8.5. Start in die neue Saison

Der Februar in Österreich war extra kalt und schneereich. Jetzt, Mitte März, wo es daheim ein bisschen Frühling wird, fahren wir wieder nach Griechenland los. Die Anreise ist mühsam: Bus von Graz nach Schwechat 2,5 Stunden. Flug von Wien nach Athen auch 2,5 Stunden. Dann mit dem Athener Stadtbus vom Flughafen zum Busbahnhof über 1 Stunde. Und dann noch 5 Stunden mit dem Fernbus nach Preveza. Wenigstens fallen die Abfahrzeiten gerade so günstig, dass wir zwischenzeitlich kaum einmal mehr als eine Stunde warten müssen. Bei der Heimfahrt mussten wir sogar 8 Stunden auf den Flug warten. Bei der Ankunft am Schiff um Mitternacht bläst ein kalter Wind und es regnet. Die beiden riesigen Wachhunde der Werft begrüßen uns aufgeregt bellend, aber freudig mit den Schwänzen wedelnd, als ob sie uns wiedererkennen würden. Ich glaube aber eher, dass die sich sowieso über jeden Besucher freuen. Die beiden Katzenbabys haben den Winter auch gut überstanden, sind inzwischen gleich groß wie die übrigen fünf, aber jetzt auch ebenso scheu. Bis auf ein schwarz-braun-weisses Kätzchen, das immer schon zutraulicher war und jetzt nicht mehr von unserer Seite weicht. Nach ein paar Tagen ist die Mietze so gut wie bei uns eingezogen, und wir überlegen ensthaft die Möglichkeit, das süße Viecherl in den Rang einer dauerhaften, offiziellen Bordkatze zu befördern.
Das Boot ist in Ordnung, kein Wasser vom winterlichen Dauerregen ist eingedrungen, auch Schimmel hat sich nicht gebildet. Die Werftleute haben ein paar Arbeiten vorab bestens erledigt, uns bleibt jetzt noch das Streichen des Antifoulings. Vorläufig muss das aber warten. Ein Tief über Süditalien bringt absolutes Mistwetter, kalt, feucht, windig. Zuhause wär’s jetzt wahrscheinlich freundlicher. Es ist Sturm mit 35 Knoten, sodass das ganze Boot beängstigend auf dem Stellbock vibriert, und zwischendurch schüttet, blitzt und kracht es fast täglich.  Das Tief über Italien zieht weiter, und wird unverzüglich durch mehrere neue ersetzt, für ganz Griechenland gibt es täglich neue Sturmwarnungen. Tolles Frühlingswetter, mittlerweile bis Ostern bestätigt. Wie wir hören soll es aber auch daheim noch klemmen mit dem Frühlingsbeginn.
Es gibt noch hundert Sachen zu erledigen, Einkäufe, kleinere Reparaturen und Instandsetzungen. An der Propellerachse finden sich die Reste von einem Fischernetz. Die werden im Zuge des Austauschs der Zinkanode entfernt, und der ganze Saildrive wird neu gestrichen. Eine neue Ankerkette wird eingezogen. Und es gibt eine Menge zu putzen. In den 2 Wochen Werftzeit finden sich gerade einmal 3 halbwegs sonnige, trockene Tage an denen wir die Außenstreicharbeiten erledigen können.
Am 30. März ist das Zuwasserlassen geplant. Das Wetter ist seit 2 Tagen schön mit wenig Wind. Zuerst kommt der Brite Carl mit seinem Katamaran dran. Dazu zwängt sich der dicke Autokran bis auf wenige Zentimeter neben unser aufgebocktes Schiff. Irgendwie geht sich das aber alles aus, die Burschen haben doch ein wenig Routine mit diesen Dingen. Eine Stunde später schaukelt auch Toroa im Wasser. Nach kurzem Widerwillen springt sogar der Motor wieder an, und wir verlegen in den Stadthafen von Preveza. Dort ist am nächsten Tag natürlich wieder Sturm von der offenen Seite, und es schmeisst uns an der Mole herum, wie wir das von den meisten griechischen Häfen bereits kennen.
Die Maschine kriegt einen Ölwechsel mit der neuen Ölabsaugpumpe, denn die alte ist letztes Mal beim Pumpen auseinander gefallen und hat eine riesen Schweinerei verursacht. Das passiert uns nicht noch einmal! Dafür ist der Kanister mit dem abgsaugten Altöl am Boden undicht, und die Sauerei ist die Gleiche.
Unsere neue Mitbewohnerin war inzwischen beim Tierarzt zur Entflohung, Entwurmung, Sterilisation und einen Chip hat sie auch bekommen, hat jetzt quasi eine IP-Adresse. Einen richtigen Namen hat sie eigentlich nicht, der wäre ihr aber auch egal, wir rufen sie meist „Mutzi“ , und sie reagiert eigentlich mehr auf den Tonfall, als auf das was man sagt. Im Schiff fühlt sie sich sehr wohl, benimmt sich brav, und hat das Katzenklo auf Anhieb akzeptiert. Während der Fahrt geht sie auch an Deck, nur an der Stadtmole ist sie von den vielen Menschen und Geräuschen rundum noch ein bisschen verschreckt und geht lieber schnell wieder unter Deck mit uns. Wir sind aber eh froh, dass sie keine Lust verspürt, irgenwo hin abzuhauen. Sie wird aber von Tag zu Tag cooler und geht mittlerweile auch schon kurz mal alleine an Deck. Ihre Lieblingsbeschäftigung bleibt aber weiterhin das Kuscheln mit uns.
Ein paar Tage müssen wir noch hier in Preveza bleiben, das Kätzchen kriegt noch eine Impfung, und dann starten wir los in die neue Saison. Noch ist offen, ob wir durch den Kanal von Korinth fahren können. Der ist nach einem Felsrutsch im Winter noch unpassierbar, soll aber demnächst wieder offen sein.
Bevor es los geht wollen wir noch das Vorsegel aufziehen, es bleibt aber kurz vor dem Masttopp stecken. Ein Abschnitt des Vorstagprofiles hat sich gelöst und verschoben, das Drehlager geht dort nicht mehr drüber. Wir natürlich, keine Ahnung von nichts, denken, dass uns da nur ein professioneller Riggservice-Dienst wird helfen können. Wir fahren dafür nach Lefkada, wo uns ein solcher erklärt, der Reparaturdienst sei voll ausgebucht und er gibt uns einen Begutachtungstermin in etwa 4 Wochen! So lang werden wir sicher nicht warten, Karoline wird am nächsten Tag wieder einmal in den Mast gehievt und kann den Fehler beheben. Es war zum Glück nichts wirklich kaputt, nur eine Verriegelung zwischen den Profilstücke war aufgegangen. Erfreulich. Selbstgemacht – kost‘ nix.