2.13. Und täglich grüßt…..

nein – nicht das Murmeltier, sondern die amerikanische Nationalhymne, die pünktlich um 0800 aus den Lautsprechern der „Mount Whitney“ plärrt, eines knapp 200 Meter langen Kommandoschiffes der US-Navy, das nahe unserem Liegeplatz am gegenüberliegenden Steg festgemacht hat. Obwohl der ganze Bereich mit Schwimmbarrieren abgeriegelt ist, wird es trotzdem ständig von einem militärischen Navy-Gummi-Wachboot mit eingeschaltetem Blaulicht umkreist. Lautsprecherdurchsagen informieren uns und die ganze Umgebung aktuell über Personen, die an oder von Bord gehen, und kündigen öfters mal eine Brandschutzübung oder sonstige Alarmübungen an. Wie man es aus dem Film halt so kennt. Abends bei Sonnenuntergang dann eine Trompetenfanfare mit feierlichem Flaggeneinholen und um 2200 Durchsage zur Schlafenszeit. Danach kann man die Uhr stellen. Im Gegensatz zur örtlichen Rathaus-Glockenturmuhr. Die ist nämlich völlig unwillig und spielt zu unterschiedlichsten Zeiten – jedoch nie zur vollen Stunde – Teile des Big-Ben Glockenspiels. Aber nur selten ganz fertig, meistens bleibt’s unterwegs irgendwo stecken.
Ansonsten besteht unser Tag darin, kleinere Reparaturen und Verbesserungen am Boot durchzuführen, und dann und wann kleine Ausflüge in die nähere Umgebung mit den Rädern zu unternehmen. Einmal waren wir bisher auch noch mit dem Boot für einen gemütlichen Segeltag draussen.
Im Ort gibt es jeden Mittwoch einen Wochenmarkt mit vielen Ständen mit Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Kleidung, Handtaschen und Schuhen. Erstere nutzen wir regelmäßig, Handtaschen und Schuhe weniger.
Das Radfahren im italienischen Autoverkehr erweist sich als weniger kritisch als angenommen. Radfahrer gelten als Fußgänger, können alle Gehwege und gegen Einbahnstraßen unbehelligt befahren. Auf der Straße muss man möglichst auffällig in der Mitte fahren, dann wird man gesehen und eigentlich sehr rüchsichtsvoll behandelt.
Wirklich gefährlich sind die Parker, die auf jeder Straße in zweiter Spur stehen, teilweise sogar schräg, obwohl 2-3 Autos weiter ein Parkplatz frei wäre, und plötzlich die Türen aufreissen. Warnblinker ein – zusperren – fortgehen. Funktioniert immer und stört keinen. Auch Sperrflächen und vor allem Fußgängerübergänge sind besonders beliebte Parkräume. Die sind fast alle immer besetzt. Verkehrszeichen sind als freundliche Empfehlung zu verstehen. Rote Ampeln gelten erst nach 5 Sekunden wirklich als rot. Und grün ist schon einige Sekunden bevor man es sieht…
Obwohl es früh dunkel wird, und dann sofort frisch, ist es tagsüber bei Sonne angenehm warm. Also kurzes Leiberl, halblange Hose und keine Socken. Das enttarnt uns sofort überall als Ausländer. Die meisten Italiener tragen zur Zeit dicke Daunenjacken, Schals, und Kapuzen oder Hauben. Allerdings hat es in letzer Zeit viel und stark geregnet, und stürmischer Wind hat sogar für eine Überschwemmung in der Marina gesorgt. Ist im Boot relativ egal, die Stege waren aber teilweise unpassierbar und wurden mit Treibgut vollgemistet.
Die überwinternden Bootfahrer sind in ihrer Zahl überschaubar: mit uns sind es vier Schiffe. Die Schweden Lasse und Marianne, die wir schon im September in Süditalien kennengelernt und hier wieder getroffen haben. Lasse ist Pensionist, lebt meist am Boot und ist schon den fünften Winter hier in Gaeta.
Die Amerikaner Evans und Rebecca und Hund Bosun (=Bootsmann), der alle vorbeigehenden Personen wild anbellt. Außer uns, denn wir haben uns öfters mit Streicheleinheiten und Kraulen hinterm Ohr äußerst beliebt gemacht. Erfreutes Schwanzwedeln statt Bellen. Evans ist Berufskapitän auf Großschiffen und verbringt eigentlich die gesamte Freizeit auf dem Privatschiff.
Jayne aus Amerika, die auf ihrem Schiff während der Saison Gäste mitnimmt, und über den Winter in Gaeta eine Art Sonderbetreuung für andere überwinternde Gäste übernimmt.

2.12. Ausflug ins Jahr 79 n.Chr.

Pompeii liegt, wie man weiß, am Fuße des Vesuv. Der hat’s ja schließlich 79 n.Chr. auch kaputt gemacht. Von Gaeta aus sind das ungefähr 80km. Weil die Tage kurz sind, heißt das: vor 6 Uhr früh aufstehen, dann mit dem Bus 20 Minuten nach Formia, von dort mit dem Zug 1 Stunde nach Neapel, und von da mit einem anderen Zug noch einmal 30 Minuten nach Pompeii. Um 9 Uhr 30 sind wir dort, und nach einem kleinen Frühstück in einem Lokal vor dem Eingang geht es in die riesige Ruinenstadt.
Einige Bereiche der Stadt werden immer wieder für neue Ausgrabungen und Restaurierungen abgesperrt. Anfangs waren wir darüber etwas enttäuscht. Wir kommen jedoch bald drauf, dass die verbleibenden zugänglichen Bereiche immer noch so groß sind, dass man in einem Tag eigentlich gar nicht alles anschauen kann. Wenn man die im Raster angelegten Straßen abgeht, kommt man immer wieder an gut erhaltenen oder wiederaufgebauten Villen vorbei, die einen guten Eindruck der damaligen Zeit vermitteln. Teilweise sieht man gut erhaltene Wandmalereien in den Häusern. Alle größeren Villen besitzen ein Atrium mit Brunnen oder Becken in der Mitte. In den Straßen findet man häufig Kantinen mit Essensausgabetheken, und zahlreiche Bäckereien mit großen Backöfen und Getreidemühlen. Die Straßen haben mittig einen Fahrbereich und erhöhte Gehsteige, in denen die Wasserleitungsrohre verlegt sind. Immer wieder gibt es „Fußgängerübergänge“. Beeindruckend auch die öffentlichen Bäder mit Fußboden- und Wandheizung.
Die Rückfahrt nach Gaeta verläuft nicht ganz so reibungslos wie die Anreise. Ein schlafmütziger Fahrkartenverkäufer ist schuld, dass der Zug in Neapel vor unserer Nase die Türen zumacht und abfährt. Warten eineinhalb Stunden auf den nächsten. Auch den Bus von Formia nach Gaeta sehen wir gerade noch wegfahren bevor wir eine Stunde auf den nächsten warten. Ein ziemlich anstrengender Tag. Aber es hat sich gelohnt.

2.11. Warum es jetzt so wenig Neues gibt…

Die wenigen verbliebenen treuen Blogleser mögen bitte nicht über die spärliche Zahl an neuen Berichten enttäuscht sein: es ist Winter, wir liegen die meiste Zeit im Hafen, und es ist nicht soooo wahnsinnig viel los. Die Berichte werden daher bis Ende Februar wahrscheinlich nur ein oder zweimal je Monat aktualisiert. Bitte um Verständnis. Es geht aber auf jeden Fall weiter!

2.10. Winterlager in Gaeta

Nach vielen Anfragen um einen Winterliegeplatz irgendwo von Rom ab südwärts, hat die Marina Base Nautica Flavio Gioia sowohl vom Preis, als auch vom Rundumangebot den besten Eindruck gemacht. Da sind wir jetzt. In diversen Hafenbüchern ist sie als beliebter Überwinterungsort für Yachties beschrieben. Wie viele Bootsfahrer dann wirklich über den Winter da sein werden, wird sich weisen. Ein paar haben wir schon kennengelernt, ein britisches und ein schwedisches Paar. Die Marinaleute sind sehr freundlich und hilfsbereit. Es gibt ein umfangreiches Lager an Schiffszubehör, aus dem wir einige Dinge am Boot erneuern oder verbessern wollen. Die Marina liegt direkt in der Stadt. Nachts ist es dennoch sehr angenehm ruhig. In den ersten Tagen machen wir uns mit den Versorgungs- und Einkaufsmöglichkeiten in und um die Marina vertraut. Alle Dinge des täglichen Bedarfs sind unweit des Liegeplatzes einfach zu beschaffen.
Der erste Ausflug erfolgt auf den Monte Orlando, Hausberg von Gaeta, Erholungsgebiet mit Autoverbot, vielen Wanderwegen, umfangreichen Burganlagen und dem Mausoleum von Lucio Munazio Planco, einem Feldherrn Caesars.
Zur Besichtigung gibt es dort erst einmal die Kapelle Santurario delle Montagna Spaccata, die in einer 15 Meter breiten Felsspalte 50 Meter hoch ziemlich spektakulär über dem Meer hängt.
Ein Netz von Wanderwegen führt zu verfallenen, aber auch teilweise gut erhaltenen Geschützstellungen und Lagern einer riesigen Festungsanlage, die sich über den ganzen Berg zieht. Von da oben hat man einen tollen Rundumblick auf den gesamten Golf von Gaeta und die Inselgruppen von Ischia, Ventotene und Ponza. Wochenends wimmelt es dort von Joggern, unter der Woche ist man jetzt dort aber allein.
Bei schönem Wetter werden wir hie und da hinausfahren und ein bisschen herumsegeln und vielleicht noch baden.
Ansonsten werden wir die Hafenzeit nutzen, um mit dem Zug Ausflüge nach Rom oder Neapel/Pompeji zu machen.

2.9. Pontinische Inseln, Nachsaison

Auf dem Weg von Ischia nach Nordwest kommen wir an den Inseln Ventotene und Santo Stefano vorbei. Diese ist ein Naturschutzgebiet und darf gar nicht angefahren werden. Gleich daneben liegt Ventotene. Leider müssen wir dort in den nicht schönen, aber teuren Hafen einlaufen weil ankern davor nicht geht. Der Ort ist ganz nett, der kleine alte Fischerhafen ist von den Römern aus dem Tuffgestein gehauen und sehenswert. Es ist Mitte Oktober und die Saison ist vorbei. Die meisten Ristoranti und Gelaterias haben bereits zugesperrt. Um 19 Uhr ist es stockfinster und es wird auch in den Straßen bald ruhig. Die Quellen bezahlbaren Bieres versiegen, weil die wenigen Supermärkte mit Kühlvitrinen diese zum Teil nicht mehr in Betrieb halten. Nach einem Tag Aufenthalt fahren wir weiter nach Ponza. Die 20 Meilen dorthin segeln wir meist, jedoch ist das sehr anstrengend, weil Wind und Wellen in Italien nie zusammepassen. Schwacher wind von hinten und 1 Meter hohe, lange Wellen von der Seite schütteln uns ordentlich durch. Durch ein schlecht geschlossenes Seitenfenster dringt einiges an Wasser ein, während das Schiff in der Welle ziemlich stark krängt.
Die Insel Ponza ist landschaftlich sehr erfreulich: hohe Klippen, mit Höhlen und Grotten, viele Ankerbuchten, klein und überschaubar. Man kann dort kurzfristig die Inselseite wechseln, wenn es das Wetter erfordert. Leider ist der Restschwell von irgendeinem Sturmtief im Südwesten so stark, dass die Ankermöglichkeiten stark eingeschränkt sind. Wir fahren aber die ganze Insel rundum ab, und probieren fast alle Ankerbuchten aus. In einigen Buchten sind die Häuser höhlenartig in den weichen Tuff geschlagen.
Auch in Ponza ist die Saison zu Ende, es ist fast alles zu, nur am Wochenende kommen doch noch einige Boote aus Rom und füllen die Buchten. Sonntag abends sind wir aber wieder fast allein.
Da es keine weiteren erreichbaren Ziele für uns vor dem Winterlager gibt, bleiben wir in der Gegend rund um Ponza und ankern je nach Wetterlage auf der Nord- Ost- oder Westseite. Z.B. die Bucht Cala di Feola, in der es einige Grotten gibt. Eine dient als Einfahrt durch eine eingestürzte Höhle, dahinter ein Becken, das jetzt als kleiner Hafen für Schlauchboote dient. Auf der anderen Seite gibt es einen zweiten Eingang, wieder durch ein Höhle. Allerdings fallen vom darüberliegenden Erdreich öfters mal Steine und Erdbrocken herunter, Durchfahren ist also ein bisschen Glückssache. Eine Sturmfront aus West zwingt uns zum zweitägigen Aufenthalt in der Hauptbucht der Stadt Ponza, zwar keine Badebucht, aber es gibt einiges zum Anschauen. Der römische Tunnel, der mit 180 Meter Länge auf die andere Inselseite führt, ist leider gesperrt. Einige Höhlen mit Bassins zur Muränenzucht, auch aus Römischer Zeit, können wir mit dem Schlauchboot befahren. Innen anzulegen und auch das Gangsystem zu erkunden ist aber leider wegen dem ziemlich unruhigen Meer nicht möglich. Wir verbringen noch zwei Badetage in verschiedenen Buchten mit steilen Felsen an der Ostseite von Ponza. Auch dort gibt es einige Häuser, die in den ausgehöhlten Tuffstein hineingebaut sind. Die Starterbatterie gibt langsam den Geist auf. Daher wollen wir am Wochenende in Richtung Winterlager nach Gaeta aufbrechen.

2.8. Ischia

Am Nordende des Golf von Neapel liegen die kleinen Inseln Procida und Ischia. Eigentlich liegt der Haupthafen von Procida auf der Nordseite. Die Stadt zieht sich aber über die schmale Insel bis in eine schöne Südbucht. Die laufen wir wegen der Ankermöglichkeit an und bemerken, dass die Stadt-Rückseite wesentlich attraktiver ist als die Hauptseite. Unter einem Burgberg liegt die bunte enge Häuserfront in einigen Reihen übereinander über dem kleinen Fischerhafen. Die wenigen steilen Längsstraßen im Ort sind keine 4 Meter breit, trotzdem herrscht außerhalb der Siesta reger Moped- und Autoverkehr. Alle Autos fahren im Stadtbereich mit eingeklappten Außenspiegeln, zumindest die wenigen, die noch einen haben. Querstraßen gibt es fast gar nicht, nur Stufenwege, teilweise innerhalb der Häuser. Procida war Kulisse für den Film „Der talentierte Mr. Ripley“ mit Matt Damon, und ist bestimmt eine der hübschesten Städte, die wir bisher in Italien besucht haben.

Wir bleiben dort zwei Tage und fahren dann auf die Südseite von Ischia weiter. Der Hafen San Angelo, vor dem wir wieder ankern, ist ein kleiner Badeort mit einigen Hotels, die aber ganz nett ausschauen. Baden geht noch, ist aber mittlerweile schon ganz schön kalt. Zumindest wenn die Sonne grade hinter einer Wolke steckt und leichter Wind geht. Die Wassertemperatur beträgt noch  23-24 Grad.
Die Ankündigung eines Starkwindes aus Nord läßt uns weiter auf der Südseite bleiben. Dort kann man windgeschützt ankern, wenn auch das Meer immer unruhig ist. Die Stadt Ischia muss noch warten. Der angekündigte Starkwind ist allerdings mehr ein Schwach- bis Keinwind. Mit jedem Tag, den wir abwarten, verschiebt sich die gleiche Wettervorhersage um einen Tag nach hinten.
Montags fahren wir endlich nach Ischia, der Hafen ist voll, kein Ankerplatz zu finden. Daher legen wir im Nachbarort Casamicciola an und fahren mit dem Rädern nach Ischia. Die Anfahrt erfolgt auf einer kleinen Inselstraße mit einem Verkehrsaufkommen, zu dem die Südosttangente in der Früh vergleichsweise ein Lärcherlsch…  ist. In Ischia befindet sich auf einer vorgelagerten Halbinsel eine beeindruckende Festungsanlage der Aragoner. In der Stadt gibt es zahlreiche Thermalbäder mit Vulkanheizung, von den wir aber keines besuchen. Für den Besuch der leicht radioaktiven Quellbäder benötigt man ein ärztliches Attest, welches man vor Ort käuflich erwerben kann.

2.7. Amalfiküste bis Neapel

Salerno ist gar nicht so schlimm, wie es nach dem ersten Eindruck scheint. Die Häuserfront am Hafen entlang schaut dann doch ganz gepflegt aus. Aber es ist halt ein großer Containerhafen mit Riesenschiffen. Wir müssen dort einen Tag länger bleiben als geplant, denn der angekündigte 15 Knoten Nordwind hat in Echt dann 25 Knoten mit Böen zu 35. Also lieber abwarten. Am nächsten Tag geht es dann doch weiter Richtung Amalfi. Die Küstenlandschaft ist sehr beeindruckend mit steilen Felsen, dazwischen kleinen Strandabschnitten. Hoch auf den Felsen stehen Ortschaften oder einzelne Gebäude. Die Häuser sind sehr gepflegt und von terrassenartigen Gärten umgeben, einige mit steilen Stufenabgängen zum Meer. Die angepeilte Ankerbucht am Ende der Küste entpuppt sich als „Naturschutzgebiet“, in dem natürlich Ankerverbot herrscht, überwacht von ein paar kanufahrenden Ökostudenten, die dort ihre Kanutouren verkaufen. Daher fahren wir gleich die paar Meilen nach Capri weiter. Dort brausen im Minutentakt Schnellfähren ein und aus, sodass eine Kreuzsee von gut 1 Meter Höhe entsteht. Man wird dort als kleines Boot unkontrollierbar herumgeschmissen. Ankermöglichkeiten gibt es nicht, und außerdem ist die Ansicht des Hafens und des Ortes derart unspektakulär, dass wir gleich umdrehen und ans Festland zurückfahren. Im Vergleich zu den Orten an der Amalfiküste hat der Ort gar nix zu bieten. Capri ist keine Reise wert.
Wir ankern vor der Stadt Sorrento – ziemlich unruhig, da sich der Wind wieder einmal nicht an die Vorhersage hält. Überhaupt ändert sich das Wetter und die Windrichtung mehrmals täglich. Die Überquerung des Golf von Neapel bietet bei angenehmem leichten Segelwind einen schönen Ausblich auf Neapel und den Vesuv. Neapel hat nur einen Handelshafen, jedoch keinen Yachthafen und ist daher für uns nicht anlaufbar. Der Anblick der Stadt unter einer dicken Smogwolke beim Vorbeifahren reicht. Der anschließende Golf von Pozzuoli bietet leider kaum Ankermöglichkeiten in Nähe der Ortschaften. Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel sind daher nicht gegeben. Dafür wollen sie für einen Hafenliegeplatz ohne WC und Duschen zwischen 80 und 100 Euro je Nacht kassieren. Bei der schlechten Ausstattung der italienischen Marinas absolut lächerlich. Nach kroatischen Standards wäre so ein Liegeplatz höchstens 20 Euro wert, eigentlich würden sie sich so was gar nicht anzubieten trauen.

2.6. Golfo di Salerno

Das Wetter ist komisch. Der angesagte Wind findet nicht statt, und wenn, dann aus anderen Richtungen mit völlig anderer Stärke. Über die Berge ziehen tief hängende Wolken, es ist schwül und dunstig, keine gute Sicht. 28 Grad, aber kein direkter Sonnenschein, rel. Luftfeuchtigkeit 75%. Wenn es zu Hause so ausschaut dann kracht es nach längstens zwei Stunden gewaltig. Hier aber ist nur bedrohliche Stille. Seit 4 Tagen.
Dafür ist die Landschaft mit den Bergen viel sehenswerter als im Süden. Erstaunlicherweise gibt es, obwohl die Berge bis nah ans Meer stehen und dazwischen tiefe Täler und Schluchten sind, keine Buchten. Die Täler sind zum Meer hin mit Sand aufgefüllt und die Küstenlinie daher wieder sandig, völlig gerade und buchtenlos. Zum Ankern wohl geeignet, zum Schutz finden leider nicht.
Einzige Ausnahme ist Palinuro, wo man in einer großen Bucht, die von 50 Meter hohen Steilwänden umgeben ist, geschützt ankern kann. Direkt vor den Felswänden liegen schmale Sandstrandabschnitte, teils mit kleinen Grotten, in denen Badegäste im Schatten liegen.

Wir klappern den Golf von Salerno ab auf der Suche nach sehenswerten Plätzen für einen Landgang. Bei Windstärke 6 und 2m Wellen flüchten wir in den Hafen von Agropoli. Hübsche Altstadt mit Kastell direkt am hohen Felsen über dem Hafen. 10km entfernt und per Rad gemütlich erreichbar, besuchen wir die archäologische Stätte Paestum, Reste der griechischen Stadt Poseidonia von 500 v.Chr, mit 3 zum großen Teil noch stehenden Tempeln, und viele Grundmauern, Häuserreste und Straßen. Während der Besichtigung werden wir von Gewitter und Starkregen erwischt. Zahlreiche Touristen laufen lustig kreuz & quer durchs Gelände zu ihren Bussen. Wir sind gut ausgerüstet und sitzen die halbe Stunde Regen unter einem dichten Nadelbaum fast trocken aus.

Salerno, die Hauptstadt des Golfs, ist groß und dreckig. Vor der Hafeneinfahrt treibt ein mehrere hundert Meter langer und 30 Meter breiter Gürtel aus Holz, Flaschen, Plastik, Seegras und jede Menge sonstiger Müll. Sehr schön. Eigentlich fahren wir ja nur zum Tanken in den Hafen und wollen dann draußen ankern. Die Tankstelle hat aber trotz normaler Betriebszeit zu. Wir legen trotzdem an und bleiben die Nacht dort, im abgesperrten Bereich ohne Zugang für Fremde – und gratis. Hoffentlich taucht der Tankwart morgen früh wieder auf. Danach wollen wir nach Amalfi weiterfahren.

P.S: Endlich blieb etwas Zeit übrig um die bis jetzt zurückgelegte Route auf einer Karte festzuhalten. Die neuesten Karten findet ihr unter „Routen“.

2.5. Tyrrhenisches Meer

Die Entscheidung ist gefallen: durch die Straße von Messina ins Tyrrhenische Meer. Der Winteraufenthalt an der italienischen Westküste verspricht mehr Gelegenheit zur Betätigung und Landausflügen als das kleine Malta.
Die Wettervorhersage kündigt Nordwind an, was ganz günstig für die letzte Etappe im Süden wäre. In Wirklichkeit weht aber Ost- bis Südostwind, der uns noch bequemer die eher fade Küste entlang schiebt. Man kann ja auch einmal Glück haben. Ab der Einfahrt in die Straße von Messina weht es dann aber doch von Nord, voll von vorne und ziemlich stark. Toroa kämpft unter Maschine mit 1-2 Knoten Fahrt dagegen an, während wir von unzähligen Windsurfern und Kitesurfern umzingelt werden.
Nach einer Nacht im grauslichen Hafen von Reggio und einem Tankstopp für 1,79 Euro je Liter Diesel geht es am nächsten Morgen die letzten 10 Meilen der Straße weiter. Jetzt geht fast kein Wind, und eine Strömung von 4 Knoten rülpst uns mit insgesamt 9 Knoten Fahrt aus dem engen Kanal hinaus ins Tyrrhenische Meer. In der Ausfahrt gibt es jede Menge Wasserstrudel, denen der Autopilot nicht gewachsen ist. Daher ist Handsteuerung angesagt. Nach dem Kanal wird das Meer aber bald ruhig und friedlich, sodass wir einige der Aeolischen Inseln nördlich von Sizilien ansteuern können.

Vulcano: aktiver Feuerspucker, letzter Ausbruch 1890, konnte aber zum Glück wieder eingefangen werden. Aus dem Krater und den Flanken treten Rauchschwaden aus, überall sind gelbe Schwefelfelder. Aus dem Meer, sogar unter dem Schiffsankerplatz blubbern Gasbläschen herauf und stinken nach faulen Eiern. Es gibt auch heiße Quellen, die aus dem Meeresboden sprudeln. Spock haben wir noch nicht gesehen, auch keine spitzen Ohren, aber die in hellgrauen, heißen Schlamm panierten Badenden sehen außerirdisch genug aus. Der Steinboden um das Schlammbad ist stellenweise zu heiß zum Barfußgehen. Die Besteigung des 400 Meter hohen Berges zum Kraterrand ist uns zu anstrengend. Es wäre ein 2 stündiger Aufstieg auf einem sehr steilen Weg ohne jeden Schatten – also nur ganz früh am Morgen möglich, aber da schlafen wir normalerweise. Weil es hier so schön ist, mit ruhigen sicheren Ankerplätzen, bleiben wir zwei Tage.
Lipari: Nachbarinsel, wird bei unserer Abfahrt von Vulcano nachts passiert, da sehen wir kaum was.
Panarea: kleine Insel mit bizarren vorgelagerten Felsen entlang unserer Route zum Stromboli.
Stromboli: ist wieder ein echter Vulkan, über 900 Meter hoch, mit dicker Rauchwolke. Bei der Vorbeifahrt sehen wir ganz oben ein Lavafeld, von dem immer wieder große glühende Brocken über die ganze Flanke herunterrollen, manche bis ins Meer.
Die Vulkaninseln waren ein besonderes Erlebnis.

Anschließend gibt es eine fast achtstündige Überfahrt unter Segel zurück ans Festland. Dort ist, wie gewohnt, wieder kein Hafen weit und breit. Und wenn doch, dann versandet und unbefahrbar. Daher ankern wir einfach vor der Küste. Windstille in der Nacht lässt das Boot quer zu den langen Wellen stehen. Das bedeutet extremes Hin- und Hergeschaukel, was den Schlaf nicht gerade fördert. Morgen noch ein langer Schlag nach Norden, dann beginnt der Golf von Neapel. Dort wird die Segellandschaft hoffentlich interessanter.