5.13. von Martinique bis Guadeloupe

In der Bucht von Le Marin wird ein großer Bereich des Ufers zum Ankern gesperrt. Etwa 50 Boote müssen den Platz verlassen und fahren raus nach Ste.Anne. Wir sind davon nicht betroffen, fahren aber trotzdem auch hinaus. Zum Einen treffen wir uns dort mit der „Seven Seas“, zum Anderen wird unsere Ankerumgebung immer seltsamer: hinter uns liegt ein Katamaran, dessen Generator morgens und abends je zwei Stunden lang läuft, fast täglich wird dort Wäsche gewaschen. Das braucht eine Menge Energie. Und vor uns hat sich ein patziger Motorkatamaran hingepflanzt, dessen Maschinen überhaupt gleich den ganzen Tag laufen. Seltsame Menschen. Außerdem ist das Wetter ruhiger geworden, und der riesige Ankerplatz vor Ste.Anne ist dann zum Baden schöner. Am zweiten Tag draußen gibt es eine Einladung zum Abendessen auf „Seven Seas“, zwei Tage danach schlagen wir mit einem Grillabend zurück. Zuvor machen wir eine gemeinsame Wanderung rund um den Bezirk Ste.Anne, gut 15km Gehstrecke. Es wechseln Regenwald, palmenbesetzte Sandstrände, trockene vulkanische Geröllebenen, Mangrovenwald, Salinen und Agrargebiete einander ab. Letztere sind besonders schwierig zu begehen, da die „Wege“ von pflügenden Traktoren völlig verwüstet sind. Die nächsten 2 Tage verbringen wir eher ruhig mit dem Auskurieren des Muskelkaters.
Es ist wieder ziemlich windig geworden, schon mehrere Tage ständig 20 – 25 Knoten. Wir gehen daher an den fast leeren Strand zum Baden, dort ist es ruhiger. Zu Karolines Geburtstag laden wir Veronika und Robert von  „Seven Seas“ zum gemeinsamen Abendessen ein. Da Robert am nächsten Tag auch Geburtstag hat, gibt es eine feine Doppelfeier. „Seven Seas“ fahren am nächsten Tag weiter nach Norden, wir werden noch einen Tag zuwarten, denn der Wind soll angeblich schwächer werden. Am ersten Tag fahren wir mit angenehmem Wind bis St.Pierre, ankern dort einen Tag zum Ausklarieren, und setzen dann nach Dominica über, wo wir ohne einzuklarieren übernachten. Um elf Uhr nachts werden wir dann von extrem lauten Schnarrgeräuschen, 0,5 bis 1 Sekunden langen Tönen in wechselnder Lautstärke geweckt. Erste Ursachensuche in der Elektrik, es klingt nämlich wie ein flatterndes Relais. Nach totaler Stromabschaltung schnarrt es aber fröhlich weiter, kommt von unten aus dem Wasser. Man hört es nur unter Deck, draußen ist es völlig ruhig. Wir beschließen, daß das wohl eine Gruppe irgendwelcher Meeressäuger mit ihren Ortungssignalen sein muß. Nach etwa einer Stunde ist der Spuk vorbei.
Tags darauf folgt die 20- Meilen-Fahrt nach Les Saintes. Die Segelbedingungen in den zwei Tagen sind ungewohnt angenehm, 12-15 Knoten Wind und fast keine Welle, meist unter 1 Meter. Das sind fast adriamäßige Verhältnisse. Die Windrichtung allerdings auch: Nordnordost, also wieder einmal hart am Wind. Wenigstens ist das bei dem relativ schwachen Wind nicht schlimm. Die Les Saintes sind eher felsig, spärlicher bewachsen und wirken eher kroatisch als karibisch. Hier ankern wir in der relativ kleinen Bucht Anse Fideling, einer der wenigen Plätze hier ohne Bojen zum frei Ankern bei ruhigem Wetter.
Die Fahrt nach Guadeloupe, Westküste, nach Pigeon Island ist auch recht angenehm, bei 10-15 Knoten Rückenwind und wenig Welle geht sogar Butterfly-Segeln. Pigeon Island soll laut Segelführer ein tolles Schnorchel- und Tauchgebiet mit gutem Ankerplatz sein. Dort angekommen ist der sehr kleine Ankerbereich vollgestopft mit Privat-Bojen, und es ist ein halber Meter Schwell bei Windstille. Alle Boote pempern hin und her wie verrückt. Am Strand geht gleich die Straße entlang, riesen Busparkplatz, Touristen-Ausflugsboote alle paar Minuten. Eigentlich wollten wir hier etwa eine Woche bleiben. Wir beschließen aber gleich morgen in aller Früh hier wieder wegzufahren, zurück nach Les Saintes. Hier jedenfalls muß man nicht gewesen sein.
Die Baumstütze, die schon längere Zeit angerostet war, hat den Vorwindkurs nicht überstanden und ist abgebrochen. 500Euro kostet so ein Trumm, 3 Alu-Röhrln und eine Stahlfeder, und rostet einfach ab. Wie alles Schiffsmaterial sauteuer und nur von miesester Qualität. Dass man Alu und Stahl bei Salzwasser nicht so ohne Weiteres zusammenbringen soll, haben die sicher nicht gewusst…. Die Reparatur nimmt den ganzen Nachmittag in Anspruch, wir schneiden etwa 5cm Alu-Rohr heraus.
Die Fahrt zurück sollte laut Windvorhersage unter Maschine bei Windstille erfolgen. Die „Windstille“ bewegt sich dann zwischen 12 und 23(!) Knoten von Ost, also genau dagegen. Die meiste Zeit aber bläst es mit unter 15, was zum aufkreuzen dann gar nicht so schlecht ist. Auf den Les Saints zurück nehmen wir uns eine Boje für eine Woche. Im Wald vor unserem Bojenplatz campiert eine Schulklasse, ein Schulprojekt mit Aussetzung einer Solarboje zur Unterstützung des Korallenwachstums. Alle haben blaue T-Shirts an, wir wähnen uns in Schlumpfhausen. Trotz der erschreckenden Anzahl von ca. 25 pubertierenden Halbwüchsigen hält sich die Lärmbelästigung abends überraschend sehr in Grenzen.
Wir wandern am Sonntag die gesamte Insel Terre de Haut ab, das sind etwa 2km Straße in jeder Richtung. Man kann hier allerdings auch Elektro-Autos, Golfcars, für 70Euro(!) am Tag mieten, und die sind trotzdem immer ziemlich ausgebucht. Wir kommen auch in die östlichen Buchten der Insel, die sind zum Befahren mit Yachten sowieso gesperrt, da kommen wir nur von Land aus hin. In der Stadtbucht der Insel liegen heute die beiden Kreuzfahrtschiffe „Sea Cloud“ und „Sea Cloud II“ aus Malta vor Anker. Es sind 4, bzw. 3-mastige Rahsegler, die dann trotzdem natürlich mit Maschine fahren und gewaltig schwarzen Dieselruß ausblasen.