3.4. im Zentrum des deutschen Tourismus

Die Überfahrt nach Mallorca gestaltet sich recht ruhig. Ein angenehmer Segelwind bläst uns mühelos die 25 Meilen dorthin. Umso größer ist der Kulturschock. Waren in Menorca eher beschauliche Orte mit meist britischen, ruhigen Touristen die Regel, so sind wir hier mitten im Ballermann-Katastrophengebiet angekommen. Dabei ist hier  das von Palma weitest entfernte, gegenüberliegende Ende der Insel! Viele, viele deutsche Touristen auf der Suche nach lautem Spasss, alle Geschäfte zuerst in Deutsch beschriftet, Lokale wie „Bierbrunnen“, „Roberts Treff“, „Heidis Schnitzelhütte“ usw. Die einheimischen Betreiber sprechen oft besseres Deutsch als viele der meist nicht mehr ganz nüchternen Gäste. Soll nicht heissen, dass alle Deutschen etwas komisch sind, aber alle komischen Deutschen sind auf jeden Fall hier. Ununterbrochen sind irgendwelche Ausflugsboote („Piratentour“ oder „Party Boat“, Getränke inbegriffen) mit ihrem grölenden und lallenden Frachtgut mit Vollgas entlang der Küste unterwegs.  Fernab davon wollen wir trotzdem ein paar schöne und ruhigere Buchten finden. Die Touristenorte wollen wir nur zwangsläufig anfahren, wenn wir einmal was einkaufen müssen.
Es ist der 13.Juni, Geburtstag meiner Tochter Anna, und zugleich der erste Jahrestag unserer Reise. Wir werden daraufhin abends wohl ein Fläschchen Sangria  umfüllen.
Heute zeigt der Dingi-Außenborder unterwegs plötzlich Leistungsabfall und dann völlige Dienstverweigerung. Als wir ihn nach dem Zurückpaddeln ins Schiff heben, tropft unten aus dem Kühlauslass ölige schwarze Pampe heraus und versaut das ganze Cockpit. Ich denke zuerst an austretendes Getriebeöl, das ist aber einwandfrei sauber und das Getriebe ist voll. Ein paar Stunden später, nach ausgiebiger Reinigung der Cockpitsauerei schau ich mir den Murl noch einmal genau an, und er funktioniert wieder problemlos und ohne Ölpampenspritzerei. Hatte wohl eine Qualle oder ein Nylonsackerl gefressen und daraufhin Verstopfung oder Blähungen oder sowas.
Unterwegs an der Ostküste erwischt uns ein Gewitter, wie wir es noch nicht erlebt haben. Wir sind Kleidungsmäßig auf ein 20min Sommergewitter eingestellt. Es schüttet dann aber 2 volle Stunden wie aus kübeln, dazwischen ein 20miütiger Hagelsturm vom Feinsten, sodass im Cockpit 3cm hoch Hagelkörner liegen. Wir sind nass bis auf die Haut und haben eiskalte Füße vom Stehen im Hagel. Zum Glück sind die Sturmböen nicht so schlimm, und der Blitz hat uns diesmal auch nicht gefunden.
Die nächste Woche müssen wir wohl hier im Raum rund um Porto Colom bleiben, obwohl die Möglichkeiten hier doch recht begrenzt sind, weil wir auf die Lieferung eines Ersatzteiles für den Wassermacher warten. In der Zwischenzeit liegen wir in verschiedenen Buchten oder schauen uns eine Tropfsteinhöhle an.