1.14. der letzte Zipfel

Nun investieren wir doch die 81 Euro für eine Nacht in der Marina Dubrovnik, um Einkäufe zu machen, die Wassertanks aufzufüllen und die Duschen und den Pool zu nutzen. Eigentlich ein Schnäppchen, weil es ist Donnerstag – ab Freitag kostet’s dann schon 105 Euro. Die zweite Nacht werden wir dann kostenfrei vor der Marina am Anker liegend verbringen.
Da wir beide schon in Dubrovnik waren, können wir die üblichen Rundgänge durch die Prachtstrassen und über die Stadtmauer auslassen, und widmen uns mehr den kleinen Seitengassen, wo es keine Restaurants oder Geschäfte gibt. Man findet so kleine verwachsene Gassen, die man sonst auf den normalen Touristenpfaden nicht sieht. Der Rest der Stadt ist natürlich mit Touristen vollgestopft, wahrscheinlich mehr Japaner als in Japan. Die Preise in den Lokalen sind entsprechend hoch. Ein Bierchen trinkt man besser, auf irgendwelchen geschichtsträchtigen Kathedralenstufen sitzend, um 11 Kuna aus einem Supermarkt als im Lokal zwanzig Meter daneben um 65 Kuna.
Tags darauf fahren wir nach Cavtat, einem Badeort, und zugleich der südlichste kroatische Zollhafen zum Ausklarieren. Hier treffen sämtliche fetten Megayachten aus den Steuerparadiesen dieser Welt aufeinander. Wir ankern in der Nachbarbucht, wollen nicht zwischen Booten liegen, die drei mal so hoch sind wie unseres lang ist, und auf denen die Bordsklaven den ganzen Tag die Fenster und die Reeling polieren müssen. Den wirklich letzen Ort, Molat, noch 5 Meilen weiter, ersparen wir uns. Von Cavtat aus wollen wir in den nächsten Tagen bei hoffentlich ruhigem Wetter die ungefähr 100 Meilen nach Italien übersetzen.

1.13. Elaphiten

Die stark bewaldete Inselkette entlang der Küste nördlich von Dubrovnik besteht aus Jakljan, dann Sipan. Dort bleiben wir in der Stadtbucht Sipanska Luka vor Anker. Der Ort ist sehr hübsch und gepflegt, mit einer ca. 3km langen Promenade um die ganze Bucht. Ein kleiner Park mit riesigen Palmen liegt inmitten des Ortes. Dort sind mitten in der Wiese Tische einer kleinen Pizzeria aufgestellt, man sitzt dort wie in einem privaten Garten im Schatten der Palmen. Bier gibt’s auch. Tagsüber kommen viele Bootsausflügler aus dem Raum Dubrovnik zum Baden oder Entspannen.
Die nächste Insel, Lopud, eine Fahrtstunde entfernt, hat vom Ortsbild nicht so viel zu bieten, außer einem sensationellen Park auf 13000qm, der gepflegte und verwilderte Bereiche aufweist, jedoch alles auf schattigen Wegen begehbar. Eine klotzige Hotelanlage verschandelt die andere Hälfte der Bucht.
Die südlichste Insel, Kolocep, hat keine besonderen Sehenswürdigkeiten zu bieten. Es gibt eine geschützte Ankerbucht. Wenn nicht wieder einmal nachts ein Gewitter drüberzieht. Da bin ich ein bisschen allergisch und schlafe schlecht, wenns rundum kracht. Aber nix passiert und am nächsten Tag fahren wir noch einmal nach Lopud, diesmal an die Südseite, wo es einen tollen Sandstrand gibt. Natürlich ist dort tagsüber entsprechend viel los. Abends wird es dann ruhig.
Landschaftlich sind die vier Inseln aufgrund des dichten Waldes, der vielen Gärten mit Mandarinenbäumen und zahlreicher Olivenhaine sehr reizvoll.
Anschließend legen wir uns in die Bucht von Veli Zaton, um von dort aus mit dem Bus die paar Kilometer nach Dubrovnik zu fahren. Die Marina von Dubrovnik wäre zwar näher, ist aber unverschämt teuer, und auch von dort müsste man den Bus nehmen.

1.12. die südlichen Inseln

Von Starigrad im Westen geht es mit angenehmem Wind die Nordseite von Hvar entlang. Übernachtung in einer engen Bucht, die auf zwei Seiten von hohen Felsen gesäumt ist. Der Nachteil: Die Sonne geht schon um 5 Uhr unter. Am nächsten Tag geht es leider ohne Wind mit Maschine um Hvar östlich rundum und hinaus nach Korcula. Dort ankern wir etwas außerhalb des Stadtbereichs und fahren mit den Rädern 5km nach Korcula Stadt. Angeblich die Geburtsstadt von Marco Polo (folgend kurz: MP). Daher gibt es mindestens ein MP-Geburtshaus, das MP-Museum, einige MP-Wirtshäuser, teilweise mit angeschlossenem MP-Museum, Souveniershops mit MP-Sackerln, sowie eine MP-Bäckerei. Abgesehen davon eine hübsche Altstadt, jedoch leider touristisch überstrapaziert.
Tags darauf geht es abermals ohne Wind weiter entlang der Insel Mljet, wo wir in einer geschützten Bucht an einer Wirtshausboje nächtigen. Der Wind bleibt wohl wegen eines Hochs aus. Seit 8 Wochen das erste Hoch, das laut Wettervorhersage stationär über der Adria hockt! Am Ende beginnt hier endlich langsam der Sommer?
Nein.
Am dritten Tag verkommt das Hoch zu einem Gebiet mittleren Druckes, und von Nordwest kommt ein Frontsystem. Also alles wie gewohnt. Wir verstecken uns vor dem angekündigten Starkwind aus Südost in einer unbewohnten Bucht der Insel Jakljan, in der nur eine aufgelassene Kinder-Ferienanlage vor sich hingammelt. Gut erhaltene Gebäude, teilweise schon verwachsen, in den Räumen noch Bilder und Bastelzeugs von den Kindern. Wirkt ein bisschen gespenstisch. Ansonsten aber eine schöne Badebucht, sogar teilweise mit Sandstrand.
Am Vormittag kommt ein freundlicher Niederländer vom Nachbarboot vorbeigeschwommen, klopft ans Boot und fragt, welches Klo wir denn an Bord hätten ?!?  Der Grund ist, er hat von seinem alten Boot einen Satz Toilettendichtungen, den er jetzt nicht mehr braucht, und den er uns einfach schenkt. Vielen Dank!
Das Wetter bleibt stürmisch und wechselhaft. Neuer Unterschlupf vor dem stürmischen Wind ist der Hafen von Sipan.

1.11. Schon wieder der 13.

Bin ja eigentlich nicht abergläubisch, aber der Blitz hat uns am 13.Juli getroffen, und jetzt am 13.August bricht während einer an sich schönen Überfahrt von Brac nach Hvar die Schlaufe im Masttopp am Vorsegel, welches daraufhin bei relativ starkem Wind gemütlich herunterrutscht. Segeltag beendet, und leise Zweifel kommen, ob das was wir hier machen wirklich auf Dauer Spass macht. Alle zwei, drei Tage ein neuer schwerer Defekt! Das Reisebudget stöhnt leise vor sich hin. Also Planänderung: Einlaufen in Stari Grad und hoffen, dass es dort einen Segelmacher gibt. Den gibt es und das Segel kann repariert werden. Zu diesem Zwecke darf Karoline wieder einmal auf den Mast, was dieses Mal mit einem Foto dokumentiert wurde. Solche Einsätze werden langsam zur Routine, da bleibt auch Zeit zum Fotografieren. Beim nächsten Mal machen wir auch Fotos von oben.
Stari Grad ist ein netter, gepflegter Ort mit unglaublichen Touristenmassen auf der Hafenpromenade mit den Ramschläden, und kaum Menschen in den hübschen Gassen der zweiten und dritten Reihe. Seltsam. Die Liegeplätze sind randvoll und die Festmacherbojen werden mit zwei bis drei Schiffen belegt.
Am Vortag in einer einsamen Bucht haben wir, d.h. Karoline, unsere ersten Fische dieser Reise geangelt. Es waren zwei Brassen, eigentlich eher Brässchen, die zusammen gemütlich in der kleinem Pfanne Platz gefunden haben. Aber geschmackvoll und immerhin ein Anfang.

1.10. Immer wieder neue Überraschungen

Der Süden muss noch ein bisschen warten. Das Boot hat einen pipifeinen neuen Autopiloten mit allem Drum und Dran verpasst bekommen und dankt es uns zwei Tage später mit einem Bruch des Gaszuges am östlichen Ende von Brac. Also kein Antrieb mehr, und natürlich auch keine Bremse. Zum Glück passiert es bei einem Ankermanöver mit rundum genug Platz zum Reagieren. Nicht auszudenken, wenn das beim Anlegen in einem engen Hafen passiert. Da es natürlich gerade Freitag Nachmittag ist, erfahren wir, dass ein neues Gasseil erst am Montag darauf zu erhalten sein wird. Und das in Milna auf Brac-Westseite. Also die ganze Strecke entlang der Insel mit einem aus Leinen und Umlenkrollen improvisierten Gasseil zurück nach Milna, dort das Wochenende in einer Bucht vertreiben und am Montag den neuen Gaszug einbauen. Die Bucht, in der wir warten, scheint anfangs mit einem zweiten bereits ankernden Boot ziemlich eng. Die Nacht bleiben wir mit zwei Booten dort auch ziemlich allein und in Ruhe. Am Sonntag füllt sich die Bucht dann tagsüber jedoch mit  13 Booten und mit der Ruhe ist es vorbei. Die meisten fahren aber abends wieder weg, und über Nacht wird es wieder ruhig.

Erstmals seit Beginn der Reise gibt es auch ein halbwegs stabiles Hochdruckgebiet, das sogar einige Tage anhält – ruhiges angenehmes Badewetter. Hoffentlich bleibt es noch eine Zeit lang so.

Schöne Ankerbucht auf Brac

1.9. Das lange Warten hat ein Ende

Mein guter Geist zuhause, Segelfreund Werner, setzt sich mittwochs früh ins Auto und fährt einmal kurz 600km nach Split, um uns drei Kartons mit dem neuen Autopiloten zu bringen. Unsere Freude bei seiner Ankunft ist entsprechend gross. Das zweite Erfolgserlebnis an dem Tag stellt sich ein, als nach 3 Stunden Einbau, Verkabelung und Inbetriebnahme das ganze Zeugs auf Anhieb tadellos arbeitet. Also der elektronische Steuerungsautomat funktioniert wieder! Das zweite Fehlteil, das Steuerelemnt fürs Bugstrahlruder ist noch immer nicht lieferbar und wurde storniert. Ich werde wohl mit ein paar Umverdrahtungen das Ding umgehen und manuell schalten. Wofür ist man schließlich gelernter Elektrotechniker. Leider hat der Werner nicht Zeit länger zu bleiben und muß am nächsten Tag in der Früh wieder zurückfahren. Ich hätte ihm gerne ein paar Urlaubstage am Boot angeboten, aber es wird schon einmal passen. Vor Werners Ankunft gab es noch eine kleine Reparatur am unterschiff, nur zwei gelöste Schrauben, die an sich nur 10 Minuten dauert. Aber leider muß das Schiff dafür mit dem Kran aus dem Wasser gehoben werden, und dafür nimmt man in Kroatien schon gerne einmal 330 Euro. Jetzt ist das Boot nach mehr als dreiwöchiger Zwangspause endlich wieder voll einsatzbereit, und die Reise in den Süden kann weitergehen. Wir hoffen dort auch dem flachen Tief, das seit 2 Monaten über der Adria herumeiert zu entgehen, und endlich einmal einen richtigen Sommer zu finden. Wir sind schon gespannt, was uns in der südlichen Adria erwartet.

Leider gibt es von der Einbauaktion keine Fotos – vor lauter Freude haben wir vergessen welche zu machen.

1.8. Split mal drei

Eine Inselumrundung von Solta bringt die Erkenntnis, dass dort die Ankerbereiche sehr tief und die Buchten sehr klein sind und alle belegt. So runden wir die Insel komplett, ohne einen geeigneten Platz zu finden. Der findet sich erst in Milna auf Brac, wo wir vor der Stadt ankern und am nächsten Morgen einen Stadtrundgang machen. Nächsten Tags geht es mit gutem Segelwind zurück nach Split.

Die gute Nachricht: es gibt einen neuen Kurskomputer und ein Steuergerät fürs Bugstrahlruder.
Die schlechte Nachricht: Das Steuergerät ist das falsche und die Lieferung wird noch einmal einige Tage dauern.
In der Wartezeit dümpeln wir in einer freien Bucht bei Split herum, baden ein bisschen, sitzen unzählige Regengüsse aus, und spazieren in den Regenpausen in die Altstadt. Die ist echt sehenswert, zur Hälfte der Palast eines gewissen Herrn Diokletian, die andere Hälfte unzählige schmale Gassen voller Wirtshäuser. Die Turmbesteigung erfolgt nur durch Karoline allein, während ich mir unten ein sauteures Bierchen gönne. Ich war vor Jahren schon einmal am Turm und das war bei meiner Begeisterung an luftigen Höhen ziemlich gruselig. Daher diesmal nicht.Der zweite Besuch am Abend ist besonders lohnend, die Stimmung in der Altstadt ist sehr angenehm, der Trubel etwas weniger. Im Stadtpark von Split läuft eine wohl berühmte Fußballmannschaft an uns vorbei, mit Presseheinis und Bodyguards und allem Drum und Dran. Da wir aber beide völlige Fußballbanausen sind erkennen wir niemanden davon und werden niemals erfahren, wer das war. Auch wurscht.
Am Samstag gibt es Besuch von einem Freund, auch Musiker und neuerdings Bootsbesitzer, mit dem wir ein drittes Mal abends in die Stadt gehen um dort noch ein paar neue Bars zu finden. Ist ein langer Abend mit einer kurzen Nacht geworden.

P.S. Unter „ROUTE“ gibt es eine Fortsetzung der Fahrtroute in der Karte für die letzten Wochen.

1.7. Erholungsphase

In Murter treffen wir Freunde auf Urlaubstörn, die uns den Refftrommel-Nachbau überbringen. Funktioniert super, und sieht auch besser aus. Die wieder erlangte Segelfähigkeit wird auch abends beim Essen gebührend gefeiert.
Die nächsten Tage verbringen wir in Primosten, wo in der Ankebucht wegen des starken Schwells von seitwärts an Schlaf nicht zu denken ist, weil man ständig im Bett hin und her rollt. Ein prächtiger Sonnenunterhang über dem Meer, vom berühmten Friedhofsberg aus betrachtet, entschädigt ein bisschen dafür.
Anschließend geht es mit angenehmen Segelwind weiter in Richtung Trogir. Dort verbringen wir drei Nächte in einer vorgelageten Bucht, von der aus wir mit den Fahrrädern in die 5km entfernte Stadt fahren. Die kleine Altstadt zählt zum Weltkulturerbe und ist absolut sehenswert. Leider wissen das scheinbar außer uns noch ca. zehntausend andere Touristen, mit denen wir gemeinsam durch die engen Gassen geschoben werden. Das ist beinahe mehr Stress als so ein kleines Gewitter in der Nacht. Und das gibt es zumindest alle zwei Tage – böses, kleines, hartnäckiges Tief.

Die übrige Zeit verbringen wir gemütlich in der Badebucht ausserhalb, telefonieren und mailen viel mit Freunden zu Hause, die und helfen, Ersatz für den defekten Autopiloten zu finden. Die nächsten Tage bleiben wir noch in der weiteren Umgebung von Split, bis geklärt ist wie und wo ein Austausch möglich sein wird.
Heute sind wir an einem schönen lagunenartigen Badeplatz zwischen drei kleinen Inseln bei Veli Drevnik.

1.6. Ein Blitzbesuch in Murter

Der Ersatz einer Refftrommel, die nicht mehr verkauft wird, von der aber in Schweden 4 Stück lagernd wären, die aber aus unerfindlichen Gründen nicht nach Österreich geliefert werden, ist kein unlösbares Problem, wenn man Freunde hat, die sowas in ihrer Werkstatt nachbauen – und das besser als das Original!
Das größere Problem nähert sich dem Ankerplatz in Murter während der Wartezeit in Form einer dicken Gewitterwolke. Selbige beglückt uns Sonntag nachts mit einem Blitzeinschlag im oder nahe am Boot.
Das hat zur Folge, dass große Teile der Schiffselktronik und Elektrik hinüber sind:
Windinstrument, Schiffslogge und deren Geber, der Autopilot und das Bugstrahlruder, sowie sämtliche Navigationslichter, die Funkantenne und auch das Musikanlge sind tot. Auch das Datenbussystem, das die meisten Geräte miteinander vernetzt, ist beschädigt. Aus dem Schaltpanel schießt es eine LED heraus. Die Tankanzeigen sind ohne Funktion.
Mit Hilfe eines Marinatechnikers lassen sich einige der Schäden reparieren. Er hat auch ein paar idente Gebrauchtgeräte in seinem Schwarzbestand, die er mir für einen annehmbaren Preis überläßt.
Die größte Lücke hinterläßt aber der Autopilot-Rechner, Typ Autohelm 100, der auch nicht mehr aktuell verkauft wird. Wer mir so einen auftreiben kann, gebraucht oder neu – jedenfalls aber funktionsfähig – kriegt eine Woche Mitfahr-Urlaub am Boot.

1.5. Wer hat die halbe Refftrommel gesehen oder weiß, wo sie sich gerade aufhält?

Das nächste Ziel, Primosten scheint im Moment schwer erreichbar. Meist starker Südostwind bläst uns voll auf die Nase, und wir mögen nicht gegen den Wind segeln. Zwischendurch kommt er wieder aus allen Richtungen, böig, und mit Gewittern und Regen. Eine Schlechtwetterfront löst die nächste ab. Schwierig bei solchen Bedingungen ein sicheres Plätzchen zu finden. Auch Baden scheint wenig reizvoll.
Während eines Segelmanövers bricht die Vorsegel-Refftrommel und eine Hälfte verabschiedet sich ins Meer – damit ist vorläufig ans Weitersegeln nicht zu denken.
Wir arbeiten uns daher in den Schlechtwetterpausen mit Maschine in Richtung Biograd zurück, wo wir nächste Woche Freunde treffen wollen. Die bringen uns hoffentlich eine Ersatztrommel mit. Die Zeit bis dahin vertreiben wir uns in mehr oder weniger reizvollen Buchten, die mehr Notlösung sind als Wunschziele.