2.13. Und täglich grüßt…..

nein – nicht das Murmeltier, sondern die amerikanische Nationalhymne, die pünktlich um 0800 aus den Lautsprechern der „Mount Whitney“ plärrt, eines knapp 200 Meter langen Kommandoschiffes der US-Navy, das nahe unserem Liegeplatz am gegenüberliegenden Steg festgemacht hat. Obwohl der ganze Bereich mit Schwimmbarrieren abgeriegelt ist, wird es trotzdem ständig von einem militärischen Navy-Gummi-Wachboot mit eingeschaltetem Blaulicht umkreist. Lautsprecherdurchsagen informieren uns und die ganze Umgebung aktuell über Personen, die an oder von Bord gehen, und kündigen öfters mal eine Brandschutzübung oder sonstige Alarmübungen an. Wie man es aus dem Film halt so kennt. Abends bei Sonnenuntergang dann eine Trompetenfanfare mit feierlichem Flaggeneinholen und um 2200 Durchsage zur Schlafenszeit. Danach kann man die Uhr stellen. Im Gegensatz zur örtlichen Rathaus-Glockenturmuhr. Die ist nämlich völlig unwillig und spielt zu unterschiedlichsten Zeiten – jedoch nie zur vollen Stunde – Teile des Big-Ben Glockenspiels. Aber nur selten ganz fertig, meistens bleibt’s unterwegs irgendwo stecken.
Ansonsten besteht unser Tag darin, kleinere Reparaturen und Verbesserungen am Boot durchzuführen, und dann und wann kleine Ausflüge in die nähere Umgebung mit den Rädern zu unternehmen. Einmal waren wir bisher auch noch mit dem Boot für einen gemütlichen Segeltag draussen.
Im Ort gibt es jeden Mittwoch einen Wochenmarkt mit vielen Ständen mit Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Kleidung, Handtaschen und Schuhen. Erstere nutzen wir regelmäßig, Handtaschen und Schuhe weniger.
Das Radfahren im italienischen Autoverkehr erweist sich als weniger kritisch als angenommen. Radfahrer gelten als Fußgänger, können alle Gehwege und gegen Einbahnstraßen unbehelligt befahren. Auf der Straße muss man möglichst auffällig in der Mitte fahren, dann wird man gesehen und eigentlich sehr rüchsichtsvoll behandelt.
Wirklich gefährlich sind die Parker, die auf jeder Straße in zweiter Spur stehen, teilweise sogar schräg, obwohl 2-3 Autos weiter ein Parkplatz frei wäre, und plötzlich die Türen aufreissen. Warnblinker ein – zusperren – fortgehen. Funktioniert immer und stört keinen. Auch Sperrflächen und vor allem Fußgängerübergänge sind besonders beliebte Parkräume. Die sind fast alle immer besetzt. Verkehrszeichen sind als freundliche Empfehlung zu verstehen. Rote Ampeln gelten erst nach 5 Sekunden wirklich als rot. Und grün ist schon einige Sekunden bevor man es sieht…
Obwohl es früh dunkel wird, und dann sofort frisch, ist es tagsüber bei Sonne angenehm warm. Also kurzes Leiberl, halblange Hose und keine Socken. Das enttarnt uns sofort überall als Ausländer. Die meisten Italiener tragen zur Zeit dicke Daunenjacken, Schals, und Kapuzen oder Hauben. Allerdings hat es in letzer Zeit viel und stark geregnet, und stürmischer Wind hat sogar für eine Überschwemmung in der Marina gesorgt. Ist im Boot relativ egal, die Stege waren aber teilweise unpassierbar und wurden mit Treibgut vollgemistet.
Die überwinternden Bootfahrer sind in ihrer Zahl überschaubar: mit uns sind es vier Schiffe. Die Schweden Lasse und Marianne, die wir schon im September in Süditalien kennengelernt und hier wieder getroffen haben. Lasse ist Pensionist, lebt meist am Boot und ist schon den fünften Winter hier in Gaeta.
Die Amerikaner Evans und Rebecca und Hund Bosun (=Bootsmann), der alle vorbeigehenden Personen wild anbellt. Außer uns, denn wir haben uns öfters mit Streicheleinheiten und Kraulen hinterm Ohr äußerst beliebt gemacht. Erfreutes Schwanzwedeln statt Bellen. Evans ist Berufskapitän auf Großschiffen und verbringt eigentlich die gesamte Freizeit auf dem Privatschiff.
Jayne aus Amerika, die auf ihrem Schiff während der Saison Gäste mitnimmt, und über den Winter in Gaeta eine Art Sonderbetreuung für andere überwinternde Gäste übernimmt.