5.5. ungeplanter Abstecher zurück

Das Wetter hier im nördlichen Teil der kleinen Antillen ist so schlecht, dass mir niemand einreden kann, das sei normal. Es ist keine Regenzeit, trotzdem regnet es jeden Tag mehrmals, auch in der Nacht immer wieder, sodass man keine Fenster offen lassen kann. Mindestens jede Stunde zieht ein Regenschauer mit starken Windböen drüber, es ist fast immer zu 3/4 oder mehr bedeckt, die Sonne kommt nur dazwischen kurz einmal ein paar Minuten zum Vorschein. Es ist warm, schwül, aber eigentlich nie richtig ruhig und schön.
Karoline ist ein bisschen angeschlagen, Schnupfen, Husten, Halsschmerzen. Sie schläft sich ein paar Tage lang aus, aber man könnte bei dem wechselhaften Wetter eh nichts Besonderes unternehmen. Wir sind außerplanmäßig von Dominica noch einmal nach Guadeloupe raufgefahren. Eigentlich wollten wir schon weiter nach Süden. Der Grund: Julian, Gast auf der „Seven Seas“ hat versehentlich das Smartphone mit einem Getränk ersäuft, und es hat daraufhin seine Funktionen eingestellt. Seine Versicherung wird den Schaden ersetzen, und das neu bestellte Gerät wird Anfang nächster Woche von einem Besucher der „Seven Seas“ nach Guadeloupe mitgebracht. Darum sind wir jetzt auch wieder da, und warten auf unser neues Internet-Dingsi. Jedesmal den Laptop an Land mitzunehmen, um WiFi-Internetverbindung zu bekommen, ist doch recht mühsam.
Die Übergabe klappt am vereinbarten Tag. Während die „Seven Seas“ mit ihren 4 Gästen nach Les Saints weiterfährt, wollen wir nach Marie Galante. Die Insel ist nicht ganz einfach zu erreichen, da sie östlich liegt, d.h. gegen den Wind anzufahren. Erstmals passt der tatsächliche Wind sowohl in Richtung als auch in Stärke mit der Vorhersage zusammen, und wir können hart am Wind einen Anliegerkurs fahren. 15 Knoten Wind, nur kleine Wellen und einmal kein Regen(!) bereiten uns sogar einen recht angenehmen Segeltag, das hatten wir hier bisher nur selten.
Marie Galante ist klein, ungewohnt flach, kein Vulkan. Die Ankerbucht vor Saint Louis ist riesig, seicht, nur wenige Boote liegen hier. Der erste Tag ist ruhig und sonnig. Wir machen einen langen Spaziergang in die Anse Moustique, ein toller, langer, unverbauter Sandstrand. Auch der Strand um die Stadt ist mehrere Kilometer lang und sehr karibisch. Ein bisschen Müll liegt herum, aber man hat den Strand fast für sich allein. Wahrscheinlich kommen erst am Wochenende die Ausflügler vom nahe liegenden Guadeloupe hier her. Wir finden Mangos, zwar klein, aber selbst geerntet. Das schöne, ruhige Wetter veranlasst uns, am nächsten Tag mit dem Bus eine Inselrundfahrt nach Grand-Bourg zu starten. Allerdings ist’s mit dem Schönwetter dann auch gleich wieder vorbei. Es ist regnerisch, wie gewohnt, Sonne nur kurz zwischendurch, der Wind dreht mit jedem Regenschauer einen Vollkreis. Die ankernden Boote liegen dann zu nah, weil mit solch gestörten Windverhältnissen hier keiner rechnet. Die Vorhersage lautet, wie immer, auf Ost 15Ktn. Wir haben heute von West über Nord, zwischendurch auch einmal Süd alles dabei, nur Ostwind eigentlich gar nicht.
Nach einigen ruhigen Tagen starten wir zurück nach Martinique. 80sm sollten in 16Stunden zu schaffen sein, Die Windvorhersage ist günstig, 15-20ktn Ost. Wir wollen Dominica auf der Atlantikseite passieren, um der Windabdeckung hinter den Insel zu entgehen. Wieder einmal hält sich das Wetter nicht an die Vorhersage, Wind von 7 bis 25Ktn, von Südost. Wir fahren so hart am Wind wie nur möglich, müssen uns aber doch mit Motorhilfe an einem Kap vorbeischwindeln, um uns einmal Kreuzen zu ersparen. Danach geht es dann aber ganz gut weiter, in der Nacht regnet es alle halben Stunden mit Böen, und in der Abdeckung von Martinique hört der Wind ganz auf. Wir brauchen dann doch 20 Stunden bis zum Ziel.
Wir bleiben zum Einkaufen eine Nacht in Fort De France, treffen dort wieder einmal auf die „Rebell“, und fahren dann langsam von Bucht zu Bucht an Martinique entlang nach Süden. In Le Marin wollen wir uns noch ordentlich verproviantieren und die Tanks füllen, bevor wir nach St.Lucia übersetzen werden.