8.7. Korinth

Trizonia ist eine kleine Insel im Golf von Korinth. Es gibt dort keine Autos oder Mopeds. Ein paar Gemeindefahrzeuge für die Müllentsorgung sind da und ein paar verrostete Pickups ohne Anmeldung für wichtige Transporte. Die fahren aber nur, wenn’s wirklich notwendig ist. Hier fahren keine Verrückten nur so zum Spaß zig Mal die Promenade auf und ab. Es herrscht angenehme Ruhe. Das Inselchen ist etwa 3km lang und 1km breit mit einer Bucht in der Mitte. Hier sind ein paar Tavernen und eine Kirche. Nicht einmal ein Markt ist da. In der Bucht liegt ein bestens geschützter Hafen, eine Marina, die nie fertig wurde. Somit auch kostenfrei zu benutzen. Die Steganlagen bestehen, Wasser gibt es an ein paar Hähnen, kein Strom. Etwa 80 Yachten hätten hier wohl Platz, es sind aber nur rund 50 da, es ist trozdem voll, weil viele bequemlichkeitshalber längsseits liegen. Hier liegen einige Dauerlieger, die wohl schon jahrelang nicht mehr betreten wurden und auch nie mehr losfahren werden, in Anbetracht des Zustandes der Schiffe. Viele schwimmende Leichen hängen da herum, sogar drei völlig abgesoffene Yachten gibt es mitten im Hafen. Das stört hier keinen, es gibt eine eingeschworene Gemeinschaft von bereits-jahrelang-hier-wohnenden, darunter drei Österreicher, jeder kennt jeden, man wird als Neuankömmling jedoch recht freundlich aufgenommen. Hinter uns liegt die „Andrea Helena“ aus Südafrika am Steg, die kennen wir auch schon aus der Karibik.
Wir wandern die Insel ab, es gibt rundum wenige „Straßen“, besser Schotterwege, schlecht befahrbar aber gut bewanderbar, wären da nicht Tausende von Spinnennetzen, die sich von den Büschen quer über den Weg spannen. Natürlich in Kopfhöhe. Oder tiefer. Alle 2,3 Meter muß man so ein Netz beiseite schieben, um weiter zu kommen. Für ein Wegstück von 1,3km brauchen wir sogar mehr als eine Stunde bis wir den fetten Spinnen lebend entkommen sind. Wir sind beide nicht gerade Spinnenliebhaber. Abgesehen von den Krabbelviechern ist die Landschaft jetzt herrlich. Es ist alles absolut untypisch grün. Man geht durch hüfthohes Gras, fette Wiesen mit einem Blütenmeer. Im Sommer ist das dann alles braun und dürr. Noch ist hier nichts los, in der Saison dürften aber doch zahlreiche Tagesgäste mit dem Taxiboot hier vorbeikommen, die Tavernen sind jedenfalls für viele Leute gerüstet. Die Ruhe hier, das Fehlen von Autos und die räumliche Begrenztheit bieten eine gute Umgebung für unsere Katze. Die läuft die meiste Zeit allein und frei herum, kommt aber immer wieder zum Boot zurück. Leider findet sie auch immer wieder „Leckerlis“ rund um Mülltonnen, was sich eigentlich für eine ordentliche Bordkatze nicht geziemt. Aber was soll’s, sie genießt den Auslauf, auch wenn sie öfter klein beigeben muß, wenn die einheimischen Katzenmonster ihr Mülltonnenrevier verteidigen.
Nächster Halt ist im Stadthafen von Galaxidi. Das ist ein nettes kleines Städtchen, nichts Besonderes, aber ein halbwegs gut geschützter Liegeplatz. Von dort aus soll es gute Busverbindungen ins nahe gelegene Delphi geben. Dort fahren wir natürlich hin .Die Fahrzeiten sind dann doch nicht so toll, die Heimfahrt muß mit dem Taxi erfolgen, der einzige Bus abends geht erst um 9 Uhr zurück. Die Fahrt führt über die Stadt Itea, dort gibt jede Menge Olivenbäume, den größten zusammenhängenden Olivenhain Griechenlands, wie uns die Reiseführer berichten. Die Ruinen der Tempel in Delphi sind beeindruckend, aber noch beeindruckender ist die Landschaft. Hoch auf einem steilen Abhang gelegen, unter senkrechten Felswänden führt ein steiler Weg duch die Tempelreste. Die Aussicht in die schmale Schlucht, und die angenzende Ebene bis zum Meer ist grandios.
Tags darauf wird unser ruhiger Liegeplatz von 3 Charterbooten gestört. Das Anlegemanöver gestaltet sich, wie bei Charterfahrern üblich, sehr spannend, viel Geschrei, vor und zurück, Anker rutscht, an allen Nachbarbooten Gezerre und Geschiebe, damit es keine Kollisionen gibt. Der Wirbel auf den Booten geht dann die halbe Nacht lang, um halb sechs in der Früh (!) sind die ersten wieder auf um schnell eine zu rauchen, natürlich unter lautstarker Diskussion, und fast alle sind Raucher. Wir hoffen schon, dass die jetzt ablegen. Tun sie aber nicht, sondern trödeln noch bis elf herum, bis sie endlich ablegen. Nicht ohne vorher die Maschine mindestens eine halbe Stunde warmlaufen zu lassen. Muß man. Dann ist der Spuk vorbei, die erste Begegnung mit nervigen Charterboot-Flotten ist überstanden. Es werden leider noch viele folgen.
Nächster Ort is Kiato, ein paar Kilometer vor Korinth. Hier wollen wir beim Lidl einkaufen, und das Katzi soll eine weitere Impfung kriegen. Leider hat sie eine leichte Milchdrüsenentzündung, die Impfung muß daher 4 Tage warten. Der Ort bietet zwar nichts Besonderes, trotzdem werden wir hier solang abwarten, es gibt im Umfeld keine nahe liegenden Ziele, die sich lohnen würden, und das Wetter ist auch eher sauschlecht. Erst stümisch, dann ein kompletter Regentag. Als Zeitvertreib helfen wir deutschen Seglern, deren Boot sich beim Anlegen in den wirr herumhängenden Bojen und alten Muringleinen verfangen hat. Dann geht Sonntag nachmitags am gegenüber liegenden Steg ein PKW in Flammen auf und ist bis zum Eintreffen der Feuerwehr völlig ausgebrannt. Tolle Sicht über den Hafen auf 50m Entfernung. Wir so fasziniert, dass wir sogar aufs Fotografieren vergessen. Beim nächsten Tierarztbesuch ist Mutzi wieder fit und kann ihre Impfung bekommen. Am folgenden Tag geht es endlich weiter nach Korinth. Es ist Dienstag, und da ist der Kanal immer geschlossen, daher bleiben wir eine Nacht im Stadthafen, bevor es an die Kanaldurchfahrt geht.
Die Durchfahrt ist teuer, kostet 175 Euro für uns, aber das Erlebnis lohnt sich. Wir sind beeindruckt, Katze verschläft alles. Von „drinnen“ ist der Kanal viel toller als von den Brücken aus gesehen. Den Anblick kenn ich schon. Vor Allem in der Mitte, wo die etwa 80 Meter hohen flanken fast senkrecht stehen, wirkt er unten sehr schmal. Mit einem großen Schiff bleibt da seitlich nicht viel Platz. Jetzt sind wir im Saronischen Golf, in dem auch Athen liegt. Dort wollen wir aber nicht hin.