5.6. Saint Lucia

Wir warten einen Tag länger als geplant in Martinique auf besseren Wind, und es lohnt sich in zweifacher Hinsicht:
Zum Ersten dürfen wir Zeuge eines Jetski-Rennes in Ste. Anne werden! Nun sind Jetskies laute, stinkende, wellenerzeugende Sch…dinger, die immer von schwachsinnig grinsenden Vollidioten mitten durch Schwimmer, Schnorchler und Ankerlieger gejagt werden. Rennmäßig natürlich. Also vollkommen unnötig. Ein richtiges Renn-Jetski ist lauter, stinkender, usw…., also unnötig zum Quadrat. Aber wenigstens ist der Bereich abgesperrt und niemand wird gefährdet. Ein Kamera-Hubschrauber kreist über dem Startbereich, tausend begeisterte Zuschauer fiebern hinter der Strandabsperrung mit. Beim Start rasen etwa 20 Unnötig-zum-Quadrat vom Strand weg, 50m an unserem Boot vorbei, und verschwinden am Horizont, wo sie ein paar Runden um Bojen drehen. Der Heli hinterher, nur durch ihn kann man erahnen, wo die überhaupt herumfahren. Nach 20 Minuten kommen sie zurück zu Start und Ziel am Strand. Das Ganze 4 Mal. Nach zwei Stunden ist der Spuk vorbei, für’s Publikum so spannend wie jemandem beim Briefmarkensammeln zuzusehen. Unnötig zum Quadrat halt.
Zum Zweiten kommt der Wind mit 15 Ktn aus OstSüdOst, und wir können, zwar eher hart am Wind, aber doch einen Anliegerkurs fahren, und das bei sehr wenig Welle. Fünf angenehme Segelstunden später sind wir da.
Wir ankern vorerst vor der Rodney Bay Marina und gehen zum Einklarieren. Obwohl St.Lucia Mitglied bei der Sailclear-Internet-Zollformalitäten-Plattform ist, auf der auch wir unsere Daten vorab deponiert haben, muß ich dort alle Angaben neu auf Formularen eintragen, in vierfacher Ausfertigung. Ein Exemplar bleibt bei mir, die anderen drei werden auf drei nebeneinander stehende Schreibtische mit fesch uniformierten Beamten im gleichen Büro verteilt: Customs, Immigration und Seaport Authority. Dauert nur knapp eine Stunde, kost‘ fast nix, nur 10€. In Dominica mit dem gleichen System hat das Ganze kaum 5 Minuten gebraucht, wurde von einer Sekretärin am Computer erledigt und kostete dort 3,50€.  Wie die das in St.Lucia machen, wenn im Dezember mit der ARC 250 Yachten fast gleichzeitig einfahren, möcht ich gar nicht wissen.
Die Rodney Bay ist nicht besonders attraktiv. Der gesamte Strandbereich ist hotelverseucht, es gibt keine Anlegemöglichkeiten für Beiboote, außer in der Marina. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht liegt die Halbinsel Pigeon Island. Dort ankern wir dann letztlich, weil es dort viel schöner ist. Ein Naturschutzgebiet mit einem Stück Strand, einem Anlegesteg, einem netten Wirtshaus mit Internet und einer Festungsanlage aus dem 18.Jhdt. Eintritt ca. 7€ pro Person von 8 bis 17 Uhr. Sogar für Nur-Wirtshausbesucher! Nach 17 Uhr ist der Zutritt zum Wirtshaus frei, aber man darf dann nicht mehr an den Strand und auch nicht auf die Burg gehen. Da passen die gestrengen Parkwächter noch bis zum Abend auf. So seltsame Zutrittsbestimmungen haben wir sonst noch nirgends vorgefunden. Weil die Eintrittskasse am Landzugang steht, wir aber mit dem Beiboot am 200m entfernten Wirtshaussteg anlegen, entgehen wir dem wachsamen Auge des Parkpersonals und können tagsüber den Festungsberg kostenlos erklimmen.
Die Stadt um die Marina hat nichts Besonderes zu bieten, Einkaufen ist mühsam, nur nach 20minütiger Beibootreise möglich. Eine Busfahrt in die Hauptstadt Castries zeigt auch dort keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Es gibt jede Menge aufdringlicher Strassenverkäufer, man wird ständig angesprochen, jeder will irgendwelchen Ramsch verkaufen. Einige interessante Punkte auf der Insel wären nur mit einem Leihauto gut erreichbar, aber das wollen wir uns hier nicht antun – Führeschein kaufen(!) und wieder Linksverkehr. So bleiben wir in unserer halbwegs ruhigen Natuschutzpark-Ecke liegen, baden und schnorcheln ein bisschen, und werden nach einer Woche gemeinsam mit der „Seven Seas“, die bis dahin auch hier eintreffen will, in die Grenadinen weitersegeln.
Die „halbwegs ruhige Naturschutzpark-Ecke“ entpuppt sich dann am Wochenende als Reinfall. Am Strand fahren unzählige Autos Einheimischer auf, jedes mit fetter Anlage drin, mindestens 1000Watt, jedes mit mistiger Trash-HipHop-Rap-Schnellsprechkacke. „Musik“, die bestenfalls zum Auslösen eines epileptischen Anfalles gut ist. Jeder scheppert was Anderes. Aber alle zugleich. Und einer lauter als der Andere. Grausam. Einen so unmusikalischen Mob wie hier hab ich noch nirgends erlebt. Keine Spur von Reggae, kein cooler Rythmus, kein Groove, nur Lärm. Wir freuen uns auf Bequia.