2.20. einsame Costa Smeralda

Es ist  Wärmer und ruhiger geworden. Wir segeln im Maddalena Archipel kreuz und quer herum, je nach aktueller Windrichtung, und bleiben jede Nacht in einer anderen Bucht. Die ganze Inselgruppe ist eindeutig und mit Abstand das schönste Segelrevier, das wir bisher in Italien gefunden haben. Ein besonders schöner Platz ist die Bucht Porto Palma auf der Insel Caprera, die wir bei einem Radausflug von Maddalena bereits von Land aus entdeckt haben. Caprera ist mit einem Damm mit Maddalena verbunden. Es ist kaum bewohnt, hat aber viele Wander- und Radwege, und traumhaft schöne flache Buchten mit Sandstrand und großen knuffigen, runden Felsen zwischendrin.
Ein Badeversuch meinerseits in einem der wenigen windstillen Momente wird wegen grausamster Wassertemperatur nach einer halben Minute abgebrochen. Wahrscheinlich sind deshalb noch so wenige Touristen da…..
Das relativ stabile Hoch der letzten paar Tage bricht jetzt zusammen. Das bedeutet mehrere Winddreher in alle Richtungen täglich. Auch nachts. Somit ist es schwierig einen sicheren Ankerplatz zu finden, denn bis abends schaut alles schon wieder ganz anders aus. Nach dem ersten nächtlichen Gewitter verlassen wir den La Maddalena Archipel und starten entlang der Ostseite Sardiniens in Richtung Süden. Erst einmal besuchen wir Porto Cervo. Ein Ferienort für Reiche und Prominente. viele sehr schöne Luxusvillen in tollen Gärten zum Vermieten (zwischen 10.000 und 100.000 Euro/Woche). Mittendrin der berühmte Yachtclub Costa Smeralda. Der ist allerdings ein hässlicher moderner Gebäudekasten, und verschandelt eigentlich die ganze Bucht. Im Sommer spielt es sich dort ab, mit JetSet und Superyachten und Designer-Outlets und was man halt so braucht. Jetzt aber ist alles leer. Im Hafen liegen nur ganz wenige Boote, in den Villen bereiten tagsüber Gärtner und Bauarbeiter alles für die Saison vor. Abends wird es still und es ist wie ausgestorben. Alles ist sehr schön hergerichtet, wirkt aber total unecht. Hier wohnt jetzt niemand. Am Abend ist es wie in Disneyland nach Betriebsschluß. Hier an der Costa Smeralda stehen sehr viele Hotels und Ferianappartments am Strand. Die meisten sind hübsch und niedrig mit schönen Parkanlagen rundum, und fügen sich wenig störend in die Landschaft. Es gibt viele Buchten und auch Yachthäfen, aber eben kaum richtige bewohnte Dörfer. Alles ist auf Touristen ausgerichtet, aber zur Zeit leer und nachts dunkel. Keine offenen Restaurants, kaum Supermärkte, alles ist noch zu. Wir können uns vorstellen, dass diese wunderschöne Gegend in der Saison ziemlich unerträglich vollgestopft sein muss. Jetzt teilen wir das alles nur mit 2 oder 3 anderen Segelbooten täglich. Vereinzelt sehen wir Touristen einsam am Strand sitzen – baden wollen die aber kaum. Morgen soll es laut Wettervorhersage sogar einmal 19Grad(!) erreichen.