ort Bastia im Hafen der Einheimischen fest. Alle sind sehr freundlich, sprechen aber leider nur französisch. Wir nicht. Im Hafeneinfahrtsbereich sehen wir den ersten Badenden der Saison. Ein Verrückter. Wassertemperatur 17 Grad. Wir fahren mit dickem Pullover und Windjacke bekleidet an ihm vorbei. Der nächste Tag führt uns entlang der Ostküste, leider ganz ohne Wind, motoren wir 10 Stunden gemütlich aber fade dahin. Am nächsten Tag ist wieder Wind zum Segeln. In der Einfahrt nach Porto Vecchio wird es ziemlich heftig. Es bläst dort mit 30-45 Knoten aus der Bucht entgegen. Wir fahren mit Maschine, müssen aber dazu ein Segel setzen und aufkreuzen, weil die Maschine alleine keine Fahrt mehr macht. Sehr giftiger Wind und Welle, sehr nass, sehr ungemütlich. Hier am flacheren Südende Korsikas spürt man jetzt den Weststurm mit Stärke 10, der auf der anderen Inselseite bläst. Bis jetzt waren wir durch die hohen Berge abgedeckt. In Porto Vecchio lernen wir Volker und Vera aus Düsseldorf kennen, die gerade ein Boot übernehmen. Ich kann ihnen ein bisschen bei der Inbetriebnahme behilflich sein. Da sie ihre Rettungsinsel zum Service nach Ajaccio bringen müssen,  nehmen sie uns am nächsten Tag mit ihrem Auto auf eine ausgiebige Inselrundfahrt mit. Die Insel bietet großartige Landschaften, von flachen Küstenstreifen über hügelige Gebiete, hin zu Almen wie daheim, und hochalpinem Gebieten mit 2800 Metern Seehöhe. Tolle Eindrücke!
Die Adresse der Rettunsinselwartung erweist sich als Küchengeschäft. Die machen keine Rettungsinselwartung. Nach einigen Telefonaten kommt uns der Rettungsinseltechniker abholen, und bringt uns zum neuen Standort seiner Werkstatt.
Nach Ende des Nordwest-Sturmes besuchen wir Bonifacio am Südwestzipfel Korsikas. Die Stadt liegt am Ende eines 2km langen, schmalen Einschnittes mit hohen Sandsteinwänden. Umgeben von einer riesien Festungsmauer ist die Stadt am Berg aber von außen betrachtet eindrucksvoller als von innen. Eigentlich wollen wir dort das ganze Osterwochenende bleiben, aber die Wettervorhersage kündigt für danach sehr ungünstige Winde zum Weiterfahren an. Daher wechseln wir einen Tag früher nach Sardinien über, wo wir das neuerliche Mistwetter – wieder einmal Sturm von West, Regen, dann Starkwind von Nordost – in verschiedenen Buchten aussitzen wollen.
Langsam nervt das dauernde Sch….wetter, es könnte ruhig einmal länger als 2 Tage durchgehend ruhig und schön sein!
Der Inselarchipel im Nordosten Sardiniens ist natürlich „Naturschutzgebiet“, in dem fast alles verboten ist: Fahren, Ankern, Angeln, Tauchen usw. Es sei denn, man bezahlt genügend Bares an die „Naturschutzbehörde“, dann ist das mit dem Naturschutz doch wieder nicht sooo streng. Aha. Wir sind noch vor Mai hier, da sollte der Aufenthalt noch frei sein. Wir werden sehen!

2.18. die neue Saison beginnt

Unsere Nachbarn zur Linken, Evans und Rebecca, sind bereits zwei Wochen vor uns von Gaeta in Richtung Westen aufgebrochen. Die Nachbarn rechts von uns, Lasse und Marianne, werden noch ein bisschen dort bleiben, bevor sie nach Griechenland losfahren. Wir lösen die Leinen am 19.März, genau 5 Monate und 1 Tag nach unserer Ankunft hier. Es ist gar nicht so leicht, hier wegzufahren. Man ist völlig sorgenfrei, der Liegeplatz im Voraus bezahlt, Einkaufsmöglichkeiten bequem erreichbar, Strom und Wasser am Schiff. Und vor allem Sicherheit bei jedem Wetter. Der Winter war doch länger und ungemütlicher als vorerst gedacht. Aber jetzt fahren wir bei Südostwind und sehr nach Regen aussehendem Wetter nach Nordwest mit dem Ziel Elba. Einmal nächtigen wir unterwegs am Anker, werden dort aber um 4 Uhr Früh durch Wind und starken Schwell vertrieben. Während der Fahrt können wir eine partielle Sonnenfinsternis gut beobachten. Unterwegs landen mehrmals kleine Vögel am Schiff und bleiben zum Kräftesammeln einige Minuten sitzen. Die Vorbeifahrt an Ostia, dem Hafen und Badeort Roms, ist ein wenig gruselig. Das klare blaue Wasser färbt sich von einem Moment zu anderen zu schmutzig-trübe-grün-braun, wenn der Tiber ins Meer strömt. Es stinkt nach Waschmaschinenabwasser. In Rom selbst hat der Fluss gar nicht so verschmutzt ausgeschaut. Die Landschaft dort ist auch nicht gerade berauschend, deshalb sind wir froh, in Gaeta überwintert zu haben und nicht in Rom, wo wir ebenfalls Liegeplätze angefragt haben.  Nach 2 Tagen Fahrt, fast ausschließlich unter Segel, bei Raumwindkurs und zwischendurch 2 Meter hohen Wellen erreichen wir Giglio. Die Insel hat durch das Schiffsunglück der Costa Concordia 2012 traurige Berühmtheit erlangt. Immer noch stehen vor der Unglücksstelle Bergeplattformen, die die Spuren der Bergungsarbeiten beseitigen. Das Wrack ist ja schon seit letztem Herbst weg. Porto Giglio ist ein sehr putziger kleiner Hafen. Jetzt in der Vorsaison angenehm ruhig und gratis. Nachdem eine Gruppe Regattaboote den Hafen verlassen hat, ist er plötzlich leer, und wir können längsseits am Pier festmachen. Wir bleiben dort drei Nächte, spazieren durch das noch verschlafene Örtchen und machen auch einen Ausflug nach Giglio Castello, ca. 6 km entfernt, hoch am Berg, eine befestigte kleine Stadt. Hinfahrt mit dem Bus, Rückweg zu Fuß auf einem uralten Fluchtweg vom Hafen zum Castello.
Von Frühling keine Spur, 4 Tiefdruckgebiete zugleich über dem Mittelmeer ärgern uns täglich von einer anderen Seite.
Nach einer weiteren Tagesfahrt kommen wir in Elba an, und die Insel begrüßt uns mit einer fetten Regenfront, die 24 Stunden lang auf uns niedergeht. Wir warten besseres Wetter in einer Bucht ab, bevor wir uns der weiteren Inselbesichtigung widmen können. Da der Wind ungünstig dreht, müssen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit den Platz verlassen, und flüchten bei Starkregen, 20 Knoten Gegenwind und 2 Meter Wellen in den nächsten Hafen. 3 Stunden recht abenteuerliche Fahrt. Am nächsten Morgen fahren wir dann bei ruhigem Wetter in den Haupthafen Portoferraio. Da sind wir jetzt. Mehr darüber im nächsten Bericht.

2.17. langsam wird es Frühling – auch in Rom

Nach einer mehrwöchigen Schlechtwetterphase mit Sturm und tagelangem Dauerregen wird es nun langsam ein bisschen frühlingshafter. Wir nutzen die schönen Tage für Außenarbeiten am Schiff, und bauen ein paar neue Sachen ein. Das zweite Solarpaneel wird am Gerätebügel mit dem bereits vorhandenen verschraubt und verkabelt. Der Verstellmechanismus wird auf das neue, jetzt doppelt so große Paneel angepasst. Damit sollte der Energiebedarf ausreichend gedeckt werden können. Das Sonnenverdeck, das durch die Montage des Gerätebügels die Fähigkeit zum Wegklappen verloren hat, wird ein bisschen umgebaut. Jetzt kann man es wieder bei Sturm wegklappen und so die Angriffsfläche reduzieren. Das Vorsegel wird generalüberholt, einige ausgefranste Nähte und der UV-Schutz werden ausgebessert. Das macht Vittorio, italienisches Mitglied des America’s Cup Teams Oracle, der hier zu Hause ist. Einige Leinen des Hauptsegels werden ebenfalls erneuert, die sind schon ziemlich verschlissen. Aus einem angeschwemmten 3m-Stück PVC-Wasserleitungsrohr bastle ich wunderbare Leinenabweiser für die Wanten. Die sollen beim Wenden verhindern, dass die Vorsegelschoten gerne daran hängen bleiben. An der Kühlbox wird die Isolierung verbessert, um den Stromverbrauch zu senken. Im Cockpit werden 4 neue verbesserte Fallenstopper montiert, dazu muß die gesamte Deckenverkleidung im Salon und im Bad abgebaut werden. In der Bilge bauen wir zur Hebung der Sicherheit eine zweite, elektrische Pumpe zusätzlich zur vorhandenen Handpumpe ein. Das dauert mit Verlegung der Schläuche und der Anschlusskabel zwei Tage. Dazu  müssen viele Bodenbretter und die halbe Heckkabine abgebaut werden. Aber wir haben ja sonst nix zu tun. Ausser:
Bildungs und Kulturreise nach Rom.
Mit dem Zug sind es knapp eineinhalb Stunden. Wir haben ein Bed&Breakfast Zimmer sehr günstig für vier Nächtigungen gefunden. Es liegt in einer Privatwohnung, ist winzig, kaum größer als das Bett. Bad und Klo ist auch dabei, und sogar eine Kochgelegenheit mit Geschirr und Kühlschrank. Damit kann man sich die unverschämten Restaurantpreise in Rom ersparen. Man kauft im Supermarkt ein und kocht selber.
Zur Stadtbesichtigung kaufen wir einen 3-Tages-Pass. Der beinhaltet einige Eintritte sowie freie Fahrt mit allen Bussen, Bim’s und U-Bahnen. Trotzdem gehen wir ziemlich viel zu Fuß, sodass wir am Abend immer völlig fertig ins Bett fallen. Den ersten halben Tag nutzen wir zum Bummeln durch den Stadtkern, ohne noch irgendwo hineinzugehen. Am zweiten Tag geht es gleich in der Früh zum Kolosseum. Sehr beeindruckend und riesig. Leider ist aussen die halbe Seite wegen Bauarbeiten eingerüstet. Gleich daneben geht es dann auf den Palatin. Der ganze Berg ist mit antiken Gebäuderesten übersät. Man hat von dort oben eine gute Aussicht über die Stadt, muss dafür aber ganz schön weit gehen, um auf allen Seiten hinunterschauen zu können. Auf einer Seite liegt der Circus Maximus, auf der anderen sieht man sehr gut von oben in das Forum Romanum hinein, das wir anschließend auch noch durchwandern. Dann erfolgt noch ein Besuch des Pantheon mit seiner einzigartigen altrömischen Betonkuppel mit 43 Metern Durchmesser und dem 9 Meter „oculum“ ganz oben in der Mitte, einem Loch,  wo’s reinregnet.

Der dritte Tag ist für den Petersdom vorgesehen. Um 7 Uhr aufstehen, um früh genug dort zu sein, und sich das lange Anstellen zu ersparen. Tatsächlich warten wir nur 15 Minuten in einer 20 Meter-Schlange vor der Sicherheitskontrolle am Eingang. Zwei Stunden später, wenn wir wieder herauskommen, wird die Schlange 400 Meter lang sein und rund um den ganzen Petersplatz reichen. Der Petersdom ist innen grandios und riesig, fünfschiffig, elendslang, elendshoch, mit 2 mächtigen Querschiffen, und mitten drin die 42 Meter breite doppelwandige Kuppel, darunter ein 30 Meter hoher Baldachin, der unter der Riesenkuppel trotzdem putzig klein wirkt. Ansonsten noch 10 kleinere Kuppeln, 44 Altäre, hunderte Statuen, und Marmor und Fresken, dass die Hälfte genug wär. Extrem beeindruckend. Die große Kuppel kann man über mehr als 500 Stufen besteigen. Der überhängende Innenbalkon am Kuppelansatz in ca. 60 Meter Höhe bietet für Menschen mit Höhenangst einen knieerweichenden Ausblick in den Kirchenraum. Ganz oben gibt es dann einen Rundgang, der einen großartigen Ausblick über den Vatikan und die Stadt bietet.
Vor dem Dom und vor allen Sehenswürdigkeiten, wuseln hunderte extrem aufdringliche Smartphone-Selfie-Teleskopstick-Verkäufer herum. Die sind wirklich lästig, und laufen einem nach, auch wenn man offensichtlich gar kein Smartphone hat, weil normalen Fotoapparat umgehängt. Und obwohl man gerade unmittelbar vorher einen abgewimmelt hat, springt sofort der Nächste daher und hält einem die blöden Dinger vor die Nase. Da könnt‘ ich schon manchmal ein bisschen aggressiv werden.
Nach dem Petersdom schauen wir noch am Vatikanischen Museum vorbei. Dort ist die Warteschlange lang. Die „Skip the line“-Ticketverkäufer, die zum 4-fachen Ticketpreis ein Hineinkommen ohne Wartezeit als Gruppe versprechen, ignorieren wir. Stattdessen wollen wir am nächsten Tag früh genug kommen, wie es sich auch beim Petersdom bewährt hat. Wir schauen uns dafür die Engelsburg am Tiber an, eine Schutzburg für Päpste, mit Verbindungsgang zum Vatikan, und prunkvollen Gemächern im Oberteil. Aber auch massive Burganlagen im unteren Teil. Ein toller Überblick über die Stadt und den Fluß ergibt sich von der Dachterasse aus.

Am dritten Tag in aller Früh, 40 Minuten vor der Öffnung der Vatikanischen Museen sind wir wieder da. Die Schlange ist jetzt überschaubar lang, und nach knapp einer Stunde sind wir drin. Ein riesiges Museum mit unzähligen Schätzen, alten Karten und Statuen. Höhepunkt ist natürlich die Sixtinische Kapelle, von aussen unscheinbar, innen aber mit Fresken Michelangelos, sowie der berühmtesten italienischen Maler rundum bemalt. Der ca. 40×15 Meter große Raum ist so voll mit Menschen, dass man eigentlich drin nicht umfallen kann. Wie in der U-Bahn. Aber das Sehenswerte spielt sich zum Glück oben ab.

Nach dem Vatikan erfolgt der Besuch der Diokletian-Thermen, einem Museum in einer riesigen antiken Römischen Badeanlage und der Kirche Santa Maria degli Angeli mit einer interessanten, 60 Meter langen Skala im Fußboden: Zu Mittag wird durch eine kleine Öffnung in der Decke ein Lichtpunkt erzeugt, der den Sonnenstandswinkel anzeigt.
Am fünften Tag besuchen wir noch das Museum im Palazzo Massimo, in dem schöne Mosaikböden, Wandbemalungen und Teile Römischer Villen ausgestellt sind. Dazu noch ganze Etagen voller Statuen und ein Tresorraum mit wertvollen Münzen.
Unterwegs zu den großen Sehenswürdigkeiten kommen wir zwischendurch noch an unzähligen Kirchen, Palästen und Plätzen vorbei: Santa Maria Maggiore und San Giovanni in Laterano, neben dem Petersdom weitere gewaltige Hauptkirchen Roms, dann Santa Maria in Cosmedin mit dem berühmten Bocca della Verita. Dann am Piazza Navona mit den 3 Brunnen und die Santa Agnese in Agone. Dann ist da noch die Sant Andrea della Valle und eine Reihe weiterer kleiner Kirchen. Ein kurzer, nicht lohnender Vorbeigang am Trevibrunnen, der gerade wasserlos und zwecks Renovierung eingerüstet ist. Piazza del Popolo mit Santa Maria del Popolo. Spanische Treppe mit 1000 Leuten, die drauf herumsitzen. Dort muß man anscheinend gesessen sein. Wir steigen nur darüber hinauf zur Kirche Trinita dei Monti, besichtigen auch noch die Cestius-Pyramide, den Piazza della Republica mit den Diokletian-Thermen, weiters die Santa Maria della Vittoria, sowie die Kirche Il Gesu. Ebenfalls besucht das Capitol mit dem Rathaus und Museen.
Nach 5 Tagen kehren wir zufrieden, aber müde und ausgelatscht zum Schiff zurück.

 

2.16. Urlaub vom Meer

Jeder braucht einmal Urlaub. Auf so einer anstrengenden Seereise überhaupt. Deswegen packen wir die Zahnbürsten ein und fahren für drei Wochen heim nach Österreich. Mit dem Nachtzug recht günstig, für knapp 50 Euro pro Person ist man dabei. Es dauert allerdings inklusive einem Mal umsteigen etwa dreizehn Stunden. Normalerweise. Die Abfahrt in Rom ist jedoch schon um eine Stunde verspätet, und in Friesach ist dann überhaupt Schluß, weil die Strecke wegen eines Murenabgangs blockiert ist. Von dort fahren wir mit einem Ersatzbus mehr als zwei Stunden nach Bruck, wo wir abgeholt werden. Aber dann sind wir doch daheim. Ein komisches Gefühl, wenn alles in der Wohnung leer und unbenutzt ist. Nix zu Essen daheim, nicht einmal Kaffee oder Salz oder irgendwas. Also erst einmal großes Einkaufen. Neben den Dingen die wir gleich brauchen, kaufen wir auch ein paar feine Sachen zum Mitnehmen, die wir unterwegs nicht kriegen, wie Kernöl oder diverse Würscht und Schoko. Wir haben das Auto abgemeldet, müssen also alles zu Fuß oder per Rad erledigen. Ein paarmal hilft uns die gute Schwester durch Verleih ihres Autos aus. Wir besuchen ein paar Freunde, erzählen viele Geschichten und quälen sie mit der ausführlichen Präsentation unserer noch nicht aussortierten Fotos. Wir besorgen auch ein paar Teile fürs Boot, unter anderem ein zweites Solarpanel mit den Abmaßen 100x50cm, ideal zum Mitnehmen im Zug. Tolle Idee von mir, das wird ein Spass im Trubel des römischen Bahnhofs! Später wird sich herausstellen, dass auch andere so gute Ideen haben. Wir treffen auf eine Reisegruppe, bei der einer einen Flachbildfernseher herumschleppt, die Schachtel deutlich grösser als meine.
Die drei Wochen sind schnell um, und wir fahren wieder genItalien, genau am Tag bevor der große Schneefall kommt. Die Rückreise verläuft problemlos – trotz sperrigem Solarpanel, das die Reise heil übersteht. Hier empfängt uns das fette Genuatief, das zuhause den Schnee gebracht hat, mit Sturm und Dauerregen, unterbrochen von kurzen Hagelschauern und Gewittern. Während ich diese Zeilen schreibe ist es weit nach Mitternacht. An Schlaf ist nicht zu denken, weil im Hafen gehts rund wie auf der Achterbahn. Das Mistwetter hält jetzt schon fünf Tage an und soll auch die nächsten Tage nicht besser werden. Na Bravo! Sonniges, mediterranes Italien!

2.15. Prosit Neujahr 2015

 

Am 19.Dezember konnten wir noch eine gemütliche Tagesausfahrt mit dem Boot machen, und am 23. war es warm genug, um im kurzen Leiberl draußen im Cockpit zu frühstücken. Am Weihnachtstag sind dann Regen und Kälte über uns herein gebrochen. Das Regenwetter wurde inzwischen von einem Sturm abgelöst – die Kälte ist geblieben. In der Nacht geht es sogar unter Null. Zusammen mit dem starken Nordwind von zeitweise über 30 Knoten gibt das gefühlte -10°C. Das hätt‘ ma zuhause auch gehabt. Ein kleiner Heizlüfter reicht aber aus, um das Boot innen angenehm warm zu halten. Draußen ist es aber trotz der Sonne sehr ungemütlich. Wir hoffen auf baldige Besserung.
Die Silvesterfeiern in Gaeta sind eher gedämpft. Kein Riesenfeuerwerk, sondern viele kleine einzelne Raketenstarts entlang der Küste, dafür ein paar gewaltige Böllerexplosionen, sehr zur Freude des benachbart wohnenden Hundes Bosun. Überhaupt ist das Verschießen von Knallkörpern in Italien sehr beliebt. Die Knallerei zieht sich schon täglich über den gesamten Advent. Tagsüber ziehen ein paar Musikkapellen durch die Stadt, ähnlich unseren Silvestergeigern. Heute findet in der Marina ein kleiner Umtrunk zum Neuen Jahr mit allen überwinternden Bootsfahrern und den Marinaleuten statt.

Wir wünschen allen unseren Freunden ein Gutes Neues Jahr 2015

_Wetter zu Silvester

_Silvestertag

 

2.13. Und täglich grüßt…..

nein – nicht das Murmeltier, sondern die amerikanische Nationalhymne, die pünktlich um 0800 aus den Lautsprechern der „Mount Whitney“ plärrt, eines knapp 200 Meter langen Kommandoschiffes der US-Navy, das nahe unserem Liegeplatz am gegenüberliegenden Steg festgemacht hat. Obwohl der ganze Bereich mit Schwimmbarrieren abgeriegelt ist, wird es trotzdem ständig von einem militärischen Navy-Gummi-Wachboot mit eingeschaltetem Blaulicht umkreist. Lautsprecherdurchsagen informieren uns und die ganze Umgebung aktuell über Personen, die an oder von Bord gehen, und kündigen öfters mal eine Brandschutzübung oder sonstige Alarmübungen an. Wie man es aus dem Film halt so kennt. Abends bei Sonnenuntergang dann eine Trompetenfanfare mit feierlichem Flaggeneinholen und um 2200 Durchsage zur Schlafenszeit. Danach kann man die Uhr stellen. Im Gegensatz zur örtlichen Rathaus-Glockenturmuhr. Die ist nämlich völlig unwillig und spielt zu unterschiedlichsten Zeiten – jedoch nie zur vollen Stunde – Teile des Big-Ben Glockenspiels. Aber nur selten ganz fertig, meistens bleibt’s unterwegs irgendwo stecken.
Ansonsten besteht unser Tag darin, kleinere Reparaturen und Verbesserungen am Boot durchzuführen, und dann und wann kleine Ausflüge in die nähere Umgebung mit den Rädern zu unternehmen. Einmal waren wir bisher auch noch mit dem Boot für einen gemütlichen Segeltag draussen.
Im Ort gibt es jeden Mittwoch einen Wochenmarkt mit vielen Ständen mit Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Kleidung, Handtaschen und Schuhen. Erstere nutzen wir regelmäßig, Handtaschen und Schuhe weniger.
Das Radfahren im italienischen Autoverkehr erweist sich als weniger kritisch als angenommen. Radfahrer gelten als Fußgänger, können alle Gehwege und gegen Einbahnstraßen unbehelligt befahren. Auf der Straße muss man möglichst auffällig in der Mitte fahren, dann wird man gesehen und eigentlich sehr rüchsichtsvoll behandelt.
Wirklich gefährlich sind die Parker, die auf jeder Straße in zweiter Spur stehen, teilweise sogar schräg, obwohl 2-3 Autos weiter ein Parkplatz frei wäre, und plötzlich die Türen aufreissen. Warnblinker ein – zusperren – fortgehen. Funktioniert immer und stört keinen. Auch Sperrflächen und vor allem Fußgängerübergänge sind besonders beliebte Parkräume. Die sind fast alle immer besetzt. Verkehrszeichen sind als freundliche Empfehlung zu verstehen. Rote Ampeln gelten erst nach 5 Sekunden wirklich als rot. Und grün ist schon einige Sekunden bevor man es sieht…
Obwohl es früh dunkel wird, und dann sofort frisch, ist es tagsüber bei Sonne angenehm warm. Also kurzes Leiberl, halblange Hose und keine Socken. Das enttarnt uns sofort überall als Ausländer. Die meisten Italiener tragen zur Zeit dicke Daunenjacken, Schals, und Kapuzen oder Hauben. Allerdings hat es in letzer Zeit viel und stark geregnet, und stürmischer Wind hat sogar für eine Überschwemmung in der Marina gesorgt. Ist im Boot relativ egal, die Stege waren aber teilweise unpassierbar und wurden mit Treibgut vollgemistet.
Die überwinternden Bootfahrer sind in ihrer Zahl überschaubar: mit uns sind es vier Schiffe. Die Schweden Lasse und Marianne, die wir schon im September in Süditalien kennengelernt und hier wieder getroffen haben. Lasse ist Pensionist, lebt meist am Boot und ist schon den fünften Winter hier in Gaeta.
Die Amerikaner Evans und Rebecca und Hund Bosun (=Bootsmann), der alle vorbeigehenden Personen wild anbellt. Außer uns, denn wir haben uns öfters mit Streicheleinheiten und Kraulen hinterm Ohr äußerst beliebt gemacht. Erfreutes Schwanzwedeln statt Bellen. Evans ist Berufskapitän auf Großschiffen und verbringt eigentlich die gesamte Freizeit auf dem Privatschiff.
Jayne aus Amerika, die auf ihrem Schiff während der Saison Gäste mitnimmt, und über den Winter in Gaeta eine Art Sonderbetreuung für andere überwinternde Gäste übernimmt.

2.12. Ausflug ins Jahr 79 n.Chr.

Pompeii liegt, wie man weiß, am Fuße des Vesuv. Der hat’s ja schließlich 79 n.Chr. auch kaputt gemacht. Von Gaeta aus sind das ungefähr 80km. Weil die Tage kurz sind, heißt das: vor 6 Uhr früh aufstehen, dann mit dem Bus 20 Minuten nach Formia, von dort mit dem Zug 1 Stunde nach Neapel, und von da mit einem anderen Zug noch einmal 30 Minuten nach Pompeii. Um 9 Uhr 30 sind wir dort, und nach einem kleinen Frühstück in einem Lokal vor dem Eingang geht es in die riesige Ruinenstadt.
Einige Bereiche der Stadt werden immer wieder für neue Ausgrabungen und Restaurierungen abgesperrt. Anfangs waren wir darüber etwas enttäuscht. Wir kommen jedoch bald drauf, dass die verbleibenden zugänglichen Bereiche immer noch so groß sind, dass man in einem Tag eigentlich gar nicht alles anschauen kann. Wenn man die im Raster angelegten Straßen abgeht, kommt man immer wieder an gut erhaltenen oder wiederaufgebauten Villen vorbei, die einen guten Eindruck der damaligen Zeit vermitteln. Teilweise sieht man gut erhaltene Wandmalereien in den Häusern. Alle größeren Villen besitzen ein Atrium mit Brunnen oder Becken in der Mitte. In den Straßen findet man häufig Kantinen mit Essensausgabetheken, und zahlreiche Bäckereien mit großen Backöfen und Getreidemühlen. Die Straßen haben mittig einen Fahrbereich und erhöhte Gehsteige, in denen die Wasserleitungsrohre verlegt sind. Immer wieder gibt es „Fußgängerübergänge“. Beeindruckend auch die öffentlichen Bäder mit Fußboden- und Wandheizung.
Die Rückfahrt nach Gaeta verläuft nicht ganz so reibungslos wie die Anreise. Ein schlafmütziger Fahrkartenverkäufer ist schuld, dass der Zug in Neapel vor unserer Nase die Türen zumacht und abfährt. Warten eineinhalb Stunden auf den nächsten. Auch den Bus von Formia nach Gaeta sehen wir gerade noch wegfahren bevor wir eine Stunde auf den nächsten warten. Ein ziemlich anstrengender Tag. Aber es hat sich gelohnt.

2.11. Warum es jetzt so wenig Neues gibt…

Die wenigen verbliebenen treuen Blogleser mögen bitte nicht über die spärliche Zahl an neuen Berichten enttäuscht sein: es ist Winter, wir liegen die meiste Zeit im Hafen, und es ist nicht soooo wahnsinnig viel los. Die Berichte werden daher bis Ende Februar wahrscheinlich nur ein oder zweimal je Monat aktualisiert. Bitte um Verständnis. Es geht aber auf jeden Fall weiter!

2.10. Winterlager in Gaeta

Nach vielen Anfragen um einen Winterliegeplatz irgendwo von Rom ab südwärts, hat die Marina Base Nautica Flavio Gioia sowohl vom Preis, als auch vom Rundumangebot den besten Eindruck gemacht. Da sind wir jetzt. In diversen Hafenbüchern ist sie als beliebter Überwinterungsort für Yachties beschrieben. Wie viele Bootsfahrer dann wirklich über den Winter da sein werden, wird sich weisen. Ein paar haben wir schon kennengelernt, ein britisches und ein schwedisches Paar. Die Marinaleute sind sehr freundlich und hilfsbereit. Es gibt ein umfangreiches Lager an Schiffszubehör, aus dem wir einige Dinge am Boot erneuern oder verbessern wollen. Die Marina liegt direkt in der Stadt. Nachts ist es dennoch sehr angenehm ruhig. In den ersten Tagen machen wir uns mit den Versorgungs- und Einkaufsmöglichkeiten in und um die Marina vertraut. Alle Dinge des täglichen Bedarfs sind unweit des Liegeplatzes einfach zu beschaffen.
Der erste Ausflug erfolgt auf den Monte Orlando, Hausberg von Gaeta, Erholungsgebiet mit Autoverbot, vielen Wanderwegen, umfangreichen Burganlagen und dem Mausoleum von Lucio Munazio Planco, einem Feldherrn Caesars.
Zur Besichtigung gibt es dort erst einmal die Kapelle Santurario delle Montagna Spaccata, die in einer 15 Meter breiten Felsspalte 50 Meter hoch ziemlich spektakulär über dem Meer hängt.
Ein Netz von Wanderwegen führt zu verfallenen, aber auch teilweise gut erhaltenen Geschützstellungen und Lagern einer riesigen Festungsanlage, die sich über den ganzen Berg zieht. Von da oben hat man einen tollen Rundumblick auf den gesamten Golf von Gaeta und die Inselgruppen von Ischia, Ventotene und Ponza. Wochenends wimmelt es dort von Joggern, unter der Woche ist man jetzt dort aber allein.
Bei schönem Wetter werden wir hie und da hinausfahren und ein bisschen herumsegeln und vielleicht noch baden.
Ansonsten werden wir die Hafenzeit nutzen, um mit dem Zug Ausflüge nach Rom oder Neapel/Pompeji zu machen.

2.9. Pontinische Inseln, Nachsaison

Auf dem Weg von Ischia nach Nordwest kommen wir an den Inseln Ventotene und Santo Stefano vorbei. Diese ist ein Naturschutzgebiet und darf gar nicht angefahren werden. Gleich daneben liegt Ventotene. Leider müssen wir dort in den nicht schönen, aber teuren Hafen einlaufen weil ankern davor nicht geht. Der Ort ist ganz nett, der kleine alte Fischerhafen ist von den Römern aus dem Tuffgestein gehauen und sehenswert. Es ist Mitte Oktober und die Saison ist vorbei. Die meisten Ristoranti und Gelaterias haben bereits zugesperrt. Um 19 Uhr ist es stockfinster und es wird auch in den Straßen bald ruhig. Die Quellen bezahlbaren Bieres versiegen, weil die wenigen Supermärkte mit Kühlvitrinen diese zum Teil nicht mehr in Betrieb halten. Nach einem Tag Aufenthalt fahren wir weiter nach Ponza. Die 20 Meilen dorthin segeln wir meist, jedoch ist das sehr anstrengend, weil Wind und Wellen in Italien nie zusammepassen. Schwacher wind von hinten und 1 Meter hohe, lange Wellen von der Seite schütteln uns ordentlich durch. Durch ein schlecht geschlossenes Seitenfenster dringt einiges an Wasser ein, während das Schiff in der Welle ziemlich stark krängt.
Die Insel Ponza ist landschaftlich sehr erfreulich: hohe Klippen, mit Höhlen und Grotten, viele Ankerbuchten, klein und überschaubar. Man kann dort kurzfristig die Inselseite wechseln, wenn es das Wetter erfordert. Leider ist der Restschwell von irgendeinem Sturmtief im Südwesten so stark, dass die Ankermöglichkeiten stark eingeschränkt sind. Wir fahren aber die ganze Insel rundum ab, und probieren fast alle Ankerbuchten aus. In einigen Buchten sind die Häuser höhlenartig in den weichen Tuff geschlagen.
Auch in Ponza ist die Saison zu Ende, es ist fast alles zu, nur am Wochenende kommen doch noch einige Boote aus Rom und füllen die Buchten. Sonntag abends sind wir aber wieder fast allein.
Da es keine weiteren erreichbaren Ziele für uns vor dem Winterlager gibt, bleiben wir in der Gegend rund um Ponza und ankern je nach Wetterlage auf der Nord- Ost- oder Westseite. Z.B. die Bucht Cala di Feola, in der es einige Grotten gibt. Eine dient als Einfahrt durch eine eingestürzte Höhle, dahinter ein Becken, das jetzt als kleiner Hafen für Schlauchboote dient. Auf der anderen Seite gibt es einen zweiten Eingang, wieder durch ein Höhle. Allerdings fallen vom darüberliegenden Erdreich öfters mal Steine und Erdbrocken herunter, Durchfahren ist also ein bisschen Glückssache. Eine Sturmfront aus West zwingt uns zum zweitägigen Aufenthalt in der Hauptbucht der Stadt Ponza, zwar keine Badebucht, aber es gibt einiges zum Anschauen. Der römische Tunnel, der mit 180 Meter Länge auf die andere Inselseite führt, ist leider gesperrt. Einige Höhlen mit Bassins zur Muränenzucht, auch aus Römischer Zeit, können wir mit dem Schlauchboot befahren. Innen anzulegen und auch das Gangsystem zu erkunden ist aber leider wegen dem ziemlich unruhigen Meer nicht möglich. Wir verbringen noch zwei Badetage in verschiedenen Buchten mit steilen Felsen an der Ostseite von Ponza. Auch dort gibt es einige Häuser, die in den ausgehöhlten Tuffstein hineingebaut sind. Die Starterbatterie gibt langsam den Geist auf. Daher wollen wir am Wochenende in Richtung Winterlager nach Gaeta aufbrechen.

2.8. Ischia

Am Nordende des Golf von Neapel liegen die kleinen Inseln Procida und Ischia. Eigentlich liegt der Haupthafen von Procida auf der Nordseite. Die Stadt zieht sich aber über die schmale Insel bis in eine schöne Südbucht. Die laufen wir wegen der Ankermöglichkeit an und bemerken, dass die Stadt-Rückseite wesentlich attraktiver ist als die Hauptseite. Unter einem Burgberg liegt die bunte enge Häuserfront in einigen Reihen übereinander über dem kleinen Fischerhafen. Die wenigen steilen Längsstraßen im Ort sind keine 4 Meter breit, trotzdem herrscht außerhalb der Siesta reger Moped- und Autoverkehr. Alle Autos fahren im Stadtbereich mit eingeklappten Außenspiegeln, zumindest die wenigen, die noch einen haben. Querstraßen gibt es fast gar nicht, nur Stufenwege, teilweise innerhalb der Häuser. Procida war Kulisse für den Film „Der talentierte Mr. Ripley“ mit Matt Damon, und ist bestimmt eine der hübschesten Städte, die wir bisher in Italien besucht haben.

Wir bleiben dort zwei Tage und fahren dann auf die Südseite von Ischia weiter. Der Hafen San Angelo, vor dem wir wieder ankern, ist ein kleiner Badeort mit einigen Hotels, die aber ganz nett ausschauen. Baden geht noch, ist aber mittlerweile schon ganz schön kalt. Zumindest wenn die Sonne grade hinter einer Wolke steckt und leichter Wind geht. Die Wassertemperatur beträgt noch  23-24 Grad.
Die Ankündigung eines Starkwindes aus Nord läßt uns weiter auf der Südseite bleiben. Dort kann man windgeschützt ankern, wenn auch das Meer immer unruhig ist. Die Stadt Ischia muss noch warten. Der angekündigte Starkwind ist allerdings mehr ein Schwach- bis Keinwind. Mit jedem Tag, den wir abwarten, verschiebt sich die gleiche Wettervorhersage um einen Tag nach hinten.
Montags fahren wir endlich nach Ischia, der Hafen ist voll, kein Ankerplatz zu finden. Daher legen wir im Nachbarort Casamicciola an und fahren mit dem Rädern nach Ischia. Die Anfahrt erfolgt auf einer kleinen Inselstraße mit einem Verkehrsaufkommen, zu dem die Südosttangente in der Früh vergleichsweise ein Lärcherlsch…  ist. In Ischia befindet sich auf einer vorgelagerten Halbinsel eine beeindruckende Festungsanlage der Aragoner. In der Stadt gibt es zahlreiche Thermalbäder mit Vulkanheizung, von den wir aber keines besuchen. Für den Besuch der leicht radioaktiven Quellbäder benötigt man ein ärztliches Attest, welches man vor Ort käuflich erwerben kann.

2.7. Amalfiküste bis Neapel

Salerno ist gar nicht so schlimm, wie es nach dem ersten Eindruck scheint. Die Häuserfront am Hafen entlang schaut dann doch ganz gepflegt aus. Aber es ist halt ein großer Containerhafen mit Riesenschiffen. Wir müssen dort einen Tag länger bleiben als geplant, denn der angekündigte 15 Knoten Nordwind hat in Echt dann 25 Knoten mit Böen zu 35. Also lieber abwarten. Am nächsten Tag geht es dann doch weiter Richtung Amalfi. Die Küstenlandschaft ist sehr beeindruckend mit steilen Felsen, dazwischen kleinen Strandabschnitten. Hoch auf den Felsen stehen Ortschaften oder einzelne Gebäude. Die Häuser sind sehr gepflegt und von terrassenartigen Gärten umgeben, einige mit steilen Stufenabgängen zum Meer. Die angepeilte Ankerbucht am Ende der Küste entpuppt sich als „Naturschutzgebiet“, in dem natürlich Ankerverbot herrscht, überwacht von ein paar kanufahrenden Ökostudenten, die dort ihre Kanutouren verkaufen. Daher fahren wir gleich die paar Meilen nach Capri weiter. Dort brausen im Minutentakt Schnellfähren ein und aus, sodass eine Kreuzsee von gut 1 Meter Höhe entsteht. Man wird dort als kleines Boot unkontrollierbar herumgeschmissen. Ankermöglichkeiten gibt es nicht, und außerdem ist die Ansicht des Hafens und des Ortes derart unspektakulär, dass wir gleich umdrehen und ans Festland zurückfahren. Im Vergleich zu den Orten an der Amalfiküste hat der Ort gar nix zu bieten. Capri ist keine Reise wert.
Wir ankern vor der Stadt Sorrento – ziemlich unruhig, da sich der Wind wieder einmal nicht an die Vorhersage hält. Überhaupt ändert sich das Wetter und die Windrichtung mehrmals täglich. Die Überquerung des Golf von Neapel bietet bei angenehmem leichten Segelwind einen schönen Ausblich auf Neapel und den Vesuv. Neapel hat nur einen Handelshafen, jedoch keinen Yachthafen und ist daher für uns nicht anlaufbar. Der Anblick der Stadt unter einer dicken Smogwolke beim Vorbeifahren reicht. Der anschließende Golf von Pozzuoli bietet leider kaum Ankermöglichkeiten in Nähe der Ortschaften. Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel sind daher nicht gegeben. Dafür wollen sie für einen Hafenliegeplatz ohne WC und Duschen zwischen 80 und 100 Euro je Nacht kassieren. Bei der schlechten Ausstattung der italienischen Marinas absolut lächerlich. Nach kroatischen Standards wäre so ein Liegeplatz höchstens 20 Euro wert, eigentlich würden sie sich so was gar nicht anzubieten trauen.

2.6. Golfo di Salerno

Das Wetter ist komisch. Der angesagte Wind findet nicht statt, und wenn, dann aus anderen Richtungen mit völlig anderer Stärke. Über die Berge ziehen tief hängende Wolken, es ist schwül und dunstig, keine gute Sicht. 28 Grad, aber kein direkter Sonnenschein, rel. Luftfeuchtigkeit 75%. Wenn es zu Hause so ausschaut dann kracht es nach längstens zwei Stunden gewaltig. Hier aber ist nur bedrohliche Stille. Seit 4 Tagen.
Dafür ist die Landschaft mit den Bergen viel sehenswerter als im Süden. Erstaunlicherweise gibt es, obwohl die Berge bis nah ans Meer stehen und dazwischen tiefe Täler und Schluchten sind, keine Buchten. Die Täler sind zum Meer hin mit Sand aufgefüllt und die Küstenlinie daher wieder sandig, völlig gerade und buchtenlos. Zum Ankern wohl geeignet, zum Schutz finden leider nicht.
Einzige Ausnahme ist Palinuro, wo man in einer großen Bucht, die von 50 Meter hohen Steilwänden umgeben ist, geschützt ankern kann. Direkt vor den Felswänden liegen schmale Sandstrandabschnitte, teils mit kleinen Grotten, in denen Badegäste im Schatten liegen.

Wir klappern den Golf von Salerno ab auf der Suche nach sehenswerten Plätzen für einen Landgang. Bei Windstärke 6 und 2m Wellen flüchten wir in den Hafen von Agropoli. Hübsche Altstadt mit Kastell direkt am hohen Felsen über dem Hafen. 10km entfernt und per Rad gemütlich erreichbar, besuchen wir die archäologische Stätte Paestum, Reste der griechischen Stadt Poseidonia von 500 v.Chr, mit 3 zum großen Teil noch stehenden Tempeln, und viele Grundmauern, Häuserreste und Straßen. Während der Besichtigung werden wir von Gewitter und Starkregen erwischt. Zahlreiche Touristen laufen lustig kreuz & quer durchs Gelände zu ihren Bussen. Wir sind gut ausgerüstet und sitzen die halbe Stunde Regen unter einem dichten Nadelbaum fast trocken aus.

Salerno, die Hauptstadt des Golfs, ist groß und dreckig. Vor der Hafeneinfahrt treibt ein mehrere hundert Meter langer und 30 Meter breiter Gürtel aus Holz, Flaschen, Plastik, Seegras und jede Menge sonstiger Müll. Sehr schön. Eigentlich fahren wir ja nur zum Tanken in den Hafen und wollen dann draußen ankern. Die Tankstelle hat aber trotz normaler Betriebszeit zu. Wir legen trotzdem an und bleiben die Nacht dort, im abgesperrten Bereich ohne Zugang für Fremde – und gratis. Hoffentlich taucht der Tankwart morgen früh wieder auf. Danach wollen wir nach Amalfi weiterfahren.

P.S: Endlich blieb etwas Zeit übrig um die bis jetzt zurückgelegte Route auf einer Karte festzuhalten. Die neuesten Karten findet ihr unter „Routen“.

2.5. Tyrrhenisches Meer

Die Entscheidung ist gefallen: durch die Straße von Messina ins Tyrrhenische Meer. Der Winteraufenthalt an der italienischen Westküste verspricht mehr Gelegenheit zur Betätigung und Landausflügen als das kleine Malta.
Die Wettervorhersage kündigt Nordwind an, was ganz günstig für die letzte Etappe im Süden wäre. In Wirklichkeit weht aber Ost- bis Südostwind, der uns noch bequemer die eher fade Küste entlang schiebt. Man kann ja auch einmal Glück haben. Ab der Einfahrt in die Straße von Messina weht es dann aber doch von Nord, voll von vorne und ziemlich stark. Toroa kämpft unter Maschine mit 1-2 Knoten Fahrt dagegen an, während wir von unzähligen Windsurfern und Kitesurfern umzingelt werden.
Nach einer Nacht im grauslichen Hafen von Reggio und einem Tankstopp für 1,79 Euro je Liter Diesel geht es am nächsten Morgen die letzten 10 Meilen der Straße weiter. Jetzt geht fast kein Wind, und eine Strömung von 4 Knoten rülpst uns mit insgesamt 9 Knoten Fahrt aus dem engen Kanal hinaus ins Tyrrhenische Meer. In der Ausfahrt gibt es jede Menge Wasserstrudel, denen der Autopilot nicht gewachsen ist. Daher ist Handsteuerung angesagt. Nach dem Kanal wird das Meer aber bald ruhig und friedlich, sodass wir einige der Aeolischen Inseln nördlich von Sizilien ansteuern können.

Vulcano: aktiver Feuerspucker, letzter Ausbruch 1890, konnte aber zum Glück wieder eingefangen werden. Aus dem Krater und den Flanken treten Rauchschwaden aus, überall sind gelbe Schwefelfelder. Aus dem Meer, sogar unter dem Schiffsankerplatz blubbern Gasbläschen herauf und stinken nach faulen Eiern. Es gibt auch heiße Quellen, die aus dem Meeresboden sprudeln. Spock haben wir noch nicht gesehen, auch keine spitzen Ohren, aber die in hellgrauen, heißen Schlamm panierten Badenden sehen außerirdisch genug aus. Der Steinboden um das Schlammbad ist stellenweise zu heiß zum Barfußgehen. Die Besteigung des 400 Meter hohen Berges zum Kraterrand ist uns zu anstrengend. Es wäre ein 2 stündiger Aufstieg auf einem sehr steilen Weg ohne jeden Schatten – also nur ganz früh am Morgen möglich, aber da schlafen wir normalerweise. Weil es hier so schön ist, mit ruhigen sicheren Ankerplätzen, bleiben wir zwei Tage.
Lipari: Nachbarinsel, wird bei unserer Abfahrt von Vulcano nachts passiert, da sehen wir kaum was.
Panarea: kleine Insel mit bizarren vorgelagerten Felsen entlang unserer Route zum Stromboli.
Stromboli: ist wieder ein echter Vulkan, über 900 Meter hoch, mit dicker Rauchwolke. Bei der Vorbeifahrt sehen wir ganz oben ein Lavafeld, von dem immer wieder große glühende Brocken über die ganze Flanke herunterrollen, manche bis ins Meer.
Die Vulkaninseln waren ein besonderes Erlebnis.

Anschließend gibt es eine fast achtstündige Überfahrt unter Segel zurück ans Festland. Dort ist, wie gewohnt, wieder kein Hafen weit und breit. Und wenn doch, dann versandet und unbefahrbar. Daher ankern wir einfach vor der Küste. Windstille in der Nacht lässt das Boot quer zu den langen Wellen stehen. Das bedeutet extremes Hin- und Hergeschaukel, was den Schlaf nicht gerade fördert. Morgen noch ein langer Schlag nach Norden, dann beginnt der Golf von Neapel. Dort wird die Segellandschaft hoffentlich interessanter.

2.4. kein Seglerrevier

Die südliche Küste von Süditalien, also quasi die Sohle vom Stiefel, ist definitiv kein Revier für Segler. Die Küstenlinie ist völlig fade gerade, es gibt keine Buchten, und die wenigen segelbootgeeigneten Häfen liegen immer mindestens 5-7 Fahrstunden auseinander. Wenn man einen davon anläuft, wird man sehr erstaunt betrachtet. Wir haben seit einigen Tagen gerade einmal ein, zwei andere Segler gesehen. Die Siedlungen hoch oben am Berg schauen von Weitem ganz nett aus, sind aber für uns unerreichbar. Einzig der Hafen von Le Castella war für uns befahrbar und die alte Festungsanlage ist beeindruckend. Ganz in der Nähe liegt auch noch Legohausen, dort wachsen anscheinend die Steinchen in großen Mengen und werden zum Hausbau verwendet. Ein paar weitere Häfen, die im Küstenhanbuch beschrieben sind, existieren nicht mehr und sind völlig versandet.
Der weitere Plan ist: möglichst schnell die Strasse von Messina zu erreichen, und dort entscheiden, ob die Reise für das Winterlager nördlich an die westitalienische Küste weitergeht oder südlich nach Malta.

2.3. Das Ende der Adria

Das Städtchen Otranto liegt an der gleichnamigen Straße, wo die Adria im Süden endet und das Ionische Meer beginnt. Gleich gegenüber liegt Korfu. An sich nix Besonderes, würden wir nicht dort in der weiten Hafenbucht ankern, bei starkem Schwell, wildem Geschaukel und ans Boot donnernden Wellen. In dieser ungemütlichen Umgebung sammeln sich nachmittags plötzlich weit über 100 Boote um uns und nehmen an einer Bootsprozession mit Madonnenstatue durchs Hafenbecken teil. Volles Gedränge und Gehupe. Und wir mitten drin. Abends dann noch ein Freiluft-Klassik-Opernarienabend am 200 Meter entfernten Platz mit etwas mehr als Zimmerlautstärke. Und wir fast mitten drin. Um Mitternacht folgt noch ein Feuerwerk von der Hauptmole aus. Ein Kreuzfahrschiff hat dafür extra ablegen und vor dem Hafen ankern müssen. Nicht ein paar Raketlein wie vom Kindergeburtstag, sondern richtig fette Dinger mit ordentlich Bums. Und wir wieder mitten drin. Wellengang, Madonnenumzug, Opernarien und Feuerwerk. Kein Schlaf. Aber ein würdiger Abschied von der Adria. Ich glaube eigentlich, die haben’s extra für uns organisiert.
Am nächsten Morgen starten wir unausgeschlafen die letzte Etappe nach San Maria de Leuca, der wirklich letzte Zipfel am Stiefelabsatz. Bei gutem Wetter wollen wir von hier aus die 70 Meilen quer über den Golf von Taranto in einem Stück über Nacht packen. Eine ruhige Nachtfahrt bringt und nach Crotone, einer Kleinstadt ohne Sehenswürdigkeiten, aber zum Aufholen des entgangenen Schlafs geeignet.

2.2 Monopoli – ganz genau, Brindisi – nur kurz

Es ist Donnerstag. Aus geplanten zwei Tagen in Monopoli sind jetzt schon fünf geworden. Es hocken eine Menge fetter Tiefs über allen Teilen des gesamten Mittelmeeres, und in dem über Süditalien sitzen wir genau mitten drin. Wind mit 25 Knoten im Hafen, mehrere Gewitterschauer und Regengüsse täglich lassen ein Weiterfahren zur Zeit nicht zu. Neben uns am Pier liegt der Italiener Max mit seinem Boot, und wartet wie wir besseres Wetter ab. Er ist allein unterwegs, will baldigst nach Rom, und wird bei Wetterbesserung gemeinsam mit uns auslaufen, um jemanden in der Nähe zu haben. Mittlerweile kennen wir uns in der Kleinstadt Monopoli (48000EW) ziemlich gut aus. Wir kennen inzwischen jeden Markt, jeden Imbissstand, jeden Gemüsehändler der Altstadt und finden auf Anhieb überall hin. Alle Kirchen und Festungsteile haben wir inzwischen abgeklappert. Mit den Rädern lässt sich der Stadtkern um den Hafen relativ schnell in jeder Richtung durchqueren. An den Verkehr muss man sich erst gewöhnen: Fußgängerübergänge sind hier kein Thema. Halteverbotszonen werden vollkommen ignoriert. 80% der Autofahrer telefonieren am Steuer (NICHT: Einparken um zu telefonieren, SONDERN: telefonieren beim Einparken). Ansonsten fahren die italienischen Autofahrer jedoch überraschend rücksichtsvoll.  Am Freitag wird es voraussichtlich in Richtung Brindisi weitergehen, der Wind sollte schwächer werden, lediglich die Regenschauer werden wohl anhalten.

Die 7stündige Fahrt nach Brindisi, davon 4 Stunden in strömenden Regen, bietet schönen Segelwind aber dafür hohe Wellen von schräg hinten. Zeitweise sehr unangenehm. Die Bitte von Max, mit ihm gemeinsam zu fahren erweist sich als sinnvoll: auf halber Strecke funkt er uns an, dass wir ihn in den Hafen von Brindisi schleppen sollen, weil seine Motorkühlung nicht funktioniert. Das machen wir dann auch – ziemlich abenteuerlich bei 17 Knoten Wind und ein- und auslaufenden Fähren im Großhafen. Geht aber gut und Maxens Kühlung kann kurz nach dem Anlegen repariert werden. Wir liegen an der Stadtmole, entlang der heute gerade eine Art Kirtag stattfindet, mit tausend Gerüchen von den vielen Ständen, und einem scheppernden Stromgenerator an jedem Stand. Was für ein Glück!

2.1. Do Videnja Hrvatska – Buon Giorno Italia

Für die Ausreise-Zollformalitäten (wir sind innerhalb der EU und bleiben auch in selbiger!) muss man an einem eigenen Steg anlegen, zum sehr freundlichen Hafenkapitän und dann zur Polizei. Anschließend erklärt uns der Polizist freundlich aber bestimmt, dass wir das Land jetzt unverzüglich zu verlassen hätten.
Die Götter sind uns gnädig und schenken uns zwei ruhige Tage. Kaum Wellengang und zeitweise leichter Wind aus günstiger Richtung ermöglichen eine stressfreie Überfahrt, teils mit Motor, zwischendurch auch lange Strecken segelnd. Die ganze Fahrt dauert 21 Stunden. Bis kurz vor Italien sehen wir kein einziges Schiff. Dafür begleiten uns zwischendurch ein paar Delfine. Keine Ahnung, ob kroatische oder italienische.
Die Ankunft in Bari nach Sonnenaufgang ist ein bisschen enttäuschend. Eine ziemlich große dunstige Stadt in fader Landschaft, dazu treibt uns der Luftzug seltsame Düfte entgegen, erst riecht es leicht modrig, etwas später verbrannt, dann nach Chemiefabrik. Großstadt halt. Wir legen nicht in Bari an sondern schwenken nach Süden ab, die Küste entlang. Wir suchen eine Badebucht zum Ankern und ausschlafen. Die finden wir auch nach ein paar Meilen und Ankern dort. Kurz darauf, beim Salatessen, kommt schon die Küstenwache längsseits und erklärt uns, dass man in Italien beim Ankern mindestens 100m Abstand zur Küste einhalten muss. Wusste ich bisher nicht. Wir verlassen sofort den Sperrbereich und jausnen weiter. Abends fahren wir wegen schlechter Wetteraussichten in die benachbarte Stadt Monopoli (dort kann man leider nicht mit Spielgeld bezahlen) in den Stadthafen und liegen längs an der kostenlosen(!) Gemeindemole. Also Räder auspacken und die Stadt mit 15 Kirchen im Altstadtbereich erkunden. Es ist ein nettes Städtchen mit freundlichen hilfsbereiten Bewohnern. Die ersten Eindrücke von Italien sind also sehr positiv. Weniger erfreulich ist der absolute Mangel an bezahlbarem Bier in Lokalen, ein kleines um 2 bis 3 Euro, große gibt’s kaum. Wie kann man hier bloß leben? Werde schon eine Lösung finden. Supermarkt oder so. Das Wetter spielt wieder einmal verrückt, mit Starkwind und Gewitter, daher werden wir wohl zwei Tage hier bleiben.