3.7. Festlandküste bis Gibraltar

Die spanische Festlandküste entlang des Alboranmeeres bietet jetzt absolut keine Verbesserung bezüglich Schönheit oder Interessantheit. Ganz im Gegenteil. Strände mit endlosen Hotelblockreihen, dazwischen kahle Felsabschnitte, das Meer verseucht mit Müll und Motorbooten. Hier wurde alles dem Billig-Massentourismus geopfert. Ödeste Umgebung. Auf einer Skala von 1(grauslich) bis 10(fantastisch) eine glatte minus 3. Wir beschließen, die etwa 350 Meilen bis Gibraltar zügigst durchzuziehen. Es ist extrem schwül, sehr dunstig, nur wenige Meilen Sicht. Wir sind an der Costa del Sol(!) und sehen die Sonne vier Tage lang nicht. Eine fette Hochnebel-Dunstschicht verdunkelt zeitweise den Tag, im grauen Streulicht gibt es keinen Schatten.  Wind 0 bis 7 Knoten, und wenn 7, dann wenigstens genau von vorne. Völlig unbrauchbar zum Segeln, daher stundenlanges nerviges Motorgebrumme. Ankermöglichkeiten gibt es nur wenige, aber das Meer ist ziemlich ruhig, und die Marinas in der Gegend sind teilweise sehr billig, auch in der Hauptsaison. In einer davon, Almerimar, lassen wir die Lattentaschen im Hauptsegel erneuern und verstärken. Das wollte ich schon seit einem halben Jahr machen lassen. Kostet zwar 300 Euro, aber dafür steht das Segel jetzt wieder wie `ne Eins. Der Vorbesitzer hatte die Lattentaschen zugeklebt und die Latten wohl über Bord geschmissen. Dass das Hauptsegel am Wind absolut kein Profil bildete, hat ihn wohl nicht so gestört. Hier liegen wir neben Robin und Marisa, er Neuseeländer, sie Spanierin, die seit vielen Jahren in der Welt herumschippern, und die uns an einem gemütlichen Abend viele Tipps und Tricks aus ihrer reichen Erfahrung verraten.
Bei der Ankunft in Gibraltar stellen wir fest, dass alle britischen Marinas überfüllt sind, man muss dort reservieren. Die nebenliegende spanische Marina ist gleich teuer, doppelt so groß und nicht einmal halb voll. Wenn man in die Stadt will, muss man von dort halt über die Grenze nach England einreisen, mit Passkontrolle und Zoll, trotz EU, und mit britischen Pfund. Die Straße quert gleich nach der Grenze die Flughafenlandebahn und wird bei Starts oder Landungen gesperrt. Ein zweistündiger Fußmarsch über extrem steile Straßen und Wege bringt uns auf den berühmten Felsen. Es gibt zwar auch eine Seilbahn hinauf, die ist aber unverhälnismäßig teuer. Von oben gibt es einen grandiosen Rundblick, und die dort freilebenden Berberäffchen springen zwischen den Touristen herum, klauen ihnen Smartphones und lose Gegenstände, und haben einen Mordsspaß damit. Der Rest der Stadt ist very british, mit typischen Telefonzellen und englischen Abfalltonnen. Wenigstens fahren sie dort auf der richtigen Seite, nicht wie in England. Hier bleiben wir ca. eine Woche um ein Paar Dinge für das Boot einzukaufen und zoll- und steuerfrei zu tanken (50ct/ltr), und um einen günstigen Wettermoment für die Passage durch die Strasse von Gibraltar in den Atlantik abzuwarten. Neben unserem Liegeplatz liegt ein weiteres österreichisches Boot mit Robert und Veronika. Die haben etwa die gleichen Routenpläne wie wir.