2.6. Golfo di Salerno

Das Wetter ist komisch. Der angesagte Wind findet nicht statt, und wenn, dann aus anderen Richtungen mit völlig anderer Stärke. Über die Berge ziehen tief hängende Wolken, es ist schwül und dunstig, keine gute Sicht. 28 Grad, aber kein direkter Sonnenschein, rel. Luftfeuchtigkeit 75%. Wenn es zu Hause so ausschaut dann kracht es nach längstens zwei Stunden gewaltig. Hier aber ist nur bedrohliche Stille. Seit 4 Tagen.
Dafür ist die Landschaft mit den Bergen viel sehenswerter als im Süden. Erstaunlicherweise gibt es, obwohl die Berge bis nah ans Meer stehen und dazwischen tiefe Täler und Schluchten sind, keine Buchten. Die Täler sind zum Meer hin mit Sand aufgefüllt und die Küstenlinie daher wieder sandig, völlig gerade und buchtenlos. Zum Ankern wohl geeignet, zum Schutz finden leider nicht.
Einzige Ausnahme ist Palinuro, wo man in einer großen Bucht, die von 50 Meter hohen Steilwänden umgeben ist, geschützt ankern kann. Direkt vor den Felswänden liegen schmale Sandstrandabschnitte, teils mit kleinen Grotten, in denen Badegäste im Schatten liegen.

Wir klappern den Golf von Salerno ab auf der Suche nach sehenswerten Plätzen für einen Landgang. Bei Windstärke 6 und 2m Wellen flüchten wir in den Hafen von Agropoli. Hübsche Altstadt mit Kastell direkt am hohen Felsen über dem Hafen. 10km entfernt und per Rad gemütlich erreichbar, besuchen wir die archäologische Stätte Paestum, Reste der griechischen Stadt Poseidonia von 500 v.Chr, mit 3 zum großen Teil noch stehenden Tempeln, und viele Grundmauern, Häuserreste und Straßen. Während der Besichtigung werden wir von Gewitter und Starkregen erwischt. Zahlreiche Touristen laufen lustig kreuz & quer durchs Gelände zu ihren Bussen. Wir sind gut ausgerüstet und sitzen die halbe Stunde Regen unter einem dichten Nadelbaum fast trocken aus.

Salerno, die Hauptstadt des Golfs, ist groß und dreckig. Vor der Hafeneinfahrt treibt ein mehrere hundert Meter langer und 30 Meter breiter Gürtel aus Holz, Flaschen, Plastik, Seegras und jede Menge sonstiger Müll. Sehr schön. Eigentlich fahren wir ja nur zum Tanken in den Hafen und wollen dann draußen ankern. Die Tankstelle hat aber trotz normaler Betriebszeit zu. Wir legen trotzdem an und bleiben die Nacht dort, im abgesperrten Bereich ohne Zugang für Fremde – und gratis. Hoffentlich taucht der Tankwart morgen früh wieder auf. Danach wollen wir nach Amalfi weiterfahren.

P.S: Endlich blieb etwas Zeit übrig um die bis jetzt zurückgelegte Route auf einer Karte festzuhalten. Die neuesten Karten findet ihr unter „Routen“.