2.3. Das Ende der Adria

Das Städtchen Otranto liegt an der gleichnamigen Straße, wo die Adria im Süden endet und das Ionische Meer beginnt. Gleich gegenüber liegt Korfu. An sich nix Besonderes, würden wir nicht dort in der weiten Hafenbucht ankern, bei starkem Schwell, wildem Geschaukel und ans Boot donnernden Wellen. In dieser ungemütlichen Umgebung sammeln sich nachmittags plötzlich weit über 100 Boote um uns und nehmen an einer Bootsprozession mit Madonnenstatue durchs Hafenbecken teil. Volles Gedränge und Gehupe. Und wir mitten drin. Abends dann noch ein Freiluft-Klassik-Opernarienabend am 200 Meter entfernten Platz mit etwas mehr als Zimmerlautstärke. Und wir fast mitten drin. Um Mitternacht folgt noch ein Feuerwerk von der Hauptmole aus. Ein Kreuzfahrschiff hat dafür extra ablegen und vor dem Hafen ankern müssen. Nicht ein paar Raketlein wie vom Kindergeburtstag, sondern richtig fette Dinger mit ordentlich Bums. Und wir wieder mitten drin. Wellengang, Madonnenumzug, Opernarien und Feuerwerk. Kein Schlaf. Aber ein würdiger Abschied von der Adria. Ich glaube eigentlich, die haben’s extra für uns organisiert.
Am nächsten Morgen starten wir unausgeschlafen die letzte Etappe nach San Maria de Leuca, der wirklich letzte Zipfel am Stiefelabsatz. Bei gutem Wetter wollen wir von hier aus die 70 Meilen quer über den Golf von Taranto in einem Stück über Nacht packen. Eine ruhige Nachtfahrt bringt und nach Crotone, einer Kleinstadt ohne Sehenswürdigkeiten, aber zum Aufholen des entgangenen Schlafs geeignet.