5.10. Unterwegs Richtung Norden

Vorläufig bleiben wir doch länger als geplant in Grenada. Die Vorhersage bietet nur ganz schwachen, unregelmäßigen Wind, lange Flauten und häufige Gewitter. Keine guten Bedingungen für eine Fahrt Richtung Norden. Also bleiben wir noch hier, treffen fast jeden Abend zur Happy Hour Freunde zum Bier in der Whisper Cove Marina und lassen die Zeit vergehen. Eine Einladung von Michi und Sabine auf die „Windward Star“ zum bayrischen Abend mit Hackbraten, Erdäpfelsalat, Laugenbrezen und ein wenig Bier erweist sich als Herausforderung. Danach können wir kaum schlafen, so vollgegessen sind wir. Ab und zu können wir uns gegenseitig helfen, so sind wir beim Maststellen bei Michi dabei und helfen Wolfgang von der SY Lili beim Abschlagen der Segel, bevor er aufs Land geht. Zwischendurch gibt es einmal eine nette Strandparty auf Hog Island, mit Bier, Rum und Livemusik auf einer windschiefen, halb im Wasser versunkenen Bühne. Sehr gute Stimmung, karibisch, so soll es eigentlich sein. Unerfreulich ist ein Einbruch auf einem amerikanischen Schiff in der Bucht, die Diebe werden zwar bald gefasst, aber ein unangenehmes Gefühl bleibt doch, wenn man das Boot abends verlässt.
Zweimal die Woche fahren wir nach St.Georges zum Einkaufen. Die Busverbindung ist zwar ganz gut, aber etwas mühsam ist es doch, dass es keine Einkaufsmöglichkeiten direkt in der Ankerbucht gibt.
Die zweite Fullmoonparty ist musikalisch nicht so toll wie es die erste war. Dass wir sie überhaupt noch besuchen können bedeutet jedoch: wir hängen jetzt schon 5 Wochen hier rum, statt der geplanten 2! Es wird höchste Zeit zum Weiterfahren.
Die Entscheidung zum Losfahren fällt auf den 16.November. In 2 Tagesetappen wollen wir nach Bequia. Der erste Tag ist ganz gut zum Segeln, zwar viele lokale Regenschauer, aber den meisten können wir ausweichen, oder sie ziehen knapp an uns vorbei. Ein paar Mal erwischt es uns aber doch. Insgesamt aber ein guter Segeltag. Nach einer ruhigen Nacht in Carriacou haben wir am zweiten Tag dann Nordostwind. Genau dagegen mit 3-8 Knoten. An Segeln ist nicht zu denken. Also stundenlang motoren. Regenschauer bleiben gleich häufig, nur, dass uns heute jeder einzelne erwischt. Und sonst noch? Das blöde Ankerlicht geht schon wieder nicht, und der Radarreflektor fällt vom Mast, knallt aufs Deck und zerschellt. Super Tag!
Nach öder Motorfahrt und mehreren Schauern kommen wir abends bei stömendem Regen und Gewitter in Bequia an und ankern. Der nächste Tag ist wieder freundlich, mit Sonne und klarem Wasser. Das Mangrovenwasser in Grenada war sehr trüb und schwebstoffreich. Das Meereszeugs wächst schon wieder fleissig unterm Schiff. Besonders die Ankerkette ist mit einem zentimeterdicken Bewuchsmantel überzogen und stinkt nach altem Fischkutter. Vom Ankerkasten ausgehend stinkt das ganze Schiff bald ebenso. Die erste Aktion in Bequia ist daher: Ankerkette schrubben.
Am selben Tag kommt dann noch die „Tifricat“ daher. Gitti und Fritz sind zugleich mit uns losgefahren, wollten aber eigentlich gleich bis Nevis durchfahren. Das Mistwetter von gestern hat sie aber dann doch auch hier hereinrein getrieben. Die „Windward Star“ mit Michi und Sabine, die den gleiche Route wie „Tifricat“ hätte, kommt auch noch herein, und so wird am Abend Gittis Geburtstag mit einem guten Abendessen im Portshole Restaurant gefeiert.
In Bequia lassen wir unser Verdeck, Sprayhood und Bimini, neu machen. Der Segelmacher hier wurde uns empfohlen. Ziemlich viel Geld für ein bisschen Zelt, aber spielt keine Rolle, Bootsbesitzer sind ja sowieso alle mindestens Millionäre. Gut, nach Aussage anderer Segler sei das neue Verdeck aber doch recht preiswert. Einziges Problem: Der Segelmacher hat kein Boot. Er und seine Gehilfen müssen jedes Mal mit unserem Dinghi abgeholt und zurückgebracht werden. Und das auch 2x am Tag. Mit unserem 5-PS-Beiboot eine mühsame, lange Fahrt. Die erste Bewährungsprobe erfolgt gleich am zweiten Tag: ein Tölpel hat sich auf unserer oberen Saling niedergelassen ung kackt aus ca. 7m Höhe aufs neue Verdeck. Flitzekacke. Weiss gesprenkelt auf Pazifikblau. Super. Lässt sich aber, weil neu und imprägniert, ganz gut abwaschen. Nebenbei regnet es jeden Tag, einmal schüttet es sogsar zwei Tage lang ohne Unterbrechung. Natürlich genau während wir kein Verdeck am Schiff haben.
Nach 2 Wochen können wir endlich Richtung Martinique starten. Die Wettervorhersage verspricht Ostwind mit 12-15 Knoten. Gut für uns. In echt ist es dann Nordostwind mit 20-25. Schlecht für uns. Sehr hart am Wind, mit steiler 1m Welle von vorne kämpfen wir 22 Stunden dagegen an. Es ist ein Gerüttel und Gezerre, die Segel knallen, der Bug taucht oft unter. wir verlieren unterwegs 2 Segellatten, die es einfach herausschüttelt.
Hier in Martinique werden jetzt umfassende Provianteinkäufe gemacht. Hier gibt es Vieles, und das zu vernünftigen Preisen. Der bei Seglern berühmte Supermarkt „Leader Price“ in Le Marin mit eigenem Beibootanlegesteg, enttäuscht jedoch völlig: Bier seit letzem Samstag ausverkauft und soll erst nächsten Samstag neu kommen! Unvorstellbar! Ein paar Reparaturarbeiten stehen an. Ölwechsel ist fällig. Dabei zerfällt die Absaugpumpe in 3 Teile und das ausströmende alte Öl richtet eine Riesensauerei am Fußboden an. Außerdem Segellatten ersetzen, defektes Ankerlicht tauschen (wieder einmal auf den Mast rauf, fein!), Radarreflektor erneuern, und die alte Servicebatterie ist auch wieder hinüber. Genug Gelegenheiten also zum Geld ausgeben. Nur nicht für Bier.