2.5. Tyrrhenisches Meer

Die Entscheidung ist gefallen: durch die Straße von Messina ins Tyrrhenische Meer. Der Winteraufenthalt an der italienischen Westküste verspricht mehr Gelegenheit zur Betätigung und Landausflügen als das kleine Malta.
Die Wettervorhersage kündigt Nordwind an, was ganz günstig für die letzte Etappe im Süden wäre. In Wirklichkeit weht aber Ost- bis Südostwind, der uns noch bequemer die eher fade Küste entlang schiebt. Man kann ja auch einmal Glück haben. Ab der Einfahrt in die Straße von Messina weht es dann aber doch von Nord, voll von vorne und ziemlich stark. Toroa kämpft unter Maschine mit 1-2 Knoten Fahrt dagegen an, während wir von unzähligen Windsurfern und Kitesurfern umzingelt werden.
Nach einer Nacht im grauslichen Hafen von Reggio und einem Tankstopp für 1,79 Euro je Liter Diesel geht es am nächsten Morgen die letzten 10 Meilen der Straße weiter. Jetzt geht fast kein Wind, und eine Strömung von 4 Knoten rülpst uns mit insgesamt 9 Knoten Fahrt aus dem engen Kanal hinaus ins Tyrrhenische Meer. In der Ausfahrt gibt es jede Menge Wasserstrudel, denen der Autopilot nicht gewachsen ist. Daher ist Handsteuerung angesagt. Nach dem Kanal wird das Meer aber bald ruhig und friedlich, sodass wir einige der Aeolischen Inseln nördlich von Sizilien ansteuern können.

Vulcano: aktiver Feuerspucker, letzter Ausbruch 1890, konnte aber zum Glück wieder eingefangen werden. Aus dem Krater und den Flanken treten Rauchschwaden aus, überall sind gelbe Schwefelfelder. Aus dem Meer, sogar unter dem Schiffsankerplatz blubbern Gasbläschen herauf und stinken nach faulen Eiern. Es gibt auch heiße Quellen, die aus dem Meeresboden sprudeln. Spock haben wir noch nicht gesehen, auch keine spitzen Ohren, aber die in hellgrauen, heißen Schlamm panierten Badenden sehen außerirdisch genug aus. Der Steinboden um das Schlammbad ist stellenweise zu heiß zum Barfußgehen. Die Besteigung des 400 Meter hohen Berges zum Kraterrand ist uns zu anstrengend. Es wäre ein 2 stündiger Aufstieg auf einem sehr steilen Weg ohne jeden Schatten – also nur ganz früh am Morgen möglich, aber da schlafen wir normalerweise. Weil es hier so schön ist, mit ruhigen sicheren Ankerplätzen, bleiben wir zwei Tage.
Lipari: Nachbarinsel, wird bei unserer Abfahrt von Vulcano nachts passiert, da sehen wir kaum was.
Panarea: kleine Insel mit bizarren vorgelagerten Felsen entlang unserer Route zum Stromboli.
Stromboli: ist wieder ein echter Vulkan, über 900 Meter hoch, mit dicker Rauchwolke. Bei der Vorbeifahrt sehen wir ganz oben ein Lavafeld, von dem immer wieder große glühende Brocken über die ganze Flanke herunterrollen, manche bis ins Meer.
Die Vulkaninseln waren ein besonderes Erlebnis.

Anschließend gibt es eine fast achtstündige Überfahrt unter Segel zurück ans Festland. Dort ist, wie gewohnt, wieder kein Hafen weit und breit. Und wenn doch, dann versandet und unbefahrbar. Daher ankern wir einfach vor der Küste. Windstille in der Nacht lässt das Boot quer zu den langen Wellen stehen. Das bedeutet extremes Hin- und Hergeschaukel, was den Schlaf nicht gerade fördert. Morgen noch ein langer Schlag nach Norden, dann beginnt der Golf von Neapel. Dort wird die Segellandschaft hoffentlich interessanter.