8.23. die letzten Wochen der Reise

Es ist Anfang September, die letzten knapp drei Wochen unserer Reise haben begonnen. Wir wechseln auf die andere Seite von Vonitsa hinter die Insel Koukouvitsa. Dort glauben wir vom vorherrschenden Nordwestwind am Besten geschützt zu sein. Glauben wir. Ab dem Tag unserer Ankunft dreht der Wind dort erst von Nord langsam über Ost und Süd nach West, genau dem Sonnenstand folgend, so dass der Schatten des Windgenerators genau mittig aufs Solarpanel fällt. Und das mit höchster Präzision den ganzen Tag über. Effekt nach drei Tagen: trotz strahlendem Sonnenwetter zu wenig Ladung, Batterien leer. So was ist uns in fünf Jahren zuvor nicht einmal annähernd passiert.
Weil wir keine besonderen Ziele mehr haben, gammeln wir hier nun in der Bucht herum, lassen die Zeit vergehen und warten den Krantermin in der Werft ab. Die Katze hat ein tolles Auslauf-Revier auf der Insel, ansonsten ist die Umgebung eher fade. Man kann ganz gut Einkaufen in Vonitsa, zum Baden ist der Ambrakische Golf nicht so toll, weil trübes grünliches Brackwasser. Die unspektakuläre Umgebung wird uns den Abschied vom Seglerleben leichter machen. Wenigstens ist es hier halbwegs ruhig und geschützt, obwohl schon täglich unnötig Wind mit 20 Knoten und mehr bläst. Aber der widerliche Schwell von draußen tritt hier im abgeschlossenen kleinräumigen Seegebiet nicht auf. Zehn Tage vor Reiseende schaue ich mir am Kartenplotter ein paar andere Ankermöglichkeiten an, das funktioniert noch, aber kurz vor dem Abschalten beginnt er zu piepsen, es riecht verbrannt und das Display flackert und zeigt nur noch Streifen. Große Freude stellt sich ein, wieder ein Defekt, der mindestens 500€ kostet.
Nach einer Woche Ankern wechseln wir in den Ort Vonitsa. Neben uns legt die „Salacia Star“ mit den Australiern Rick und Lou an. Die haben vor zwei Monaten ein Boot in Griechenland gekauft und werden in den nächsten drei Jahren damit nach Australien reisen. Da gibt es eine Menge zu erzählen, Tipps und Erfahrungsaustausch. Vonitsa ist sehr ruhig, es liegen hier fast nur Eignerboote, die wie wir den Krantermin abwarten, oder sich überhaupt schon für die Überwinterung dort einrichten.
Einen Tag vor dem Krantermin fahren wir nach Preveza, liegen dort vor der Stadt vor Anker. Die Katze braucht noch eine Flugtauglichkeitsbescheinigung, die sie beim uns bekannten Tierarzt kriegt. Der hat sie schon vor zwei Jahren behandelt, als sie zu uns kam. Wir bereiten das Boot schon für die Lagerung vor, was wir halt so im Wasser schon tun können: Putzen, Segel abnehmen und verstauen, Metallteile fetten, Batterien aus allen Geräten entfernen usw.
Das Kranen geht dann rasch und unkompliziert vor sich. Dann folgen zwei Tage intensiver Arbeit, Abbau aller Stoffabdeckungen, danach gibt es am Boot keinen Schatten mehr. Anker und Kette weden versorgt, Tanks und Leitungen entleert, alles wird gereinigt. Kochen können wir noch am Boot, die Toilette ist aber natürlich ausserhalb des  Wassers nicht mehr benutzbar.
Am Heimreisetag fahren wir mit dem Taxi zum nur zwei Kilometer entfernten Flughafen. Die Mutzi verhält sich erstaunlich ruhig, erst beim Einsteigen in den Flieger, und dann bei Start und Essensausgabe ist sie unzufrieden und maunzt ziemlich verärgert. Trotzdem überstehen wir den knapp zweistündigen Flug gut, und werden in Wien von meiner Schwester mit dem Auto abgeholt. Zwei Stunden später kommen wir zu Hause an, die Wohnung ist ungewohnt groß im Vergleich zum Wohnraum der letzten fünf Jahre. Die Katze nimmt die neue Heimat problemlos an und fühlt sich nach kurzer neugieriger Inspektion gleich wohl.
Damit endet unsere Reise erst einmal, wir werden sehen, ob es uns wieder einmal hinauszieht. Vorerst sind wir froh, wieder zu Hause zu sein, und das ganze Abenteuer gesund und ohne Probleme hinter uns gebracht zu haben. Wir haben jede Menge Fotos und schöne Erinnerungen mitgenommen.