3.12.2. La Palma, Teil 2

Endlich einmal ein durchgehend schöner Tag, sofort nützen wir ihn für einen Wandertag durch die Schlucht Cubo de La Galga. Vier Stunden Fußmarsch durch eine Urwaldschlucht mit Lorbeerbäumen, riesigen Kastanien, Farnen und bemoosten Felsen. Es ist eine beeindruckende Wanderung unter einem dunkelgrünen Laubdach zwischen senkrechten Felswänden. Die Schlucht ist an einigen Stellen höchstens 20 Meter breit. Der Wanderweg ist, oder besser war, eigentlich eine befahrbare Forststrasse. Dort wo sich Strasse und Bachlauf kreuzen, ist der Bach nach den vergangenen starken Regenfällen auf die bequemere Strasse abgebogen und hat diese auf mehrere hundert Meter vollständig abmontiert. Strasse und Bachlauf schauen jetzt gleich aus, und sind an den Kreuzungsstellen nicht immer eindeutig zu unterscheiden. Der als leicht beschriebene Weg ist jetzt zeitweise eine mühsame Kletterpartie über meterhohes Geröll. Das letzte Stück führt über einen schmalen Pfad an der Felswand entlang steil nach oben. Gleich daneben geht es genau so steil nach unten, und zwar ziemlich tief. Der Rückweg führt oberhalb der Schlucht durch landwirtschaftliches Gebiet. Die Beute des Tages: einige Kilo Kastanien, Kaktusfeigen, Avocados, Chayote (Christophene oder Gemüsebirne), Tamarillo (Baumtomate) und Cherimoya (Cremeapfel). Ein weiterer Wandertag folgt ein paar Tage später. Ein sanft ansteigender Weg führt zu einem großen Wasserspeicher, der nur halb voll ist und eher unspektakulär wirkt, auf der anderen Seite geht es über eine ca. 5km lange „Strasse“, eher eine Hauszufahrt, am kürzest möglichen Weg wieder ins Tal. Steil, schnurstracks, ohne Kehren. Ich schätze 35% Gefälle. Sowas gibt’s zuhause nirgends. Kaum zu glauben, dass die da fahren! Wir tun uns schon beim Gehen schwer. Das letzte Stück Fußweg verläuft nicht mehr gerade, sondern in Kehren am Steilhang entlang. Viel bequemer zu gehen, wenn da nicht der Bach wäre, der den gleichen bequemen Weg nimmt, statt gerade hinunter zu fließen. Daher waten wir durchs 10 cm tiefe Wasser, und kommen unten mit schlammgefüllten nassen Schuhen an. Trotzdem, oder vielleicht auch deswegen ist La Palma die für uns landschaftlich reizvollste Insel der Kanaren. Der dritte Wandertag führt uns in den Süden der Insel zu einem Vulkan, der 1971 zum letzten Mal ausgebrochen ist. Die Landschaft ist vollkommen anders, Lavageröll, schwarzer Vulkansand, kaum Bewuchs, trocken. Das einzig Vertraute und Gewohnte sind die Wege, die wie auch im Norden immer gerade auf die Berge führen, und auf der anderen Seite wieder gerade runter, egal wie steil es auch ist. Wir nutzen die Tage hier auch, um unsere Vorräte an Lebensmitteln für die Überfahrt aufzufüllen. Am Boot werden noch ein paar kleine Reparaturen und Wartungen durchgeführt. Das Beiboot, das schon seit Längerem Auflösungserscheinungen zeigt, gibt nun endgültig den Geist auf: der Gummiboden löst sich grossflächig von der Schwimmkammer ab, es entsteht ein fast 1m langer Riss. Schwimmt zwar noch, ist aber nach wenigen Minuten voller Wasser. Ein Reparaturversuch vom Fachmann hier wird wegen Undurchführbarkeit abgebrochen. Wir müssen ein neues Beiboot kaufen. Die Auswahl hier auf La Palma ist sehr gering. Wir finden aber ein sehr kleines, dafür halbwegs billiges Böötchen.