8.23. die letzten Wochen der Reise

Es ist Anfang September, die letzten knapp drei Wochen unserer Reise haben begonnen. Wir wechseln auf die andere Seite von Vonitsa hinter die Insel Koukouvitsa. Dort glauben wir vom vorherrschenden Nordwestwind am Besten geschützt zu sein. Glauben wir. Ab dem Tag unserer Ankunft dreht der Wind dort erst von Nord langsam über Ost und Süd nach West, genau dem Sonnenstand folgend, so dass der Schatten des Windgenerators genau mittig aufs Solarpanel fällt. Und das mit höchster Präzision den ganzen Tag über. Effekt nach drei Tagen: trotz strahlendem Sonnenwetter zu wenig Ladung, Batterien leer. So was ist uns in fünf Jahren zuvor nicht einmal annähernd passiert.
Weil wir keine besonderen Ziele mehr haben, gammeln wir hier nun in der Bucht herum, lassen die Zeit vergehen und warten den Krantermin in der Werft ab. Die Katze hat ein tolles Auslauf-Revier auf der Insel, ansonsten ist die Umgebung eher fade. Man kann ganz gut Einkaufen in Vonitsa, zum Baden ist der Ambrakische Golf nicht so toll, weil trübes grünliches Brackwasser. Die unspektakuläre Umgebung wird uns den Abschied vom Seglerleben leichter machen. Wenigstens ist es hier halbwegs ruhig und geschützt, obwohl schon täglich unnötig Wind mit 20 Knoten und mehr bläst. Aber der widerliche Schwell von draußen tritt hier im abgeschlossenen kleinräumigen Seegebiet nicht auf. Zehn Tage vor Reiseende schaue ich mir am Kartenplotter ein paar andere Ankermöglichkeiten an, das funktioniert noch, aber kurz vor dem Abschalten beginnt er zu piepsen, es riecht verbrannt und das Display flackert und zeigt nur noch Streifen. Große Freude stellt sich ein, wieder ein Defekt, der mindestens 500€ kostet.
Nach einer Woche Ankern wechseln wir in den Ort Vonitsa. Neben uns legt die „Salacia Star“ mit den Australiern Rick und Lou an. Die haben vor zwei Monaten ein Boot in Griechenland gekauft und werden in den nächsten drei Jahren damit nach Australien reisen. Da gibt es eine Menge zu erzählen, Tipps und Erfahrungsaustausch. Vonitsa ist sehr ruhig, es liegen hier fast nur Eignerboote, die wie wir den Krantermin abwarten, oder sich überhaupt schon für die Überwinterung dort einrichten.
Einen Tag vor dem Krantermin fahren wir nach Preveza, liegen dort vor der Stadt vor Anker. Die Katze braucht noch eine Flugtauglichkeitsbescheinigung, die sie beim uns bekannten Tierarzt kriegt. Der hat sie schon vor zwei Jahren behandelt, als sie zu uns kam. Wir bereiten das Boot schon für die Lagerung vor, was wir halt so im Wasser schon tun können: Putzen, Segel abnehmen und verstauen, Metallteile fetten, Batterien aus allen Geräten entfernen usw.
Das Kranen geht dann rasch und unkompliziert vor sich. Dann folgen zwei Tage intensiver Arbeit, Abbau aller Stoffabdeckungen, danach gibt es am Boot keinen Schatten mehr. Anker und Kette weden versorgt, Tanks und Leitungen entleert, alles wird gereinigt. Kochen können wir noch am Boot, die Toilette ist aber natürlich ausserhalb des  Wassers nicht mehr benutzbar.
Am Heimreisetag fahren wir mit dem Taxi zum nur zwei Kilometer entfernten Flughafen. Die Mutzi verhält sich erstaunlich ruhig, erst beim Einsteigen in den Flieger, und dann bei Start und Essensausgabe ist sie unzufrieden und maunzt ziemlich verärgert. Trotzdem überstehen wir den knapp zweistündigen Flug gut, und werden in Wien von meiner Schwester mit dem Auto abgeholt. Zwei Stunden später kommen wir zu Hause an, die Wohnung ist ungewohnt groß im Vergleich zum Wohnraum der letzten fünf Jahre. Die Katze nimmt die neue Heimat problemlos an und fühlt sich nach kurzer neugieriger Inspektion gleich wohl.
Damit endet unsere Reise erst einmal, wir werden sehen, ob es uns wieder einmal hinauszieht. Vorerst sind wir froh, wieder zu Hause zu sein, und das ganze Abenteuer gesund und ohne Probleme hinter uns gebracht zu haben. Wir haben jede Menge Fotos und schöne Erinnerungen mitgenommen.

8.22. südliche Umrundung des Peloponnes bis Ionische Inseln

Nach gestriger Vorhersage sollte der Nordostwind heute etwas schwächer sein. In Wahrheit ist Südwind, man hat das in der neuen Vorhersage von heute früh auch sogar schon bemerkt. Allerdings hätten wir es heute früh eh selber gesehen, wozu brauch ich dann überhaupt eine Vorhersage? Uns jedenfalls ist es recht, da wir genau nach Westen wollen ist es uns dabei Wurscht, ob Nord- oder Südwind. Der Wind bleibt gleichmäßig, und wir können einmal komplett durchsegeln. Ein äußerst seltenes Ereignis für Griechenland. Wir ankern in einem Seitenteil der Skoutari Bucht auf Mani, mit kleinem Strand und ein paar Badegästen, aber keine weiteren Boote. Das Wasser dort ist sehr ruhig und klar, es gibt zwei angenehme Badetage für uns. Um den starken Westwind, der die nächsten Tage ums Südkap von Mani blasen soll, abzuwarten, fahren wir noch ins nahe gelegene Githeon. Und auch um einzukaufen, die Vorräte werden knapp. Githeon ist an sich ein hübsches Städtchen am Berghang mir vorgelagerter Halbinsel. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, dass ab der zweiten Häuserreihe mindestens jedes dritte Haus des Altstadtteiles leer steht, oder überhaupt nur mehr die dachlosen Außenmauern stehen, teilweise eingestürzt. Die vordere Häuserzeile ist voller Tavernen und Bars, dahinter vergammelt leider alles. Der Hafen besteht aus einer riesigen, hohen Mole mit Platz für zwei Kreuzfahrtschiffe, die aber wahrscheinlich dort nie anlegen. Für Segelboote ist die Mole zu hoch, die Festmacher zu riesig. Dafür ist der kleine Innenteil des Hafens, der geeignet wäre, mehr als zur Hälfte vollgelegt mit sechs vergammelnden, beschädigten Segelboot-Wracks und zwei dahinrostenden Frachtern. Bleiben noch fünf benutzbare Plätze für Tagesgäste. Sehr einladend ist der Hafen nicht, da wollen wir nicht liegen. Daher ankern wir zwischen Stadt und Halbinsel Kranai. Dort liegen wir auch ruhig, und wir haben keinen Autoverkehr direkt hinterm Boot vorbei. Später erfahren wir von einem Coast Guard Beamten, dass die Gammelboote im Hafen allesamt beschlagnahmte Schlepperboote sind. In Githeon treffen wir Franz und Andrea, Musikerfreunde, die dort mit dem Campingbus unterwegs sind, und besprechen Alles bei ein paar Bieren.
Die Weiterfahrt nach Porto Kagio am Südende von Mani ist eher fad, kein Wind, Motorgebrumme. Erst in der Buchteinfahrt von Porto Kagio bläst plötzlich der Westwind mit 25 Knoten heraus, das ist dort immer so. Ganz drinnen in der Bucht liegt man dann aber recht ruhig, bis auf ein paar harte Böen am späten Nachmittag. Bei der Weiterfahrt ums Südkp von Mani Ist es windstill, aber vom Ionischen Meer her (dort ist natürlich NW-Sturm) kommt die Dünung mit bis zu 2m Höhe daher. Segeln unmöglich, nicht einmal Stützsegel ist sinnvoll, weil es nur hin und her schlägt. So motoren wir wieder einmal 6 Stunden bis zur Diros-Bucht dahin. Dort liegen wir mit Heckanker zum Stabilisieren in 1m Dünung sehr unruhig, aber auf der Westseite von Mani gibt es überhaupt keinen Schutzort gegen westliche Wellen. Griechenland ist zum Bootfahren absolut zum Vergessen!
Wir wechseln über auf den Westfinger nach Koroni. Der übliche Ablauf: die ersten 4 Stunden motoren ohne Wind, 15 Minuten vor Einfahrt in den Hafen Südwind mit 15 Knoten, ideal zum Segeln, aber zu spät. Dann im Hafen Nord bis West damit man auch schön unruhig liegt.
Nach zwei Tagen Koroni fahren wir nach Petalidi bei völliger Windstille. Der Wind beginnt erst dann, und zwar recht stark, nachdem der Anker gefallen ist.
Die Katze hat neuerdings ein Problem mit Hunden. Anstatt auf einen Baum oder eine Mauer zu klettern und auszuweichen rennt sie zu den Kötern hin und knurrt sie an, was die Straßenhunde natürlich nicht beeindruckt. Vorläufig gilt Ausgangssperre für Mutzi. Auch ansonsten läuft es gerade richtig toll. Eine Stufe der Badeplattform ist gebrochen, das elende Geschwappere wegen des starken Windes läßt kein Baden im Meer zu, und das Email-Konto funktioniert nicht mehr, wir können keine Anfragen für Liegeplätze machen. Gerade macht das Bootfahren wieder einmal ganz besonders Spaß.
Gerade holen wir an einem Fischersteg Frischwasser und beobachten dabei eine halbe Stunde lang die Fischer beim Netzreinigen. Brauchbaren Fisch sehen wir keinen, dafür schmeißen sie rund 30 Stück Beifang, der zu klein ist, tot ins Meer zurück. Tolle nachhaltige Methoden haben sie da. Wenigstens die Mutzi hat Freude an ein paar kleinen Fischlein, die wir ihr mitbringen.
Für eine Übernachtung fahren wir nach Kalamata zum Tierarzt um die Mutzi impfen zu lassen. Wir besuchen alte Bekannte in der Kalamata Marina, Gerhard und Heidi von der „Claude Martial“, und auch Herbert und Heidi von der „Albatros“. Es gibt eine Menge zu erzählen von der vergangenen Saison. In Kalamata treffen wir auch Charly, einen alten Schulfreund von mir, der dort mit seinem Kumpel Billy ein paar Urlaubstage verbringt. Wir gehen essen und machen zwei Tage später auch eine kurze Segelausfahrt mit den Beiden.
Wir treffen jetzt auch endgültige die Entscheidung für den Bootswerftplatz, es wird die Marina Aktio in Preveza werden. Von dort gibt es auch recht gute Flugverbindungen nach Wien. Damit steht der Termin für das Ende unserer Bootsreise fest. Das ist einerseits erfreulich, weil wir uns schon auf zu Hause freuen, andererseits ein bischen bedrückend, weil das Abenteuer dann vorbei ist.
Zurück in Petalidi treffen wir noch einmal mit meiner Schwester zusammen. Sie kriegt einiges an Winterkleidung mit, die sie mit dem Auto mitnehmen kann.
Nächste Station ist Methoni. Dort warten wir das Ende des starken Nordwest im Ionischen Meer ab. Im Moment kommt er uns genau entgegen, und riesige Wellen ebenso. In Methoni treffen wir Thomas und Petra von der „Azzurra“ wieder, die haben wir schon mehrmals getroffen, und die Azzurra war eines unserer Nachbarschiffe im letzten Winter in Kalamata.
Nächster Aufenthalt ist Kiparissia, wo wir im Vorjahr den Hurrikan gut überstenden haben. Es ist ziemlich voll, deshalb liegen wir diesmal mit dem Heck an der Mole. Am Abend kommt der deutsche Katamaran „Meerkatze“ unter Segel in den Hafen gefahren und ankert provisorisch vor uns. Der Skipper Gerhard ruft uns zu, daß seine Maschine wegen der Dieselpest nicht läuft. Während die umliegenden Crews sehr interessiert, aber tatenlos blöde zusehen machen wir unser Dingi klar und können den kleinen Kat mit dem Beiboot an den Platz neben uns bugsieren. Weil sein Anker jetzt irgendwo wirkungslos quer rumliegt wird er sich über Nacht an uns dranhängen. Tags darauf reinigen sie dann ihren Tank. Beim Filtertausch und der Entlüftung der Dieselanlage haben sie erst Probleme, das ganze Zeug wieder dicht zu kriegen. Weil ich das Problem auch schon hatte, kann ich ihnen mit ein paar Tips weiterhelfen und die Maschine wieder in Gang bringen. Zwei Stunden schweißtreibende Arbeit im Motorraum und dieselstinkende Hände werden dann aber mit einer freundlichen Einladung zum Abendessen beglichen.
Nach zwei Tagen fahren wir dreißig Meilen nach Katakolon. Obwohl eigentlich Windstille angesagt wäre haben wir 16 Knoten Halbwind und können die halbe Strecke ganz gut segeln. Der Ort bietet nichts Sehenswertes, das wissen wir schon, daher bleiben wir nur eine Nacht über am Anker, ohne Stadtbesuch.
Am nächsten Morgen wollen wir nördlich nach Killini fahren. Starker Nordostwind macht es unmöglich, daher fahren wir westlicher nach Zakynthos. Es ist wieder einmal eine widerliche Überfahrt, hart am Wind mit hoher Welle gegenan. In Zakynthos Stadt ankern wir seitlich im Hafenbecken, weil die Mole kennen wir als total unsicher. Das Wasser im Hafen ist von den Fähren aufgewirbelt, graugrünlich, Sichttiefe etwa 20 cm. Es bläst den ganzen Rest vom Tag mit über 20 Knoten weiter. Wieder einmal ein Griechischer Segeltag zum Abgewöhnen. Am nächsten Morgen werden wir von der Coast Guard vertrieben. Obwohl wir in der hintersten Ecke des Kleinboothafen liegen und wirklich niemanden behindern, erklären uns die Idioten, dass man nur außerhalb des riesigen, leeren Hafenbeckens ankern darf. Oder eben an der Mole, mit großen Steinen am Grund, dem gammeligsten WC, das wir jemals gesehen haben, und das um nur 15€ pro Tag. Außen gibt es natürlich keinen Schutz vorm Schwell, da kann man nicht liegen. Wir fahren weiter nach Agios Nikolaos, natürlich mit Maschine, natürlich mit 20 Knoten Gegenwind, und natürlich mit 1m Gegenwelle. 2,5Knoten Fahrt für 12 Meilen macht mehr als 5 tolle Erlebnisstunden an Bord. In Agios Nikolaos hat es dann 25 Knoten, da sehen wir wenigstens gleich, ob der Anker hält. Wieder ein Ankerplatz, wie er beschissener nicht sein könnte. Der Sturm wird noch mindestens 2 Tage anhalten. Bald merken wir, warum der Platz noch frei war: Die Glasbodenboote zur Blauen Grotte rasen in 5-Minuten-Takt wenige Meter an uns vorbei. Verlegen längsseits an die nahe Mole bringt nichts, dort ist der Schwell so stark, wie er es voriges Jahr beim Hurrikan auch kaum schlimmer war. Zuletzt gehen wir mit dem Heck und Buganker an den Wirtshaussteg, da ist der Schwell gerade noch erträglich, knapp an der Grenze zu gefährlich. Agios Nikolaos ist, außer bei absoluter Windstille, bei jedem Wind unbrauchbar. Dafür gibt es hier den Touristennepp in Reinkultur. Alles ist hier um die Hälfte teuer als sonstwo, ein Gyros mit Pita kostet z.B. 3,50€, sonst im griechischen Durchschnitt 2,40-2,70€, der günstigste in Githeon kostete 2€. Zakynthos ist sicher eines der miesesten Gebiete zum Bootfahren in Griechenland. Hier bleiben wir nur, weil wir einen Riß in unserem Hauptsegel nähen wollen, dazu müssen wir Windstille abwarten.
Nach der Reparatur machen wir eine Motorfahrt nach Poros auf Kefalonia. Es ist übervoll, alle Stunden kommt eine Fähre, worauf hin hundert Fahrzeuge hinter dem Boot vorbeidonnern. Es ist keine Sekunde ruhig. Hinter uns ist auch der Ticketverkauf. Alle paar Minuten steht ein PKW oder LKW wenige Meter hinterm Boot um Tickets zu kaufen. Natürlich mit laufendem Motor, man braucht ja schließlich die Klimaanlage. Auch dieser Hafen ist, wie alle Orte in Griechenland, zu Hauptsaison unerträglich. Der Plan zur Inselrundfahrt per Mietfahrzeug erübrigt sich, alle Mietauros oder Motorräder sind ausgebucht. Wir wollen schnell nach Ithaki weiterfahren. Beim Losfahren geht scheinbar guter Segelwind, wir freuen uns, setzen die Segel, und räumen sie nach zehn Minuten wieder weg weil der Wind plötzlich wieder völlig aufhört. Ein typisches Griechenland-Phenomen. Bei der Einfahrt nach Vathi auf Ithaki kommen uns etwa 10 Yachten gleichzeitig entgegen, Verkehr wie auf der Südosttangente. Trotzdem ist unser anvisierter Ankerplatz frei. Da waren wir voriges Jahr schon. Er liegt etwas abseits der Stadt, aber genau das wollen wir. Wir liegen am Anker mit 2 Landleinen, 10m vom Ufer entfernt. Abends setzt immer starker Seitenwind ein, dann kommen noch ein paar Boote, die in der Stadt keinen Platz mehr finden, und wollen sich neben uns legen. Der seitliche Wind sorgt immer wieder für unterhaltsame Szenen, es gibt offensichtlich nur sehr wenige, die mit einem Boot fahren können, die Meisten haben größte Probleme beim Festmachen. Einer benötigt dafür volle 3 Stunden! Der Platz ist toll für die Mutzi, es ist ein kleines Waldstück, keine anderen Katzen oder Hunde sind da, wenige Badegäste und kaum Verkehr, wil die Straße nach 100 Metern aufhört. Das Wetter ist gerade sehr ruhig, wir können jeden Tag baden. Das ist die erste Woche in 2 Jahren Griechenland, die halbwegs so verläuft, wie wir uns das vorstellen.
Nach 4 Tagen in Ithaki fahren wir weiter nach Lefkas in die Bucht von Sivota. Unterwegs treffen wir auf das schwedische Boot „Forgiveness“ mit Gunnar und Annika, die wir aus Kalamata im Winter kennen. Kurze Begrüßung, „wie gehts euch?“, „wohin fahrt ihr?“, dann trennen sich unsere Kurse wieder, sie haben ein anderes Ziel. Sivota ist überfüllt mit Charterbooten und sehr stressig. Wir bleiben nur eine Nacht und fahren zu Insel Meganisi. Die ist beliebt wegen der vielen Ankermöglichkeiten im Norden. Wir finden eine eher unscheinbare, bewaldetete Bucht gleich am Nordwest-Spitz, offenbar nicht sehr gefragt bei Charterfahrern. Sie ist recht seicht und es gibt keine Seekarten dafür. Man muß vorsichtig reinfahren und die Tiefe loten. Sie hat nur Platz für gerade einmal 3 Yachten, tagsüber sind viele Leihboote zum Baden da, nachts sind wir aber immer allein. Es ist sehr ruhig hier, keine Häuser, und das Wetter spielt auch gerade mit. Sehr wenig Wind tagsüber, in der Nacht windstill. So angenehme Bedingungen haben wir das ganze vergangene Jahr nie gehabt. Weil es so schön ist bleiben wir hier mehrere Tage liegen, baden und entspannen.
Nächster Halt ist vor der Einfahrt zum Lefkas-Kanal an einem kleinen unscheinbaren Strand. Plötzlich tauchen dort 2 Ausflugsboote mit 150 Leuten auf, Sonnenschirme werden aufgestellt, totaler Wirbel. Der geht aber nach ein paar Stunden vorbei. Viel schlimmer ist, dass abends dann ein kleines Motorboot kommt, und sie errichten am Strand eine Art Bar und stellen Feuertonnen auf. Im Internet finden wir dann Videos von der „Wild Beach Party“. Partyschiff, Scheiß-Musik, Feuerwerk, besoffene Schwachköpfe. Totale Katastrophe! Obwohl es schon dunkel ist gehen wir Anker auf und flüchten vor dem sich bereits nähernden blinkenden und dröhnenden Idiotentransporter in eine der Nachbarbuchten, was in der Dunkelheit zwar knifflig ist, aber wir finden einen guten ruhigen Platz für die Nacht.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Lefkas-Stadt zum Einkaufen und ankern für eine Nacht im Stadthafen. Im dortigen Marine Shop können wir unser originales VolvoPenta Motorlager problemlos bestellen, was ja in der authorisierten Werkstatt in Lavrion vollkommen unmöglich war.
Tags darauf geht es vorbei an Preveza in den Ambrakischen Golf, und wir ankern dort in einer recht einsamen Bucht nahe Vonitsa.

8.21. nach Skyros, Andros, Kea, und zurück zum Peloponnes

Einmal nach Mitternacht im Hafen Limenaria kommen streunende Katzen auf das Schiff, Mutzi verteidigt tapfer ihr Heim und geht bei der Katzenrauferei über Bord. Sie schwimmt dann etwa 200 m die die glatte Hafenmauer entlang bis zu einem Sandstrand, von dem aus sie nach einigen Stunden naß und sandig zurückkommt. Da wird sie um vier Uhr früh freudig empfangen, denn wir haben sie schon gesucht und uns große Sorgen gemacht. Dieses Ereignis, und die osteuropäischen Touristenmassen veranlassen uns Thassos zurück in Richtung Süden zu verlassen. Bei recht starkem Nordwind und eineinhalb Meter Welle fahren wir einen Tag und eine Nacht lang durch bis zur Insel Alonisos, wo wir schon waren. Die nächtliche Einfahrt zwischen den Inseln, 200 m breit, unbefeuert, finster, über 20 Knoten Wind und 1,5 m Welle, mit höchstens 8 qm Segelfläche, ist ziemlich aufregend. Der alte Ankerplatz ist bei dem Wind zu ungemütlich, daher ankern wir diesmal auf der Nachbarinsel Peristera in einer gut geschützten Südbucht. Hier stehen nur 3 kleine Häuschen und nur eines ist bewohnt. Auch haben kaum mehr als 3 Boote Platz zum Ankern. Es ist ein ruhiger Ort zum Ausschlafen, Baden und Genießen. Auch Mutzi hat einen Olivenhain für sich allein zum Spielen, nur selten kommen ein paar Ziegen vorbei. Hier ist der Hafenstress bald vergessen.
Die nächste Etappe teilen wir auf, am ersten Tag nach Skantzoura, am zweiten Tag nach Skyros. Es bläst Meltemi mit 25 Knoten, der wäre an sich fein zum Segeln, aber zwei Meter Wellen machen die Sache sehr anstrengend. Dann legen wir in Linara auf Skyros im kleinen Hafen an.
Der Liegeplatz kostet zwar 21 Euro je Nacht, aber das ist er unbedingt Wert. Es gibt Murings, Trinkwasser, Strom, Tankstelle, Internet, Computer mit Drucker zur freien Verwendung, Mülltrennung, sogar eine Müllpresse, saubere Toiletten und funktionierende Duschen, sowie freundliche und hilfsbereite Marinamitarbeiter. Eine kleine Marina auf einem Top-Niveau, wie wir es in Griechenland sonst noch nirgends gesehen haben. Die Versorgung ist etwas begrenzt, es gibt nur einige Mini-Märkte, relativ teuer mit geringer Auswahl. Die Hauptstadt liegt 10 km entfernt, daher mieten wir uns wieder ein Moped und fahren die ganze Inselrunde ab, das sind etwa 70 km. Die nette Hauptstadt liegt auf einem steilen Berg, hat enge Gassen, steile Wege und weiße Häuser, schon sehr in der Art der Kykladen gestaltet. Obwohl die Insel eher trocken ist, gibt es ein paar Gräben und Täler mit Wald, sogar einige Quellen mit Trinkwasser. Drei Tage bleiben wir im Hafen, einen weiteren am Ankerplatz, dann soll das Wetter wieder zur Weiterfahrt nach Andros passen.
Laut Vorhersage sollen es 15-18Knoten Nordwestwind und 0,4m Welle sein. Das wäre fein, mit Raumschotkurs zu fahren. In Echt hat es dann anfangs 30 Knoten reinen Nord, schnell bauen sich 2m Welle auf. Dann geht der Wind für 5 Stunden auf 9-12Knoten zürück, die Welle bleibt. Es ist auf Vorwindkurs unmöglich vernünftig zu segeln. In der Kafireas Straße steigt der Wind dann auf bis zu 38 Knoten und bleibt so bis zum Ankerplatz. Griechenland, Ägäis ist absolut das beschissenste Segelrevier, das ich je befahren habe.
Andros ist eine nackerte, felsige Wüsteninsel mit ein paar weißen Häusern und einem miesen, typisch griechischen Stadthafen. Der einzige Souvlaki-Grill-Laden ist geschlossen. Nicht einmal Fischrestaurants, wie sonst überall, gibt es hier. Aber da könnte bei Windstärke 8 im Hafen sowieso niemand sitzen. Toller Ort. Ich bin überglücklich, das gesehen haben zu dürfen. Bei den Wetterverhältnissen reicht uns das als Beispiel für die Kykladen, dort wird es auch nicht besser. Am übernächsten Tag sollte der Wind vormittags gut für eine Weiterfahrt sein. Zehn Minuten vor dem Ablegen geht die blöde Katze von Bord und taucht mehr als drei Stunden nicht mehr auf. Dann kommt sie doch wieder daher, wir fahren mit vier Stunden Verspätung ab, dafür dürfen wir die letzten zwei Stunden bis Kea motoren. Die Katze hat ab sofort absolutes Ausgehverbot in Häfen. Kea ist noch kahler, und die kleine Ankerbucht bei Voukari ist am Wochenende voll mit Athener Motoryachten. Es gibt ein paar Tavernen und Bars, am Samstag viel Wirbel, am Sonntag ist es ruhiger, es sind auch viel weniger Boote da. Die Bucht ist gut geschützt, leider sind die Ankermöglichkeiten wegen unzähliger wild ausgelegter Bojen begrenzt, der Grund ist voller Bojenblöcke und alten Ketten. Montags ist es dann recht ruhig dort, aber mangels Einkaufsmöglichkeiten müssen wir weiter. Erst einmal fahren wir nach Kap Sounion. Dort sind wir schon mehrmals vorbeigefahren, diesmal steuern wir den Ankerplatz an. Da draußen ununterbrochen Frachter und riesige Motoryachten vorbeifahren ist der Ankerplatz sehr unruhig, wir werden hier bloß eine Nacht bleiben.
Der nächste Tag, die Überfahrt nach Poros, gestaltet sich wie in Griechenland üblich. 10 Knoten Wind in der Früh bei Anker auf, Segel rauf, angenehmes Am-Wind-Fahren, denken wir. Nach 10 Minuten sind wir aus der Bucht draußen – Windstille, Motor an. Das bleibt sechseinhalb Stunden so, bis wir kurz vor der Einfahrt nach Poros plötzlich wieder 15 Knoten haben. Der Wind bleibt dann am Ankerplatz den ganzen Abend weiter bestehen. Baden im Meer ist nicht lustig. Poros ist eigentlich ein recht schöner Platz, um die Zeit jetzt ist er aber völlig motoryachtverseucht. Der eigentlich gut geschützte Ankerbereich ist sehr unruhig von den ständig ein und ausfahrenden Schnellfähren und Megayachten. Die wenigen schönen Plätze in Griechenland sind in der Hauptsaison leider unerträglich. Wir warten hier einen Sturmtag ab, der Nordsturm richtet auf Chalkidike einige Schäden an, es gibt sogar Todesopfer durch umstürzende Bäume und umgeworfene Wohnmobile auf Campingplätzen. Nach zwei Tagen in Poros fahren wir bei Leichtwind weiter nach Ermioni.
Dort ist das Liegen wegen ständig fahrender Fähren und Taxiboote wieder einmal ungemütlich, obwohl es von Natur aus eine gute Schutzbucht wäre. Der bewaldete Naturschutzgebiet-Park, der ein besonderer Lieblingsspielplatz von Mutzi ist, wird dieses Mal von einer Gruppe Pfadfindern bewohnt. Die Jugendlichen sind aber recht ruhig und angenehme Nachbarn. Nach zwei Liegetagen fahren wir bei drehendem, unbrauchbarem Leichtwind unter Maschine nach Porto Cheli. Aber es ist für heute auch kein Wind angekündigt. „Unser“ Ankerplatz in der Fischerhafenbucht ist erst einmal besetzt, es sind überhaupt extrem viele Boote unterwegs, aber wir finden einen Platz nahe dem Buchteingang. Kurz nach Mittag, als wir gerade eine halbe Stunde ankern, fängt dann der Südostwind mit 12-15 Knoten an zu blasen und hört bis zum Abend nicht mehr auf. Der Wind wäre absolut optimal zum Hersegeln gewesen, jetzt vermiest er uns nur den Spaß am Baden. Am nächsten Tag können wir uns weiter in die Bucht hinein verlegen, wo kaum noch Wellen von vorbeifahrenden Schiffen hinkommen. Der Bau der Marina in Porto Cheli ist kaum fortgeschritten, die Stadt ist gammelig und dreckig wie immer, kaum einen Besuch wert. Nur die dicht bewaldete Halbinsel neben unserem Ankerplatz ist gut für die Katze geeignet, unbewohnt, keine anderen Katzen oder Hunde, fein zum entspannt spielen. Wir warten hier einen Frontendurchzug ab, wobei die Gewitter und der Regen einen Tag früher kommen als angesagt, und der angekündigte darauf folgende Starkwind darauf gar nicht stattfindet. Tolle Wettervorhersagen in diesem tollen Segelrevier.
Nach drei Tagen in Porto Cheli segeln wir bei gutem Halbwind nach Leonidion am Peloponnes zurück. Eigentlich hätte es ja windstill sein sollen und Motorfahrt war geplant, aber – siehe Absatz zuvor. Dieses Mal war es aber ein Glück für uns. Obwohl der Wind abends aufhört ist es im Hafen sehr schwellig und unruhig.
Am nächsten Tag geht es mit Maschine weiter nach Monemvasia. Es gibt sechseinhalb Stunden lang kein Lüftchen. Wir ankern in einer nach Nord geschützten Bucht, weil Nordwind kommen sollte. Ab dem Fallen des Ankers begint stärkerer Südost zu blasen, die Bucht ist natürlich nach Südost offen, sofort entsteht Schwell. Wieder ein typischer Tag in diesem öden Segelrevier. Tipp: Wenn sich’s vermeiden läßt, fahrt niemals mit einem Segelboot in dieses Land!
Die Fahrt von Monemvasia nach Süden um den Finger herum ist besonders widerlich. Wind mit 3 Knoten (also nichts!) aber Wellen von fast ein Meter von der Seite, von irgendeinem hunderte Kilometer entfernten Sturm in der Ägäis. Und irgendwo geht immer ein Sturm in diesem Scheiß-Meer. Und die Wellen breiten sich dann übers gesamte Meer aus und sind immer da. Als wir unten ums Eck fahren beginnt der angesagte Nordwind zu blasen. Nach 10 Meilen, bei Elafonisos ist plötzlich der 20 Knoten Wind aus. Wir bergen die Segel und starten die Maschine. Nach etwa 100m Fahrt setzt plötzlich 20 Knoten Süd ein und bläst uns nach Plytra. Zum Hinsegeln gut für uns, aber die Zielbucht wäre eigentlich als Schutz vor Nordwind gedacht gewesen. Jetzt bringt der Südwind wieder jede Menge Schwell für eine unruhige Nacht. Der starke Süd hält bis zum späten Abend an, die Wellen natürlich noch viel länger. Später dreht der Wind wieder auf Nordost, und das soll mindestens die nächsten 10 Tage anhalten. Der starke Meltemi in der Ägäis streut jetzt bis über die Osthälfte vom Peloponnes herein. Wir halten vier Tage in der Gegend um Plytra durch, weil wir hier Freunde treffen. Dann werden uns die 20-30 Knoten Dauerwind am Ankerplatz zu blöd, man kann nicht baden, man kann gar nichts tun. Wir fahren weiter nach Mani, dort sollten wir vom Meltemi verschont bleiben.

8.20. Sidonia, Athos und Insel Thassos

42 Meilen Überfahrt zum mittleren Finger von Chalkidike. Wieder sind für Nachmittag Gewitter angesagt. Wieder fahren wir beim schwachen Wind mit Motorunterstützung, weil wir dann mit sechs Knoten statt mit zweieinhalb fahren können und Zeit sparen. Wieder einmal kommen die angekündigten Gewitter natürlich nicht. Da hätten wir auch segeln können.
Der „Hafen“ in Koufo liegt westseitig in einer sehr gut geschützten tiefen Bucht, die Hafenanlagen sind bis auf eine Mole für Segler unbrauchbar, weil viel zu seicht. Wir ankern. Es gibt sieben Tavernen mit aufdringlichen Keilern am Eingang, jeder quatscht uns an wie toll sein Restaurant ist, obwohl wir ganz offensichtlich kein Interesse zeigen. Ein Mini-Markt für die Grundversorgung ist vorhanden.
Wir können an der Mole unsere Wassertanks auffüllen. Am näschsten Tag geht es rund um den Südspitz von Sidonia. Wir fahren erst Süd- dann weiter Ost- und dann Nord- und auch noch Nordwestkurs, alles mit Butterfly-Stellung, den sehr schwachen Wind immer von hinten. Der dreht – wie in Griechenland üblich – einmal pro Tag mindestens komplett alle Richtungen durch. Wir benötigen für die 14 Meilen fast 5 Stunden, aber wenigstens kein Motor! Es gibt recht schöne Strände hier zu Ankern, leider alles sehr offen, nur für ruhiges Wetter geeignet. Es gibt kaum Supermärkte hier, und wenn, dann weit im Land drinnen. Ohne Fahrzeug unerreichbar. Für die vielen Camper hier ist das kein Problem, für uns schon.
Am nächsten Tag sollte es windstill sein, wir bringen die Fahrräder an Land und machen eine Einkaufsrunde. Größere Supermärkte gibt es nicht, aber weit verstreut liegen Bäcker, Fleischer und Minimärkte. Die „Windstille“ dauert den ganzen Tag an mit konstanten 10 Knoten Ostwind, der wäre ideal zum Weiterfahren gewesen – leider verpasst. Dafür beginnt der nächste Tag mit 15 Knoten Nordwind – zwar weniger günstig, aber zum Aufkreuzen ist genug Zeit. Natürlich hört der Wind nach zwei Stunden komplett auf, absolut spiegelglattes Meer. Wieder einmal stundenlanges Motoren. Wir kommen am Nordwestende von Sidonia an. Dort liegt vor Agios Nikolaos das Inselchen Diaporos und viele kleine unbewohnte Inseln. Dazwischen gibt es ein hervorragend geschütztes Gebiet mit schönen Ständen und einigen guten Ankerplätzen. Auf Diaporos gibt es einige Luxus-Ferienappartments, die meist in riesigen, schön angelegten Parkgrundstücken liegen. Die meisten Anwesen sind aber privat, wie uns die freundliche Besitzerin, ein ältere Dame aus Deutschland, erklärt. Viel Grün, große Bäume, schattige Plätze. Tagsüber wuseln die kleinen Ausleihboote um die Insel, abends sind wir aber ziemlich allein, und es ist ruhig. Es gibt derzeit kaum Wind, fast täglich ziehen Gewitter nördlich vorbei, aber keines erreicht uns hier wirklich. Es ist ein sehr schöner Ort hier, gar nicht so touristenüberlaufen, wie wir es von Chalkidike erwartet hätten. Hier bleiben wir ein paar Tage an verschiedenen Ankerplätzen. Auch Mutzi hat hier ihren Spaß an den Stränden und Wiesen, abgesehen von einer etwas unheimlichen Begegnung mit einem kleinen Fuchs, den sie erst verjagt, der dann aber zurückkommt und wenig Scheu zeigt. Könnte an Menschen dort gewöhnt sein, oder auch Tollwut haben. So genau wollten wir es dann nicht wissen. Da läßt Mutzi sich dann doch gerne ins Beiboot heben und in Sicherheit bringen. Die Ecke dort ist dehr schön, das Wetter ist ruhig, da könnten wir es schon eine Zeit lang aushalten. Wir wollen aber weiter. Rund um Athos mit seinen Klöstern soll es gehen, nach Thassos. Das ist ein ziemlich langer Weg, denn rund um Athos darf man nicht ankern. Wegen des ruhigen Wetters werden wir wohl nicht segeln können, aber 14 Stunden motoren ist auch keine schöne Aussicht. Der nächste Tag bringt trotz angesagter Windstille einen stundenlang konstanten mittleren Wind. In der Hoffnung, dass es auch tags darauf so sein könnte, fahren wir um Mitternacht los. Tatsächlich bläst ganz brauchbarer Segelwind, es ist Vollmond, eine gute Nachtfahrt. Ganz nach Plan sind wir dann bei Sonnenaufgang an der Ostseite von Athos und können ein paar Klöster im Vorbeifahren anschauen, dann segeln wir einen großen Teil der 60 Meilen zur Insel Thassos weiter.
Auf Thassos steuern wir zunächst den Hafen Kallirachi an. Der Ort liegt 3 km vom Hafen entfernt am Berghang. Wir radeln eine gute dreiviertel Stunde bergauf bei 29 Grad. Der Ort ist nett mit vielen verwinkelten Gassen, schönen schattigen Vorgärten, aber auch mit jeder Menge Ruinen und verfallenden Häusern. Die Rückfahrt, ausschließlich bergab, gestaltet sich angenehmer. Wir bleiben drei Tage dort, lernen deutsch-griechische Leute kennen, mit denen wir einen netten Abend verbringen. Nach zwei Tagen wechseln wir in die Hauptstadt Thassos im Norden der Insel. Hier brummt der Tousismus, kaum Deutsche, dafür lauter Rumänen und Bulgaren, ein paar Serben. Die Stadt hat einen netten alten Kern, natürlich voller Lokale und Souvenierläden. Der große Hafen ist nur spärlich gefüllt und völlig vergammelt. Der Steg bröckelt, rostige Baueisen stehen überall vor, die verbliebenen Kanaldeckel sind völlig verrostet, Wasser und Stromkästen sind völlig verrottet und tot, die ehemaligen Laternenpfähle stehen in einem Meter Höhe abgerostet mit scharfen Kanten herum, natürlich keine Beleuchtung mehr, keine Mülltonnen – nix. In ganz Resteuropa würde sowas vermutlich abgesperrt, betreten verboten, Ruine. Hier ist das der Haupthafen der Hauptstadt.
In der Stadt gibt es eine Menge antiker Stätten, behauene Steine und Säulenteile liegen kaum sichtbar im ungemähten Gras herum. Am Berg gibt es noch ein Amphitheater, das im zehn Jahre alten Segelreiseführer als „gerade in Restaurierung“ beschrieben wird. Als wir hinkommen steht immer noch ein Kran herum, restauriert ist da gar nichts, aber ein paar Kloanlagen für zukünftige Besucher sind gebaut worden. Und es gibt eine Baustellenbewachung, damit niemand über die inzwische niedergetretenen Zäune steigt. Die EU-geförderte Restaurierung wird wohl noch ein paar Jahrzehnte dauern.
Wir umrunden die Insel weiter im Uhrzeigersinn, immer gleich hart am Wind, weil der dreht genau anders rum um die Insel. Er ist aber schwach, mit wenig Welle, so macht auch das Kreuzen spaß. Der nächste Halt ist die berühmte Aliki-Bucht. Das ist eine Badebucht mit ein paar Appartements, zehn Fischtavernen und 250 Sonnenschirmen auf 60 Meter Strand. Zum Ankern und Baden ist es ganz nett, die wenigen Charterbootfahrer, die hier nächtigen kommen allerdings bedenklich nahe. Die meisten hängen gleich von vornherein die Fender raus und rechnen sowieso mit Kollisionen bei Winddrehungen. Hinter der Badebucht gibt es eine Ausgrabungstätte mit Tempelresten, und antike Marmorsteinbrüche. Bevor die ganzen Ausflugsboote am Nächsten Tag fahren wir weiter nach Limenaria im Süden. Dort gibt es eine angefangene Marina mit fertiger Mole, Wasser vorhanden, Strom installiert aber noch nicht angeschaltet. Man liegt noch kostenlos hier. Der Ort ist leider sehr touristisch und nachts sehr unangenehm laut, Bars mit „Musik“ bis vier Uhr früh, auch wenn niemand mehr da ist. Am Berg steht eine alte Villa der Industriellenfamilie Krupp, dahinter ein paar Reste von Erzverarbeitungsanlagen. Obwohl offiziell „in Restaurierung“ verfällt alles hier in typisch griechischer Art. Hier mieten wir uns ein recht billiges Motorrad zu Inselrundfahrt. Wir fahren durch einen urwaldähnlichen Graben ins Bergdorf Maries, von dort weiter über eine „Dust Road“ nach Castro. Gestaubt hat es gar nicht so viel, auf der „Strasse“ liegt kaum Staub, viel mehr gröbstes Geröll, fast unbefahrbar, eigentlich mehr ein Eselsweg. Das dritte Bergdorf ist dann Theologos, mit einer alten Wassermühle am Ortsrand, frisches, klares Trinkwasser sprudelt hier aus dem Boden. Die Insel ist sehr grün und bewaldet. allerdings sind große Teile Waldbränden zum Opfer gefallen, riesige Flächen mit verkohlten schwarzen Baumstämmen.

8.19. Sidonia, Athos und Insel Thassos

42 Meilen Überfahrt zum mittleren Finger von Chalkidike. Wieder sind für Nachmittag Gewitter angesagt. Wieder fahren wir beim schwachen Wind mit Motorunterstützung, weil wir dann mit sechs Knoten statt mit zweieinhalb fahren können und Zeit sparen. Wieder einmal kommen die angekündigten Gewitter natürlich nicht. Da hätten wir auch segeln können.
Der „Hafen“ in Koufo liegt westseitig in einer sehr gut geschützten tiefen Bucht, die Hafenanlagen sind bis auf eine Mole für Segler unbrauchbar, weil viel zu seicht. Wir ankern. Es gibt sieben Tavernen mit aufdringlichen Keilern am Eingang, jeder quatscht uns an wie toll sein Restaurant ist, obwohl wir ganz offensichtlich kein Interesse zeigen. Ein Mini-Markt für die Grundversorgung ist vorhanden.
Wir können an der Mole unsere Wassertanks auffüllen. Am näschsten Tag geht es rund um den Südspitz von Sidonia. Wir fahren erst Süd- dann weiter Ost- und dann Nord- und auch noch Nordwestkurs, alles mit Butterfly-Stellung, den sehr schwachen Wind immer von hinten. Der dreht – wie in Griechenland üblich – einmal pro Tag mindestens komplett alle Richtungen durch. Wir benötigen für die 14 Meilen fast 5 Stunden, aber wenigstens kein Motor! Es gibt recht schöne Strände hier zu Ankern, leider alles sehr offen, nur für ruhiges Wetter geeignet. Es gibt kaum Supermärkte hier, und wenn, dann weit im Land drinnen. Ohne Fahrzeug unerreichbar. Für die vielen Camper hier ist das kein Problem, für uns schon.
Am nächsten Tag sollte es windstill sein, wir bringen die Fahrräder an Land und machen eine Einkaufsrunde. Größere Supermärkte gibt es nicht, aber weit verstreut liegen Bäcker, Fleischer und Minimärkte. Die „Windstille“ dauert den ganzen Tag an mit konstanten 10 Knoten Ostwind, der wäre ideal zum Weiterfahren gewesen – leider verpasst. Dafür beginnt der nächste Tag mit 15 Knoten Nordwind – zwar weniger günstig, aber zum Aufkreuzen ist genug Zeit. Natürlich hört der Wind nach zwei Stunden komplett auf, absolut spiegelglattes Meer. Wieder einmal stundenlanges Motoren. Wir kommen am Nordwestende von Sidonia an. Dort liegt vor Agios Nikolaos das Inselchen Diaporos und viele kleine unbewohnte Inseln. Dazwischen gibt es ein hervorragend geschütztes Gebiet mit schönen Ständen und einigen guten Ankerplätzen. Auf Diaporos gibt es einige Luxus-Ferienappartments, die meist in riesigen, schön angelegten Parkgrundstücken liegen. Die meisten Anwesen sind aber privat, wie uns die freundliche Besitzerin, ein ältere Dame aus Deutschland, erklärt. Viel Grün, große Bäume, schattige Plätze. Tagsüber wuseln die kleinen Ausleihboote um die Insel, abends sind wir aber ziemlich allein, und es ist ruhig. Es gibt derzeit kaum Wind, fast täglich ziehen Gewitter nördlich vorbei, aber keines erreicht uns hier wirklich. Es ist ein sehr schöner Ort hier, gar nicht so touristenüberlaufen, wie wir es von Chalkidike erwartet hätten. Hier bleiben wir ein paar Tage an verschiedenen Ankerplätzen. Auch Mutzi hat hier ihren Spaß an den Stränden und Wiesen, abgesehen von einer etwas unheimlichen Begegnung mit einem kleinen Fuchs, den sie erst verjagt, der dann aber zurückkommt und wenig Scheu zeigt. Könnte an Menschen dort gewöhnt sein, oder auch Tollwut haben. So genau wollten wir es dann nicht wissen. Da läßt Mutzi sich dann doch gerne ins Beiboot heben und in Sicherheit bringen. Die Ecke dort ist dehr schön, das Wetter ist ruhig, da könnten wir es schon eine Zeit lang aushalten. Wir wollen aber weiter. Rund um Athos mit seinen Klöstern soll es gehen, nach Thassos. Das ist ein ziemlich langer Weg, denn rund um Athos darf man nicht ankern. Wegen des ruhigen Wetters werden wir wohl nicht segeln können, aber 14 Stunden motoren ist auch keine schöne Aussicht. Der nächste Tag bringt trotz angesagter Windstille einen stundenlang konstanten mittleren Wind. In der Hoffnung, dass es auch tags darauf so sein könnte, fahren wir um Mitternacht los. Tatsächlich bläst ganz brauchbarer Segelwind, es ist Vollmond, eine gute Nachtfahrt. Ganz nach Plan sind wir dann bei Sonnenaufgang an der Ostseite von Athos und können ein paar Klöster im Vorbeifahren anschauen, dann segeln wir einen großen Teil der 60 Meilen zur Insel Thassos weiter.
Auf Thassos steuern wir zunächst den Hafen Kallirachi an. Der Ort liegt 3 km vom Hafen entfernt am Berghang. Wir radeln eine gute dreiviertel Stunde bergauf bei 29 Grad. Der Ort ist nett mit vielen verwinkelten Gassen, schönen schattigen Vorgärten, aber auch mit jeder Menge Ruinen und verfallenden Häusern. Die Rückfahrt, ausschließlich bergab, gestaltet sich angenehmer. Wir bleiben drei Tage dort, lernen deutsch-griechische Leute kennen, mit denen wir einen netten Abend verbringen. Nach zwei Tagen wechseln wir in die Hauptstadt Thassos im Norden der Insel. Hier brummt der Tousismus, kaum Deutsche, dafür lauter Rumänen und Bulgaren, ein paar Serben. Die Stadt hat einen netten alten Kern, natürlich voller Lokale und Souvenierläden. Der große Hafen ist nur spärlich gefüllt und völlig vergammelt. Der Steg bröckelt, rostige Baueisen stehen überall vor, die verbliebenen Kanaldeckel sind völlig verrostet, Wasser und Stromkästen sind völlig verrottet und tot, die ehemaligen Laternenpfähle stehen in einem Meter Höhe abgerostet mit scharfen Kanten herum, natürlich keine Beleuchtung mehr, keine Mülltonnen – nix. In ganz Resteuropa würde sowas vermutlich abgesperrt, betreten verboten, Ruine. Hier ist das der Haupthafen der Hauptstadt.
In der Stadt gibt es eine Menge antiker Stätten, behauene Steine und Säulenteile liegen kaum sichtbar im ungemähten Gras herum. Am Berg gibt es noch ein Amphitheater, das im zehn Jahre alten Segelreiseführer als „gerade in Restaurierung“ beschrieben wird. Als wir hinkommen steht immer noch ein Kran herum, restauriert ist da gar nichts, aber ein paar Kloanlagen für zukünftige Besucher sind gebaut worden. Und es gibt eine Baustellenbewachung, damit niemand über die inzwische niedergetretenen Zäune steigt. Die EU-geförderte Restaurierung wird wohl noch ein paar Jahrzehnte dauern.
Wir umrunden die Insel weiter im Uhrzeigersinn, immer gleich hart am Wind, weil der dreht genau anders rum um die Insel. Er ist aber schwach, mit wenig Welle, so macht auch das Kreuzen spaß. Der nächste Halt ist die berühmte Aliki-Bucht. Das ist eine Badebucht mit ein paar Appartements, zehn Fischtavernen und 250 Sonnenschirmen auf 60 Meter Strand. Zum Ankern und Baden ist es ganz nett, die wenigen Charterbootfahrer, die hier nächtigen kommen allerdings bedenklich nahe. Die meisten hängen gleich von vornherein die Fender raus und rechnen sowieso mit Kollisionen bei Winddrehungen. Hinter der Badebucht gibt es eine Ausgrabungstätte mit Tempelresten, und antike Marmorsteinbrüche. Bevor die ganzen Ausflugsboote am Nächsten Tag fahren wir weiter nach Limenaria im Süden. Dort gibt es eine angefangene Marina mit fertiger Mole, Wasser vorhanden, Strom installiert aber noch nicht angeschaltet. Man liegt noch kostenlos hier. Der Ort ist leider sehr touristisch und nachts sehr unangenehm laut, Bars mit „Musik“ bis vier Uhr früh, auch wenn niemand mehr da ist. Am Berg steht eine alte Villa der Industriellenfamilie Krupp, dahinter ein paar Reste von Erzverarbeitungsanlagen. Obwohl offiziell „in Restaurierung“ verfällt alles hier in typisch griechischer Art. Hier mieten wir uns ein recht billiges Motorrad zu Inselrundfahrt. Wir fahren durch einen urwaldähnlichen Graben ins Bergdorf Maries, von dort weiter über eine „Dust Road“ nach Castro. Gestaubt hat es gar nicht so viel, auf der „Strasse“ liegt kaum Staub, viel mehr gröbstes Geröll, fast unbefahrbar, eigentlich mehr ein Eselsweg. Das dritte Bergdorf ist dann Theologos, mit einer alten Wassermühle am Ortsrand, frisches, klares Trinkwasser sprudelt hier aus dem Boden. Die Insel ist sehr grün und bewaldet. allerdings sind große Teile Waldbränden zum Opfer gefallen, riesige Flächen mit verkohlten schwarzen Baumstämmen.

 

8.18. entlang von Euböa und nördliche Sporaden

Das dreimal so teure Original-Motorlager ist natürlich nicht mehr aufzutreiben. Die authorisierte VolvoPenta Werkstätte in Lavrion findet es aber nicht der Mühe wert, uns das mitzuteilen, sondern läßt uns einmal zehn Tage warten ohne dass irgendwas passiert. Am elften Tag wird es mir zu blöd, ich baue das Lager selber aus, und hoffe wenigstens ein entsprechendes funktionsfähiges Nicht-Originallager zu finden. Ich stelle fest, dass das alte Lager durch Austausch einer M12 gegen eine M16 Schraube reparierbar ist. Den Gewindebolzen kriege ich in der authorisierten Werkstatt, gebraucht natürlich, und die müssen mir noch eine Bohrung am Motorflansch aufbohren. Weil sie grade keinen passenden Bohrer haben, schicken sie einen Mitarbeiter zum Bohrerkauf los. Nach 20 Minuten ist das reparierte Lager wieder eingebaut. Die authorisierte VolvoPenta Werkstätte gedenkt mir dafür 100€ abzunehmen. Natürlich ohne Rechnung. Da wär‘ sogar der neue Bohrer mit drin, verwunderlich, denn eine authorisierte Motorenwerkstatt könnte doch wohl einen 16,5mm- Bohrer brauchen. Ich lache den Typ herzlich aus und gebe ihm 50€, und behalte den Bohrer natürlich auch. Ist ja bezahlt. Meine Empfehlung: einen großen Bogen um die „authorisierte VolvoPenta Werkstatt Lavrio Marine LTD“ machen! Morgen fahren wir endlich weiter. Damit endet das sehr unerfreuliche Kapitel Lavrion Stadthafen und Lavrion Marine LTD.
Die Weiterfahrt nach Norden entlang von Euböa beginnt mit einer zweistündigen Motofahrt, dann setzt Südwind ein, recht kräftig sogar, und wir können zügig Vorwind, meist Butterfly , nach Norden segeln. Weil es so gut geht, stecken wir das Tagesziel gleich um 15 Meilen weiter, nach Vouphalo. Der nächste Tag soll zur Fahrt nach Eretria genutzt werden, bloß 18 Meilen, aber der gute nördliche Halbwind hält keine Stunde an, dann dreht er nach West, kommt genau von dagegen und wir motoren öde dahin, wobei die für den schwachen Wind viel zu hohe Welle bremst. Die Freude an den guten Bedingungen vom Vortag ist dahin, es herrschen wieder typische griechische Windverhältnisse, zum Segeln ungeeignet, und vor Allem völlig anders als in den Vorhersagen.
Eretria kennen wir, da gibt es eine Insel mit einer liebevoll angelegten Ferienanlage, die wegen Behördenidiotie nie in Betrieb gegangen ist. Die Appartments verfallen, alle brauchbaren Teile wurden inzwischen geklaut, alles was dort bleibt wurde von irgendwelchen Vollidionen zerstört, alle Scheiben eingeschlagen, alle Mülleimer und Feuerlöscheinrichtungen umgetreten und zertrümmert. Sinnlos. Wald und Strand dienen jetzt als „Erholungsgebiet“ für die Einheimischen, die dort jedoch nach griechischer Art ihren ganzen Müll hinterlassen, um beim nächsten Mal im eigenen Dreck zu sitzen. Habe kein Verständnis für diese Menschen.
Die Weiterfahrt nach West und dann Nordwest scheitert vorerst am Wind. Der angekündigte Südwind findet nicht statt, ist am Vormittag ein starker West, also voll dagegen. Dann eine kurze Windpause, die wir für das erste Bad im Meer nutzen (mein kurzer Tauchgang in Porto Rafti nicht mitgerechnet). Am späten Nachmittag setzt dann starker Ostwind ein, der toll zum Segeln wäre, aber zu spät kommt. Nichts von dem Ganzen war vorhergesagt. Die Windprognosen hier sind für’n A…..
Es ist jetzt Ende Mai, zwei Mal waren wir schon im Wasser, es ist aber mehr Überwindung als Vergnügen. Griechenland ist kalt. Wir sehen immer wieder den Berg Dirfyss auf Euböa, nur 1745m hoch, aber bis halber Höhe mit großen Schneefeldern bedeckt. Kein Wunder, dass der Wind hier immer empfindlich kalt ist.
Nach einer Motorfahrt gegen schwachen Westwind kommen wir in Chalkis an. Das ist die Engstelle zwischen Euböa und dem Festland, mit einer Schiebebrücke über den Kanal. Die Brücke wird nur etwa um Mitternacht einmal kurz geöffnet, um den wichtigen Autoverkehr nicht zu behindern und kostet 35€. Am Wochenende wird ein Zuschlag von 70% berechnet. Da wir am Samstag ankommen, aber natürlich keinen unverschämten Aufpreis zahlen wollen, warten wir vor Chalkis am Ankerplatz bis Montag. Wir erkunden die nähere Umgebung und finden nur vollkommen vermüllte Strände. Fremdenverkehr gibt es hier wohl nicht, und die ausschließlich griechischen Gäste, meist Athener Ausflügler, stört es nicht zwischen tausenden Plastikflaschen und Säckchen und Gerümpel zu sitzen. Müll am Ufer, Müll neben der Straße, Müll überhaupt überall. Sehr häßliche Stadt. Griechenland ist ein unglaublich dreckiges Land, aber es stört keinen. Und die relative Nähe zu Athen hat noch weitere üble Auswirkungen: während bei Lidl Kalamata die Security als Kunde getarnt gemütlich im Jogginanzug herumsteigt, steht bei Lidl Chalkis einer ganz martialisch mit Militärstiefeln und Schutzweste an Eingang. Das macht die Stadt gleich viel symphatischer…. Gut,dass wir heute nacht durch den Kanal können und von hier weg kommen. Die Kanalfahrt ist etwas hektisch, etwa um 11Uhr nachts, bei starker Gegenströmung von 2,5Knoten, aber nur auf ein kurzes Stück von etwa 100m. dann sind wir durch, übernachten in der nächsten Bucht, und fahren am nächsten Morgen zur Hälfte durch den nördlichen Golf von Euböa, leider 7 Stunden motoren. Die nächsten Abschnitte in die Bucht von Achilleion und in den kleinen Ort Platania verlaufen ebenso mühsam, Segeln ist kaum möglich, gerade mal ein halbe Stunde lang, dann hört der Wind wieder auf oder dreht. Am letzten Maitag regnet es einige Stunden während der öden Motorfahrt. Dann sind wir aus dem Golf von Euböa draussen in der nördlichen Ägäis.
Erstes Ziel ist Skiathos. Es bläst viel mehr Wind als angekündigt, ist aber noch halbwegs segelbar. Skiathos ist völlig touristenverseucht, nur Restaurants und Souveniergeschäfte, aber ein ganz netter Altstadtbereich mit engen Gassen. Wir ankern direkt in er Einflugschneise zum Flughafen, der unmittelbar am Strand beginnt. Am nächsten Tag wechseln wir 25 Meilen nach Alonisos. Eigentlich ginge ganz passabler Segelwind. Da aber für den Nachmittag Gewitter vorhergesagt sind, fahren wir anfangs mit Motorunterstützung damit wir keine Zeit verlieren. Im nachhinein gesehen war’s umsonst, weil die Gewitter dann natürlich nicht gekommen sind. Der nächste Tag führt uns zur Insel Kyra Panagia, ein unbewohntes Naturschutzgebiet für Mönchsrobben. In der sehr gut geschützten nördlichen Bucht gibts kein Internet, nicht einmal Telefon. Nur ein Ziegenstall. Dafür hat die große Ankerbucht eine Einfahrt von nur 50m Breite, da kommt sicher kein Schwell herein, äußerst selten für Griechenland. Die riesige Lagune ist an keiner Stelle tiefer als 15 Meter, und man kann rundum bis auf 20 Meter ans Ufer heranfahren. Gut haltender Sandgrund, ein sicherer Platz bei allen Winden. Genügend Platz, dass alle frei ankern könnten.Leider teilen wir ihn mit etwa 15 Charterbooten, die alle unbedingt mit Landleine ankern wollen. Die Ankermanöver dieser Idioten dauern oft bis zu 2 Stunden(!). Dort kurven fast lauter völlig unfähige Ahnugslose herum, die machen die Bucht dann doch wieder gefährlich. So schön es hier auch ist, an Land gibt es leider kaum Wege, wenig Bäume, nur dorniges Buschwerk, und keinen Strand, daher wird es dann auch bald fad. Nach zwei Tagen geht es 40 Meilen nach Norden, wir steuern den mittleren Finger von Chalkidike an, Sidonia.

8.17. Es spießt sich

Nach Navplion folgt ein Kurzaufenthalt in Porto Cheli. Der Ort scheint immer mehr auszusterben. Die Bauarbeiten an der neuen Marina sind kaum weiter gegangen, es sind bloß ein paar Schwimmstege mehr ausgelegt worden, aber alles nur halb fertig. Die dortige Werft „Franks Yachtstation“ existiert wohl nicht mehr, in der jetzt hohen Wiese mit bunten Frühlingsblumen liegen nur noch die Reste einiger Boote herum.
Wir ankern hinter der Stadt in der engen und seichten Fischerhafenbucht, es sind da nur wenige Ankermöglichkeiten, aber recht idyllisch. Und hier passiert es: ich will von der Steuersitzbank auf den Cockpitboden steigen, steige jedoch ins Steuerrad, welches sich natürlich unter mir wegdreht und mir den Fuß wegzieht. Ein verzweifelter Festhalteversuch scheitert, weil ich mich im Schreck am Steuerrad oben festhalte. Das ganze Rad verdreht sich mit mir drauf um 90 Grad, bis ich sehr unsanft mit den Rippen seitlich aufs Cockpitsüll knalle. Ein paar Minuten krieg ich kaum Luft, dann geht es wieder, tut sehr weh, aber es scheint keine Rippe gebrochen zu sein. Die nächsten Tage wird es keinen Schlaf geben, und wenn, dann nur aufrecht sitzend, unter großen Schmerzen. Am nächsten Tag fahren wir nach Poros/Galatas, dort gibt es eine medizinische Station. Das Röntgen zeigt keinen Rippenbruch. Die starke Prellung verursacht aber schon sehr große Schmerzen, jeden Tag tut’s wo anders richtig weh, und ich bin ziemlich bewegungsunfähig. Eine Nacht hängen wir in Poros. Dort hat der Charterwahnsinn schon voll begonnen: ein Katamaran mit Ukrainern frißt beim Anlegen neben uns seine eigene Muring mit dem Propeller. Nach einer Stunde im kalten Wasser kann einer von ihnen die Leine freischneiden, sie stückeln sogar wieder ein Ersatzstück dran. Am nächsten Morgen wird abgelegt. Natürlich macht das einer allein, sind ja alles Profis. Prompt dreht er sich quer und hängt jetzt in unserer Muring fest. Nachdem jetzt alle an Deck sind, darf wieder einer ins Wasser und stellt fest, dass die Muring nur zwischen seiner Schraube und dem Ruder hängt, aber nicht umgewickelt ist. Ich kann ihn daher durch Absenken meiner Muring befreien. Weil es in Poros zu stressig ist, legen wir uns ins gegenüber liegende Galatas um und werden zur Erholung jetzt einmal übers griechische Osterwochenende dort am Stadtkai hängen bleiben. Währenddessen beißt sich Karoline eine Zahnfüllung aus. Diese kann von der örtlichen Zahnärztin als Provisorium wieder repariert werden.
Erst ist die Katze unpäßlich, dann meine Rippenprellung, und jetzt ein kaputter Zahn. Wir sind schon öfter auf der Suche nach Ärzten als nach Supermärkten. Der Fortgang der Reise spießt sich im Moment ein bißchen.
Angenehm ist, dass wir von 5 Liegetagen in Galatas nur einen bezahlen müssen, die übrigen sind Feiertage, da hat die Kassiererin frei. Den letzten Tag in Poros verbringen wir am Anker vor der kleinen Hochzeitsfotoinsel Daskaleio, wo wir auch voriges Jahr länger gelegen sind. Mutzi bekommt einen ausgiebigen Freigangs-Tag. Die anschließende Überfahrt nach Kap Sounion ist recht angenehm, es sind sogar ein paar Segelstunden drin.
Nach einer Übernachtung in einer namenlosen Bucht nahe Kap Sounion fahren wir nach Lavrion. Der Hafen ist bummvoll mit Charterbooten, viele Plätze sind zwei- bis dreifach belegt. Wir finden zufällig einen freien Platz, da ist wohl kurz zuvor einer hinausgefahren. Wir liegen neben einer Charterbootleiche, die, weil kein Segel in der Mastrollanlage ist, einen Höllenlärm macht, wenn das Boot auch nur ein bisschen schaukelt. Vielleicht war der Platz auch deshalb frei. Die Mole ist sehr hoch, allerdings unter Wasser nur 1 Meter tief. Wir können mit unserem tiefgehenden Ruder nur bis etwa 3 Meter heranfahren und müssen über das Nachbarboot aussteigen. Wir erledigen die dringensten Einkäufe und füllen Diesel nach. Am nächsten Tag ist starker Südwind, der baut im großen Hafen einen Schwell auf, der am Ende schon gefährlich wird, weil die Boote wild gegeneinander schlagen. Dabei wird unser Windgenerator beschädigt, er kollidiert mit dem Radar vom Nachbarboot. Die Flügel bleiben heil, die Nase hat einen Sprung, der Schaden ist reparabel. Wir sind knapp davor, trotz des Sturmes den Hafen zu verlassen, aber es gibt keine Liegealternative in der Nähe. Wieder einmal ein typischer griechischer Hafen, bei bestimmten Windlagen völlig inakzeptabel und unsicher. Es gibt offenbar keinen dauerhaft sicheren öffentlichen Hafen in Griechenland. Am nächsten Tag wollen wir weiter nach Norden, nach 3 Meilen kriegen wir einen Schlag auf den Saildrive. Wahrscheinlich ein größeres Stück Treibholz oder einer der beliebten treibenden griechischen Riesenplastiksäcke im Propeller. Wegen starker Vibrationen stellen wir den Motor ab. Wir segeln, anfangs sehr mühsam weil fast gar kein Wind, später geht es dann besser, in die nächste geschützte Bucht von Porto Rafti. Dort wollen wir herausfinden, was in der Schraube hängt. Wassertemperatur leider gerade mal 16 Grad. Der grausame Tauchgang bringt außer einem Kälteschock kein Ergebnis, der Propeller ist frei. Was immer da drin war hat sich wohl durch die Eigendrehung beim Segeln wieder gelöst. Der Schlag, den wir gehört haben hat jedoch das hintere Motorlager beschädigt. Das haben wir vor einigen Jahren schon einmal erlebt. So was müssen wir jetzt einmal aufteiben. Der Fortgang der Reise spießt sich immer noch.
Die Bootssteuer, die nach letzten Informationen ab heute den 9. Mai wirksam sein sollte, wird erst einmal auf 20. Mai verschoben. Recht so.
Weil ein Mechaniker erst in fünf Tagen nach Porto Rafti kommen kann um sich das Motorlager anzusehen, wir aber nicht so lange warten wollen, fahren wir zurück nach Lavrion. Drei Stunden mit ziemlichem Lärm und heftigen Vibrationen. Dafür kommt der Mechaniker aber auch noch am selben Tag zu uns und checkt alles Notwendige für die Reparatur. Es stellt sich heraus, dass das kaputte Motorlager kein Originalteil mehr war, und auch unterdimensioniert, daher der mehrmalige Bruch. Irgenwann muß es getauscht worden sein bevor wir das Boot hatten. Das richtige Teil ist natürlich obsolet, dreimal so teurer wie der bisher eingebaute „Ersatz“, und es wird leider gut eine Woche dauern, bis es eintrifft.
Lavrion ist nicht gerade eine berauschende Stadt für einen längeren Aufenthalt. Hier treiben sich zahlreiche Schwerstgestörte in getunten Autos mit ungeheuerlichen Subwoofern herum, und Mopeds ohne Auspuff aber mit Vollgas, und jede Menge anderer lärmender Spinner. Hauptsächlich nachts. Einer davon, gelber Seat Ibiza mit rundum saucool schwarz getönten Scheiben (inklusive Frontscheibe und Scheinwerfern!) fährt offensichtlich hauptberuflich Tag und Nacht kreuz und quer durch die Stadt (der kriegt wahrscheinlich den Sprit gratis von der Sozialhilfe) und gibt immerfort eine Geräuschkulisse ab wie ein nahes Gewitter. Der Idiot hält das wahrscheinlich für Musik. Vibrationen, sodass lose Teile am Boot zu scheppern beginnen. Bei uns wär so einer wohl schon längst in der Psychiatrie verwahrt. Wenigstens haben wir mit viel Glück einen der maximal zehn guten und geschützten Liegeplätze hier erwischt. Trotzdem wollen wir hier schnellstmöglich weg. Bitte!!! Wir möchten bald wieder ein paar normale und ruhige Menschen sehen. Aber noch spießt sich’s.

8.16. Start in die Saison 2019

Am 7.April in aller Früh legen wir wie geplant in Kalamata Marina ab. Am Abend zuvor haben wir uns noch von den meisten der neu gewonnen Freunde verabschiedet, alle haben wir leider nicht angetroffen. Es bietet sich heute ein Wetterfenster zur Fahrt nach Porto Kagio auf Mani, leider eine etwas öde 11-Stunden-Fahrt unter Maschine bei relativ starkem Seegang und doch mehr Gegenwind als angekündigt. Die erste Maschinenfahrt nach längerer Stehzeit ist immer spannend, man hört besonders auf alle Unregelmäßigkeiten und Geräusche. In Porto Kagio sitzen wir zwei Tage mit starkem Regen, Gewitter und böigen Winden aus. Wir sind das einzige Boot. Dann sollten günstige Bedingungen kommen, um in Richtung Monemvassia zu starten.
Der Tag beginnt mit Westwind, 35Kt. Es baut sich eine Welle von 2,5m auf, dann flaut der Wind auf 12Kt ab, die Welle bleibt. Kurz vor Ankunft in Elafonisos steigt der Wind wieder auf 30Kt an. Wie immer. Trotz der günstigen Windrichtung ist dieser Segeltag wieder einer der unangenehmen Sorte, aber wenigstens segelbar. Wir übernachten in der östlichen Sandbucht von Elafonisos, geschützt gegen den starken Westschwell.
Am nächsten Tag deht es mit einigermaßen gutem Segelwind nach Monemvasia. Wir liegen im kleinen Stadthafen, noch ein paar Fischerboote, und abends kommt noch ein zweiter Segler. Der Molenkopf mit dem Leuchtfeuer ist von den Winterstürmen zerstört, zuerst trauen wir uns gar nicht hineinzufahren, weil wir nicht wissen, ob die Schäden sich auch innen fortsetzen, und die Leere im Hafen ist auch verdächtig. Wir tasten uns vorsichtig hinein und liegen dann aber gut und sicher, und vor Allem kostenlos, Wasser gibt es auch. Am ersten Tag besteigen wir den Berg und besichtigen die Reste der Oberstadt. Weil es jetzt noch nicht heiß ist, kann man ohne Probleme den ganzen Berg abwandern. Das tun wir auch und sind gute 3 Stunden unterwegs. Der Berg bietet sich ungewohnt grün, voll mit vielen blühenden Pflanzen. Bis jetzt war ich nur im Sommer dort, da ist alles braun, nur dürres Gestrüpp. Am zweiten Tag Wandern wir durch die engen Gassen der Unterstadt. Wir sind wieder rund drei Stunden unterwegs und gehen dabei so ziemlich alle Wege und Stiegen ab, die es gibt. Die Häuser in der Unterstadt sind großteils gut renoviert und meist zu Hotels und Appartements ausgebaut.
Nach drei Nächten in Monemvasia fahren wir in Richtung Norden, erst einmal nach Leonidion. Beim Ankerauf gehen am nächsten Tag bleiben wir irgendwie in der Kette vom Nachbarboot hängen, obwohl wir nach ihm geankert haben. Eine Stunde lang probieren wir frei zu kommen, aber unsere Kette hängt fest und rührt sich keinen Zentimeter mehr. Dann versucht der Nachbar seinen Anker hoch zu ziehen und das geht ohne Problem, obwohl der eigentlich unter unserem liegen müsste. Nachdem er weg ist machen wir noch einen Versuch, bevor wir einen Taucher organisieren müssten. Jetzt geht unser Anker ohne Widerstand ganz leicht hoch. Habe keine Vorstellung, wo der vorher fest war. Der Tag fängt jedenfalls schon toll an. Es folgt eine 4-Stunden Motorfahrt bei schönstem Wetter, dass kein Wind sein würde war vorhergesagt. Zwei Stunden vor Ankunft in Nafplion baut sich hinter uns ein gewaltiges Gewitter auf und kommt auf uns zu. Wir sind wieder einmal auf der Flucht vor dem Scheißwetter. Es geht sich ganz knapp aus, dass wir vor Beginn des Gewitters in Nafplion anlegen können, wo es dann zu regnen beginnt und der Wind dann so dreht, dass die Wellen in den offenen Hafen kommen und wir wieder einmal besonders ungeschützt in einem der miesen griechischen Häfen liegen. Spaß am Bootfahren sieht ganz anders aus. Nach einer Woche unterwegs sein in Griechenland haben wir eigentlich schon wieder mehr als genug vom Fahren. Am nächsten Tag kommen zwei Beamte von der Hafenbehörde um die Anmeldung vorzunehmen. Bei der Gelegenheit mache ich den groben Fehler, nach etwaigen Neuigkeiten zur Einführung der Bootssteuer „TEPAI“ zu fragen (Start sollte nach meinen vorläufigen Informationen am 9. Mai sein). Die Beiden sind davon völlig überfordert, einerseits weil sie nicht besonders gut Englisch sprechen, aber hauptsächlich, weil sie den Begriff „TEPAI“ noch nie gehört haben, und auch absolut nichts von einer zukünftigen Bootssteuer wissen. Der Eine fängt dann an herumzutelefonieren, und nach 10 Minuten bestätigt er mir, dass es so eine Steuer geben könnte, und ich sollte mich dann, wenn sie eingeführt wurde, darum kümmern. Jetzt wär es dazu viel zu früh, und keiner wüßte Bescheid.
Wegen eines Tierarztermins für Mutzi bleiben wir fünf Tage hier. Wir steigen natürlich wieder die lange, steile Burgtreppe hinauf, und gehen dieses Mal auch ins Burgareal hinein. Heute ist zufällig freier Eintritt. Es lohnt sich, der ganze Berg ist mit insgsamt 8(!) Festungen bedeckt, wofür wir gut 4 Stunden unterwegs sind. Kurz nach der Rückkehr zum Schiff zieht wieder eine Gewitterfront mit Sturmböen und Hagel drüber. Überhaupt regnet es jeden Tag mehrmals, nur ganz kurze sonnige Abschnitte, und es ist viel zu kalt, bloß um die 17 Grad. Auch bei Sonne braucht man wegen des eisigen Windes eine Jacke. Furchtbares Wetter!

8.15.2. Winterlager Kalamata, Teil 2

Beitrag wurde während des Winters laufend erweitert, letzte Aktualisierung am 4.April

13.12.2018 – 8.1.2019: Als der Südsturm dann kommt, ist es im Hafen gar nicht so unruhig wie befürchtet, es war schon einmal schlimmer. Aber die etwa 2 Meter hohen Wellen knallen draußen auf die Steinschüttung der Mole, Fontänen steigen etwa 6-7 Meter hoch auf, und werden vom Sturm dann über die Hafenmauer drübergeblasen. alle paar Minuten kommt eine gewaltige Ladung Salzwasser über. Wenn man das Boot verlassen will muß man schnell sein und zwischen 2 Riesenwellen den Steg verlassen haben. Die Mutzi erwischt es einmal ordentlich, woraufhin sie das Boot an diesem Tag nicht mehr verlässt. Ich kriege auch eine Ladung Salzwasser ab, als ich wohl ein wenig zu cool und entspannt den Steg verlassen will. Aber wenigstens ist es an dem Tag schön warm, nicht so schlimm, wenn man nassgespritzt wird. Der Spuk dauert genau einen Tag und die halbe Nacht, dann wird es wieder ruhig.
Wenn es schwellig wird im Hafen, dann zerren die Boote stark an ihren Leinen, die dann gerne einmal durchscheuern und reissen. Drei neben uns liegende, unbewohnte Boote musste ich schon neu befestigen, weil Leinen gerissen oder stark beschädigt waren. Die „Security“ der Marina macht zwar täglich zwei Kontrollfahrten mit dem Moped. Die dauern maximal 5 Minuten, und dabei hat der Typ noch keine einzige kaputte Leine gesehen. Der merkt höchstens, wenn ein neues Schiff angekommen wäre. Außerdem hat er die Kapuze wegen der klirrenden Kälte tief ins Gesicht gezogen, schließlich ist Winter, und sieht deshalb sowieso kaum was raus. Also, die Kontrollen sind absolut für nix. Besser selber machen.
Vor Weihnachten wird es wieder schön und warm. Man kann gemütlich im Cockpit in der Morgensonne frühstücken. Wir machen einen größeren Radausflug nach Messini, das ist etwas mehr als eine Stunde Fahrt. Die warmen Tage werden auch endlich wieder für Sinnvolles genutzt, am Vorweihnachtstag wird mit etwa 25 Leuten gegrillt, zu Mittag des Christtages gibt es einen Drink im Marinalokal. Fast alle Überwinterer sind anwesend.
Die Nacht von 26. auf 27.Dezember ist eher ungemütlich, wir haben beide Durchfall und kotzen uns die Seele aus dem Leib. Erst nehmen wir an, dass irgendein Lebensmittel schlecht war – wir hatten nur Selbstgekochtes gegessen – dann stellt sich heraus, dass auch andere den gleichen Spaß hatten, also wahrscheinlich ist irgendein Darmvirus unterwegs. Tags darauf geht es uns wieder gut.
Am 28. Dezember abends gibt es ein Konzert der „Dimotiki Philarmoniki Kalamatas“, also der örtlichen Blasmusik, zusammen mit der Band „Planet Caravan“, man spielt das gesamte Pink Floyd Album „The Wall“. Klingt zumindest interessant, und kann für 2 Euro(!) Eintritt nix verhaut sein. Wir gehen zusammen mit Claudio & Conny von der „Sasikala“ sowie Gunnar & Annika von der „Forgiveness“ hin. Im Sportzelt gibt es dann vor etwa 1000 Zuhörern ein wirklich sehr gut gemachtes, detailgetreues Konzert, mit bestem Sound und hervorragenden Musikern – wir sind äußerst positiv überrascht.
Zum Silvestermenü treffen wir uns mit den anderen Überwinterern in einem Lokal in der Nähe. Das Essen ist hervorragend, reichlichst und nicht teuer. Leider müssen ein paar Rücksichtslose im Lokal rauchen – trotz Rauchverbot. Den ursprünglichen Plan, zum Jahreswechsel nach dem Essen ins Stadtzentrum zum Feuerwerk zu spazieren, lassen wir lieber sein, denn es regnet in Strömen. Am Neujahrstag scheint wieder die Sonne, aber es bläst ziemlich kalter Nordost-Sturm, und der Gebirgszug um den Profitis Illias ist mit Schnee bedeckt. Der ist aber auch 2400m hoch. Im Windschutz des Bootsverdecks geht sich trotzdem ein gemütliches Neujahrsfrüstück im Freien aus. Die weiteren Tage im neuen Jahr werden dann immer kälter, nachts hat es oft nur mehr 3 Grad, tagsüber nicht über 10. Die Schneefallgrenze sinkt schon bedrohlich nahe zur Stadt herunter, liegen bleibt er aber natürlich nur weiter oben.
Langweilig wird es nie an Bord, es gibt immer was zum Rumbasteln, und wenn gerade nicht, dann kommen die Nachbarn mit ihren Elektroproblemen. Günther kriegt endlich sein AIS mit dem Kartenplotter vernetzt, Ian bekommt eine komplette Neueinstellung seiner Lade- und Überwachungsgeräte der Batterien, Pit klagt über eine nicht funktionierende Einstiegstreppe am Wohnmobil, und Uschi’s Wohnmobil-Steuereinheit reagiert auf nichts mehr und muß initialisiert und neu eingerichtet werden. Es spricht sich langsam herum, dass man hier Elektronik-Hilfe bekommt. Aber es freut mich, wenn ich helfen kann.

9.1.-24.1.2019: Am 9.Jänner zieht ein mächtiges Tief von Italien kommend nördlich über den Peloponnes. Es gibt Südsturm mit über 40 Knoten, Regengüsse wie aus Eimern, die Wellen spritzen wieder einmal heftig über die Hafenmole, und der sonst wasserlose Fluß schwillt an und bringt eine braune Brühe mit Müll und riesigen Baumstämmen von den Bergen mit. Viele davon sammeln sich auch in der Marina und rumpeln die ganze Nacht lang gegen das Boot. Da wir Beschädigungen befürchten ziehen wir morgens einige heraus auf den Steg, und wir sind gespannt, wann, oder ob überhaupt das Marinapersonal die Trümmer entfernen wird. Wir glauben eigentlich nicht daran. Die kommen ja nicht einmal auf die Idee, einen vom Wind umgeworfenen leeren Müllcontainer wieder aufzustellen, obwohl der mitten in der Durchfahrt liegt. Schließlich kann man ja gerade noch seitlich knapp daran vorbeifahren, also wozu die Mühe? Nach 2 Tagen wird die Tonne von einem der Camper aufgestellt. Marinapersonal ist weiterhin nicht in Sicht. Selbst die tägliche Moped-Kontrollfahrt findet nur mehr bis zur ersten Steghälfte statt, weil die äußere Hälfte durch die herumliegenden Baumstämme nur erschwert befahrbar ist. Und zu Fuß? Undenkbar! Nach 5 Tagen kommt einer vom Marinapersonal mit dem eigenen Pickup und holt in privater Mission die größeren Teile ab, die als Brennholz verwendbar sind, das Kleinzeug, das dafür nicht brauchbar ist, bleibt über den gesamten Steg versteut liegen. Erst weitere 4 Tage später läßt sich einer von der „Security“ herab und entfernt mit Besen und Schaufel der gröbsten Dreck. Es ist der erste recht warme Tag im neuen Jahr, wahrscheinlich war es davor bei unter 10 Grad einfach zu gefährlich für diese Arbeit. Die folgenden Tage sind eher sehr regnerisch, immer wieder Gewitter und auch Hagelschauer, aber insgesamt nicht mehr allzu kalt. Es folgt genau 1 sonniger, warmer Tag, dann nistet sich ein gewaltiges Tief über dem Ionischen Meer ein, die nächste Woche wird furchtbar. Dauerregen, Hagel, Sturm, Gewitter, 3m Wellen kommen über die Hafenmauer und spritzen über Steg und Boote. Überhaupt ist das gesamte Mittelmeer von Frankreich bis in die Türkei momentan voller Sturmtiefs. Baumstämme und Müll treiben wieder durch das Hafenbecken, vorzugsweise zu unserem Schiff, Mülltonnen liegen wieder umgeworfen vom Sturm in der Marina herum. Die Stege sind voll mit Treibholztrümmern, von Brechern über die Hafenmole geschleudert. Am Nachbarsteg wird ein Stromanschlußkasten von der Nässe zerstört, elektrische Überschläge sind zu hören, es riecht nach Ozon. Der Kasten wird vom Marinaelektriker entfernt und vor die Werkstatt gestellt, wo schon ein weiterer seit Monaten geduldig auf seine Reparatur wartet. Ansonsten zeigt sich das Marinapersonal unbeeindruckt von dem Chaos, bzw. es zeigt sich gar nicht mehr. Zuviel Regen, zuviel Spritzwasser, und überhaupt zuviel Arbeit.

25.01. – 24.02.2019: Nach ein paar Tagen taucht dann einer vom Marinapersonal auf und beginnt den ganzen Dreck auf den Pickup zu schaufeln. Es ist immer der Gleiche, der das macht. Offensichtlich kann nur ein Einziger von denen eine Schaufel und einen Besen halten. Die übrigen Vier sind dafür vermutlich überqualifiziert. Nach zwei Tagen ist der Steg wieder halbwegs sauber. Es bleibt fast 3 Tage lang schön, es wird deutlich wärmer, beinah windstill, und alle sind sich einig, dass so eigentlich der ganze Winter in Kalamata aussehen sollte. Aber zu früh gefreut, denn bald kommt wieder Sturm aus Ost und bringt tagelangen Starkregen mit. Die komplette Ägäis ist unbefahrbar, die Sturmwarnungen bis Stärke 9 für alle Seegebiete kommen im 3-Stunden-Takt übers Navtex herein. Zum Glück kriegen wir im Hafen deutlich weniger Wind ab, da sind wir ganz gut von der hohen Hafenmauer geschützt, aber der Seegang von 2 Metern direkt vorm Hafen sorgt drinnen für widerliches Gerupfe und Geschaukel, die Festmacherleinen knirschen unter der Last, nachts ist unter Deck ein Höllenkrach, nur wenig Schlaf. Immer wieder sehen wir beim Spazieren durch den Hafen abgerissene Festmacher oder gebrochene Ruckdämpferfedern an den Booten. Dann wird es wieder etwas schöner, es bleibt aber viel zu kalt, mit 14 Grad Tageshöchsttemperatur.
Zwischendurch basteln wir immer wieder am Boot herum. Vom dreckigen Hafenwasser sind sämtliche Waschbecken-Abflußrohre verstopft, lassen sich aber durch Ausblasen mit dem Blasebalg wieder freilegen. Schlimmer ist es mit dem Klo, die Ventile der Seewasserspülung sind von der Hafenpampe völlig außer Funktion und müssen komplett zerlegt und gereinigt werden, und das sogar zwei Mal. Die Abwasserventile sind zum Glück nicht betroffen, die sind es dafür gebaut mit größeren Teilen umzugehen, da passt es auch ein wenig dicker durch….
Weiters können wir endlich eine Undichtheit an einer Druckwasserleitung beseitigen. Das Leck war zu gering, dass sich die Leitung an irgendeiner Stelle nass angefühlt hätte, aber groß genug, dass sich über einige Tage doch ein viertel Liter Wasser in der Bilge gesammelt hat. Dieses Leck haben wir schon seit 2 Jahren gesucht!
Es ist maximal 2 Tage schön, wenn auch zu kalt, dann kommt regelmäßig von irgendwo eine neue Katastrophenfront daher. Diesmal weht es aus der Adria und aus dem Bosporus zugleich heraus. Kalamata liegt ja einigermaßen geschüzt im tiefen Golf, aber draußen, rund um Kithira gibt es wieder einmal Sturmwarnungen für Stärke 10. Die Temperaturen sind viel zu niedrig, so um 12 Grad, mit dem Sturm gefühlte 5 Grad. Am Taygetosgebirge – in Sichtweite vom Schiff – liegt immer noch Schnee.
Während es bei Lidl-Österreich – wie wir aus dem Internet erfahren – Griechische Spezialitäten wie Tsatsiki und Feta usw. gibt, haben sie hier in den griechischen Filialen zur Zeit österreichisch-bayrische Angebote, wie Steirerkäse, Leberkäse, Weißwurscht, Apfelstrudel und Ähnliches. Wir haben zwar noch keine deutlichen Entzugserscheinungen in Bezug auf heimische Nahrung, aber eine kleine Leberkäsparty bei Uschi im Wohnwagen gibt es dann doch.
Wir bekommen einen Riesenschreck, als eines Morgens im Motorraum am Saildrive-Durchlass Wasser steht. Alarm! Wenn diese große Dichtung defekt wird, wäre das eine Katastrophe, es entsteht ein riesiges Leck unter der Wasserlinie. Zum Tausch muß das Boot aus dem Wasser, Motor vom Saildrive trennen und wegkippen, und dann erst kommt man leidlich an die große Gummidichtung ran. Nach längerer Untersuchung finden wir dann aber den wahren Grund: Über dem Motor hängt der Wasserboiler, dessen Anschlüsse alle dicht sind. Jedoch ein gut verstecktes Sicherheitsventil, das nur hin und wieder aufmacht, tropft genau in die Sicke der Dichtung, wo dann das Wasser stehen bleibt. Gott sei Dank kein Dichtungsschaden, wie zuerst befürchtet!
Ab Mitte Februar ist es eine ganze Woche lang schön, Sonnenschein, kaum Wolken, und fast kein Wind. Der leichte Nordost, der ab und zu weht ist jedoch sehr kalt. Tageshöchsttemperaturen um 15 Grad sind ohne Wind ganz angenehm, mit Wind jedoch sehr frisch. Trotzdem geht sich wieder einmal ein Grilltag mit den Boots-Überwinterern und den Wohnmobilisten aus. Wenigstens bleibt das Bier kalt.
In der letzten Februarwoche endet das halbwegs erträgliche Wetter wieder, zu beiden Seiten des Peloponnes bläst eisiger Nordsturm mit Stärke 10 herunter, das Navtex-Display ist wieder voller Sturmwarnungen, die Berge hinter Kalamata sind wieder schneebedeckt, es hat nur ein paar Grad über Null. Kein Frühling in Sicht.

25.03. – 06.04.2019: Im griechischen Fasching gibt es eine Woche, in der speziell viel Fleisch gegessen wird, vor der Fastenzeit. Am 28. Februar finden in der Stadt Grillfeste statt, fast jedes Lokal und auch viele Geschäfte haben einen Souvlakigriller vor der Tür stehen. In der ganzen Stadt breitet sich Grillgeruch aus. Sehr sympathisch. Innerhalb der Marina grillen an diesem Tag nur wir, nicht weil wir die Einzigen wären, die sich mit den lokalen Gebräuchen auskennen, sondern weil mein Geburtstag ist, und da wird gegrillt. Am letzten Faschingstag ist es hier Brauch, Papierdrachen steigen zu lassen. Dutzende davon schweben über dem Strand entlang der Stadt. Es ist zu kalt, von den Bergen leuchtet immer noch der Schnee herunter, aber es ist wenigstens sonnig und trocken mit wenig Wind. So bleibt es bis zum Ende des Faschings, dann wird es für ein paar Tage wechselhaft. Aber der Frühling kommt, morgens zwitschern die Vögel, die Tage sind merklich länger. Bei Radausflügen rund um die Stadt sehen wir blühende, bunte Frühlingswiesen.
„Monade“, das Boot von Marc wurde beim Medicane im September an Land gespült und leicht beschädigt. Jetzt liegt es in der Marina am Trockendock und wurde inzwischen repariert. Einige anwesende Segler helfen beim Stellen des Mastes mit, es geht ziemlich schnell und problemlos. Abends sind dann alle zu einem Drink (eventuell auch zwei) ins Skipper’s Cafe eingeladen.
Unsere Liegeplatznachbarn Gerhard und Heidi haben für 2 Wochen den jungen Kater Leo auf der „Claude Martial“ zu Gast, während Leo’s Besitzer nach Hause fliegen. Der Kater am Nachbarboot ist natürlich eine spannende Abwechslung für unsere neugierige Mutzi, die dann schon auch einmal aufs Boot schleicht, um den Neuen zu inspizieren. Sie wird aber von Leo umgehend wieder von Bord gejagt.
Überhaupt gibt es hier eine ganze Menge an Haus/Wohnmobil/Schiffstieren, nicht alle haben wir näher kennengelernt, aber die Folgenden in unserer Nähe sind uns immer wieder über den Weg gelaufen und haben sich mit uns angefreundet:
Oscar, der Mops von Marc. Emma, die Mopsdame von Stefan und Carola. Sam, der Collie von Uschi und John und deren Kater Okeano. Leo und Carla, die beiden Katzen von Heidi und Herbert. Und dann noch Wolke, die süße Hündin von Hanspeter.
Die nächsten Nachbarn, Paul und Carole von der „Swallow“ sind nach Hause geflogen und kommen erst Ende April wieder, werden uns also hier nicht mehr antreffen. Da sie aber die gleiche Gegend wie wir befahren wollen, treffen wir sie eventuell im Sommer wieder. Und die Steirerin Uschi fährt gegen Ende März mit ihrem Wohnmobil in Richtung Heimat zurück. Die Wohnmobilisten werden jetzt immer weniger, dafür kommen alle paar Tage neue Yachten vom Landstellplatz zurück ins Wasser.
In der Marina sind schon alle verrückt wegen der neuen Steuer, die Griechenland für Freizeitboote ab 2. April einführt. Keiner weiß, wie diese Steuer monatlich im Voraus bezahlt werden soll. Online soll es angeblich gehen, aber dafür braucht man eine griechische Steuernummer, welcher ausländische Bootstourist hat denn sowas schon? Und die Port Authority, die laut Aussendung die Steuer ebenfalls einheben soll, weiß 2 Wochen vor Fälligkeit jedenfalls nichts darüber. Drei Tage vor Start gibt es dann wieder neue Informationen zur Bootssteuer: die Einführung wird nochmals um einen Monat verschoben. Ein paar organisatorische Kleinigkeiten sind wohl noch nicht restlos abgeklärt…. Der neue Starttermin, der 2. Mai, hält genau einen Tag, dann wird auf 9. Mai verschoben. Vorläufig einmal. Alles klar?
Das Wetter ist jetzt schön warm und sonnig mit wenig Wind, nur die Nächte sind immer noch ziemlich kalt. Wenigstens ist der Schnee von den Bergen hinter der Stadt endlich verschwunden. Es folgen ein paar sehr warme Tage, ohne Bewölkung, kein starker Wind, sehr frühlingshaft. Die zweite und dritte Märzwoche sind noch besser, sonnig, warm, kaum Wind.
Am 25.März ist Nationalfeiertag in Griechenland. Umzüge mit Menschen in bunten Trachten ziehen durch die Stadt. Dann kommt eine massive Front aus Nord und bringt wieder eine Menge Schnee auf die umliegenden Berge, sowie ziemlich kalten Wind. Unsere Liegezeit läuft mit Ende März aus, wir werden aber wohl noch ein paar Tage länger bleiben, um ein Abflauen der zur Zeit starken Stürme in der Ägäis abzuwarten, bevor wir losfahren.
Jetzt ist der März zu Ende, und eigentlich wollen wir am 1. April auslaufen. Die Wetteraussichten verlassen uns aber noch eine Woche anzuhängen. Ein riesiges Frontsystem zieht südlich vorbei, es gibt wieder Sturmwarnungen und Gewitterregen ist angekündigt. Die Marina verrechnet uns die paar zusätzlichen Tage freundlicherweise auf Basis des viel günstigeren Monatspreises. Das erspart uns einiges an Kosten.
In unserer letzten Woche veranstalten die Segler noch einen gemeinsamen Grillnachmittag auf unserem Steg. Diesmal sind an die 30 Leute gekommen. Es treffen sich nochmals die Überwinterer, die jetzt alle bald losfahren, mit den Dauerliegern, die nach dem Winter daheim langsam auf die Boote zurückkehren.
Am Sonntag, den 7.April soll es für uns wieder los gehen, erst südlich um den Peloponnes herum und dann in die nördliche Ägäis.

8.15.1. Winterlager Kalamata, Teil 1

Jetzt sind wir seit zwei Wochen da, und am Sonntag Nachmittag gibt es schon die dritte Grillerei. Das ist immer recht lustig, alle bringen ihr Grillfleisch und Getränke selber mit, die Salate werden gesammelt aufgestellt, jeder kann nehmen was er will. Solange das Wetter so schön warm bleibt, ist das eine ganz angenehme Sache. Wir können sogar noch im Meer baden, am 10.November ist das Wasser noch 23 Grad warm. Die Arbeiten am Schiff gehen voran, die Neuverkleidung der Bugkabine ist fast fertig. Der Windgenerator wird vom Mast genommen und bekommt einen neuen Anstrich.
Mitte November endet das schöne, warme Wetter vorerst. Es regnet ein paar Tage lang, dann zieht noch eine Sturmfront drüber. Nach 3 schönen Tagen kommt die nächste Regenwoche mit laufendem Durchzug von Fronten. Die Sonne zeigt sich eine Woche lang nicht mehr.
Die Marina füllt sich inzwischen mit immer mehr Wohnmobilen, für die dort ein Stellplatz mit Wasser und Stromanschluß geboten wird. Einige sind dauernd unterwegs, auch im Winter, und bleiben nur ein paar Tage. Andere kommen jetzt erst an, verbringen den ganzen Winter im mobilen Zweitwohnsitz und fahren im Frühjahr wieder heim. Die wöchentliche Grillerei hört jetzt auf, weil viele Bootsbewohner über Weihnachten heim fahren. So müssen wir eben unseren kleinen Sputnik-Grill ein paar mal bemühen.
Bei der routinemäßigen Inbetriebnahme aller Pumpen entdecken wir eine festgefressene Fäkaltankpumpe. Kein großes Problem, denken wir, die Pumpe ist zwar schwer zugänglich eingebaut, aber ich habe sie schon einmal wieder gängig gemacht. Im Sommer hatten wir das Klo mit dem Fäkaltank stillgelegt, weil das Seeventil dazu defekt ist. Beim Ausbauen der Pumpe stellt sich heraus, dass der 50-Liter-Tank leider noch immer bummvoll ist, mit Diesem und Jenem. Jedenfalls rinnt es gemütlich und stinkend in die Bilge, bis ich das Zeug im Blumentopf auffangen kann und dann in kleinen Mengen raus trage und ins Meer schütte. Die ganze Aktion, inklusive Pumpenreparatur, dauert etwa 5 Stunden, aber sonst haben wir an dem Tag eh nichts vor gehabt. Ein Scheiss-Tag, im wörtlichen Sinne.
Nach einer langen regnerischen Woche wird es endlich wieder schön, wenig Wind, viel Sonne. In der Nacht wird es trotzdem ganz schön kalt, nur 4-5 Grad. Tagsüber bei Sonnenschein kann man aber immer mit kurzer Hose und Leiberl unterwegs sein. Alle paar Tage machen wir eine Radausfahrt in den nahe gelegenen Orangenhain. Die Areale sind eingezäunt, aber entlang des Weges hängen so viele Äste drüber, dass wir unseren Bedarf an frischen Orangen und Mandarinen locker decken können. Bei einer Ausfahrt finden wir auch einen Zaun mit wilden Christophenen. Die haben wir auf den Kanaren und der Karibik sehr geschätzt, hier in Griechenland hatten wir sie bisher noch nicht gesehen.
Die schönen Tage nutzen wir um ein paar Lackierarbeiten im Bootsinneren durchzuführen. Das Lösungsmittel vom Lack stinkt dermaßen, dass wir das Boot zur Belüftung auch über Nacht offen lassen müssen. Da ist es dann ganz schön frisch in der Früh, nach kurzer Zeit mit Sonnenschein ist es aber wieder angenehm.
Mutzi hat sich inzwischen gut eingelebt in der Marina, der Steg im Bootsbereich gehört ihr inzwischen ganz allein, streunende Katzen werden von dort sofort verjagt. Im Moment liegt an unserem Steg neben uns nur mehr ein weiteres bewohntes Boot, Paul und Carol. Bald werden aber Herbert und Heidi vom Landplatz hier her wechseln. Die haben auch eine Katze an Bord, wir werden sehen, wie die miteinander auskommen.
Nach ein paar schönen, ruhigen, aber recht kühlen Tagen beginnt es Mitte Dezember wieder stark und dauerhaft zu regnen. Einmal ist sogar ein kurzer Hagelschauer dabei. In nächster Zeit soll einige Male starker Südwind blasen, da wird es im Hafen von Kalamata wieder ziemlich unruhig sein.

8.14. Die letzten Wochen vor dem Winter

Nach Methoni fahren wir nur mal kurz ums Eck zur Insel Sapientza. Dort gibt es eine Ankerbucht, die gut geschützt sein soll. Müssen wir uns anschauen. Die enge Einfahrt in die Bucht verspricht wirklich guten Schutz. Drinnen gammeln dann die Reste einer Fischfarm vor sich hin und nehmen viel Ankerplatz weg. Zudem ist der Grund mit Muringsteinen und Ketten verunreinigt, wir müssen den Anker sehr sorgfältig werfen um nicht irgendwo einzuhängen. Eigentlich sei die ganze unbewohnte Insel ein Naturschutzgebiet, wie uns verrostete und umgefallene Tafeln am Strand erklären. Der Strand im Naturschutzgebiet präsentiert sich uns als absolute Müllhalde mit angeschwemmtem Müll und den Resten einer abgerissenen Hütte. Typisch griechisch eben. Eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt entdecken wir einen sehr schön gebauten alten Leuchtturm. Von der Nähe aus ist er dann doch wieder original griechisch verfallen und gammelig. Die Ruhe in der Bucht ist zwar angenehm, der Müllhaufen läd jedoch nicht zum längeren Verweilen. Daher geht es als nächstes zum Badeort Finikounda. Der bietet außer vielen Lokalen und drei Campingplätzen an einem schönen Sandstrand nicht besonders viel. Die Campingplätze sind trotz Mitte Oktober noch sehr gut gefüllt. Am Ortsstrand liegt halb unter Sand begraben das bisher schlimmste Opfer des Wirbelsturmes, ein Katamaran, beide Rümpfe zerbrochen, ein Totalschaden. Ein Foto davon war bereits im vorigen Bericht zu sehen.
Leider ist der anhaltende südliche Schwell in den offenen Buchten am südlichen Peloponnes derzeit so schlimm, dass man nachts kein Auge zumacht, weil es extrem schaukelt. Eigentlich wollten wir hier die letzten zwei Wochen bis zum Winterlager verbringen. Nach zwei sehr unruhigen Nächten geben wir auf und fahren um das Kap in den Messinischen Golf ein, zuerst einmal nach Koroni. Dort passiert das, was dort immer passiert. Nachts bläst Nordwind, der natürlich nie angekündigt wird, und baut gefährlich hohe Wellen mit Reflexionen im Hafen auf. Also flüchten wir wieder einmal von dort, und fahren über den Golf nach Kardamyli auf Mani. Dort schaut es ganz anders aus. Gleich hinter dem Dorf steigen zweieinhalb Tausend Meter hohe Berge auf, es gibt wenig Strände, nur begrenzte Ankermöglichkeiten. Hierher kommen weniger Badetouristen, man kann hier aber ganz hervorragend wandern. Das Dorf ist sauber hergerichtet, viele alte Mani-Wehrtürme wurden restauriert, Neubauten werden oft in diesem Stil errichtet. Da es jetzt ungewöhnlich ruhig ist, ankern wir für mehrere Tage etwas abseits des Ortes in einer schönen Sandbucht mit glasklarem Wasser, und machen einige Ausflüge zu Fuß in der Umgebung, wegen der steilen hohen Berge immer mit toller Aussicht. Nach einigen Tagen wollen wir nach Petalidi fahren. Angekündigter Ostwind soll uns rüberschieben. In Wirklichkeit eiert der Wind dann mit 0 bis 12 Knoten erst von West, dann Nordwest, dann Nord, dann Südwest und Süd. Ost fehlt völlig. Aber es ist normal, dass das Wetter in Griechenland nichts mit den Vorhersagen zu tun hat. Segeln mit einem Ziel ist in diesem Land so gut wie ausgeschlossen. Wir motoren wieder einmal 3 Stunden lang öde dahin. In Petalidi hat der Wirbelsturm den Hafenseitigen Parkplatz mitsamt der Mauer vollkommen abmontiert. Die Mauer war aber eh nur für Wellenreflexionen gut, und der Parkplatz unnötig. Wenn sie schlau sind, dann räumen sie die Betonreste weg und bauen das Ganze als Strand zurück. Solche Weitsicht von griechischer Seite wage ich jedoch erfahrungsbedingt zu bezweifeln. Wahrscheinlich passiert gar nichts, und die Mauerreste bleiben einfach liegen. Drei Tage bleiben wir in Petalidi. Es regnet fast dauernd, und das soll auch so bleiben. Wir nutzen den einen schönen Tag dazwischen, um in das Winterlager in der Marina Kalamata zu fahren. Die Überfahrt erfolgt ausnahmsweise einmal fast ganz unter Segel, angenehmes Gleiten bei leichtem Nordwestwind und ruhigem Meer. Ein seltenes Ereignis in Griechenland. Wir sind jetzt eine Woche früher als geplant hier, aber die Wetterlage macht einen weiteren Aufenthalt in der ungeschützten Ankerplätzen der Umgebung zu unangenehm.
Die Marina Kalamata ist gut gefüllt, zumindest der besser geschützte Westteil ist fast voll mit Überwinterern. Da sind Österreicher, Deutsche, Schweden, Belgier, Italiener und Franzosen. Etwa 8 Schiffe werden den ganzen Winter bewohnt sein, die Crews der restlichen Boote fahren zumindest für einige Wochen heim. Die verbleibenden Besatzungen haben gleich einmal am letzten Oktoberwochenende einen gemeinsamen Grillnachmittag abgehalten, zum Kennenlernen der neuen Nachbarn. Wir liegen weitab der Straße, es ist sehr ruhig in der Nacht. Im Hafen gibt es mindestens 7 streunende Katzen, wenig zur Freude von Mutzi. Die verteidigt tapfer ihr Revier, das Schiff, aber draußen am Steg kommen die Anderen natürlich vorbei, und da gibt es einiges an Gefauche und Drohgebärden. Rauferei gab es zum Glück noch keine. Sehr interessiert ist sie am kleinen Ententrupp, der ein- bis zweimal am Tag vorbeikommt, um Fressbares zu finden. Wir machen das Schiff langsam winterklar, was gar nicht soviel Arbeit ist, wenn man an Bord bleibt. In den nächsten Wochen werden wir kleinere Instandsetzungen machen, hauptsächlich innen. Die Innenverkleidung muss teilweise erneuert, teilweise neu verklebt werden, einige Sitzpolsterbezüge sind zerrissen, viele Holzteile haben Kratzer oder Schrammen und müssen neu lackiert werden.
Kalamata ist eine erstaunlich sympathische Stadt, mit Radwegen, einem großen Park quer durch die Mitte, gute Geschäfte und Lokale. Hier lässt es sich einige Zeit ganz gut aushalten, denken wir. Bei starken Winterstürmen soll es über die 5 Meter hohe Hafenmole drüberspritzen, sagt man uns, aber das passiert nur selten. Das Wetter soll meist eher warm sein im Winter. Man wird sehen. Und tatsächlich, nachdem der grobe Südsturm über Italien aufhört, wird das Wasser im Hafen ruhig, es geht kein Wind mehr, und es hat am 1. November tagsüber 28 Grad. Wir denken noch dran, zum Strand zu gehen, der ist bloß 5 Minuten entfernt. Baden ist noch möglich.

8.13. Nachsaison mit Wirbelsturm

Einsetzender starker Nordwestwind zwingt uns, den Lieblingsplatz aufzugeben. Wir verlegen in die Stadtbucht von Vathi, die bei jeder Windrichtung sicher ist. Sicher schon, aber die rund umlaufende Hafenmauer wirft schon bei leichtem Wind die entstehenden Windwellen als Reflexionen in alle Richtungen zurück. Am Ankerplatz entsteht so selbst bei Leichtwind eine unglaubliche kabbelige See, kein Schaukeln, es rüttelt chaotisch am Boot, und es klatscht von unten an den Hecküberhang des Rumpfes, was sich innerhalb des Bootes wie eine Kollision anhört. Etwa jede Sekunde. Kein Schlaf in dieser Nacht. Am nächsten Morgen wechseln wir schnell auf einen frei gewordenen Platz auf der gegenüber liegenden Seite der Bucht, 500 Meter entfernt, wo nur etwa 8 Boote Platz haben. Dort ist das Ufer unverbaut, die Wellen laufen aus und sind kaum zu spüren. Auch zum Baden ist es viel besser, weil klares tieferes Wasser dort ist. Nur bis in den Ort muss man etwa 20 Minuten zu Fuß gehen, aber das ist der ruhigere Platz auf jeden Fall wert. Die nächsten Tage ist das Wetter immer gleich: nachts und vormittags ruhig, am Nachmittag bis in den späten Abend starker Westwind. Der trifft uns am Ankerplatz immer von der Seite, und das ist recht unangenehm. Hier bleiben wir acht Tage lang hängen, es ist recht gut zum Baden, und die Katz hat am Ufer ein kleines Wäldchen für sich, das gefällt ihr, sie ist viel draußen unterwegs.
Irgendwann ist aber genug Idylle, wir umfahren Ithaki im Süden, und auf der gegenüber liegenden Seite wechseln wir nach Evfimia auf Kefalinia über. Der kleine Ort besteht nur aus Tavernen und einem Supermarkt ohne jede Preisauszeichnung. Gar nix. Wahrscheinlich gelten Spezialtagestouristensonderpreise je nach Befindlichkeit des Betreibers. Wir haben nicht gefragt. Der Ort ist eher fad, dar Liegeplatz im Hafen zu eng, es quietschen die Fender der Nachbarboote ganz erbärmlich. Wenig Schlaf. Da werden wir nicht lang bleiben. Die Liegegebühr wird erst am nächsten Tag ab Neun Uhr kassiert, wir fahren schon um halb Acht hinaus und sparen uns so wenigstens die Kosten für den Liegeplatz. Die Fahrt geht weiter nach Poros, da waren wir auch schon öfter. Unterwegs geht so gut wie kein Wind, trotzdem ist die kabbelige Welle fast ein Meter hoch, wir werden ziemlich arg durchgeschüttelt. Poros ist wegen seiner Enge immer gut für Ankerkino mit den Charterbooten, diesmal ist es eine Kollision mit der Hafenmole (witzig) und eine Fast-Kollision mit uns (nicht witzig), und dafür ein paar nette, aufmunternde Worte von mir an den Charterskipper, der nicht in der Lage ist, auch nur ein paar Meter geradeaus rückwärts zu fahren.
Von Poros aus fahren wir nach zwei Tagen nach Zakynthos, ans Südende nach Keri. Dort ist ein „Naturschutzgebiet“ für Caretta Caretta Schildkröten, was aber nicht heißt, dass nicht -zig Leihboote und Ausflugsboote kreuz und quer durch die Bucht fahren. Es besteht aber Ankerverbot in großen Teilen. Und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf maximal 6 Knoten. Lautlos ankernde Segelboot stören die Schildkröten wohl mehr als herumrasende Motorboote, von denen kein einziges die 6 Knoten auch nur annähernd einhält. Oder ist es vielleicht doch nur eine Frage des Umsatzes? Jedenfalls können wir hier ein paar ruhige Tage zum Baden verbringen, wenn auch die weite Bucht bei nordöstlichen Winden offen ist und unruhig wird. Trotz Ende der Hauptsaison sind noch viele Touristen da, die Anzahl der Bootfahrer hat aber deutlich abgenommen.
Weil eine stürmische Wetterphase angekündigt ist mit Winden aus alle Richtungen verlassen wir den offenen Ankerplatz und fahren nach Kiparissia am Westpeloponnes. Dort gibt es einen relativ gut geschützten Hafen, Liegen ist gratis, es gibt freie Wasseranschlüsse. Heißwasserdusche – wenn die Sonne auf die schwarze, lange frei liegende Zuleitung scheint. Die Stadt liegt etwas entfernt, steil den Hügel hinauf, und ist daher ein wenig mühsam zu erreichen. Die Mühe lohnt sich aber, oben gibt es große Supermärkte, sogar einen Lidl. Dort werden wir die unsichere Wetterlage aussitzen. Es gibt sonst am westlichen Peloponnes keine sicheren Fluchtplätze, außer vielleicht Pylos, aber dort ist die Infrastruktur schlechter.
Wir unternehmen trotz der steilen Lage des Ortes viele kleine Radausflüge, einen davon auf die Burgruine. Das Hafenwasser ist eher grindig und riecht öfters stark, aber nur 5 Radminuten entfernt gibts einen recht schönen Strand mit Süßwasserduschen, da fahren wir fast täglich einmal hin.
Nach 4 Tagen Ruhe setzt dann der Starkwind aus Osten ein, dessentwegen wir eigentlich hier her geflüchtet sind. In den Nachrichten berichten sie vom Wirbelsturm der Kategorie 1, „Zorbas“, der anschließend zwischen Peloponnes und Kreta durchziehen soll. Die Vorhersagen schwanken zwischen 30 und 70 Knoten im Hafen. Wir bauen alle Stoffabdeckungen vom Schiff ab und räumen das Deck frei, damit wir dem Sturm wenig Angriffsfläche bieten. Alle verfügbaren Festmacher werden verspannt. Der Bootsrumpf ist halbwegs hinter der Hafenmauer versteckt, aber der frei stehende Mast reicht aus, um das Schiff bei Böen in eine arge Schräglage zu versetzen. Der Schwell im Hafen hält sich zum Glück in Grenzen. Die ersten beiden Tage und Nächte bläst es durchgehend mit 30 bis 40 Knoten aus Ost. Am Dritten Tag vormittags sind es dann 40 bis 50 Knoten. Der Radarreflektor, der im Mast mit Kabelbindern befestigt war, fliegt davon und verschwindet irgendwo im Hafenbecken. Zu Mittag hört der Wind plötzlich fast völlig auf und es beginnt zu regnen. Ein paar Blitze und Donnergrollen sind dabei. Nach 2 Stunden fängt der Wind wieder an, bleibt aber den ganzen Tag mäßig stark. Am vierten Tag regnet es sehr stark, und der Wind legt wieder ordentlich zu. Das Auge des Wirbelsturms zieht heute ziemlich über uns drüber. Nachdem es vorbei ist setzt starker NW-Sturm ein, wieder mit 50 Knoten, also so um die 100 km/h, die Wellen donnern mit 2-3 Meter Höhe von NW heran. Im Hafenbecken, das nach NW die Einfahrt hat, entsteht Schwell von fast 1 Meter. Das Boot reißt an allen Leinen, die Fender werden manchmal über die Molenkante hinausgehoben. Wir fürchten von den Wellen gegen die Mauer geschleudert zu werden. Die Vertäuung ist aber ausreichend, sodass nichts Derartiges passiert. Das Reißen an den Leinen und die heftigen Bootsbewegungen sind aber Angst einflößend. Die Holländer neben uns kriegen das Festmachen nicht so recht in den Griff und flüchten zum Ankern ins Hafenbecken hinaus, dem türkischen Paar Batur und Emine helfen wir eine Stunde lang im strömenden Regen ihr Boot halbwegs sicher fest zu kriegen. Am Abend lässt der extrem starke Wind etwas nach, der böse Schwell bleibt aber Stunden danach noch erhalten. Die Nachrichten berichten von größeren Schäden am Peloponnes, hier haben alle den Spuk ohne Verluste überstanden.
Weil der Wind in nächster Zeit immer von Süden kommen soll, bleiben wir auch nach dem Sturm noch ein paar Tage da. Mittlerweile kennen wir alle seltsamen Leute, die da den ganzen Tag im Hafen herumlungern und angeln. Davon hält sie keine störende Arbeit ab. Fehlen tut es aber trotzdem an nichts, weil alle kommen mit Autos oder Motorrädern daher und fahren zig Mal sinnlos hin und her, obwohl der Sprit hier knapp 2 Euro kostet. Nachts fahren dann Jugendliche die Mole auf und ab, die kriegen wahrscheinlich auch alle gratis Benzin.
Nach 16 Tagen Kiparissia fahren wir endlich weiter nach Pylos. Dort hat sich der Hurrikan deutlich schlimmer ausgewirkt. Hinter uns liegt ein Pole mit einem Alu-Schiff, dem es beim Sturm an der Hafenmole 3 Meter seiner Seitenwand aufgerissen hat, weil er im geschützten „Marina“-Hafen keinen Platz mehr gefunden hat. Dort sammeln sich inzwischen immer mehr Dauerlieger und vergammelnde Schiffsleichen an. Überall liegt Müll herum. Die paar bewohnten Dauerlieger haben fast den ganzen Tag die kleinen Benzingeneratoren laufen. Pylos wird immer grauslicher, wir wollen nicht allzu lange bleiben. Die Stadt ist ja ganz nett, wir machen einen ausgiebigen Spaziergang rundherum, ein Teil des Waldes rund um die Festung ist im Sommer abgebrannt. An den frei gewordenen Stellen wachsen jetzt Zyklamen in hoher Dichte.
Nach 2 Tagen fahren wir die kurze Strecke nach Methoni am Südspitz des westlichen Fingers. Am Strand liegen 3 vom Wirbelsturm hinausgeschwemmte Boote, sie scheinen aber nicht schwer beschädigt zu sein. Kiparissia als Unterschlupf für den Wirbelsturm war anscheinend ein Glückstreffer, überall sonst gab es mehr Schäden als dort. Wir sind jetzt allein am Ankerplatz, nur mehr einheimische Fischerboote hängen da. Am ersten Tag in Methoni gibt es ein Gewitter mit Hagel und Starkregen, wie wir ihn noch nie erlebt haben, dann wird es endlich ruhig, und so sollte es laut Vorhersage auch wenigstens eine Woche bleiben.

 

8.12. Spätsommer in den Ionischen Inseln

Die Spätsommer Wetterlage ist zur Zeit stabil. Nachts und vormittags nur leichter drehender Wind, zum Segeln zu wenig, nachmittags mittlerer Nord bis Nordwest, genau gegenan zur Route. Die führt jetzt in die Ionischen Inseln, vorbei an Methoni, wo wir zwei Tage ankern und Unmengen an frischen Kaktusfrüchten sammeln. Danach folgt Pylos, der unfertige Hafen, der sich immer mehr mit Schiffsleichen füllt. Es sind nur noch wenige Liegeplätze für Durchreisende frei. Der Rest ist voll mit kleinen einheimischen Motorbooten und Leichen. Die Katze hat dort freien Ausgang und ist auch die ganze Nacht unterwegs, kommt aber immer wieder aufs Boot zurück, um es vor anderen Katzen zu verteidigen. Der nächste Stopp ist in Kyparissia. Da können wir ganz gut einkaufen, es gibt einen Lidl-Markt, der gar nicht so weit weg wäre, wenn man von Anfang an die richtige Straße nimmt. Auch hier ist Mutzi die ganze Nacht aktiv, einmal kommt sie komplett durchnässt zurück: beim Krabbenfangen ins Wasser gefallen.
Die wenigen Hafenplätze am westlichen Peloponnes liegen so 5 bis 6 Stunden Fahrzeit auseinander. Aufgrund der Wetterlage fahren wir meist sehr früh los, bei Sonnenaufgang, und sind kurz nach Mittag am nächsten Ort. Leider ist es viel Motorfahrerei, aber anders geht es zur Zeit nicht.
Eine Übernachtung in Katakolon am Anker verläuft ohne besondere Ereignisse. Am nächsten Tag geht es weiter nach Zakynthos. 7 Stunden Motorfahrt bei maximal 3 Knoten Wind. 1 Meile vor der Einfahrt nach Agios Nikolaos dann innerhalb von 5 Minuten sind es 15 Knoten Wind. Der hält dann bis spät am Abend an und erzeugt zusätzlich zu den Ausflugsbooten im Hafen gefährlichen Schwell. Zusammen mit der hohen, scharfkantigen Hafenmauer einer der schlechtesten Liegeplätze bisher. Aber alle griechischen Häfen waren bis jetzt absolut Mist.
Von Zakynthos setzen wir nach Kephalinia über. Beim Start in aller Frühe blitzt und rumpelt es hinter uns. Eine Zeit lang sieht es so aus als würden wir mitten ins Gewitter hinein fahren. Es ziehen dann aber nur zwei Gewitterzellen beiderseits an uns vorbei, keine erwischt uns wirklich. Nur ein bisschen Regen kriegen wir ab. Dann laufen wir in Poros auf Kephalinia ein. Den kleinen netten Hafen kennen wir auch schon und bleiben dort für drei Nächte. Für die Katz ist er neu, es gibt viel zu erforschen. Da Poros jedoch Fährhafen ist, und direkt hinterm Schiff die Ticketbude steht, ist dort mehrmals am Tag ein Riesenwirbel beim Ticketverkauf. Das bremst ihren Ausgehdrang ein wenig.
Nach Poros wollen wir nach Ithaki übersetzen. Leichter Gegenwind, daher Motorfahrt. Unterwegs fangen wir uns einen riesigen treibenden Plastiksack mit der Schraube ein. Durch mehrmaliges Vor und Zurück gelingt es, ihn abzuschütteln ohne tauchen zu müssen. Es ist Sonntag, Hauptsaison, und alle Buchten, die wir von Ithaki bisher nur leer kannten, sind bummvoll mit Booten. Die ankern dort in Reih und Glied mit Landleinen, fast so eng wie im Hafen. Erstmal fahren wir in die Stadt Vathi zum Einkaufen. Dort ist Platz frei, aber das Wasser ist zum Baden zum Vergessen. In den nächsten Tagen wollen wir eine Bucht finden, in der keine Monster-Motoryachten mit ihrer ganzen Jetski-Scheiße herumhängen. Das wird schwierig. Wir fahren auf gut Glück in unsere Lieblingsbucht auf Ithaki, und gerade als wir dort ankommen fährt von unserem bevorzugtem Ankerplatz ein Boot weg. So ein Glück! Wir hängen uns ganz in die kleine Einbuchtung mit dem Wald dahinter hinein und bringen zwei Landleinen aus. Leider ist Hauptsaison, und die Idioten mit den riesigen Motoryachten hängen sich rücksichtslos in wenigen Metern Abstand daneben hin. Die Generatoren und Klimaanlagen laufen Tag und Nacht auf Hochtouren, die Vollscheiße-Mucke dröhnt den ganzen Tag, und von den bis zu drei hochmotorisierten Begleitbooten (z.B. 12m Schlauchboot mit 1200PS), und Jetskis sind immer mindestens zwei in Betrieb. Laufend. Die fahren wenigstens stündlich in den Hauptort zum Tschik kaufen oder Kaffee trinken oder einfach nur zum Schauen. Hauptsache irgendwer fährt immerfort mit heulenden Motoren – und natürlich superlauter Mucke – sinnlos herum. Häufig auch nur im Kreis. Einfach nur Vollidioten. Alle. Ausnahmslos. Wenn einer dieser Schwachsinnigen dann endlich einmal wegfährt, hoffen wir immer auf ein Segelboot, das die nahe liegenden Plätze besetzen könnte. Selbst Charterboote sind höchst willkommen, Hauptsache kein Motorboot-Arsch. Genau ein solcher schmeißt seinen Anker genau auf unseren drauf, und holt ihn gleich wieder hoch, weil er erst jetzt merkt, das der Platz für ihn zu schmal ist. Dabei reißt er unseren Anker mit aus. Wir müssen ihn neu ausbringen, diesmal gleich mit etwas mehr Kette. Das erweist sich als gute Wahl, denn am nächsten Tag gibt es ein Gewitter mit starken Böen von schräg seitlich. Am Höhepunkt der Sturms entlasten wir den Anker mit laufender Maschine unter geringer Drehzahl. Der Italiener neben uns will es uns gleich tun, er tut das allerdings mit Vollgas, woraufhin sich seine beiden Landleinen spannen wie Gitarrensaiten und dann fast zugleich mit einem Knall zerreißen. Er, immer noch mit Vollgas, schießt aus der Bucht hinaus, und bleibt dann am Anker von seinem Nachbarn hängen. Das britische Motorboot hat seine Kette nämlich zuvor ganz fein über den Italiener gelegt. Dafür muss er jetzt auch seine Landleinen loswerfen, rausfahren, und anschließen knüpfeln beide eine halbe Stunde lang ihre verwickelten Ketten auseinander. Wir sind umgeben von lauter Idioten. Trotzdem ist die Ankerbucht so schön, sicherlich mit Abstand die schönste, die wir in Griechenland gesehen haben, dass wir zwei Wochen hier aushalten, und sogar mehrmals die halbstündige Einkaufsfahrt mit dem Dinghi in Kauf nehmen, nur um diesen einzigartigen Ankerplatz nicht aufgeben zu müssen.

8.11. mit Gästen von Nafplion nach Kalamata

Unsere Gäste Anna und Christoph kommen wie geplant am Freitag Abend mit dem Bus aus Athen an. Nach dem Verstauen des Gepäcks bummeln wir dann noch durch die Altstadt, gehen Gyros essen und genießen den Abend. Am nächsten Morgen werden die beiden noch die Burg erklimmen, dann fahren wir raus in die Badebucht. Nach Sonnenuntergang fahren wir los nach Süden, in Richtung Monemvasia. Nachts deshalb, weil hier tagsüber immer starker Südost weht und wir uns das Aufkreuzen über 50 Meilen ersparen wollen. So wird es zwar eine fade Motor-Nachtfahrt, aber wenigstens ruhig. In Monemvasia sehen wir uns die Altstadt und auch die ganz alte Stadt am Berg an. Dort oben wurden seit meinem letzten Besuch vor etwa 25 Jahren einige der verfallenen Gebäude wieder aufgebaut. Die Aussicht von oben ist grandios, das Bummeln in der Unterstadt macht trotz der Hitze Spaß, die Gebäude und Gassen sind sauber hergerichtet und gepflegt, natürlich besteht der Ort nur aus Restaurants und Souvenierläden, aber alles ganz nett zum Durchgehen. Die Ankerplätze zu beiden Seiten des Dammes sind beide schlecht und steinig, wir finden mit Glück eine Sandstelle, die super hält. Das ist auch notwendig, denn die ganze Nacht und den folgenden Tag bläst es mit 25 bis 30 Knoten von Nordwest. Danach dreht der Wind von Nord bis Südost, mehrmals täglich, und geht dabei immer wieder auf 25 Knoten. Egal auf welcher Seite man liegt, mehrmals am Tag ist es jedenfalls die falsche. Wir müssen hier trotzdem zwei Tage ausharren, starker Westwind verhindert im Moment die Rundung des Südkaps an Kithira vorbei.
Die Katze ist anfangs etwas skeptisch mit den neuen Bewohnern, immerhin besetzen die ihre Bugkabine, die normalerweise ihr Spielzimmer ist. Nach ein paar Tagen hat sie sich aber dran gewöhnt.
Nach zwei Tagen gibt es ein Fenster mit etwas schwächerem Westwind, wir runden das Kap und steueren die Insel Elafonisos an. Wegen des anhaltenenden Westwindlage ankern wir in einer Ostbucht, die nicht so schönen Sandstrand hat wie die Westbucht. Hier sind wir zwar vom Westwind geschützt, aber abends zieht ein Gewitter vorbei, der kurze Gewittersturm bringt wieder Schwell in die Ostbucht. Die Nacht ist dann aber halbwegs ruhig. Am nächsten Tag verlegen in die schönere Westbucht. Zum länger Liegen ist dort viel zu viel Schwell, aber ein kurzer Badeaufenthalt und ein Landgang mit der Katze in die Dünen ist drin.
Anschließend segeln wir nach Norden und treffen in Archangelos, wo gerade Freunde aus der Heimat urlauben, zum Abendessen. Der Ankerplatz dort ist aber bekanntermaßen schlecht und nach West offen. Daher verlegen wir für die zweite Nacht ins nahe liegende Plytra, wo es aber bei der augenblicklichen Westwetterlage auch nur wenig ruhiger ist. Tags darauf wechseln wir auf den mittleren Finger Mani, in die Bucht Porto Kagio. Die ist bei West gut vor Schwell geschützt, wenn auch der Wind sehr böig von den hohen Bergen kommt. Hier warten wir noch einen Tag, bis der starke Wind aus Nordwest aufhören soll, damit wir Mani im Süden runden können. Anna und Christoph laufen inzwischen zu Fuß den ganzen Südzipfel von Mani ab, was bei den Griechen dort für einiges Kopfschütteln sorgt.
Ein defektes Seeventil hat zur Folge, dass beim Abpumpen der vorderen Toilette ein Schlauch abgeht, und Christoph knöcheltief im „Abwasser“ steht. Nach ausgiebiger Reinigung des Nassraumes wird das Klo vorläufig stillgelegt.
Rund ums Mani Südkap geht es noch ganz gut, dann beginnt wieder starker Nordwest bis Westwind, wir müssen den ganzen Tag dagegen aufkreuzen, es ist recht mühsam. Wir erreichen abends Koroni, wo unsere Gäste die Burg besichtigen. Am nächsten Tag wechseln wir zum Baden in die schönere Südbucht. Einen Tag später segeln wir noch nach Petalidi. Dort urlaubt zur Zeit meine Schwester Helga, die unsere Gäste mit dem Auto zum Flughafen bringt. In den knapp zwei Wochen mit Anna und Christoph, in denen wir den Peloponnes von Ost nach West gerundet haben, hatten wir konstant starken Westwind, also immer dagegen an. Am letzten Tag, nachdem wir unser Ziel erreicht haben, hört auch der Westwind auf, und wird von den normalen drehenden Tageswinden abgelöst. Tolles Timing!
Jetzt fahren wir noch für einen Tag die etwa 10 Meilen nach Kalamata. Wir müssen zur Hafenpolizei, um unsere Fahrgenehmigung für Griechenland (D.E.K.P.A), für ein Jahr zu verlängern. Andere Skipper haben mir von großer Kompliziertheit der Behörden dabei berichtet. Bei mir funktioniert das schnell und problemlos, und es kostet nix. Allerdings will die freundliche Beamtin außer den Schiffspapieren auch meine Skipperlizenz kopieren. Das ist das erste Mal überhaupt seit Beginn unserer Reise, dass irgend jemand meinen Schiffsführerschein sehen will. Natürlich hab ich den nicht dabei und muss 15 Minuten Fußweg zurück zum Schiff, bei 40 Grad, um ihn zu holen.
Tags danach fahren wir zurück nach Petalidi, wo am Nachmittag ein fürchterliches Gewitter niedergeht, dass sich das Wasser in der Ankerbucht in eine braune Brühe verwandelt.

8.10. Peloponnes Ostküste bis Navplion

Weil wir im Juli Gäste in Navplion aufnehmen werden, und mit ihnen gleich bis Monemvasia durchfahren wollen, müssen wir diesen Küstenabschnitt jetzt vorab für uns erkunden. Nächstes Ziel nach Portocheli ist daher Leonidion an der steilen Peloponnesküste. Den Hafen erkennt man erst hundert Meter bevor man da ist, weil er hinter einem Badestrand versteckt liegt. Es stehen auch nur wenige Gebäude dort, denn die Stadt dazu liegt 4km landeinwärts in einer Schlucht zwischen eindrucksvollen senkrechten roten Felswänden. Wir besuchen sie vormittags per Rad, und sind rechtzeitig am Nachmittag zurück, bevor mehrere Gewitterfronten mit starkem Regen drüberziehen. Der Regen hält, mit kurzen Pausen, bis zum nächsten Tag an. Im Hafen, an dessen Innenseite auch ein Badestrand liegt, stinkt es ständig nach Klo. Wir denken erst, dass hier eben der Kanal der umliegenden Häuser endet, bis wir im Gespräch mit unseren britischen Charterbootnachbarn draufkommen, dass es deren Bordtoiletten sind, die den feinen Geruch verströmen. Beide Fäkaltanks seien verstopft und laufen an den Entlüftungen über. Feine Sache. Die Briten fahren zum Glück nach einem Tag weiter.
Am Nachmittag wollen wir der Katze in einer Regenpause Ausgang gewähren. Dazu lasse ich die Gangway runter, die wegen der elenden Wackelei hochgeklappt war. Die Katze stürmt natürlich sofort los, ohne Wenn und Aber, während das Brett noch lange nicht seine stabile Endlage erreicht hat. Es macht einen Schlenker und die Katze liegt im Wasser, schwimmt zur Mole – zu glatt und zu hoch. Schwimmt zurück zum Boot, wo sie sich unter kräftigem Einsatz der Krallen an meinem Bein hocharbeitet – und ist wieder am Boot, verängstigt, nass, zitternd, nur noch halb so groß, aber es ist nichts passiert! Zwei wichtige Erkenntnisse ergeben sich daraus:
1. die Katze kann sehr gut schwimmen, auch wenn sie es nie freiwillig tun würde.
2. nasse Katze riecht ähnlich wie nasser Hund.
Dass sich ihr ungestümes Verhalten aufgrund dieses Vorfalles ändern wird schließen wir aus.
Der nächste Aufenthalt ist in Kyparissi. Die kleine Mole liegt weit ab vom Ort. Es gibt dort ein kleines Kirchlein, aber kaum Häuser oder Tavernen. Ein guter Platz für die Katz, die den ganzen Tag draussen frei herumlaufen kann. In regelmäßigen Abständen kommt sie immer wieder aufs Schiff zurück.
Der Liegeplatz ist gut, aber recht schwellig, daher fahren wir vor den angedrohten Gewittern weiter nach Süden, nach Gerakas. Sie Fahrt wird spannend, kein Wind, dafür starker Regen, 1 Meter hohe Wellen und rundum ziehen schwere Gewitter vorbei. Zum Glück keines, das uns direkt erwischt. Gerakas Port liegt in einer schmalen Bucht mit einer seichten Lagune innen. In der schmalen Ankerbucht sind wir gut vor Schwell geschützt, der starke Gewitterwind kommt jedoch in Böen abwechselnd von vorne und hinten. Das Schiff dreht alle paar Minuten komplett um. Keine guten Bedingungen für den Anker, aber er hält. Der Ort besteht nur aus drei Tavernen und ein paar Häusern, kein Markt, kein Bäcker, gar nichts. Am Berg sind die Reste der antiken Festung zu bestaunen, viel sieht man nicht mehr, ein paar Mauern. Der Blick herum ist aber lohnend. Nach Durchzug einiger Gewitterfronten mit Unmengen an Regen fahren wir nach zwei Tagen Versteck wieder nach Norden zurück. Ziel ist noch einmal der Raum um Portocheli. Die siebenstündige Fahrt findet bei Wind von 2-28 Knoten statt, wechselnd in Viertelstunden Rhythmus. Das bedeutet ständig Segel anpassen, Reffen, Rauslassen, Motor und wieder von vorne. Wenigstens die Richtung bleibt West. Zurück in Portocheli bläst es dann bis in die Nacht hinein mit 25 Knoten weiter, dar Ankerplatz ist aber groß mit gut haltendem Grund, und es gibt kaum Wellen.
Am Samstag findet sich eine Gelegenheit den Besuch von Hydra nachzuholen. Eine Tagesfahrt mit einem Ausflugsboot nach Hydra und Spetses um 20 Euro klingt vernünftig. In Hydra ist der Hafen tatsächlich sehr klein, und obwohl sogar noch Platz gewesen wäre, sind wir froh, nicht selber hingefahren zu sein. Die Taxiboote, Schnellfähren und Ausflugsboote fahren dort in Minutenabstand ein und aus, und machen dabei einen Höllenkrach. Es ist keine Sekunde lang still, immerfort dröhnt irgend ein Schiffsmotor. Die Stadt am Berghang ist hübsch, keine Autos oder Mopeds, weil keine Straßen, nur enge Wege und alle paar Meter Stiegen, auf und ab, Fahren ist dort sowieso unmöglich. Die meisten Häuser sind schön hergerichtet, wenn auch sehr viele offenbar unbewohnt, im Hafen gibt es nur Tavernen und Souveniergeschäfte, die ganze Stadt ist voll auf Tourismus ausgelegt, aber recht nett. Länger als einen Tag hält man es dort aber nicht aus. Das zweite Ziel, die Insel Spetses liegt gleich gegenüber von Portocheli. Der Badeort ist auch ganz nett, weniger aufregend, dafür ein bisschen echter, mit Lebensmittelgeschäften und Menschen die dort wohnen, nicht nur Kellner und Souvenierverkäufer.
Wir verlegen vom großen Ankerplatz in die kleine, seichte Seitenbucht mit dem Fischerhafen, dort finden nur 3 Boote Platz zum Ankern, es ist viel gemütlicher. Westlich davon liegt eine bewaldete Landspitze, die ist unbewohnt, nur ein schlossartiges Gebäude ganz oben, mit rundem Türmchen, schaut aus wie der Wohnsitz vom Gargamel. Die Katz liebt solche Waldstücke, dort kann sie frei herumlaufen, ohne Störung durch andere Katzen oder Hunde. Meist trottet sie aber bei unseren Spaziergängen mit, während sie alles beschnüffelt, und Allem nachspringt, was sich bewegt. Weil sie sich kaum von uns entfernt, braucht sie sich auch nicht um die Orientierung und den Rückweg kümmern. Am Ende steigt sie wieder freiwillig ins Dinghi ein und fährt zurück zum Schiff.
An einem Tag wird die große Ankerbucht von einer Charterflottille heimgesucht, bestehend aus 27 Schiffen, die ankern alle nebeneinander Seite an Seite und bilden so eine gut 200 Meter lange Linie. Schaut komisch aus, ist aber Platz sparend. Und der Wirbel, den sie machen bleibt örtlich begrenzt.
Wir bleiben noch einige Tage in den Buchten rund um Portocheli, dort ist das Wasser zum Baden klar, und fahren nur zum Einkauf alle paar Tage kurz in die Hauptbucht. Das Meer ist sehr ruhig zur Zeit, kaum Wind, einzig die Taxiboote, Schnellfähren und Motorboote verursachen immer wieder unangenehmen Schwell, wenn sie draußen vor der Bucht vorbeidonnern. Ein paar weitere Tage liegen wir in einer großen Bucht nördlich der Stadt. Hier ist ein großer Sandstrandbereich hinter einer Lagune. Erstaunlicher Weise ist hier gar nichts los, ein paar leerstehende Hotelleichen in der Lagune, wenige Badegäste am langen Sandstrand, noch weniger Bootsverkehr, obwohl der Ankerbereich sehr an karibische Größenordnungen heranreicht. Der Hauptunterschied liegt in der Verschmutzung des Ankergrunds. Da liegt alles Mögliche an Gerümpel am Grund herum, und jede Menge Autoreifen, einen davon fischen wir prompt beim Ankerlichten heraus. Dafür ist es paradiesisch ruhig.
Die folgenden drei Tage ankern wir in Vivari, einem kleinen Badeort in einer schmalen, tiefen Bucht mit sehr gutem Schutz. Hier ist wenig los, es gibt ein paar Tavernen und ein kleines Kaufhaus. Der Strand mit der tollen Mucke gegenüber, weit weg, so dass man kaum was hört. Durch die Länge der Bucht entsteht beim täglichen Südostwind mit 15 Knoten leider eine unangenehme Windwelle, die beim Baden stört. Abends, nachts und vormittags ist es aber ruhig.
Letzter Halt vor Navplion ist eine Badebucht kurz vor der Stadt. Der Ankerplatz ist fein, Sandgrund, 4 Meter tief, gut geschützt. Eigentlich ein guter Platz, auch zum Baden. Denken wir. Aber: Vier Strandbars, drei davon mit Musik in voller Dröhnung rütteln gleichzeitig am Nervensystem, und da reden wir von mehreren Tausend Watt Lautsprecherleistung an jedem Strand. Und zur Abrundung des Vergnügens liegen genau südöstlich davon mehrere riesige Mülldeponien. Die sind zwar zugeschüttet, aber der andauernde Südostwind tagsüber trägt den feinen Duft von brennender Mülltonne zu uns. Die Strandbesucher stört es offensichtlich nicht so, die liegen zu Tausenden nebeneinander in der Sonne. Wir werden hier aber kaum mehr als einen Nachmittag verbringen.
In Navplion liegen wir im Hafen. Es ist ein wenig schwierig mit der Katze, weil sie natürlich leicht an Land kann, oder auf die benachbarten Boote überspringt. Nachts müssen wir sie daher an die Leine legen. Hier gibt es auch einen Tierarzt, und Mutzi kriegt ihre Tollwutimpfung.
Navplion ist eine komplett untypische Stadt für Griechenland, zumindest der Altstadtbereich ist eher wie wir es aus Italien oder Spanien kennen. Und es ist sehr sauber. Über der Stadt thronen gleich zwei Burganlagen, und auf einer vorgelagerten Insel eine dritte. Die große Burg besteigen wir per Treppenaufgang. Etwa 900 Stufen führen in einer steilen Felswand nach oben. Das Ganze geht natürlich nur in der Früh, da liegt die Stiege im Schatten. Nachmittags wäre der Aufstieg undenkbar. Von oben gute Aussicht über die Stadt und auch die darunter liegende kleine Burganlage, auf der mitten drin eine grausliche Betonhotelleiche herumsteht. Warum sie die nicht längst abgerissen haben? Ist eben Griechenland. Wahrscheinlich ist das Geld knapp….
Der Hafen ist nichts Besonderes, Wasser und Diesel vom Tankwagen, mit ungeheuerlichen Aufschlägen – kommt ja gar nicht in Frage! Diesel holen wir per Kanister in einem Zehn-Minuten-Fußmarsch mit dem Einkaufstrolli – zum Normalpreis. Brauchwasser haben wir vorsorglich schon früher befüllt, ein Hafenpolizist zeigt mir freundlicherweise einen frei zugänglichen Wasserhahn, an dem wir wenigstens die Kleinmengen für die Trinkwasserkanister gratis beziehen können. Die Wasserfreigabe direkt am Schiff kostet einmalig 12Euro Mindestpreis! Ein Wucher, wie sonst noch nirgens erlebt. Kein Schnäppchen, wenn man bloß 20 Liter braucht. Strom gibt es nicht, deshalb läuft am nebenliegenden Charterboot den ganzen Vormittag der Generator. Obwohl das Schiff eine Fotovoltaikanlage drauf hätte, erklärt mit der deutsche Charterkapitän, dass er nicht so genau wüsste, ob und wie die funktioniert, und er keine Ahnung hätte, wie geladen seine Batterien sind. Deshalb Generator. Sicherheitshalber. Nach 4 Stunden Generator-Laden fahren die Idioten dann mit Maschine und wahrscheinlich bereits überladenen Batterien aus dem Hafen raus.
Wir tätigen einige Vorratseinkäufe, die Versorgungsmöglichkeiten sind sehr gut, während wir auf unsere Gäste Anna und Christoph warten, die am Freitag hier eintreffen sollen.

8.9. rund um Argolien

Am Montag verlegen wir in den Stadthafen Poros, dort erwarten wir weniger Schwell. Das stimmt auch, aber leider liegen wir vor den Bars „Malibu“ und „Pueblo“. Direkt nebeneinander spielen beide Musik. Gleichzeitig. Sehr laut. Und sehr ähnlich. Man kann nicht sagen, wer gerade was spielt, komplettes Lärmchaos. Zum Glück hat Pueblo nicht jeden Tag auf, aber Malibu allein ist auch nervtötend genug, von 9 Uhr abends bis mindestens 4 Uhr in der Früh – egal ob Gäste da sind oder nicht.
Wegen des Bar-Terrors verlegen wir am Mittwoch in eine Ankerbucht nahe der Stadt. Hinter der Insel Daskaleio liegen wir ganz ruhig und sicher. Die 50 Meter große Insel hat ein Kirchlein und einige Bäume drauf und ist ein beliebter Ort für Trauungen. Zwei davon und einen Hochteitsfototermin erleben wir in den vier Tagen die wir dort liegen. Dazwischen, und vor allem abends ist die Insel ruhig und ein idealer Spielplatz für die Mutzi. Die kann dort stundenlang Insekten fangen, und auch jede Menge Krabben, und alles wird natürlich verspeist. Nach kurzer Zeit sind wir schon recht bekannt im Ankerfeld, mit der Katze fällt man auf – vor allem, wenn sie beim Beibootfahren stolz am Bug vom Dinghi steht. Wir werden oft drauf angesprochen, oder auch im Vorbeifahren eingeladen, wie von den Briten Sue und Martin, bei denen wir ein paar Drinks nehmen. Mit Katze.
Am Samstag kommen dann die Yachten aus Athen zum Wochenende her. Im 10-Minuten Takt fahren die Mega-Motorschüsseln in den Paros-Kanal ein. Wenigstens 30 Stück kommen, von 20 bis 70 Meter Länge, einige sicher an die 100 Millionen teuer, alle griechisch, oder britische Flagge mit griechischen Eignern. Steuerparadies Guernsey-Island! Da sieht man, dass die EU-Rettungsmittel für das „arme“ Griechenland gut angelegt sind. So viel Geld in einer Bucht haben wir bisher nur auf der Nobelinsel St. Barth in der Karibik gesehen.
Einmal werden wir von unserem Lieblingsankerplatz neben der kleinen Insel vertrieben, es findet eine Lauf- und Schwimmveranstaltung statt, und unsere Ankerposition liegt genau auf der Schwimmstrecke. Am nächsten Tag kehrt wieder Ruhe ein, zumindest unter der Woche.
Etwa alle vier Tage fahren wir für eine Nacht in den Hafen, Einkaufen, und in der Früh wieder raus. Insgesamt liegen wir vier Nächte im Hafen, bezahlen mußten wir nur ein Mal. Einkaufen ist relativ teuer, ist halt ein Bootstouristenspot. Gegenüber am Festland gibt es auch Geschäfte im Ort Galata, nicht so schön, nicht so touristisch, aber dafür billiger. Auch der Dieseltank wird aufgefüllt, der Sprit ist sauteuer, 1,42 Euro je Liter, da können wir froh sein nur eineinhalb Liter je Stunde zu verbrauchen, und nicht wie die fetten Yachten ein paar Hundert.
Nach 18 Tagen Bade- und Nichtstunaufenthalt in und um Poros raffen wir uns auf, ein Stück weiter zu fahren. Wir runden den Landspitz und ankern hinter einer kleinen Insel, rundum gut geschützt, auf 4m Sandgrund, wie in einem Pool. Tagsüber kommt etwa ein Duzend Boote hier zum Badeaufenthalt an, die fahren abends wieder, es ist hier sonst NICHTS. Keine Taverne, keine Bar, kein Mobilnetz, kein Internet. Das ist kein Ort für Chartertouristen, dafür aber gut für uns, und ganz wenige andere Langfahrer. Ein kleines Stück weiter liegt dann Hydra. Dort spielt es sich dann wieder ab. Wir werden sehen.
Hydra ist bekannt für den viel zu kleinen Hafen mit viel zu vielen Booten. Alle müssen dort hin, es ist so eine Art griechisches Disneyland-Schaudorf. Dort liegen sie fast übereinander in mehreren Reihen (siehe Google-Satellitenfoto), mit Ankersalat und Geschubse und Gerempel. Das wollen wir unserem Schiff ersparen. Wir ankern daher in der Nachbarbucht Mandraki und wollen am nächsten Tag zu Fuß in die Stadt wandern. Die Bucht ist nach Nordwest offen und sollte guten Schutz gegen den angekündigten Starkwind aus Süd bieten. Der Südwind kommt dann aus Südwest, wird entlang der Insel abgelenkt und dreht dann mit voller Stärke und 1m Schwell von Nordwest in die Bucht. Null Schutz. Nach Mitternacht wird es uns zu blöd, und wir fahren die 10 Meilen nach Ermioni. Das dauert fast vier Stunden weil Gegenwind und hohe, steile Wellen das Boot immer wieder völlig abstoppen. Aber am Ende lohnt sich die Mühe, das große Naturhafenbecken mit riesigem 4m Ankerbereich ist windgeschützt und auch ohne Schwell. Hydra wird vorerst zurückgestellt, vielleicht passt es ein anderes Mal wettertechnisch besser.
Ermioni ist eine kleine Stadt auf dem Schmalstück zu einem bewaldetem Landzipfel. Es hat demzufolge auf jeder Seite einen Hafen, wir liegen im östlichen Haupteil, im Westteil liegt eine Charterbasis. Es gibt ganz gute Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten, Tavernen, und Geschäfte. Der Ort wird zwar von Charterbooten angefahren, aber mäßig, es ist nie überlaufen. Der bewaldete Landzipfel neben unserem Ankerplatz enthält die Reste der antiken Stadt, sogar Tempelgrundmauern und Mauerreste sind da. Am Hügel sind nur Wanderwege, keine Häuser, keine Autos, keine Strassenbeleuchtung, nur Wald und Wiese. Ein guter Platz für allabendliche Spaziergänge mit der Katz, die mehr als eine Stunde lang brav mit uns mittrottet wie ein Hund, und sich nie mehr als 50m von uns entfernt. Dabei jagt sie Insekten und Krähen nach und ist bestimmt schon auf jeden der tausend Bäume dort hinaufgeklettert. Das gefällt ihr, am späten Nachmittag steigt sie sogar selber ins Beiboot um uns zum Landgang aufzufordern.
Das Wetter zur Zeit ist eher Kacke, die Windvorhersage lautet „variabel, 3-4Bf“ was so viel heißt wie: „weiß nicht, Wind eben“. Außerdem gibt es fast täglich ein Gewitter oder auch nur Regenschauer. Da hat man nicht viele Planungsmöglichkeiten, wo man weiter hin fahren könnte. So bleiben wir eben da, hier liegen wir sicher, auch wenn etwas unangenehmer Schwell manchmal bei östlichen Winden hereinsteht. Gerade ist Sommerbeginn, also die längsten Tage des Jahres, das tolle Sommerbeginnwetter hier bringt jedoch so viele Wolken, dass uns sogar der Strom knapp wird mangels ausreichender Solarladung.
Nach sechs Tagen Ermioni haben wir genug davon und fahren nach Portocheli weiter. Der Kurs ist: erst Südost, Süd, Südwest, dann West, und zuletzt Nordwest. Diesmal ist richtiger Nordwind angekündigt, nicht nur „weiß nicht“, aber als wir dann unterwegs sind haben wir auf allen Kursen den (wenigstens schwachen) Wind immer genau von gegenan. Windvorhersage auf griechische Art eben – stimmt nie, nicht einmal annähernd, daher erst gar keine Planung machen sondern einfach losfahren.
In Portocheli ist der Ankerplatz ziemlich voll, wir finden eine Stelle zwischen Bojen, da kann sich wenigstens kein anderer mehr zu nahe hinhängen. Der Hafen ist eine gerade Mauer ohne Wasser und Strom. Es liegen fast nur Motoryachten da und ein paar Ausflugsboote. Die Schnellfähre legt mehrmals täglich an. Dahinter liegt eine durchgehende Reihe von Tavernen, und in der zweiten Häuserreihe ein paar aufgelassene Geschäfte. In den weiteren Reihen sind noch ein paar leer stehende Appartments, eher schäbig. Gegenüber der Hafenbucht stehen drei große, hässliche Hotelklötze. Außer einem AB-Supermarkt hat der Ort für uns nichts zu bieten. Dort hatten wir für den vorigen Winter einen Liegeplatz angefragt – zum Glück ist daraus nichts geworden, der Ort ist für einen längeren Aufenthalt wenig einladend.

8.8. Saronischer Golf, Petalion Golf

Wir steuern als erstes Ziel Epidaurus an. Der Ort liegt am Peloponnes in einer netten Bucht, ganz gut geschützt. Ein hübsches Örtchen in einem großen Orangenhain. Die Bäume hängen voll, zwar meist hinter Zäunen, aber ein paar Äste schauen oft drüber und sind von außen erreichbar. Da ernten wir schon einmal einen Rucksack voll. Direkt neben der Stadt liegt das kleine Amphietheater, das besuchen wir natürlich. Das viel größere, berühmte Theater liegt etwa 15 km landeinwärts, hoch am Berg. Mit den Rädern dort hinzufahren ist uns zu mühsam, und Bus haben wir keinen gefunden, daher fällt der kulturelle Teil des Besuches aus.
Die Charterflotten tauchen jetzt schon vermehrt auf, an die 15 Yachten fahren am Nachmittag in den Hafen und finden kaum Platz. Wir ankern sowieso lieber etwas abseits an einem schönen Campingstrand, allein und ruhig.
Nach zwei Tagen dort passt der Wind halbwegs, und wir können größtenteils unter Segeln nach Aegina übersetzen. Dort kommen alle Charterboote aus Athen einmal vorbei, daher lassen wir den Hauptort Aegina gleich aus und fahren etwas südlich davon nach Perdika. Auch dort ist einiges an Charterverkehr los, wir ankern weit weg gegenüber vom Steg weil es da üblicherweise ruhiger ist. Der Hafen hat nach unserer Meinung Platz für maximal 10 Schiffe. Am Samstag Abend zählen wir dort 20 Masten, davon 4 doppelt breite Katamarane. Der Ort ist bis auf die Hafenzeile mit 15 Fischrestaurants wie ausgestorben, er besteht ausschließlich aus Wochenend- und Urlaubshäusern von Athenern, und die stehen jetzt noch fast alle leer.
Zum Baden kommen wir wenig, es ist schon bei leichtem Wind empfindlich kalt, und das Meer hat vielleicht gerade einmal knapp 20 Grad. Baden also eher zur Körperpflege, sicher nicht zur Abkühlung oder gar zum Spaß.
Nach zwei Nächten geht es weiter nach Osten, zur Südspitze von Attika, Kap Sounion. Dort runden wir das Kap und den darauf stehenden Poseidontempel, bzw. dessen Reste, und haben dabei wohl einen besseren Ausblick darauf als die Leute, die dort mit Bussen massenhaft hingekarrt werden. Ein Stück danach ankern wir in einer Hotelbucht, die eigentlich außer Schutz nichts zu bieten hat. Aber es ist ruhig, nur zwei andere Boote sind da. Abends werden wir von zwei Mönchsrobben umkreist. Die sehr seltenen Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, spielen rund um unser Boot. Fotos von ihnen zu machen ist noch schwieriger als von Delfinen, die Robben tauchen nur kurz auf, eine zu erwischen ist Glückssache.
Mit Kap Sounion haben wir den Saronischen Golf verlassen und fahren jetzt nördlich in den Petalion Golf ein. Wir fahren zwischen Attika und der Insel Euböa nach Norden. Das Wetter ist wenig erfreulich, meistens trüb, schwache und drehende Winde. Unterwegs halten wir in verschiedensten Buchten, meist nur für eine Nacht. So toll sind die Ankerplätze dann dort auch nicht. Brauchbare Stadthäfen gibt es kaum. Die große Bucht von Markopoulo bietet rundum guten Schutz, aber sonst nicht viel, Touristenappartements, Hotels, Tavernen. Wir wüssten gar nicht, wohin wir da in die Stadt gehen sollten, der Ort bietet nicht einmal ein erkennbares Zentrum.
Weiter nördlich ankern wir noch in einigen einsamen Buchten auf der Seite von Euböa, bis wir dann nach Eretria kommen. Dort wollen wir einen angekündigten Regentag aussitzen. Es regnet dann tatsächlich einen Tag früher, der nächste Tag bringt dann nur hohe Wolken und keine Sonne. Dafür hat es nachmittags starken Ostwind, der auch nicht vorher gesehen war. Am Vormittag dreht eine Kunstflugstaffel aus 9 Fliegern mehrmals ihre Trainingsrunden über dem Golf, mit Formationsflug, Loopings, Rauchfahnen und allem drum und dran, wir haben eine super Aussicht auf die Vorführungen. Die Fotos davon werden mangels gutem Licht und vor Allem mangels guter Fotoausrüstung leider nicht so toll. In Eretria befindet sich auf einer vorgelagerten, bewaldeten Insel die ehemalige Ferienanlage Dream Island. Nette kleine Bungalows mit Ferienwohnungen, ein paar Restaurants, alles in einem schönen Waldpark, rundherum ein paar Strände. Könnte eine touristische Goldgrube sein. Das Projekt wurde aufgegeben, weil die griechischen Behörden die Betriebsgenehmigungen für die Investoren nicht erteilt haben, und verfällt jetzt leise vor sich hin.
Weil der Wind nördlich drehen soll, denken wir, es sei eine gute Gelegenheit nach Süden zu fahren. Nord mit Stärke 3 bis maximal 5 verspricht guten Vorwindkurs. Keine Starkwindwarnung am NAVTEX. Während wir dann entlang Euböas Süden fahren wird der Wind stärker, erst 6 dann 7 und auch kurz mal fast 8, gemessen maximal 43 Knoten, und das auf Halbwindkurs. Wenig witzig, aber sehr nass. Wir flüchten in die einzige mögliche Hafenbucht Marmari und ankern dort bei über 30 Knoten Wind und Gischt bis ins Cockpit. Vier Versuche sind nötig bis der Anker endlich einmal hält. Wie lang der Sturm anhalten wird wissen wir nicht, die Windvorhersagefuzzis wissen ja noch gar nichts davon.
Seit 2 Tagen bläst es nun schon in der Hafenbucht von Marmari nicht unter 30 Knoten. Die Vorhersager haben’s inzwischen auch geschnallt, und sagen gleichbleibenden Starkwind für die nächsten 6 Tage, dannach noch stärker werdend. Feinster Meltemi – und das schon Mitte Mai! Sowas sollte erst im Juli und August sein. Der Ausflug in die Kykladeninseln ist für uns damit abgeblasen, dort ist der Sturm noch stärker. Wir haben keine Lust, in irgendeinem Kykladenhafen (und wir wissen inzwischen wie beschissen die griechischen Häfen gebaut sind) wochenlang auf erträgliche Windbedingungen zum Segeln zu warten. Abgesehen davon ist auch an Baden bei dem Wetter überhaupt nicht zu denken. Im Moment können wir nicht einmal mit dem Beiboot an Land, weil es rundum nur klescht und tuscht. Richtig Scheisse. Wir haben sogar das Sonnenschutzverdeck abgebaut, weil wir Angst haben, dass es zerfetzt wird. Dagegen war die Karibik noch richtig harmlos. Wir haben nun beschlossen, in Richtung Attika zurück zu fahren und dort dann in Festlandnähe langsam Richtung Peloponnes zu gondeln. Dort ist es erfahrungsgemäß ruhiger, und es sind auch viel weniger Charterboote unterwegs.
Wir fahren nochmals in die große, geschützte Bucht Markopoulo bei Porto Rafti. Da waren wir schon bei der Fahrt nach Norden. Hier kann man gut einkaufen und man liegt ruhig am großen Ankerplatz. Die Fahrt hier her war wenig spektakulär, gemütliches Segeln auf Raumschotkurs, viel weniger Wind als angekündigt. Aber wir sind schon gewohnt, dass man in Griechenland keine vernünftige Vorgersage bekommt.
Weil fürs Wochenende und die ganze Woche darauf an der Ostseite Festlandgriechenlands und die Kykladen Starkwind angekündigt wird, und das diesmal tatsächlich vorher, fahren wir eng an die Peloponnesküste heran, auf die Insel Poros. Die liegt nur durch einen schmalen Kanal getrennt knapp am Festland und ist bestens geschützt gegen alle Winde. Die 35 Meilen Fahrt über den Saronischen Golf dorthin bietet überraschend angenehmes Segeln, hart am Wind zwar, aber nicht über 15 Knoten und kaum Welle. Poros ist ein sehr hübsches Städtchen auf einer Halbinsel, mit sehr engen Gassen, teilweise gerade ein Meter breit, vielen verwinkelten Stiegenaufgängen und kleinen Häuschen mit noch kleinen Gärten dran. Putzig. Wir ankern erst einmal in einer südlichen Bucht, weil wir am Pfingstwochenende einen Wochenendtouristenansturm aus Athen erwarten. Der Hafen ist dann aber doch nicht voll. Wir bleiben trotzdem am Anker hinter der Stadt, dort ist Ruhe, kein Verkehr, keine Touristen, kein Rummel.

8.7. Korinth

Trizonia ist eine kleine Insel im Golf von Korinth. Es gibt dort keine Autos oder Mopeds. Ein paar Gemeindefahrzeuge für die Müllentsorgung sind da und ein paar verrostete Pickups ohne Anmeldung für wichtige Transporte. Die fahren aber nur, wenn’s wirklich notwendig ist. Hier fahren keine Verrückten nur so zum Spaß zig Mal die Promenade auf und ab. Es herrscht angenehme Ruhe. Das Inselchen ist etwa 3km lang und 1km breit mit einer Bucht in der Mitte. Hier sind ein paar Tavernen und eine Kirche. Nicht einmal ein Markt ist da. In der Bucht liegt ein bestens geschützter Hafen, eine Marina, die nie fertig wurde. Somit auch kostenfrei zu benutzen. Die Steganlagen bestehen, Wasser gibt es an ein paar Hähnen, kein Strom. Etwa 80 Yachten hätten hier wohl Platz, es sind aber nur rund 50 da, es ist trozdem voll, weil viele bequemlichkeitshalber längsseits liegen. Hier liegen einige Dauerlieger, die wohl schon jahrelang nicht mehr betreten wurden und auch nie mehr losfahren werden, in Anbetracht des Zustandes der Schiffe. Viele schwimmende Leichen hängen da herum, sogar drei völlig abgesoffene Yachten gibt es mitten im Hafen. Das stört hier keinen, es gibt eine eingeschworene Gemeinschaft von bereits-jahrelang-hier-wohnenden, darunter drei Österreicher, jeder kennt jeden, man wird als Neuankömmling jedoch recht freundlich aufgenommen. Hinter uns liegt die „Andrea Helena“ aus Südafrika am Steg, die kennen wir auch schon aus der Karibik.
Wir wandern die Insel ab, es gibt rundum wenige „Straßen“, besser Schotterwege, schlecht befahrbar aber gut bewanderbar, wären da nicht Tausende von Spinnennetzen, die sich von den Büschen quer über den Weg spannen. Natürlich in Kopfhöhe. Oder tiefer. Alle 2,3 Meter muß man so ein Netz beiseite schieben, um weiter zu kommen. Für ein Wegstück von 1,3km brauchen wir sogar mehr als eine Stunde bis wir den fetten Spinnen lebend entkommen sind. Wir sind beide nicht gerade Spinnenliebhaber. Abgesehen von den Krabbelviechern ist die Landschaft jetzt herrlich. Es ist alles absolut untypisch grün. Man geht durch hüfthohes Gras, fette Wiesen mit einem Blütenmeer. Im Sommer ist das dann alles braun und dürr. Noch ist hier nichts los, in der Saison dürften aber doch zahlreiche Tagesgäste mit dem Taxiboot hier vorbeikommen, die Tavernen sind jedenfalls für viele Leute gerüstet. Die Ruhe hier, das Fehlen von Autos und die räumliche Begrenztheit bieten eine gute Umgebung für unsere Katze. Die läuft die meiste Zeit allein und frei herum, kommt aber immer wieder zum Boot zurück. Leider findet sie auch immer wieder „Leckerlis“ rund um Mülltonnen, was sich eigentlich für eine ordentliche Bordkatze nicht geziemt. Aber was soll’s, sie genießt den Auslauf, auch wenn sie öfter klein beigeben muß, wenn die einheimischen Katzenmonster ihr Mülltonnenrevier verteidigen.
Nächster Halt ist im Stadthafen von Galaxidi. Das ist ein nettes kleines Städtchen, nichts Besonderes, aber ein halbwegs gut geschützter Liegeplatz. Von dort aus soll es gute Busverbindungen ins nahe gelegene Delphi geben. Dort fahren wir natürlich hin .Die Fahrzeiten sind dann doch nicht so toll, die Heimfahrt muß mit dem Taxi erfolgen, der einzige Bus abends geht erst um 9 Uhr zurück. Die Fahrt führt über die Stadt Itea, dort gibt jede Menge Olivenbäume, den größten zusammenhängenden Olivenhain Griechenlands, wie uns die Reiseführer berichten. Die Ruinen der Tempel in Delphi sind beeindruckend, aber noch beeindruckender ist die Landschaft. Hoch auf einem steilen Abhang gelegen, unter senkrechten Felswänden führt ein steiler Weg duch die Tempelreste. Die Aussicht in die schmale Schlucht, und die angenzende Ebene bis zum Meer ist grandios.
Tags darauf wird unser ruhiger Liegeplatz von 3 Charterbooten gestört. Das Anlegemanöver gestaltet sich, wie bei Charterfahrern üblich, sehr spannend, viel Geschrei, vor und zurück, Anker rutscht, an allen Nachbarbooten Gezerre und Geschiebe, damit es keine Kollisionen gibt. Der Wirbel auf den Booten geht dann die halbe Nacht lang, um halb sechs in der Früh (!) sind die ersten wieder auf um schnell eine zu rauchen, natürlich unter lautstarker Diskussion, und fast alle sind Raucher. Wir hoffen schon, dass die jetzt ablegen. Tun sie aber nicht, sondern trödeln noch bis elf herum, bis sie endlich ablegen. Nicht ohne vorher die Maschine mindestens eine halbe Stunde warmlaufen zu lassen. Muß man. Dann ist der Spuk vorbei, die erste Begegnung mit nervigen Charterboot-Flotten ist überstanden. Es werden leider noch viele folgen.
Nächster Ort is Kiato, ein paar Kilometer vor Korinth. Hier wollen wir beim Lidl einkaufen, und das Katzi soll eine weitere Impfung kriegen. Leider hat sie eine leichte Milchdrüsenentzündung, die Impfung muß daher 4 Tage warten. Der Ort bietet zwar nichts Besonderes, trotzdem werden wir hier solang abwarten, es gibt im Umfeld keine nahe liegenden Ziele, die sich lohnen würden, und das Wetter ist auch eher sauschlecht. Erst stümisch, dann ein kompletter Regentag. Als Zeitvertreib helfen wir deutschen Seglern, deren Boot sich beim Anlegen in den wirr herumhängenden Bojen und alten Muringleinen verfangen hat. Dann geht Sonntag nachmitags am gegenüber liegenden Steg ein PKW in Flammen auf und ist bis zum Eintreffen der Feuerwehr völlig ausgebrannt. Tolle Sicht über den Hafen auf 50m Entfernung. Wir so fasziniert, dass wir sogar aufs Fotografieren vergessen. Beim nächsten Tierarztbesuch ist Mutzi wieder fit und kann ihre Impfung bekommen. Am folgenden Tag geht es endlich weiter nach Korinth. Es ist Dienstag, und da ist der Kanal immer geschlossen, daher bleiben wir eine Nacht im Stadthafen, bevor es an die Kanaldurchfahrt geht.
Die Durchfahrt ist teuer, kostet 175 Euro für uns, aber das Erlebnis lohnt sich. Wir sind beeindruckt, Katze verschläft alles. Von „drinnen“ ist der Kanal viel toller als von den Brücken aus gesehen. Den Anblick kenn ich schon. Vor Allem in der Mitte, wo die etwa 80 Meter hohen flanken fast senkrecht stehen, wirkt er unten sehr schmal. Mit einem großen Schiff bleibt da seitlich nicht viel Platz. Jetzt sind wir im Saronischen Golf, in dem auch Athen liegt. Dort wollen wir aber nicht hin.

8.6. Die Reise beginnt endlich

Endlich ist alles bereit, am griechisch-orthodoxen Osterwochenende verlassen wir Preveza endgültig. Erstes Ziel ist Lefkada. Segeln ist vorläufig nicht, fast kein Wind, aber das ist uns eh lieber. Sobald ein bisschen Wind geht ist es gleich saukalt. Der Stadthafen von Lefkada bietet zur Zeit noch gratis Liegeplätze, wie auch in Preveza. Es sind nur ganz wenige Bootfahrer unterwegs, meist Briten. Die Charterflotten sind noch nicht gebucht, die Boote werden gerade in den Häfen klar gemacht. Bei so wenig Kundschaft lohnt sich der Aufwand für das Kassieren der Liegegebühr wohl noch nicht. Ein paar Liegeplätze neben uns versinkt über Nacht ein unbewohntes Charterboot direkt an der Mole im etwa 4m tiefen Wasser. Nur Mast und Solarpanel schauen in der Früh noch heraus. Das gibt eine Menge Aufregung bei den Leuten der Charterfirma und der Hafenpolizei. Den Grund für das Volllaufen des Segelbootes können wir nicht eruieren.
Nächste Station ist ein Ankerplatz in Sivota, da waren wir auch im Herbst schon. Damals war es ziemlich voll, so etwa 200 Schiffe jetzt ist hier praktisch gar nichts los. Die Ruhe ist höchst angenehm und wird nur manchmal von einer Gruppe von Mopedfahrern gestört, die hier ihre kleinen Rennen fahren. Nicht gar schnell, aber mit viel Krach, weil auf jeden Fall ohne Auspuff.
Danach fahren wir wieder für ein paar Tage in die ruhige Ankerbucht auf Ithaki, in der wir schon voriges Jahr länger waren. Nach zwei Tagen in Vathy setzen wir aufs Festland über, an die Einfahrt zum Golf von Patras. Segeln ist nicht möglich, es geht fast kein Wind und es ist so dunstig, dass man kaum ein paar hundert Meter Sicht hat. Nur wenn man auf einen Ankerplatz kommt oder an einer Hafenmole anlegt fängt plötzlich Wind mit wenigstens 12 Knoten an zu blasen und hält bis in die Nacht hinein an. Und alle griechischen Häfen sind so idiotisch angelegt, dass auch bei geringstem Wind sich sofort Schwell und Kreuzseen bilden, und ein ruhiges Liegen unmöglich machen. Daher ankern wir wieder einmal in einem Hafen, diesmal Mesolongi. Dort wollen wir uns auch eine Marina ansehen, die eventuell für einen Winterliegeplatz in Frage kommt. Preis und Ausstattung sind angemessen, aufgrund einiger fehlenden Genehmigungen ist die Marina jedoch noch nicht sicher verfügbar. Wenn das erledigt ist, schaut der Ort für uns ganz gut aus für eine Überwinterung.
Die weitere Fahrt führt uns durch den Golf von Patras zur Rion-Brücke, die Festland und Peloponnes bei Patras verbindet. Die Durchfahrt gestaltet sich aufregend: Obwohl gerade kein weiteres Schiff außer uns unterwegs ist, und zwischen den Pylonen 3 Mal etwa 550m breite Durchfahrten bestehen, muß man 5 Meilen vor Erreichen der Brücke eine Kontrollbehörde anfunken. Da erhält man nach Angabe von Schiffsnamen, Fahrgeschwindigkeit und Masthöhe einen der 3 Durchfahrtskanäle zugewiesen. Eine Meile vor der Durchfahrt wird per Funk nochmals bestätigt, und nach Durchfahrt wird man abermals kontaktiert und mit kalo taxidi freundlich verabschiedet. Jetzt sind wir im Golf von Korinth.
Die anschließende Nächtigung im Hafen von Navpaktos ist wegen des starken Schwells äußerst unangenehm. Der Hafen ist klein, gerade einmal 3 Segelboote mit uns, und liegt idyllisch innerhalb einer venezianischen Stadtmauer. Deren Schutz gegen Wellen ist jedoch trügerisch, weil wegen der geringen Größe ist allein die Einfahrtsöffnung schon ein Drittel der Hafenbreite. Also praktisch offen. Die Besichtigung der venezianischen Festung ist ein recht anstrengender Marsch, Die Burg liegt hoch oben am Berg.
Nach einer Winddrehung auf West können wir uns zügig mit Vorwindkurs weiter in den Golf von Korinth treiben lassen. Ziel ist die Insel Trizonia mit ihrem geschützten Hafen, einer unvollendeten Marina. Mehr darüber im nächsten Bericht.

8.5. Start in die neue Saison

Der Februar in Österreich war extra kalt und schneereich. Jetzt, Mitte März, wo es daheim ein bisschen Frühling wird, fahren wir wieder nach Griechenland los. Die Anreise ist mühsam: Bus von Graz nach Schwechat 2,5 Stunden. Flug von Wien nach Athen auch 2,5 Stunden. Dann mit dem Athener Stadtbus vom Flughafen zum Busbahnhof über 1 Stunde. Und dann noch 5 Stunden mit dem Fernbus nach Preveza. Wenigstens fallen die Abfahrzeiten gerade so günstig, dass wir zwischenzeitlich kaum einmal mehr als eine Stunde warten müssen. Bei der Heimfahrt mussten wir sogar 8 Stunden auf den Flug warten. Bei der Ankunft am Schiff um Mitternacht bläst ein kalter Wind und es regnet. Die beiden riesigen Wachhunde der Werft begrüßen uns aufgeregt bellend, aber freudig mit den Schwänzen wedelnd, als ob sie uns wiedererkennen würden. Ich glaube aber eher, dass die sich sowieso über jeden Besucher freuen. Die beiden Katzenbabys haben den Winter auch gut überstanden, sind inzwischen gleich groß wie die übrigen fünf, aber jetzt auch ebenso scheu. Bis auf ein schwarz-braun-weisses Kätzchen, das immer schon zutraulicher war und jetzt nicht mehr von unserer Seite weicht. Nach ein paar Tagen ist die Mietze so gut wie bei uns eingezogen, und wir überlegen ensthaft die Möglichkeit, das süße Viecherl in den Rang einer dauerhaften, offiziellen Bordkatze zu befördern.
Das Boot ist in Ordnung, kein Wasser vom winterlichen Dauerregen ist eingedrungen, auch Schimmel hat sich nicht gebildet. Die Werftleute haben ein paar Arbeiten vorab bestens erledigt, uns bleibt jetzt noch das Streichen des Antifoulings. Vorläufig muss das aber warten. Ein Tief über Süditalien bringt absolutes Mistwetter, kalt, feucht, windig. Zuhause wär’s jetzt wahrscheinlich freundlicher. Es ist Sturm mit 35 Knoten, sodass das ganze Boot beängstigend auf dem Stellbock vibriert, und zwischendurch schüttet, blitzt und kracht es fast täglich.  Das Tief über Italien zieht weiter, und wird unverzüglich durch mehrere neue ersetzt, für ganz Griechenland gibt es täglich neue Sturmwarnungen. Tolles Frühlingswetter, mittlerweile bis Ostern bestätigt. Wie wir hören soll es aber auch daheim noch klemmen mit dem Frühlingsbeginn.
Es gibt noch hundert Sachen zu erledigen, Einkäufe, kleinere Reparaturen und Instandsetzungen. An der Propellerachse finden sich die Reste von einem Fischernetz. Die werden im Zuge des Austauschs der Zinkanode entfernt, und der ganze Saildrive wird neu gestrichen. Eine neue Ankerkette wird eingezogen. Und es gibt eine Menge zu putzen. In den 2 Wochen Werftzeit finden sich gerade einmal 3 halbwegs sonnige, trockene Tage an denen wir die Außenstreicharbeiten erledigen können.
Am 30. März ist das Zuwasserlassen geplant. Das Wetter ist seit 2 Tagen schön mit wenig Wind. Zuerst kommt der Brite Carl mit seinem Katamaran dran. Dazu zwängt sich der dicke Autokran bis auf wenige Zentimeter neben unser aufgebocktes Schiff. Irgendwie geht sich das aber alles aus, die Burschen haben doch ein wenig Routine mit diesen Dingen. Eine Stunde später schaukelt auch Toroa im Wasser. Nach kurzem Widerwillen springt sogar der Motor wieder an, und wir verlegen in den Stadthafen von Preveza. Dort ist am nächsten Tag natürlich wieder Sturm von der offenen Seite, und es schmeisst uns an der Mole herum, wie wir das von den meisten griechischen Häfen bereits kennen.
Die Maschine kriegt einen Ölwechsel mit der neuen Ölabsaugpumpe, denn die alte ist letztes Mal beim Pumpen auseinander gefallen und hat eine riesen Schweinerei verursacht. Das passiert uns nicht noch einmal! Dafür ist der Kanister mit dem abgsaugten Altöl am Boden undicht, und die Sauerei ist die Gleiche.
Unsere neue Mitbewohnerin war inzwischen beim Tierarzt zur Entflohung, Entwurmung, Sterilisation und einen Chip hat sie auch bekommen, hat jetzt quasi eine IP-Adresse. Einen richtigen Namen hat sie eigentlich nicht, der wäre ihr aber auch egal, wir rufen sie meist „Mutzi“ , und sie reagiert eigentlich mehr auf den Tonfall, als auf das was man sagt. Im Schiff fühlt sie sich sehr wohl, benimmt sich brav, und hat das Katzenklo auf Anhieb akzeptiert. Während der Fahrt geht sie auch an Deck, nur an der Stadtmole ist sie von den vielen Menschen und Geräuschen rundum noch ein bisschen verschreckt und geht lieber schnell wieder unter Deck mit uns. Wir sind aber eh froh, dass sie keine Lust verspürt, irgenwo hin abzuhauen. Sie wird aber von Tag zu Tag cooler und geht mittlerweile auch schon kurz mal alleine an Deck. Ihre Lieblingsbeschäftigung bleibt aber weiterhin das Kuscheln mit uns.
Ein paar Tage müssen wir noch hier in Preveza bleiben, das Kätzchen kriegt noch eine Impfung, und dann starten wir los in die neue Saison. Noch ist offen, ob wir durch den Kanal von Korinth fahren können. Der ist nach einem Felsrutsch im Winter noch unpassierbar, soll aber demnächst wieder offen sein.
Bevor es los geht wollen wir noch das Vorsegel aufziehen, es bleibt aber kurz vor dem Masttopp stecken. Ein Abschnitt des Vorstagprofiles hat sich gelöst und verschoben, das Drehlager geht dort nicht mehr drüber. Wir natürlich, keine Ahnung von nichts, denken, dass uns da nur ein professioneller Riggservice-Dienst wird helfen können. Wir fahren dafür nach Lefkada, wo uns ein solcher erklärt, der Reparaturdienst sei voll ausgebucht und er gibt uns einen Begutachtungstermin in etwa 4 Wochen! So lang werden wir sicher nicht warten, Karoline wird am nächsten Tag wieder einmal in den Mast gehievt und kann den Fehler beheben. Es war zum Glück nichts wirklich kaputt, nur eine Verriegelung zwischen den Profilstücke war aufgegangen. Erfreulich. Selbstgemacht – kost‘ nix.

8.4. Preveza, Ambrakischer Golf, Winterlager

Lefkas-Stadt ist ein Touristenort, von einer Lagune umgeben, flach, und daher mit den Rädern gut befahrbar. Wir machen einige Ausflüge in die Umgebung, den am offenen Meer liegenden Sandstrand für Kiter und Windsurfer, und wir besuchen drei mehr oder weniger erhaltene Festungen rund um die Stadt. Es gibt massenhaft Restaurants und gute Einkaufsmöglichkeiten. Die Touristenmassen sind schon etwas ausgedünnt, kaum noch Badegäste, aber die Charterbootfahrer sind noch zahlreich. Nach vier Tagen wechseln wir aufs Festland nach Preveza am Eingang des Ambrakischen Golfs. Der liegt wie ein großer See, ruhig und  gut geschützt nach allen Seiten. Hier werden wir noch etwa zwei Wochen in Ruhe herumbuchteln, bis wir zurück nach Preveza fahren werden, um dort den Winterlagerplatz aufzusuchen.
Ein paar Tage sind wir im Hafen Preveza, liegen gratis. Zwischendurch fahren wir einmal zum Boatyard, wo wir das Schiff im Winter lassen werden, und klären ein paar Details ab. Dann geht es weiter in eine einsame Bucht nahe Vonitsa. Wir sind dort die meiste Zeit allein. Es sind hier kaum noch Charterboote unterwegs. Die nächsten paar Tage sind wir dann in Vonitsa, erst an der Mole, dann später am Ankerplatz hinter einer kleinen Halbinsel. Hier gibt es eine Festung zu besichtigen, und riesige, EU-geförderte Park/Strandanlagen, die aber mittlerweile leider schon wieder vergammeln und verfallen. Es ist sehr ruhig, nur mehr ganz wenige Boote mit Leuten, die hier überwintern, oder wie wir, bis November abwarten, um dann das Boot an Land abzustellen. Das Liegen hier ist kostenlos, zumindest jetzt außerhalb der Saison. Das Wetter ist sehr ruhig, nachts meist windstill, tagsüber leichter, drehender Wind, aber recht kühl. Die Sonnenstunden werden weniger. Zwischen den Bergen in den Buchten geht die Sonne oft erst nach 9 Uhr auf, aber schon um 4 oder 5 Uhr wieder unter. Solarstrom wird manchmal ein bisschen knapp. Und es wird sehr feucht in der Nacht, morgens ist das Deck völlig nass. Tagsüber ist es ohne Wind sehr warm, mit ein wenig Überwindung kann man noch baden. Die Einheimischen tragen auch tagsüber bereits dicke Daunenjacken. Wir mit unseren kurzen Hosen und T-Shirts werden überall sofort als Touristen entlarvt. Aber auch alle anderen nicht griechischen Bootfahrer erkennt man sofort an der nach wie vor sommerlichen Kleidung. Zum griechischen Nationalfeiertag am 28. Oktober regnet es in Strömen, die erwarteten Paraden und Umzüge fallen eher gemäßigt aus.
Wir wollen uns dann auch noch die östliche Ecke des Golfs anschauen und fahren nach Menidion, eine angenehme Segelpassage bei Leichtwind. Der dortige Ankerplatz ist jedoch völlig ungeschützt und auch bei Leichtwind schwellig. Der kleine Hafen ist komplett voll mit Fischerbooten und einer Ausflugsboot-Leiche. Der Ort ist eher unattraktiv. Wir fahren daher am nächsten Tag zurück in die Bucht bei Vonitsa, kein schönes Segelwetter mehr, sondern Starkregen und Gewittersturm mit 30 Knoten. Den Ausflug hätten wir uns sparen können.
Tags darauf verlegen wir in den Hafen, weil stärkerer Nordost angekündigt ist. Auf der Mole neben unserem Schiff stehen 2 italienische Wohnmobile. Die Italiener angeln den ganzen Tag, und manchmal auch nachts zwischen den festgemachten Booten. Mehrere Male bitten sie uns, über unser Boot aufs Nachbarboot steigen zu dürfen, weil sich ihre Angeln dort verheddert haben. Zum Dank dafür kriegen wir am nächsten Morgen eine Flasche sizilianischen Weins und sieben Stück Frischfisch, Goldbrassen und Blaubarsche. Das gibt ein feines Fischmenu am Abend, das hat sich ausgezahlt, selber fangen wir eh nie was.
Ende Oktober fahren wir nach Preveza in den Hafen zurück. Diesmal müssen wir dort bezahlen, aber es sind nur 6,70 Euro pro Tag, das geht. Auch dort sind wieder viele streunende Katzen und Hunde vorm Boot, allesamt sehr zutraulich und friedlich. Eine mutige Katze, wir nennen sie Felix, kommt ganz vorsichtig über die Gangway herein, lässt sich streicheln, frisst ein paar Häppchen, inspiziert alles ganz genau, und geht dann wieder von Bord.
Noch ein paar Vorbereitungen, wie Segel abnehmen und Klo putzen, dann fahren wir zum Margarona Boatyard, und werden mittels Autokran auf recht abenteuerliche Weise herausgehoben. Es ist eine kleine, familiäre Werft, der Besitzer Dimitris und sein Gehilfe Aris sind dort zugange und erledigen alles. Der Liegeplatzpreis ist sehr günstig im Vergleich zu den großen Boatyards hier, die Leute äußerst freundlich, bemüht und hilfsbereit. Außerdem gibt es mindestens 3 Hunde, 5 Katzen und 2 Katzenbabys am Gelände. Somit genug Unterhaltung. Hier werden wir noch ein paar Tage bleiben und das Boot für den Winter vorbereiten, dann wollen wir für ein paar Monate nach Hause fliegen.
Der Reiseblog wird geschlossen und dann ab Ende März wieder weitergeführt. Bis dahin danke fürs Dabeisein.

 

8.3. Kefallinia, Ithaki und Lefkas oder Spaß mit Ankern

Nach einer dreistündigen Motorüberfahrt legen wir in Poros auf Kefallinia an. Zuerst liegen da gerade 5 Boote mit uns, am Abend wird es dann aber voll mit etwa 20 Charterbooten. Die Art, wie viele der Neuankömmlinge ihre Anker werfen und die Ketten kreuz und quer im Hafen verlegen, lassen für den nächsten Tag einiges an Spaß vermuten. Und tatsächlich heben wenigstens drei abfahrende Boote Tags darauf die Ketten der Nachbarboote mit auf, einer holt sogar einen fremden Anker herauf. Zum Glück müssen die Charterfahrer unter Zeitdruck immer vor uns hinaus, so bleibt unsere Ankerkette unberührt zu unterst liegen.
Einen Tag später macht unser Nachbar seine Heckleinen auf, fährt aber nicht vorwärts und treibt seitwärts über unsere Kette, wo er mit dem Ruder hängen bleibt. Immer viel Spaß mit Charterbootfahrern!
Regen ist angekündigt, daher bleiben wir etwas länger hier und machen einen Radausflug zu beiden Seiten der Stadt. Allzu weit kommen wir aber nicht, denn Kefallinia ist sehr hoch und steil, und nach einigen Kilometern steigt die Straße dann unfreundlich steil an und führt ins Gebirge. Die Stadt Poros und Umgebung ist recht grün, es wirkt stellenweise fast ein bisschen karibisch, überall blüht es im September, und Weintrauben, Orangen, Zitronen und Granatäpfel wachsen. Meist unerreichbar hinter Zäunen, aber ein paar riesige Granatäpfel erwischen wir, weil sie unvorsichtig über den Zaun hängen. Ein streunender Hund, den wir „Bello“ nennen, weil er uns vor dem Restaurant „Hello Bello“ erstmalig begegnet ist, bleibt als treue Wache vor unserem Schiff sitzen, nachdem wir ihn mit Koteletteknochen vom Abendessen bestochen haben.
Nach drei Tagen fahren wir weiter nach Ithaki. Es geht kein Wind, trotzdem haben wir fast ein Meter Welle innerhalb eines eigentlich sehr kleinen Seeraumes. Wir haben keine Erklärung wo die herkommt. Die Stadt Vathi ist in einer sehr tiefen geschützten Bucht gelegen, sehr touristisch, aber trotzdem ganz nett. Zwei Tage bleiben wir dort vor Anker, dann fahren wir in eine der Nachbarbuchten. Wir finden eine kleine Bucht, gerade Platz für unser Boot. Rundum wächst dichter Wald bis ans Wasser. Die Abhänge sind steil, das Wasser gleich recht tief und klar. Zudem ist das Wetter gerade sehr ruhig, man liegt hier wie in einem Gebirgssee. Es gefällt uns so gut, dass wir drei Tage in der einsamen Bucht bleiben. Wir bewandern ausgiebig die umliegenden Berge. Ithaki mit der tiefen Bucht von Vathi ist zweifellos die landschaftlich reizvollste Insel bisher im Ionischen Meer.
Die Tage sind jetzt schon winterlich kurz, Sonnenaufgang kurz vor Acht, und abends um Acht ist es schon wieder stockfinster. Auch die Temperaturen sind schon recht frisch, nur leichter Wind wirkt schon sehr kühl. Zum Glück ist es häufig  beinah windstill. Abends, sobald die Sonne weg ist, muss man aber schon was Wärmeres anziehen.
Als sich eine Störung mit Starkwind aus Nord ankündigt, fahren wir nach Lefkas in die südliche Bucht von Syvota weiter. Wir nehmen an, dass dort übers Wochenende wegen des Charterwechsels in Lefkas wohl nichts los sein würde. Was wir nicht wissen: in Syvota ist auch eine Charterbasis mit mindestens 50 Booten, die sich alle in die Bucht drängen. Die meist britischen Charterskipper kriegen in dieser Basis so eine Art Kurzausbildung und fahren dann in der Flottille. So was wie „betreutes Segeln für Ahnungslose“. Viele sorgen daher auch bei Leichtwind im vollen Hafen für einige Unterhaltung beim Anlegen. Syvota ist voll touristisch, für uns eigentlich enttäuschend, aber für das Abwarten des Starkwindes ist die Bucht bestens geschützt. Wir ankern eine Nacht, finden dann aber einen halbwegs sicheren, kostenlosen Liegeplatz mit Muring, Wasser und Strom vom Wirt. Dafür geht man dann auch einmal zum Abendessen in die Taverna.
Besonderes Charterbooterlebnis in Syvota, so skurril, dass es absolut einen eigenen Absatz im Blog verdient:
In der Bucht liegt ein deutsches Segelboot vor Anker. Bald taucht ein Charterkatamaran auf, der etwa 30m vor dem Deutschen, also dort wo dessen Anker etwa liegt, stehen bleibt und nach Ankermöglichkeiten sucht. (Wenn das einer vor meinem Boot tun würde, wäre ich schon in höchster Alarmbereitschaft, der Deutsche ignoriert es eher gelassen). Dann lässt der Charteridiot seinen Anker fallen bis er merkt, dass er natürlich viel zu nahe am deutschen Segelboot liegt. Also Anker wieder hoch, und dabei gleich die Kette des Deutschen mit aufgehoben. Die Pfeifen am Kat merken das natürlich nicht, aber auch  am deutschen Segler noch keine Reaktion. Dann fährt der Kat zügig los, quer durch die Bucht, zu einem besseren Ankerplatz. Der deutsche Segler folgt ihm natürlich prompt im Schlepp, weil seine Kette immer noch am Kat hängt. Wenn der jetzt in den nächsten Hafen gefahren wär, der hätte den Andern glatt mitgenommen. Nach etwa 50m stoppt der Kat um neu zu ankern. Das deutsche Boot treibt weiter auf den Kat zu, jetzt erst merken die Deutschen, dass was nicht stimmt und laufen zum Bug vor. Die Kollision kann nur verhindert werden, weil von beiden Booten Fender dazwischen gehalten werden. Bei der Entwirrung der Ankerketten treiben die beiden Boote dann auch noch auf ein drittes zu, das wiederum nur durch ein Ausweichmanöver dem ganzen Spaß entkommt. Zur Nationalität der Charterfahrer will ich mich nicht äußern, fest steht, dass sie sich mit ihrem abgeschleppten Gegner bestens verständigen konnten…….
Nur so aus Langeweile (oder vielleicht in Erwartung weiterer spaßiger Ereignisse) hab ich mir dann noch das Anlegemanöver des Charterkats aus der Nähe angeschaut. Hat auch mehrere Versuche gebraucht, zweimaliger Abbruch. Der zweite Abbruch sogar nachdem er am Heck schon fest war. Aber das wäre eine eigene Geschichte wert, kann aber die vorangegangene Abschleppaktion nicht mehr toppen. Die war vom Feinsten. Sowas können nur Charter-Profis. Es ist erstaunlich, was für Vollkoffer ein Boot kriegen.
Nächster Aufenthalt ist in der Bucht Vlycho bei Nydri. Die Bucht ist sehr tief eingeschnitten und bestens geschützt. Das wissen alle, und dementsprechend viele Dauerlieger gibt es dort, folglich auch jede Menge abgesoffene Schiffsleichen. Schaut fast ein bisschen aus wie in den gammeligen Mangrovenbuchten von Martinique. Auch das Wasser ist ähnlich trüb und nährstoffreich, mit jeder Menge Quallen. Kein Ort zum Geniessen, daher fahren wir am nächsten Tag weiter nach Meganisi. Wir passieren dabei Scorpio, die Privatinsel des Onassis-Clans. Die ist ganz hübsch, man darf aber nicht anlanden, an allen möglichen Stellen stehen Security-Leute zur Bewachung herum. Meganisi ist eine sehr zerklüftete Insel mit vielen engen, tiefen Buchten, fast wie Fiorde. Wir finden eine Bucht, die nicht von Charterbooten überlaufen ist und bleiben dort zwei Tage. An Land kann man nicht viel anfangen, es sind die meisten Uferbereiche von Privat-Appartments besetzt und mit Zäunen versehen. Und es werden ständig neue Appartments gebaut, bis die Insel völlig verschandelt ist. Schade.
Das nächste Ziel ist Lefkas-Stadt. Die lange, schmale Einfahrt in die Lagune ist gut betonnt und einfach. Man passiert eine riesige Mülldeponie vor der Stadt. Kein erfreulicher Anfang. Wie die Stadt ist, und was wir dort unternehmen folgt im nächsten Bericht.

8.2. Zakynthos

Nächstes Ziel ist Pylos, wo wir bei unserer Ankunft in Griechenland schon einmal waren. Ein paar Tage im Hafen, bis laut Vorhersage der starke Nordost nachlassen sollte. Bei der Ausfahrt aus der Bucht hat es dann doch wieder 20 Knoten gegen an und eineinhalb Meter steile Welle. Wir tauchen bei jeder Welle komplett mit dem Bug unter, und kehren nach 10 Minuten um. Wir ankern noch einen Tag lang in der Navarino Bucht, nahe der alten Festungsanlage, die wir natürlich besichtigen. Die ist ziemlich verfallen und ungesichert. Man kann dort auf bröckeligen Mauerresten direkt neben dem Abgrund herumkraxeln (auf eigene Gefahr, wie uns ein Schild eingangs mitteilt). So was ist nix für mich, von diesen Stellen halte ich mich eher fern, aber  von oben hat man eine tolle Aussicht über Bucht und Lagune, und auch zur halbkreisförmigen Voidokoilia-Bucht (Ochsenbauchbucht). Die schaut fast künstlich angelegt aus, ist aber tatsächlich echt. Die Bucht hatten wir zum Baden schon vorher einmal mit den Rädern besucht. Sie wirkt aber nur von oben spektakulär, von unten ist sie ein ganz normaler Sandstrand.
Wir fragen jetzt ständig in Marinas und Shipyards um Winterliegeplätze an. Die meisten sind schon ausgebucht, die wenigen freien Plätze sind unverschämt teuer. Viele antworten gar nicht. Ein paar bleiben aber zur näheren Wahl übrig. Mal sehen…..
Mit einem Tag Verspätung hört der Starkwind auf, und wir segeln gemütlich mit wenig Welle nach Kyparissia im Nordosten. Nach 35 Meilen Aufkreuzen legen wir im Hafen an, wie oft in Griechenland gratis, weil es keinen kümmert und niemand kassiert. Wir liegen längsseits am Kai, neben dem Schiff hängt eine Muring lose nach unten. Am Abend ist diese dann plötzlich unter dem Schiff zwischen Ruder und Propeller nach aussen gespannt, keine Ahnung wie das möglich ist. Ich kann die Muring nur landseitig losbinden und im Wasser versinken lassen, um das Schiff zu befreien. Die kleine Stadt bietet nichts Besonderes, das Zentrum mit großem Platz relativ weit weg vom Hafen, steil den Berg hinauf. Wir kaufen ein und fahren nach 2 Tagen unter Maschine 30 Meilen nach Katakolon. Dort bleiben wir nur eine Nacht am Anker. Rundum steigen Blubberblasen vom Grund auf, angeblich Schwefel, aber wir riechen nichts davon. Am Morgen liegen im Hafen 2 Kreuzfahrtschiffe, ein drittes ist gerade in Anfahrt. Von diesem Ort ausgehend gibt es Bus und  Zugverbindungen zum antiken Olympia, deshalb legen die Kreuzfahrer dort an.
Wir wechseln über nach Zakynthos, im Süden liegt in einer großen Bucht der Ankerplatz vor Keri, gut geschützt vor Nord- und Westwinden. Ein großer Teil der Bucht ist Naturschutzgebiet für die Unechte Karettschildkröte. Eine Große taucht auch neben dem Boot auf, leider zu kurz für ein Foto. In den folgenden Tagen umkreisen uns noch öfter Schildkröten. Die Tiere sind hier wesentlich scheuer als in der Karibik, wo man rund ums Boot mit ihnen schnorcheln konnte, ohne dass sie sich gestört fühlten.
Eine plötzliche Winddrehung am Nachmittag sorgt für Nervenkitzel: neben uns ankert das holländische Boot „Bolbliksem“ von Frans und Janneke. Der drehende Wind schiebt das Boot über die eigene Ankerboje, die im Propeller hängen bleibt und den Anker an der Drippleine aushebt. Das Boot treibt daraufhin ziemlich zügig hinaus aus der Bucht auf die vorgelagerte Schildkröteninsel zu. Wir beobachten das vorbeifahrende Boot, glauben erst, dass die halt jetzt losfahren. Wir bemerken dann erst, dass kein Motor läuft und gar niemand an Bord ist. Wir verfolgen den Ausreisser mit unserem Dinghi etwa 300m weit hinaus, steigen um, und können die Feeling 446 zurück auf den Ankerplatz fahren und neu ankern. Zum Glück waren Hauptschalter für Motor und Anker eingeschaltet. Die beiden Holländer sind nach ihrer Rückkehr am Abend überglücklich, dass nichts Gröberes passiert ist. Hätte auch böse enden können.
Wir bleiben ein paar Tage in dem Urlaubsort, bis der starke Nordwestwind schwächer wird. Wir baden ein bisschen, machen ab und zu Spaziergänge rund um den Ort. Wir kommen dabei auch an der Pechquelle des Herodot vorbei. Dort sprudelt erstaunlicherweise glasklares Wasser heraus, nur der Grund des gemauerten Beckens ist weich und teerig. Unsere holländischen Bekannten wollen den Nordwind zur Überfahrt nach Malta nutzen, kommen aber nach einigen Stunden wieder zurück, draußen ist der Wind zu stark, gegen an, und es sind sehr hohe Wellen.
Die nächsten zwei Tage sind wir in Zakynthos-Stadt. Im Hafen wollen sie 15Euro fürs liegen, Wasser und Strom extra. Das Hafenwasser ist trübe und stinkt stark nach Diesel, die Duschen sind grauslich, dreckig mit Kaltwasser, auf der Mole fahren etwa 100 Fahrzeuge je Stunde hin und her. Erst nach draussen und dann zurück, weil am Ende ist eigentlich nichts. Es gibt sogar Staus. Dafür sind 15 Euro entschieden zu viel. Wir bezahlen für eine Nacht, bleiben jedoch zwei, am Sonntag kommt eh niemand zum Kassieren. Wir nutzen den Sonntag für ausgiebige Radrundfahrten um die Stadt und auch auf den Berg mit Castell. Es stehen zwar fast nur mehr die Aussenmauern, aber es ist eine recht schöne Wanderung im Wald.
Im nächsten Hafen Agios Nikolaos wollen wir die beiden kommenden Regentage abwarten, es ist kein Wind angekündigt. In Wahrheit bläst es den ganzen Tag von Südost, die offenen Seite des Hafens. Entsprechend kräftig ist der Schwell, in der Nacht so extrem, dass drei Boote fluchtartig den Platz verlassen. Zumindest bei einem hat der Anker nicht gehalten. Unserer hält aber gut, und wir überstehen die unruhige Nacht unbeschadet. Tags darauf ist es ruhig, aber spannende Momente gibt es dennoch, als ein Charterkatamaran mit wohl semiprofessionellen deutschen Seefahrern beim Anlegen erst uns leicht touchiert, dann beim zweiten Versuch sich über unsere Kette dreht und nur mit viel Glück nicht hängen bleibt, um dann anschließend mit dem Heck die Mole zu rammen, weil er zu spät bremst, und niemand die Heckfender hinaushängt. Sowas ist doch was für Warmduscher. Nach dem Anprall an der Mauer dann das Kommando: „Ankerkette dichtnehmen!“ Sehr gut. So muss es sein. So ein Katamaran mit seinen zwei Maschinen ist halt bei Windstille ein beinahe unsteuerbares Gerät. Das kann ich verstehen. Abschließender Kommentar des Kapitäns: „Ist ja nix passiert!“
Die blauen Grotten, die da in der Nähe liegen, lassen wir aus. Erstens habe ich die schon einmal besucht, und sie sind wie alle Höhlen. Zweitens fahren dord etwa 20 Ausflusboote mit Touristen im Minutentakt hin und her. Zu viel Wirbel für zu wenig Erlebnis.

8.1. Peloponnes im August

Westlich des Peloponnes bläst es aus der Adria herunter bis Kreta. Östlich pfeift’s aus dem Schwarzen Meer hinunter über die Kykladen. Abwechselnd, meist aber gleichzeitig. Der Süden des Peloponnes bleibt von Beidem eher verschont. Wir kriegen hier nur die Verwirbelungen am Rand der Strömungen mit. Die sind nicht besonders stark, aber es dreht der Wind mehrmals am Tag komplett herum. Bei einem Segelbergemanöver will ich das Boot in den Wind drehen und muß mehr als einen Vollkreis fahren, weil der Wind innerhalb einer Minute komplett rundum dreht. Die Auswahl eines guten Ankerplatzes ist unter diesen Bedingungen ein wenig kompliziert. Nachts ist es zum Glück fast immer ruhig. Es ist heiß, aber wir haben den großen Pool zum Abkühlen ja direkt vor der Wohnung.
Der Ort Archangellos, den ich vor 25 Jahren das letzte Mal besucht habe, ist etwas gewachsen, aber hat sich im Prinzip nicht sehr verändert. Ein bisschen mehr Touristen sind da, mehrheitlich griechische, ein paar Italiener. Ich treffe auch nach langer Zeit doch wieder auf einige alte Bekannte aus den Urlauben von vor 25 Jahren. Die Touristen wohnen fast alle in Appartements, ein paar kommen mit Wohnmobilen. Segler sind außer uns keine da.  Es gibt wieder Kaktusfrüchte, die in Massen wild am Straßenrand wachsen, und Freunde versorgen uns immer wieder mit süßen, reifen Feigen. Und die griechischen Wassermelonen sind wie immer hervorragend, wir haben immer eine im Kühlschrank und mindestens eine weitere in Reserve.
Nach der Abreise unserer Freunde fahren wir in den Golf hinein bis Gytheon auf Mani. Das ist eine hübsche kleine Stadt auf einem Hügel, davor eine Halbinsel mit gutem Ankerplatz. Leider ist es sehr touristisch, entlang der Promenade stehen lauter Restaurants, wo man überall angesprochen wird, hereinzukommen. Sowas mag ich nicht. Entlang der Promenade ist die vielbefahrene Hauptstrasse, bis spät in die Nacht fahren eine Menge Motorräder mit Höllenlärm vorbei. Die Stadt ist optisch nett, aber zum Bleiben nicht sehr einladend.
Die beiden nächsten Tage bleiben wir in einer Badebucht nahe Skoutari. Dort sind  tagsüber Badegäste, nachts sind wir völlig allein, keine weiteren Schiffe. Auch die umliegenden Häuser sind meist unbewohnt. Es ist sehr ruhig und auch windstill. Wir schlafen an Deck unterm Sternenhimmel in angenehmer Kühle.
Nächster Aufenthalt ist im Südosten Manis, die Bucht Porto Kagio. Eine rundum geschützte Bucht zwischen steilen Bergen, mit den typischen Mani-Wohntürmen. Das Mini-Örtchen dort besteht aus 3 Tavernen und ein paar Appartements.
Der schmale Strand ist zugleich Stellplatz für die Tavernentische und auch Hauptstrasse des Ortes. Bis zum Abend sammeln sich dort etwa 10 Schiffe zum Ankern, da wird es ein bisschen eng, und der Skipper des benachbarten österreichisch-holländischen Bootes erklärt mir, wie das Ankern funktioniert. Er war schließlich schon 10x da! Danke für die guten Tipps eines erfahrenen Urlaubsseglers.
Wir runden Mani im Süden und bleiben in Pyrgos Diroy. Dort sind Tropfsteinhöhlen zu besichtigen, wir gehen aber nicht hinein, es sind viele Besucher da und das Anstellen ist uns zu blöd. Tagsüber liegen viele Leute am Strand, der zur Befestigung mit groben Kieseln bestreut ist. Nachts sind wir fast allein, bis auf ein paar Camper. Zum Strandliegen ist es hier wegen der Kieselsteine gar nicht einmal gut, aber im Wasser ist ein riesiges Areal mit  feinstem, gut haltendem Sandgrund, nicht das kleinste Steinchen, kein Seegras, 5 Meter tief, ein Pool. Ein toller Ankerplatz, außer wenn von West der Schwell hereinsteht, was er fast immer tut. Dann wird es ein bisschen rollig, mit dem Heckanker stabilisiert geht es aber halbwegs.
Nach zwei Tagen wechseln wir nach Petalidi auf Messinia, wo wir meine Schwester Helga und Nachbarin Sissi treffen, die in der Nähe campieren. Der Hafen ist zu seicht für uns aber der Ankerplatz davor ist gut geschützt. Der Ort bietet viele Lokale, Bäcker, Fleischer, Fischmarkt, Supermarkt und freitags einen Obstmarkt. Besonderheit ist eine öffentliche Quelle am Strand, wo kaltes, köstliches Trinkwasser von Mani unter dem Meer durchgedrückt wird. Auf einem Radausflug in der Umgebung sammeln wir genügend Weintrauben, Feigen, Kaktusfrüchte und Granatäpfel für die Obstversorgung über die nächsten Tage.
Die folgenden 3 Tage verbringen wir in Koroni. Es gibt eine venezianische Festung mit einem Kloster, der Ort ist nett mit vielen verwinkelten Gassen. Der Hafen ist aber völlig unbrauchbar. Viel zu seicht zum Anlegen an der Kaimauer, stinkendes Hafenwasser und am Ankerplatz davor auch ohne Wind ein Schwell wie wir ihn selten zuvor hatten. Von der Kaimauer reflektierte Wellen lassen das Wasser rundum brodeln wie kochende Suppe. Ein Anlegen mit dem Dingi ist nur in wenigen Momenten am Tag möglich. Nette Stadt, aber der Ankerplatz ist völlig unzumutbar. Keine ruhige Minute hier. Für 2 weitere Tage wechseln wir um die Landzunge herum auf die Südseite der Stadt. Dort ist ein gegen Nord geschützter Ankerplatz vor einem schönen Strand mit guten Schnorchelplätzen.
Anschließend fahren wir um die Südecke Messiniens herum. Wir kreuzen den ganzen Tag bei angenehmen Bedingungen, Wind nicht zu stark, wenig Welle, da macht auch Kreuzen Spaß. Schließlich ankern wir vor Methoni, ganz im „Hafenbecken“, gut geschützt gegen Schwell. Das Hafenbecken ist eigentlich ein Sandstrand mit einem Welenbrecher davor. Anlegen geht nicht, aber Ankern ist gut. Die Burganlage ist schon sehr verfallen, aber riesig und sehenswert. Ansonsten ist Methoni ein reiner Touristenort ohne Besonderheiten, außer einem schönen Strand entlang der Festungsanlage. Wir bleiben ein paar Tage hier, um den derzeit stärkeren Nordwestwind auszusitzen, und wollen dann die Westküste entlang nach Norden, Richtung Zakynthos weiter.

7.5. von Sardinien nach Griechenland

erste Etappe: von Sardinien nach Sizilien
In der Marina in Cagliari, wo wir wetterbedingt für eine gute Woche festsitzen, haben wir sehr nette Nachbarn. Jadranka aus Serbien, segelt meist allein mit ihrem 36-Fuß-Boot „Aspis“ in der Welt herum und will diese auch durchaus umrunden, und Michael aus Deutschland mit seinem Katamaran „Agate“. Beide warten wie wir auf bessere Windbedingungen, um weiterzufahren. Wir trinken abends gemeinsam ab und zu ein paar Bierchen oder gehen zusammen Pizza essen. Ich kann Jadranka bei der Behebung einiger Probleme mit ihrer Bordelektrik behilflich sein.
Es ist gerade Pfirsichzeit, man kriegt sie billig in den Märkten, ein guter Anlaß, um die Marmeladenvorräte wieder aufzufüllen.
Als die Wettervorhersage stärkeren Nordwind verpricht fahren wir los. Anfangs gutes Vorankommen mit 20 Knoten Rückenwind, allerdings nimmt mit der Entfernung von Sardinien auch die Wellenhöhe deutlich zu. Die Schaukelei ist ungemütlich, aber wir kommen gut voran. In der Nacht legt der Wind noch einmal kräftig zu, teilweise über 30 Knoten, Wellen bis 5m. An Schlaf ist nicht zu denken. Wir beschließen, Sizilien schon an der Nordwestecke anzulaufen. Eine zweite Nachtfahrt dieser Art scheint uns nur wenig verlockend. Es gibt Sturmwarnungen für alle Meeresregionen im westlichen Mittelmeer. Der Wind wäre ja auf unserer Route gut, aber die Wellen sind schon gefährlich und kommen teilweise über. Wir erreichen den netten Ort Castellammare und ankern eine Nacht im Vorhafen, bevor wir am nächsten Morgen in die Marina wechseln. Wir liegen dort neben dem Wiener Katamaran „Cagou“, den wir in Cagliari schon gesehen hatten. Die Stadt Castellammare ist ganz nett, touristisch, aber nicht übertrieben. Abends herrscht gute Stimmung auf den Plätzen und Straßen mit vielen Lokalen. Die Umgebung der Stadt ist aber von den vielen Waldbränden der letzten Wochen ziemlich angeschwärzt. Immer wieder sehen wir Löschflugzeuge beim Wassertanken.
Am nächsten Tag fahren wir weiter in Richtung Palermo. Im Vorort Mondello ankern wir dann in einer Badebucht. Es ist ein ganz passabler Segeltag mit Leichtwind aus Nordwest. Der Ankerplatz ist vom Restschwell des Tages noch recht unruhig. Auch „Cagou“ ist wieder da, und wir sind zum gemütlichen Sundowner am Katamaran eingeladen, der natürlich deutlich weniger wackelt als unser Schiff.
Morgens darauf fahren wir bei wenig Wind mit Maschine entlang der sizilianischen Nordküste in Richtung Messina weiter. Bei der Vorbeifahrt an den Liparischen Inseln sehen wir in der Ferne den Stromboli rauchen. Angekündigt sind 5-10 Knoten Wind aus variabler Richtung, tatsächlich sind es immer 10 Knoten exakt von vorne, auch wenn man um ein Kap herum den Kurs ändert, bleibt der Wind aufs Grad genau auf der Nase. Das kostet leider bei unserem 28-PS Motor immer mindestens einen Knoten Geschwindigkeit. Wir ankern über Nacht an der Nordeinfahrt zur Strasse von Messina vor dem hübschen Städtchen Scilla.

zweite Etappe: von Sizilien nach Griechenland
Nach Durchfahren der Straße von Messina geht es noch ein Stück die italienische Stiefelsohle entlang, bevor die nach Nordost abknickt,  und wir weiter nach Osten auf Griechenland zuhalten. Links von uns rauchen die verkohlten Reste der vergangenen Waldbrände, hinter uns raucht der Ätna. Ein Tag mit Maschinenfahrt, es geht leider kein Wind. Abends beginnt leichter Rückenwind, der nicht angekündigt war, der aber die ganze Nacht für 3 Knoten ruhiges Dahinsegeln reicht. Der komplette nächste Tag ist absolut windstill – Motorfahrt. Ich verbringe den ganzen Tag damit, einen neuen Loggegeber einzubauen und 15m zugehöriges Kabel vom Bug bis zum Steuerstand neu zu verlegen, um dann festzustellen, dass die neue Logge nach 5min den Betrieb wieder einstellt und nur mehr sporadisch was anzeigt. Das hätte der alte Loggegeber auch gekonnt. Der Fehler ist nicht lokalisierbar. Ein Tag Arbeit für’n A….! Bootfahren macht im Moment wieder sehr wenig Spaß.Nachts kommt wieder ein wenig Wind, gerade genug zum Segeln, nicht schnell, aber lautlos. Tagsüber müssen wir leider wieder motoren. Jetzt verbrauchen wir unseren Dieselvorrat aus den Kanistern, der eigentlich für die Kalmenzone am Atlantik gedacht war. Die Zone war bei unserer Überfahrt jedoch gerade nicht vorhanden, daher der Dieselüberschuß, den wir jetzt gut gebrauchen können.
Endlich sind wir angekommen! Und es fängt schon recht erfreulich an. Die Marina, 1km neben dem Ort gelegen, ist seit 20 Jahren unfertig, unbewirtschaftet und daher gratis. Im Ort sind viele Touristen, meist Griechen, die Lebensmittelpreise sind angenehm, und man kriegt für relativ wenig Geld gute Qualität in vernünftigen Mengen. Auch die Tavernen sind zahlreich, gemütlich, und nicht überteuert. Die Leute sind allesamt freundlich und hilfsbereit. Griechenland halt.
Wir wollen beim Hafenamt eine griechische Fahrgenehmigung (D.E.K.P.A) erwerben. Allein die Erwähnung dieses Wortes erzeugt bei allen anwesenden Abscheu, Ekel und Angst. Offenbar ist der Verwaltungsaufwand dafür mühsam, und der Hafenkapitän scheint mit Formularen, Computern, Englisch und dem ganzen Zeugs hoffnungslos überfordert zu sein. Zum Glück kümmert sich die engagierte Katharina von der CoastGuard für uns darum, was eigentlich nicht ihre Aufgabe wäre, aber sie ist wohl die Einzige dort, die kapiert hat wie es funktioniert. Nach 3 Tagen erhalten wir das ersehnte Dokument mit allen Stempeln drauf.
Inzwischen genießen wir die Stadt mit ihrer griechischen Gemütlichkeit, besichtigen die Festung und werden dort über die große Seeschlacht in der Bucht von Navarino über den Griechischen Unabhängigkeitskampf im 19. Jahrhundert informiert.
Nach 3 Tagen in Pylos wechseln wir über zum östlichen Finger des Peloponnes, Lakonia, und Ankern dort in Arhangelos. Dort habe ich vor 35 Jahren meinen ersten Griechenlandurlaub verbracht. Unsere Freunde Erich und Sigrun sind dem Ort treu geblieben und urlauben immer noch dort. Wir treffen sie und bleiben ein paar Tage in der ruhigen Bucht.

7.4. unerreichbares Ziel

Das Ziel, Sardinien direkt anzufahren, geben wir bald auf. Die Wettervorhersage über mehr als 2 Tage ist völlig unzuverlässig, und der Motor erst recht. Wir beschließen, vorerst nach Norden um Cabo Palos herumzufahren, und dann auf kürzerer Strecke die Balearen anzusteueren. Nach einer unruhigen Nacht am Anker in Cabo Roig starten wir den Versuch Richtung Ibiza. Wir kreuzen gegen den Nordostwind, der hier offensichtlich nie aufhört. Nach 2 Stunden werden wir ziemlich plötzlich von 3 Gewitterzellen eingeschlossen. Etwas überraschend, weil Gewitter sind für diesen Tag in keinem Wetterdienst auch nur möglicherweise vorgesehen.Es sind 30 Knoten Nordostwind. Es blitzt und kracht rundherum, wir kreuzen mittendrin hin und her und können so dem Gröbsten ausweichen. 3 Stunden irren wir dort herum, bis die Gewitter nachlassen. Inzwischen hat auch der Motor wieder aufghört zu arbeiten, was nicht unbedingt zu meiner Entspanntheit beiträgt. Unter Segel können wir uns ins große Hafenbecken von Torrevieja retten, dort kann man auch geschützt Ankern. Im Dieseltank haben die Bakterien einige Gallertpatzen wuchern lassen, die die Dieselleitungen sofort verstopfen. Die VolvoPenta Werkstätte im Ort ist leider nicht daran interressiert uns den Diesel abzupumpen und zu filtern, weil sie ohnehin genug Aufträge hätten, sagen sie. So saugen wir mit einem Handpumperl mühsam die Bakterienpatzen durch eine 5 cm große Öffnung aus dem halbvollen Tank. Wir kriegen den Großteil der Pampe heraus und hoffen, sodass die Maschine jetzt länger am Stück läuft. Am nächsten Tag fahren wir noch ein Stück nach Norden, von wo aus die Überfahrt nach Ibiza am kürzesten ist. Es sind nach wie vor keine Gewitter angekündigt, aber wir sind sehr mißtrauisch und angespannt, weil wir jetzt schon zwei Mal böse überrascht worden sind.
Die Fahrt nach Ibiza in der Nacht beginnt mit leichtem Rückenwind, der gerade zum Segeln reicht. Morgens hört der Wind völlig auf und wir motoren 7 Stunden lang. Unmittelbar vor der Einfahrt nach Ibiza bläst es dann plötzlich wieder mit 20 Knoten beim Ankern. In Ibiza ist wie immer die Hölle los. Weil das Wetter paßt wollen wir gleich weiter nach Mallorca. Kurze Rast von ein paar Stunden, dann geht es weiter. Die Nachtfahrt erfolgt unter Maschine bei kaum Wind und ist ruhig. Es ist eine reine Motorfahrt gegen leichten Ostwind, aber problemlos. Die Maschine funktioniert momentan wieder ohne Zicken. In Mallorca rufen wir neue Wetterdaten ab, und beschließen daraufhin gleich nach Sardinien weiter zu fahren. Kurz nach Palma kollidieren wir mit einem treibenden Holzpfosten, dabei wird das Loggegeberrad beschädigt. Ein Tauchgang zeigt glücklicherweise keine weiteren erkennbaren Schäden. Der Loggegeber ist schnell repariert, es war nur die Achse durch den Schlag leicht verbogen.
Etwa 60 Meilen östlich von Mallorca bleibt der Motor wieder einmal stehen, kein großes Problem, wir wissen schon, wie man den Fehler schnell zumindest eine Zeit lang beseitigt. Allerdings zeigt sich beim Öffnen des Motorraums, dass die Seewasserkühlpumpe stark leckt. Wir drehen nach Norden ab, und segeln 30 Meilen nach Menorca. In Mahon waren wir ja schon, und es hat uns gut gefallen. Allerdings in der Vorsaison. Jetzt sind alle Marinas voll, die ganz wenigen Plätze kosten 120 Euro pro Nacht, am einzigen kleinen Ankerplatz ist neuerdings nur 3 Tage ankern frei. Aber wir müssen sowieso in die Marina um die Kühlwasserpumpe zu reparieren. Keiner der 4 Mechaniker, die wir kontaktieren hat in den nächsten Tagen Zeit, sich das Problem auch nur anzusehen, und wegfahren aus der sauteuren Marina ohne Maschine können wir auch nicht. Nach viel Herumtelefonieren finden wir ein Geschäft für VolvoPenta Ersatzeile, 5 km vom Hafen weg, ein gutes Stück am Berg droben! Aber egal, wir können dort neue Dichtungsringe für die Pumpe kaufen und selbst montieren, mit Hilfe eines Mechanikers, der dann doch kurz Zeit für uns hat. Am nächsten Tag können wir aus der teuren Marina weg auf den Ankerplatz, wo wir eben erfahren, dass wir da nur 3 Tage bleiben dürften. Der Wetterdienst verspricht ein Fenster von 3-4 Tagen mit günstigem nördlichen Wind, daher starten wir nach einem Ankertag den 4. Versuch, von Spanien weg nach Sardinien zu kommen.
Die zweitägige Überfahrt geht recht gut, westlich von Sardinien beginnt dann heftiger Nordwind mit bis zu 30 Knoten und 5m hohen Wellen. Ärger als im Atlantik! Im Funk gibt es Sturmwarnung. Wir schaffen es, vor Beginn des Sturms in einer südlichen Bucht Sardiniens unterzuschlüpfen. Einfahrt in die Bucht bei Nacht, ein toller Megascheinwerfer von der Strandbar macht mich völlig blind, Starkwind, und Ankern unter Segel, weil die Kühlpumpe wieder ausfällt. Spannend, aber gut gegangen. Das Pumpenproblem kann am nächsten Morgen rasch beseitigt werden.
Nach einem Ankertag können wir problemlos die letzten 30 Meilen bis nach Cagliari in die Marina fahren. Endlich!
Nächstes Problem: die Wettervorhersage sieht ganz so aus als kämen wir hier die nächsten 10 Tage nicht weg. Südwind bis Ostwind. Kurs Südost. Also auf jeden Fall wieder voll dagegen.
Weil Fotos von Gegenwind oder einem nicht laufenden Motor oder ausgebauten Kühlwasserpumpen nur wenig ergiebig sind, und die Orte an denen wir waren schon bei der Hinfahrt dokumentiert wurden, gibt es an dieser Stelle keine Bilder.

 

 

 

7.3. Cartagena

In Gibraltar bleiben wir nur eine Nacht am Anker, die Stadt kennen wir ja schon. Am nächsten Tag geht es 130 Meilen weiter in eine günstige Marina in Almerimar. Wir bleiben wir ein paar Tage zum Einkauf und wollen dann direkt mit dem Westwind  auf die Balearen weiterfahren.  Unterwegs reisst uns das Vorsegel ein und wir müssen in Cartagena einen Zwischenstopp einlegen. Die Segelreparatur dauert 4 Tage. So lang können wir uns Cartagena anschauen. Cartagena ist eine ganz nette Stadt, mit schönem Altstadtkern, Fußgängerzonen mit Marmorpflasterung, es gibt mehrere technische Universitäten, entsprechend viele junge Leute wuseln abends durch die ungezählten Lokale der Stadt. Der Altersschnitt erhöht sich kurzfristig dramatisch, wenn wieder ein Monster-Kreuzfahrtschiff anlegt. Rund um die Altstadt gibt es noch eine Menge Ausgrabungsstätten aus Karthagischer und Römischer Zeit zu besichtigen. Sehenswert ist auch das Museo Naval mit jeder Menge nautischen Objekten.
Nach 4 Tagen ist das Segel fertig, der für uns günstige Westwind hat natürlich aufgehört, Ostwind gegenan hat angefangen. Als wir losfahren ist der Gegenwind statt 15 Knoten bis zu 28 Knoten stark, ein Mordsgewitter mit Regenfronten überholt uns. Dann setzt auch noch der Motor aus, weil wieder irgend ein Dreckwuzel im Diesel die Zufuhr stoppt. Wir segeln 15 Meilen nach Cartagena zurück, bis direkt in den Hafen, weil der Motor nicht verläßlich arbeitet. Zum Anlegen reicht es gerade, und wir reinigen wieder einmal alle Dieselleitungen durch. Der Wind bleibt auf Ost und wird immer stärker. Die nächsten 5 Tage besteht keine Chance, von hier weg zu kommen. Die Wettervorhersage schaut jeden Tag völlig anders aus. Im Moment läßt sich gar nichts länger als einen Tag vorausplanen. Bis zum Ziel Sardinien sind es aber 4-5 Tage Fahrzeit.

7.2. Portugal Algarve, und Cadiz bis Gibraltar

Die Fahrt von Lissabon nach Süden zur Algarveküste erweist sich als komplizierter als gedacht. Wir hatten mit angesagtem Nordwind von 15 bis 25 Knoten gerechnet, mit dem wir die 100 Meilen rasch mit Vorwindkurs abgefahren wären. Stattdessen beginnt der Tag mit Null Wind und Motor. Etwas später durchqueren wir zwei Stunden lang eine dichte Nebelbank mit kaum 100m Sicht. Es ist kalt und überall bilden sich Wassertröpfchen. Nach der Ausfahrt aus der Bank ist es wieder wolkenlos und warm. Der „Nordwind“ beginnt dann als Südwind mit 10Knoten, wir kreuzen eine Zeit lang dagegen. Dann dreht er nach West, bleibt aber zu schwach zum Segeln. Erst am späten Nachmittag wird dann endlich ein Nordwind daraus, aber viel zu schwach. Bei maximal 12 Knoten platt vor dem Wind und dazu 1,5m Wellen, wie halt am Atlantik üblich, bleibt kein Segel stehen. Nach ein paar Stunden wird es uns zu blöd und wir motoren die Nacht durch. Recht viel Schiffsverkehr ist hier entlang von Portugal, da gibt es kein Schlafen.
Der Morgen empfängt uns statt mit einem Sonnenaufgang wieder mit dichtem Nebel, aus dem es herausregnet. Wir sind ganz nah am Cabo Vicente ohne es im Nebel zu sehen, hören bloß die Brandung. Erst als wir vorbei sind reißt es auf und es wird langsam sonnig. Der Wind legt, wie bei jedem Kap, deutlich zu, die Welle auch, dann sind wir ums Eck, die Wellen verschwinden fast augenblicklich, und wir können 2 Stunden gemütlich bei Leichtwind segeln, bis der Wind ganz aufhört. Die Algarveküste ist landschaftlich schön, mit Steilküsten und Strandabschnitten, die Orte sind wenig beeindruckend, viele Hotels halt für den Massentourismus. Manche sind ganz nett in die Landschaft eingefügt, andere wiederum sind nur hässliche Glas-Betonklötze. Wir steuern Albufeira an um dort am Anker zu übernachten und wollen am nächsten Tag in die Lagune von Faro weiterfahren.
Die Fahrt dorthin, teils mit Motor, teils am Wind segelnd (ohne Welle! Segeln beginnt langsam wieder Spaß zu machen) dauert bloß 4 Stunden, dann ankern wir in der Lagune, ruhiges Wasser, fast Windstille und heiß. Auch Baden macht wieder Spaß im ruhigen Wasser. Der Ort auf der Sandinsel Culatra ist sehr seltsam. Ein Fischerdorf mit kleinen, aber gepflegten Häuschen, saubere Gässchen mit Straßenlaternen, Mülltonnen, Straßenschildern, Hundegackerlsackerlständern und allem was zu einem Ort halt so gehört – aber keine Straße. Es gibt nur Sandbahnen mit den Spuren von den 3 oder 4 Gemeindetraktoren, die dort den Müll entsorgen. Es gibt dort kein Auto, kein Moped und auch sonst nichts Motorisiertes, außer den paar Traktoren eben, und natürlich die Fischerboote draußen. Im Ort bieten zahlreiche Fischlokale und kleine Beisln Speis und Trank zu halbwegs günstigen Preisen an.

Die Fahrt von Faro nach Cadiz ist als Motorfahrt geplant, da kein Wind vorhergesagt ist. Kein Wind stimmt auch, überraschend sind aber die bis zu 2m Wellen gegenan, die das Fortkommen sehr bremsen. Sie stammen vom Fast-Sturm, der zur Zeit durch die Straße von Gibratar herausbläst. Kurz vor Cadiz kommt auch plötzlich Gegenwind von 18-25 Knoten auf, wir brauchen für die letzten 10 Meilen bis in den Hafen 4 Stunden. Es ist finstere Nacht bei der Ankunft, die grellen Stadtlichter blenden und überdecken alle Navigationshilfen. Eine Nachteinfahrt in einen fremden Hafen bei Starkwind – das mag ich schon gar nicht! Es geht aber gut und wir liegen dann ruhig und sicher in der Marina Puerto America. Es sind nur 5 Minuten mit den Rädern in die Stadt. Cadiz hat eine sehr nette Altstadt auf einer Halbinsel mit sehr engen Gassen. Die Innenstadt ist voller Lokale. Hier treffen wir nach den Kanaren auch wieder auf „100 Montaditos“, die spanische Antwort auf  McDonalds, aber viel besser und viel billiger. Es gibt tausend schmale Gassen mit schönen Fassaden, und alle schauen gleich aus. Man verirrt sich hier leicht, aber die Halbinsel mißt nur 1.2km im Quadrat, und so kommt man in jeder Richtung bald ans Meer hinaus, wo man sich wieder orientieren kann. Die Gassen sind zwar zum großen Teil offen für den Verkehr, es fährt aber außer ein paar Zulieferern niemand herum, nicht einmal Mopeds, es ist gar kein Platz für Autos. Geparkt wird offenbar in irgendwelchen Tiefgaragen oder auswärtigen Plätzen, jedenfalls haben wir nur ganz wenige Autos in der Innenstadt gesehen. Die wirkt wie eine riesige Fußgängerzone. Wir genießen allabendlich das rege Leben in den Gassen und Plätzen, es ist ja noch bis 22 Uhr hell. Wir kochen gar nicht am Schiff, gehen immer auswärts essen, man muß die angenehme Stimmung am Abend in der Stadt einfach genießen.
Nach 2 schönen Tagen in Cadiz nutzen wir ein Wetterfenster, der starke Ostwind hört auf, und wir können durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer zurückfahren. Eine starke Strömung von 3 Knoten schiebt fleißig mit an. Um 14 Uhr kreuzen wir die Fahrtlinie unserer Ausfahrt auf die Kanaren vor 2 Jahren. Der Kreis der Atlantikrunde schließt sich. Abends in Gibraltar wird mit einem Fläschchen Sekt auf die Rückkehr ins Mittelmeer angestoßen. Der Atlantik mit seinen Riesenwellen, dem vielen Regen und nie aufhörenden Winden wird definitiv NICHT in meine Liste meiner bevorzugten Segelreviere aufgenommen.

7.1. Portugal, Lissabon

Die portugiesische Hauptstadt ist es schon wert, dass man sich ein paar Tage zur Besichtigung Zeit nimmt. Wir liegen in der Marina Doca de Alcantara im Fluß Téjo. Die ist zwar nicht besonders schön, liegt aber verkehrstechnisch günstig für Stadtbesuche. Südlich von uns liegt der Containerhafen, wenig hübsch und tagsüber laut. Westlich von uns quert die Ponte 25 de Abril den Fluß. Die Brücke ist ähnlich wie die Golden Gate Bridge, und auch nur unwesentlich kleiner als diese. Darüber führt eine sechsspurige Autobahn und eine Etage tiefer die zweigleisige Schnellbahnstrecke. Das Ganze macht Tag und Nacht einen Höllenlärm, zum Glück haben wir genügend Abstand davon. Über uns führt die Einflugschneise zum Flughafen mit Anflügen etwa alle zwei Minuten, aber nur tagsüber. Nördlich schneiden uns eine mehrspurige Strasse, die Schnellbahn und die Tramwaytrasse von der Stadt ab. Wenn man jedoch die Übergänge oder Unterführungen einmal gefunden hat, ist man schnell mitten in der Stadt, mit unglaublich viel Verkehr, Menschen auf den Straßen, vielen Plätzen zum Verweilen, beeindruckenden Bauten und unzähligen Lokalen.
Wir haben die Räder reaktiviert und fahren damit den etwa 10km langen Radweg am Flußufer abwärts. Wir entdecken dabei inmitten der Touristenmassen den Turm von Belem, fahren am Elektromuseum vorbei, besichtigen das Kloster Mosterio do Jerónimos, wandern durch den Botanischen Tropischen Garten, der allerdings etwas enttäuschend ziemlich verwildert und heruntergekommen ist. Weiter flußaufwärts spzieren wir durch den Stadtteil Alfama mit engen und verwinkelten Gassen, Stiegen und Plätzen. Ein Ausflug führt in die Oberstadt, die aber tagsüber nicht gar so beeindruckt. Abends sind hier aber die Lokale offen, und die liegen hier Tür an Tür, da spielt sich’s ab.
Etwa 10km Radfahrt flußaufwärts, größtenteils auf Radwegen, bringen uns zum Oceanário de Lisboa. Das riesige Meeresaquarium im Zentrum mit einer toll gestalteten Unterwasserlandschaft und vielen sehenswerten Bewohnern ist von einer Unzahl kleinerer Aquarien umgeben, die zwar voneinander abgetrennt sind, aber scheinbar doch zusammenhängen, weil man immer wieder Durchsicht aufs Hauptbecken hat. Man hat immer das Gefühl mitten in der Unterwasserwelt und den Felshöhlen herumzuspazieren. Haie, Rochen, riesige Sonnenfische, aber auch kleine bunte Riffbewohner schwimmen wenige Zentimeter vor der Nase vorbei. Außen herum gibt es auch noch gekühlte Abteilungen mit lustigen Pinguinen, aber auch tropischen Regenwald. Die Anlage ist auf jeden Fall absolut sehenswert.
Rund um die Sehenswürdigkeiten gibt es natürlich Touristen-Sonderhöchstpreise, aber etwas abseits der Touristenströme sind die unzähligen Lokale durchwegs preiswert, teilweise sogar echt billig. Auch Einkäufe im Supermarkt machen wieder Spaß, tolles Angebot an Obst und Gemüse, Fleischereien mit Niedrigstpreisen und Bäckereien mit sensationellem Brot.
Nach genau einer Woche Aufenthalt in Lissabon starten wir in Richtung Süden, wollen entlang der Algarveküste, durch die Gibraltarstraße ins Mittelmeer.

P.S.: Mit unserem letzten Tag in Lissabon beenden wir das 3. Jahr unserer Reise.