8.3. Kefallinia, Ithaki und Lefkas oder Spaß mit Ankern

Nach einer dreistündigen Motorüberfahrt legen wir in Poros auf Kefallinia an. Zuerst liegen da gerade 5 Boote mit uns, am Abend wird es dann aber voll mit etwa 20 Charterbooten. Die Art, wie viele der Neuankömmlinge ihre Anker werfen und die Ketten kreuz und quer im Hafen verlegen, lassen für den nächsten Tag einiges an Spaß vermuten. Und tatsächlich heben wenigstens drei abfahrende Boote Tags darauf die Ketten der Nachbarboote mit auf, einer holt sogar einen fremden Anker herauf. Zum Glück müssen die Charterfahrer unter Zeitdruck immer vor uns hinaus, so bleibt unsere Ankerkette unberührt zu unterst liegen.
Einen Tag später macht unser Nachbar seine Heckleinen auf, fährt aber nicht vorwärts und treibt seitwärts über unsere Kette, wo er mit dem Ruder hängen bleibt. Immer viel Spaß mit Charterbootfahrern!
Regen ist angekündigt, daher bleiben wir etwas länger hier und machen einen Radausflug zu beiden Seiten der Stadt. Allzu weit kommen wir aber nicht, denn Kefallinia ist sehr hoch und steil, und nach einigen Kilometern steigt die Straße dann unfreundlich steil an und führt ins Gebirge. Die Stadt Poros und Umgebung ist recht grün, es wirkt stellenweise fast ein bisschen karibisch, überall blüht es im September, und Weintrauben, Orangen, Zitronen und Granatäpfel wachsen. Meist unerreichbar hinter Zäunen, aber ein paar riesige Granatäpfel erwischen wir, weil sie unvorsichtig über den Zaun hängen. Ein streunender Hund, den wir „Bello“ nennen, weil er uns vor dem Restaurant „Hello Bello“ erstmalig begegnet ist, bleibt als treue Wache vor unserem Schiff sitzen, nachdem wir ihn mit Koteletteknochen vom Abendessen bestochen haben.
Nach drei Tagen fahren wir weiter nach Ithaki. Es geht kein Wind, trotzdem haben wir fast ein Meter Welle innerhalb eines eigentlich sehr kleinen Seeraumes. Wir haben keine Erklärung wo die herkommt. Die Stadt Vathi ist in einer sehr tiefen geschützten Bucht gelegen, sehr touristisch, aber trotzdem ganz nett. Zwei Tage bleiben wir dort vor Anker, dann fahren wir in eine der Nachbarbuchten. Wir finden eine kleine Bucht, gerade Platz für unser Boot. Rundum wächst dichter Wald bis ans Wasser. Die Abhänge sind steil, das Wasser gleich recht tief und klar. Zudem ist das Wetter gerade sehr ruhig, man liegt hier wie in einem Gebirgssee. Es gefällt uns so gut, dass wir drei Tage in der einsamen Bucht bleiben. Wir bewandern ausgiebig die umliegenden Berge. Ithaki mit der tiefen Bucht von Vathi ist zweifellos die landschaftlich reizvollste Insel bisher im Ionischen Meer.
Die Tage sind jetzt schon winterlich kurz, Sonnenaufgang kurz vor Acht, und abends um Acht ist es schon wieder stockfinster. Auch die Temperaturen sind schon recht frisch, nur leichter Wind wirkt schon sehr kühl. Zum Glück ist es häufig  beinah windstill. Abends, sobald die Sonne weg ist, muss man aber schon was Wärmeres anziehen.
Als sich eine Störung mit Starkwind aus Nord ankündigt, fahren wir nach Lefkas in die südliche Bucht von Syvota weiter. Wir nehmen an, dass dort übers Wochenende wegen des Charterwechsels in Lefkas wohl nichts los sein würde. Was wir nicht wissen: in Syvota ist auch eine Charterbasis mit mindestens 50 Booten, die sich alle in die Bucht drängen. Die meist britischen Charterskipper kriegen in dieser Basis so eine Art Kurzausbildung und fahren dann in der Flottille. So was wie „betreutes Segeln für Ahnungslose“. Viele sorgen daher auch bei Leichtwind im vollen Hafen für einige Unterhaltung beim Anlegen. Syvota ist voll touristisch, für uns eigentlich enttäuschend, aber für das Abwarten des Starkwindes ist die Bucht bestens geschützt. Wir ankern eine Nacht, finden dann aber einen halbwegs sicheren, kostenlosen Liegeplatz mit Muring, Wasser und Strom vom Wirt. Dafür geht man dann auch einmal zum Abendessen in die Taverna.
Besonderes Charterbooterlebnis in Syvota, so skurril, dass es absolut einen eigenen Absatz im Blog verdient:
In der Bucht liegt ein deutsches Segelboot vor Anker. Bald taucht ein Charterkatamaran auf, der etwa 30m vor dem Deutschen, also dort wo dessen Anker etwa liegt, stehen bleibt und nach Ankermöglichkeiten sucht. (Wenn das einer vor meinem Boot tun würde, wäre ich schon in höchster Alarmbereitschaft, der Deutsche ignoriert es eher gelassen). Dann lässt der Charteridiot seinen Anker fallen bis er merkt, dass er natürlich viel zu nahe am deutschen Segelboot liegt. Also Anker wieder hoch, und dabei gleich die Kette des Deutschen mit aufgehoben. Die Pfeifen am Kat merken das natürlich nicht, aber auch  am deutschen Segler noch keine Reaktion. Dann fährt der Kat zügig los, quer durch die Bucht, zu einem besseren Ankerplatz. Der deutsche Segler folgt ihm natürlich prompt im Schlepp, weil seine Kette immer noch am Kat hängt. Wenn der jetzt in den nächsten Hafen gefahren wär, der hätte den Andern glatt mitgenommen. Nach etwa 50m stoppt der Kat um neu zu ankern. Das deutsche Boot treibt weiter auf den Kat zu, jetzt erst merken die Deutschen, dass was nicht stimmt und laufen zum Bug vor. Die Kollision kann nur verhindert werden, weil von beiden Booten Fender dazwischen gehalten werden. Bei der Entwirrung der Ankerketten treiben die beiden Boote dann auch noch auf ein drittes zu, das wiederum nur durch ein Ausweichmanöver dem ganzen Spaß entkommt. Zur Nationalität der Charterfahrer will ich mich nicht äußern, fest steht, dass sie sich mit ihrem abgeschleppten Gegner bestens verständigen konnten…….
Nur so aus Langeweile (oder vielleicht in Erwartung weiterer spaßiger Ereignisse) hab ich mir dann noch das Anlegemanöver des Charterkats aus der Nähe angeschaut. Hat auch mehrere Versuche gebraucht, zweimaliger Abbruch. Der zweite Abbruch sogar nachdem er am Heck schon fest war. Aber das wäre eine eigene Geschichte wert, kann aber die vorangegangene Abschleppaktion nicht mehr toppen. Die war vom Feinsten. Sowas können nur Charter-Profis. Es ist erstaunlich, was für Vollkoffer ein Boot kriegen.
Nächster Aufenthalt ist in der Bucht Vlycho bei Nydri. Die Bucht ist sehr tief eingeschnitten und bestens geschützt. Das wissen alle, und dementsprechend viele Dauerlieger gibt es dort, folglich auch jede Menge abgesoffene Schiffsleichen. Schaut fast ein bisschen aus wie in den gammeligen Mangrovenbuchten von Martinique. Auch das Wasser ist ähnlich trüb und nährstoffreich, mit jeder Menge Quallen. Kein Ort zum Geniessen, daher fahren wir am nächsten Tag weiter nach Meganisi. Wir passieren dabei Scorpio, die Privatinsel des Onassis-Clans. Die ist ganz hübsch, man darf aber nicht anlanden, an allen möglichen Stellen stehen Security-Leute zur Bewachung herum. Meganisi ist eine sehr zerklüftete Insel mit vielen engen, tiefen Buchten, fast wie Fiorde. Wir finden eine Bucht, die nicht von Charterbooten überlaufen ist und bleiben dort zwei Tage. An Land kann man nicht viel anfangen, es sind die meisten Uferbereiche von Privat-Appartments besetzt und mit Zäunen versehen. Und es werden ständig neue Appartments gebaut, bis die Insel völlig verschandelt ist. Schade.
Das nächste Ziel ist Lefkas-Stadt. Die lange, schmale Einfahrt in die Lagune ist gut betonnt und einfach. Man passiert eine riesige Mülldeponie vor der Stadt. Kein erfreulicher Anfang. Wie die Stadt ist, und was wir dort unternehmen folgt im nächsten Bericht.