3.8. Großer Teich

Um gegen den ständigen Strom durch die Strasse von Gibraltar hinaus zu fahren, sollte nicht auch noch Gegenwind aus West wehen. Das tut er derzeit aber recht stark, daher warten wir zusammen mit mehreren Booten hier in La Linea bei Gibraltar auf Ostwind. Zudem erwarten wir auch eine Paketlieferung aus einer Internetbestellung. Der etwas längere Aufenthalt bietet Gelegenheit, ein paar Dinge nachzuholen. Ölwechsel an der Maschine, eine Kompassreparatur, und wir kaufen in einem grossen Einkaufszentrum der Stadt neue Fahrräder im Abverkauf um die Hälfte reduziert. Diesmal mit noch dickeren Fahrradschlössern. Wir nutzen die neue Mobilität gleich zu einer kompletten Umrundung des Gibraltar-Felsens auf einer abenteuerlichen Strasse durch Tunnels und am Abgrund entlang, und am Ende direkt am Fuße der 400m hohen senkrechten Felswand vorbei. Jetzt sind tägliche Einkäufe in den weitläufigen spanischen Küstenstädten wieder einfach möglich. Ein Ausflug mit dem Autobus geht ins 40km entfernte Tarifa, einem Touristenort und Surfspot außerhalb,  und einer ganz netten Altstadt innerhalb der alten Stadtmauer. Auf den Leuchtschriften der Busse steht übrigens nicht, wo sie  hinfahren, sondern wo sie herkommen! Sehr interessant. Die Logik dahinter bleibt uns leider verborgen, aber wir finden durch Fragen dann doch den richtigen Bus.
Die beiden Pakete kommen termingerecht an, und zwei Tage später dreht der Wind auf Ost, sodass wir die Durchfahrt machen können. Während der Tidenstrom den Grundstrom von West abschwächt, fahren wir die 25 Meilen vorwind bei 25 bis kurzzeitig 35 Knoten unter Genua ziemlich zügig durch. Die Durchfahrt erweist sich als unproblematischer als befürchtet. Wetterglück. Wir sind jetzt im Atlantik.
Für die Überfahrt auf die Kanaren haben wir uns Jausenwürste besorgt. Nun sind die meisten spanischen Wurstarten relativ weich, daher hängen wir sie im Salon auf. Sie sollen ein, zwei Wochen Zeit zum Reifen und Trocknen haben. Die in der Marina Barbate wohnhaften Katzen sehen das anders, schleichen sich nachts auf das Boot, und fressen die beiden Würscht bis auf wenige Zentimeter weg. Wir bemerken nichts davon, erst in der Früh sehen wir die abgefressenen Wurstzipfel.

Überfahrt Gibraltar zu den Kanarischen Inseln:
die ersten beiden Tage gestalten sich anstrengend. Am ersten Tag vorerst fast kein Wind, dann von gegenan. Wir müssen hart am Wind fahren und einen Umweg machen. In der Nacht , während es dann wieder sehr ruhig ist, schwimmen neben uns ein paar Delfine mit, die wir im Dunkel nicht sehen können, aber wir hören ganz nah ihre Ausblasgeräusche. Das Fauchen aus dem Dunkeln klingt ein bisschen gespenstisch. Die nächsten 2 Tage quälen uns mit Leichtwind so um 12 Knoten von genau achtern, dazu sehr hohe Welle um die 3 Meter. Das Boot rollt und geigt, da bleibt kein Segel stehen. Wir müssen vor dem Wind kreuzen, um Fahrt zu machen. Leider verlängert das den Weg zum Ziel deutlich, aber man fährt wenigstens vernünftig. Alle Tätigkeiten, Wie Kochen, Essen, Anziehen oder Klogehen erweisen sich als höchst schwierig. Sitzen und mit zwei Händen Festhalten geht gerade noch. Ab dem dritten Tag sehen wir keine anderen Schiffe mehr im Umkreis von 20 Meilen. Nach fünfeinhalb Tagen durchgehender Fahrt kommen wir in Arrecife auf Lanzarote an. Das war mit 630 Meilen am Stück unsere bisher längste Überfahrt. Im Nachhinein betrachtet sind die fünf Tage eigentlich schnell vergangen.