5.7. St.Vincent & Grenadinen

St.Vincent – Bequia – Canouan – Tobago Cays – Mayreau – Union Island

Erstes Ziel ist nicht die Hauptinsel St.Vincent. Dort gab es vor Kurzem einige Überfälle auf Schiffstouristen, daher wird die Insel zur Zeit von diesen eher gemieden. Wir fahren über Nacht daran vorbei, gleich weiter nach Bequia. Die Abschnitte zwischen den Inseln gehen ganz gut, es ist etwas mehr Wind als angekündigt, die Welle ist aber nicht ungut. Wir kommen gut voran und können „Seven Seas“ ein paar Meilen abhängen. Hinter St. Vincent allerdings fallen wir in ein komplettes Windloch und stehen dort für 2 Stunden bewegungslos herum. „Seven Seas“, die ein paar hundert Meter weiter außen fährt, hat weiterhin leichten Wind und holt uns wieder ein. Zuletzt kommen wir dann auch zugleich mitten in der Nacht in Bequia an. Der Plan, den Fast-Vollmond für die Ankunft zu nutzen, geht voll in die Hose, weil kurz vor dem Ziel eine superfette Wolke aufzieht und das Ankermanöver daher im Stockdunkel mit Nieselregen stattfindet. Ich liebe das karibische Wetter.

Bequia:
nördlichste Insel der Grenadinen, mit großer Korallensandbucht zum Ankern. Hier ist verboten: Camouflage-Kleidung (sonderbar) und Fahren mit Jetskies (großartig!) Die Insel ist sehr touristisch, mit vielen Ressorts, aber die sind eher unaufdringlich. Es ist hier viel trockener als auf allen bisher besuchten Inseln, auch wenn es bei unserer Ankunft geregnet hat. Es gibt hier keinen Regenwald, eher ziemlich trockenes Buschwerk, das hohe Gras ist braun und vertrocknet. Überall laufen Ziegen frei herum. Wir fahren gemeinsam mit Veronika, Robert und Julian von „Seven Seas“ mit offenen Taxis (Pickups mit Sitzbänken auf der Ladefläche) an irgend ein Inselende, besuchen dort Badebuchten und Schnorchelplätze, und gehen dann zu Fuß ein bis zwei Stunden zurück. So groß ist die Insel nicht. Es gibt eine Wasserschildkrötenstation (Reparatur und Aufzucht) auf einem Ende, und ein Walfangmuseum am anderen. Hier wurden früher Wale mit kleinen Ruderbooten gejagt und harpuniert. Noch heute dürfen jährlich 4 Wale mit dieser traditionellen Technik gejagt werden. Die besuchten Schnorchelplätze in den Riffen sind weniger bunt und spektakulär als die auf Martinique. Beim zweiten Ausflug findet Veronika tolle „Abkürzungen“ über steile Bergflanken und durch dichten Buschwald ohne Wege, und sorgt so für den Abenteuer-Expeditions-Effekt. Wir kommen trotzdem wieder irgendwann abends zum Schiff zurück. Hungrig, durstig, zerkratzt, verstaubt aber lebend!
Leider muß „Seven Seas“ wegen eines Trauerfalles in der Familie frühzeitig weiterfahren, um ihre Heimflüge zu organisieren. Eigentlich wollten wir den Rest der heurigen Tour gemeinsam machen. Schade. Wir bleiben noch ein paar Tage in Bequia. Das Wetter ist gerade wieder einmal recht öde, voll bedeckt, grau, kein Sonnenstrahl, häufig kurze Regenschauer. Wenn es etwas besser wird, werden wir weiter südlich nach Canouan weiterfahren.

Die dazwischen liegende Privatinsel Mustique lassen wir links liegen. Viel gibt es dort wohl nicht zu sehen, da eben privat, von Superreichen und Prominenten bewohnt, und größtenteils nicht betretbar. Wohl aber täten sie 70Euro für 3 Tage davor Ankern kassieren wollen. Das ist es uns nicht wert. Die reichen Spinner werden auf unseren Besuch verzichten müssen. Das haben sie jetzt davon!

Canouan:
Die 20 Meilen Überfahrt ist, wie könnte es anders sein, wieder einmal nur hart am Wind möglich. Aber wenigstens ist er nicht zu stark, und es hat wenig Welle. Dafür nieselt es fast ununterbrochen leicht daher. Das karibische Wetter ist, obwohl eigentlich noch Hochsaison, absolut Dauerschei….
Die Ankerbucht von Canouan ist etwa gleich groß wie die von Bequia. Während dort etwa 50 Yachten vor Anker lagen, sind es hier bloß 4. Wo da der Haken ist, müssen wir noch herausfinden. Hier gibt es nur eine kleine Strandbar mit schrecklicher „Musik“, eine Hotelbar beim sauteuren Luxuxressort (mit 2 Gästen, haben wir am Strand und an der Bar gesehen, mehr nicht!), die erst ab 4 Uhr nachmitags aufmacht, und einen Mini-Markt, der gar nicht so klare Öffnungszeiten und auch wenig Artikel hat. Deshalb. Und weil die Tobago Cays nur eine Stunde Fahrzeit weg liegen, fahren die meisten gleich dort hin. Wir bleiben trotzdem 3 Tage hier, weil es so schön ruhig ist und finden rund um den White Rock auch ein tolles kleines Schorchelrevier. White Rock heisst er wegen seiner weissen Felsenoberseite – voller Mövenkacke. Aber gut zum Schnorcheln. Eine kleine Wanderung auf die andere Inselseite bietet uns Ausblick auf ein schönes, vorgelagertes Riff. Der Bereich ist aber leider für uns unerreichbar, da bräuchte man ein starkes Motorboot, um hinzukommen. Am Wochenende auch hier am Strand, wie überall, Gedröhne aus allen verfügbaren Monsterboxen. Jedoch kaum Leute da, die es interessiert.  Am Sonntag sollte der Wind ein bisschen schwächer werden, da wollen wir zu den Tobago Cays.

Tobago Cays:

Eine Inselgruppe, zum Atlantik hin durch einen großen Riffbogen geschützt. Ein Naturschutzgebiet, keine Bewohner, keine Geschäfte. 6 Seemeilen von Canouan entfernt, zwei Stunden gemütliches Segeln am Wind. Dann die Durchfahrt durchs Riff, links und rechts Unterwasserfelsen, und dann wird das Wasser deutlich ruhiger. Die Atlantikwellen brechen draußen am Riff, dumpfes Rauschen der Brandung, doch innen gibt es nur noch kleinere Windwellen. Die aber immer, weil der Atlantikwind natürlich ungehindert hereinbläst. Wir liegen ein bisschen geschützt hinter einer der kleinen Inseln im türkisfarbenen, 4m tiefen Wasser. Bester Ankergrund und schöner Badeplatz. Von hier aus werden wir mit dem Dinghi raus ans Riff zum Schnorcheln fahren. Ein erster Ausflug geht aber auf die Schildkröteninsel, wir sehen auch ein paar davon rundherum schwimmen, aber die sind hier sowieso überall. Auf allen Inselchen treffen wir auf Iguana-Echsen. Die hübschen Drachen sind etwa einen Meter lang. Karoline verfolgt beim ersten Schnorchelgang einen Rochen. Später sehen wir noch mehrmals welche. Draussen am Riff ist das Wasser gerade mal 2 Meter tief mit weissem reinsten Sand, und warm wie in einem Pool, und dort stehen die Korallenköpfe herum. Leider sind viele Korallen von irgend einem Hurrikan ziemlich ramponiert worden und gar nicht mehr so schön und bunt wie erhofft. Es tummeln sich aber viele grosse, prächtige Fische dort. Die wenigsten kennen wir vom Namen, aber das ist uns egal, wir genießen es, sie zu beobachten. Viele kommen auch bis auf wenige Zentimenter heran und lassen sich kaum stören. Angeln und Harpunieren ist hier verboten. Das Wasser ist vom starken Wind ziemlich ruppig, und es gibt zwischen den Korallenköpfen sehr starke Strömungen. Das Schnorcheln ist anstrengend und nicht ganz ungefährlich. Der Archipel ist von oben mit all den Inselchen, dem grünen Wasser und dem Riff ein toller Anblick und ein toller Ort zum Ankern. Das Korallenriff selbst ist ein bisschen enttäuschend. Die kleinen Korallenbereiche direkt neben den Inseln sind da wesentlich ergiebiger, mehr bunte Korallen, mehr Pflanzen, mehr grosse und kleine Fische. Am Strand schwimmt im 30cm tiefen Wasser sogar mehrmals ein kleiner Hai an uns vorbei. Mit 60 cm Länge eher herzig als bedrohlich, aber ein richtiger Hai, alles wie ein Großer, nur in Klein halt.

Mayreau:
kleine Insel 3sm westlich der Tobago Cays, noch zum Naturschutzgebiet gehörend, aber bewohnt, mit einem Dorf und ein paar Ferienanlagen. Die sind jetzt schon alle leer, die Saison ist hier vorbei, nur noch ein paar Bootstouristen sind da. Die Hotelstrandbereiche sind schön und werden geplegt und sauber gehalten, gleich dahinter beginnt die große Müllhalde. Der ganze kleine Ort ist voller PET-Flaschen, Plastiksackerln, Styroporteilen und sonstigem Zeug. Die Bewohner mittendrin, selbst in umzäunten Grundstücken liegt Müll herum, es stört anscheinend keinen. Die einzige Straße über die Insel ist etwa 5km lang und zu beiden Seiten mit Abfall gesäumt. Die Insel und die Strände sind sonst aber recht hübsch, zum großen Teil unbewohnt und mit Buschwald bedeckt. Wir wandern einen Rundweg um die Insel ab, an der unbewohnten Ostküste ist ein langer, leerer Sandstrand. An einigen stellen finden wir dort Berge von Schneckenhäusern und Seeigelschalen. Offenbar werden die dort in großen Mengen aufgefressen. Hier ist nichts los, selbst Boote kommen nur wenige. Zum Einkaufen gibt es in den zwei kleinen Märkten kaum was, die Fähre kommt nur 2 Mal in der Woche. Die Bucht ist sehr ruhig, kein Schwell, keine Stranddisco, an den Rändern schöne Schnorchelplätze. Wir nutzen die Ruhe und bleiben mehrere Tage hier. Das ist der absolut ruhigste Ankerplatz, den wir bisher in der Karibik gefunden haben, kein Lärm, wenige Boote, kein Schwell, windgeschützt durch einen Palmenwald. Leider auch kaum Versorgungsmöglichkeiten, weshalb unsere Zeit hier auch begrenzt ist.

Union Island:
Wieder eine kurze Überfahrt von 4sm und wir sind in Clifton Harbour auf Union Island. Es ist eigentlich keine Bucht, sondern der Ostzipfel der Insel, durch ein Riff und die Weiter draußen liegende Hotelinsel Palm Island  geschützt gegen den Atlantikschwell , aber völlig offen für den Dauerwind von 20 Knoten, also 37kmh. Das ist wie Mopedfahren, Tag und Nacht, keine Sekunde Ruhe. Es heult und rüttelt immerfort. Die Windallergie kommt wieder. Der Ankerplatz ist sehr unruhig, wenig Platz im Riff, viele Ankerbojen und dazu aufdringlichste Bojen-und-auch-sonst-alles-Verkäufer. Einer verfolgt uns von ganz draußen bis noch nach dem Ankern 20 Minuten lang und labert uns voll, was er uns alles verkaufen könnte: eine Boje, Wasser, Diesel, Boje, Taxidienst, Eis, Boje, und obwohl wir bereits ankern, eine Boje. Erst als wir nicht mehr antworten und ihn völlig ignorieren, zieht er ab und nervt das nächste Boot. Ein norwegisches Boot, das vor einigen Tagen aus Mayreau neben uns liegend in Richtung Union Island ausgelaufen war, kam nach einigen Stunden zurück nach Mayreau. Jetzt wissen wir, warum. Hier werden wir auch nur fürs Einkaufen und Ausklarieren bleiben, und dann auf die Westseite der Insel wechseln. In Clifton Harbour ist es jedenfalls zu ungemütlich zum Bleiben. Wir probieren es auf der Leeseite der Insel in der Chatham Bay. Dort ist nichts mehr los, von 5 Lokalen haben noch zwei offen, sonst gibt es dort nichts. Es liegen noch 3 weitere Boote in der riesigen Bucht. Das Meer ist hier ruhig zum Ankern und Baden, aber von den Bergen kommen öfters sehr starke, kurze Böen, dass es alles rüttelt und schüttelt und das Schiff Schräglage bekommt. Überhaupt bläst der Wind seit 10 Tagen ununterbrochen, und stärker als es für die Jahreszeit sein sollte. Nach 2 Tagen fahren wir deshalb weiter südlich nach Carriacou.