7.2. Portugal Algarve, und Cadiz bis Gibraltar

Die Fahrt von Lissabon nach Süden zur Algarveküste erweist sich als komplizierter als gedacht. Wir hatten mit angesagtem Nordwind von 15 bis 25 Knoten gerechnet, mit dem wir die 100 Meilen rasch mit Vorwindkurs abgefahren wären. Stattdessen beginnt der Tag mit Null Wind und Motor. Etwas später durchqueren wir zwei Stunden lang eine dichte Nebelbank mit kaum 100m Sicht. Es ist kalt und überall bilden sich Wassertröpfchen. Nach der Ausfahrt aus der Bank ist es wieder wolkenlos und warm. Der „Nordwind“ beginnt dann als Südwind mit 10Knoten, wir kreuzen eine Zeit lang dagegen. Dann dreht er nach West, bleibt aber zu schwach zum Segeln. Erst am späten Nachmittag wird dann endlich ein Nordwind daraus, aber viel zu schwach. Bei maximal 12 Knoten platt vor dem Wind und dazu 1,5m Wellen, wie halt am Atlantik üblich, bleibt kein Segel stehen. Nach ein paar Stunden wird es uns zu blöd und wir motoren die Nacht durch. Recht viel Schiffsverkehr ist hier entlang von Portugal, da gibt es kein Schlafen.
Der Morgen empfängt uns statt mit einem Sonnenaufgang wieder mit dichtem Nebel, aus dem es herausregnet. Wir sind ganz nah am Cabo Vicente ohne es im Nebel zu sehen, hören bloß die Brandung. Erst als wir vorbei sind reißt es auf und es wird langsam sonnig. Der Wind legt, wie bei jedem Kap, deutlich zu, die Welle auch, dann sind wir ums Eck, die Wellen verschwinden fast augenblicklich, und wir können 2 Stunden gemütlich bei Leichtwind segeln, bis der Wind ganz aufhört. Die Algarveküste ist landschaftlich schön, mit Steilküsten und Strandabschnitten, die Orte sind wenig beeindruckend, viele Hotels halt für den Massentourismus. Manche sind ganz nett in die Landschaft eingefügt, andere wiederum sind nur hässliche Glas-Betonklötze. Wir steuern Albufeira an um dort am Anker zu übernachten und wollen am nächsten Tag in die Lagune von Faro weiterfahren.
Die Fahrt dorthin, teils mit Motor, teils am Wind segelnd (ohne Welle! Segeln beginnt langsam wieder Spaß zu machen) dauert bloß 4 Stunden, dann ankern wir in der Lagune, ruhiges Wasser, fast Windstille und heiß. Auch Baden macht wieder Spaß im ruhigen Wasser. Der Ort auf der Sandinsel Culatra ist sehr seltsam. Ein Fischerdorf mit kleinen, aber gepflegten Häuschen, saubere Gässchen mit Straßenlaternen, Mülltonnen, Straßenschildern, Hundegackerlsackerlständern und allem was zu einem Ort halt so gehört – aber keine Straße. Es gibt nur Sandbahnen mit den Spuren von den 3 oder 4 Gemeindetraktoren, die dort den Müll entsorgen. Es gibt dort kein Auto, kein Moped und auch sonst nichts Motorisiertes, außer den paar Traktoren eben, und natürlich die Fischerboote draußen. Im Ort bieten zahlreiche Fischlokale und kleine Beisln Speis und Trank zu halbwegs günstigen Preisen an.

Die Fahrt von Faro nach Cadiz ist als Motorfahrt geplant, da kein Wind vorhergesagt ist. Kein Wind stimmt auch, überraschend sind aber die bis zu 2m Wellen gegenan, die das Fortkommen sehr bremsen. Sie stammen vom Fast-Sturm, der zur Zeit durch die Straße von Gibratar herausbläst. Kurz vor Cadiz kommt auch plötzlich Gegenwind von 18-25 Knoten auf, wir brauchen für die letzten 10 Meilen bis in den Hafen 4 Stunden. Es ist finstere Nacht bei der Ankunft, die grellen Stadtlichter blenden und überdecken alle Navigationshilfen. Eine Nachteinfahrt in einen fremden Hafen bei Starkwind – das mag ich schon gar nicht! Es geht aber gut und wir liegen dann ruhig und sicher in der Marina Puerto America. Es sind nur 5 Minuten mit den Rädern in die Stadt. Cadiz hat eine sehr nette Altstadt auf einer Halbinsel mit sehr engen Gassen. Die Innenstadt ist voller Lokale. Hier treffen wir nach den Kanaren auch wieder auf „100 Montaditos“, die spanische Antwort auf  McDonalds, aber viel besser und viel billiger. Es gibt tausend schmale Gassen mit schönen Fassaden, und alle schauen gleich aus. Man verirrt sich hier leicht, aber die Halbinsel mißt nur 1.2km im Quadrat, und so kommt man in jeder Richtung bald ans Meer hinaus, wo man sich wieder orientieren kann. Die Gassen sind zwar zum großen Teil offen für den Verkehr, es fährt aber außer ein paar Zulieferern niemand herum, nicht einmal Mopeds, es ist gar kein Platz für Autos. Geparkt wird offenbar in irgendwelchen Tiefgaragen oder auswärtigen Plätzen, jedenfalls haben wir nur ganz wenige Autos in der Innenstadt gesehen. Die wirkt wie eine riesige Fußgängerzone. Wir genießen allabendlich das rege Leben in den Gassen und Plätzen, es ist ja noch bis 22 Uhr hell. Wir kochen gar nicht am Schiff, gehen immer auswärts essen, man muß die angenehme Stimmung am Abend in der Stadt einfach genießen.
Nach 2 schönen Tagen in Cadiz nutzen wir ein Wetterfenster, der starke Ostwind hört auf, und wir können durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer zurückfahren. Eine starke Strömung von 3 Knoten schiebt fleißig mit an. Um 14 Uhr kreuzen wir die Fahrtlinie unserer Ausfahrt auf die Kanaren vor 2 Jahren. Der Kreis der Atlantikrunde schließt sich. Abends in Gibraltar wird mit einem Fläschchen Sekt auf die Rückkehr ins Mittelmeer angestoßen. Der Atlantik mit seinen Riesenwellen, dem vielen Regen und nie aufhörenden Winden wird definitiv NICHT in meine Liste meiner bevorzugten Segelreviere aufgenommen.