5.16. Vorbereitungen

Nach einigen weiteren Tagen zurück in der Bucht von Marigot taucht eines Morgens ein Gendarmerieboot auf, klappert alle Ankerlieger ab, kontrolliert die Papiere und teilt allen mit, dass hier in der Marigot Bay eigentlich eine Abgabe an die Hafenbehörde erfolgen muss. Der „Hafen“ der Hafenbehörde besteht aus einem Fähranlegesteg und das war’s. Man hätte gerne einmalig 20 Euro und dann pro Tag 4 Euro für unser Boot. Das wären für die rund 3 Wochen, die wir schon hier sind mindestens 100 Euro! Für einen unruhigen Ankerplatz mit ordentlich Schwell! Rückwirkend bezahlen wir aber sowieso nicht, und für weiterhin lehnen wir dankend ab und verlegen uns in die Lagune. Dort gibt es keinen Schwell und es kostet nix. Nachteil: man kann nur 3x am Tag durch die Klappbrücke ein- oder ausfahren, es ist sehr seicht in der Lagune und die Einkaufsmöglichkeiten sind sehr weit entfernt. Wie in allen gut geschützten Ankerplätzen liegen auch hier Duzende Bootsleichen, teilweise noch bewohnt, teilweise leerstehend aber noch schwimmend. Und es liegen unzählige Wracks herum. Die meisten liegen an den Ufern auf Grund, einige sind ganz gesunken und lauern in eineinhalb Metern Tiefe auf Opfer. Unweit von uns bleibt ein amerikanischer Segler mit seinem Kiel in einer solchen Leiche stecken. Mit Hilfe von 5 Beibooten der umliegenden Schiffe können wir ihn wieder vom Wrack herunterziehen.
Da wir unser Vorsegel wegen einer geringfügigen Reparatur zum Segelmacher auf der holländischen Seite der Lagune bringen müssen, kommt uns der Lagunenaufenthalt gar nicht so ungelegen. Der Segelmacher ist gut ausgelastet und bestätigt uns den Termin für die relativ einfache Reparatur nicht vor 10-12 Tagen. Also haben wir Zeit.
Ostern ist hier anders als zu Hause, kein besonderer Feiertag. Die Geschäfte haben ganz normale Öffnungszeiten. Das Osterwetter hingegen ist wie daheim: Samstag und Sonntag schüttet es fast den ganzen Tag, die Wassertanks werden übervoll mit Regenwasser. Danach beginnt es sehr stürmisch zu werden, der Regen hört zwar auf, die Wolken bleiben aber, es ist tagelang keine Sonne zu sehen, der unangenehme Starkwind wird die nächsten 2 Wochen anhalten.
Am vereinbarten Termin kriegen wir unser Vorsegel tatsächlich zurück. Es wurde nicht nur die bestellte Reparatur des Schothorngurts gemacht, sondern alle Gurte an allen Segelecken erneuert und auch noch einige Nähte nachgebessert. Trotzdem ist es kaum teurer als vorab angegeben. Das ist einmal eines der wenigen positiven Erlebnisse im Zusammenhang mit Schiffsreparaturen und deren Kosten.
Wir treffen erste Vorbereitungen und Einkäufe für die Rückfahrt über den Atlantik nach Europa. Wir haben jetzt Mitte April und beobachten laufend die Großwetterlage über dem Nordatlantik, noch zeichnet sich keine Stabilisierung ab. Die übliche Zeit für die Überfahrt ist Mai und Juni. Das lokale Wetter hier ist grottenschlecht, Dauerstarkwind, Tag und Nacht um 20 Knoten, immer wieder von kurzen aber heftigen Regenschauern unterbrochen, dann ist es für 10 Minuten windstill. Übertroffen wird das Mistwetter nur noch vom Internetzugang: 30 Euro im Monat, unbegrenztes Datenvolumen! Aber: Die Geschwindigkeit ist müder als bei den WAP-Handys bei uns vor 20 Jahren. Selbst bei ununterbrochenem Gebrauch bringt es man höchstens auf 100 MByte am Tag. Internettelefonie undenkbar. Unbegrenztes Datenvolumen! Sehr lustig!
Der ruhige Ankerplatz in der Lagune hat den Nachteil, dass die Wasserqualität eher schlecht ist. Schließlich gibt es nur 2 schmale Einfahrten zum Wasseraustausch. Manchmal riecht alles ein bisschen nach Kanal. Für den Betrieb des Wassermachers fahren wir wieder einmal hinaus ins offene Wasser. Eine Schnorchelrunde ums Boot zeigt die schlimmen Auswirkungen der Nährstoffbrühe: Die Schiffsunterseite ist voller Seepocken und Entenmuscheln. Nach mehr als einer Stunde unterm Boot herumtauchen und mit einer Spachtel sauber schaben schaut das Unterschiff wieder  halbwegs akzeptabel aus.
Wir haben für die Überfahrt Diesel vollgetankt, auch einige Reservekanister gefüllt, das Schiff so weit wie möglich durchgecheckt, und wir haben Freund Andi wieder für das Wetterrouting am Satellitentelefon gewinnen können. Diese Methode hat auch bei der Überfahrt in die Karibik bestens funktioniert.
Verderbliche Lebensmittel, Obst und Gemüse werden wir erst unmittelbar vor Abfahrt besorgen, aber sonst sind wir eigentlich bereit. Jetzt müssen wir nur noch eine vernünftige Wetterlage abwarten, und dann soll es losgehen.