8.6. Die Reise beginnt endlich

Endlich ist alles bereit, am griechisch-orthodoxen Osterwochenende verlassen wir Preveza endgültig. Erstes Ziel ist Lefkada. Segeln ist vorläufig nicht, fast kein Wind, aber das ist uns eh lieber. Sobald ein bisschen Wind geht ist es gleich saukalt. Der Stadthafen von Lefkada bietet zur Zeit noch gratis Liegeplätze, wie auch in Preveza. Es sind nur ganz wenige Bootfahrer unterwegs, meist Briten. Die Charterflotten sind noch nicht gebucht, die Boote werden gerade in den Häfen klar gemacht. Bei so wenig Kundschaft lohnt sich der Aufwand für das Kassieren der Liegegebühr wohl noch nicht. Ein paar Liegeplätze neben uns versinkt über Nacht ein unbewohntes Charterboot direkt an der Mole im etwa 4m tiefen Wasser. Nur Mast und Solarpanel schauen in der Früh noch heraus. Das gibt eine Menge Aufregung bei den Leuten der Charterfirma und der Hafenpolizei. Den Grund für das Volllaufen des Segelbootes können wir nicht eruieren.
Nächste Station ist ein Ankerplatz in Sivota, da waren wir auch im Herbst schon. Damals war es ziemlich voll, so etwa 200 Schiffe jetzt ist hier praktisch gar nichts los. Die Ruhe ist höchst angenehm und wird nur manchmal von einer Gruppe von Mopedfahrern gestört, die hier ihre kleinen Rennen fahren. Nicht gar schnell, aber mit viel Krach, weil auf jeden Fall ohne Auspuff.
Danach fahren wir wieder für ein paar Tage in die ruhige Ankerbucht auf Ithaki, in der wir schon voriges Jahr länger waren. Nach zwei Tagen in Vathy setzen wir aufs Festland über, an die Einfahrt zum Golf von Patras. Segeln ist nicht möglich, es geht fast kein Wind und es ist so dunstig, dass man kaum ein paar hundert Meter Sicht hat. Nur wenn man auf einen Ankerplatz kommt oder an einer Hafenmole anlegt fängt plötzlich Wind mit wenigstens 12 Knoten an zu blasen und hält bis in die Nacht hinein an. Und alle griechischen Häfen sind so idiotisch angelegt, dass auch bei geringstem Wind sich sofort Schwell und Kreuzseen bilden, und ein ruhiges Liegen unmöglich machen. Daher ankern wir wieder einmal in einem Hafen, diesmal Mesolongi. Dort wollen wir uns auch eine Marina ansehen, die eventuell für einen Winterliegeplatz in Frage kommt. Preis und Ausstattung sind angemessen, aufgrund einiger fehlenden Genehmigungen ist die Marina jedoch noch nicht sicher verfügbar. Wenn das erledigt ist, schaut der Ort für uns ganz gut aus für eine Überwinterung.
Die weitere Fahrt führt uns durch den Golf von Patras zur Rion-Brücke, die Festland und Peloponnes bei Patras verbindet. Die Durchfahrt gestaltet sich aufregend: Obwohl gerade kein weiteres Schiff außer uns unterwegs ist, und zwischen den Pylonen 3 Mal etwa 550m breite Durchfahrten bestehen, muß man 5 Meilen vor Erreichen der Brücke eine Kontrollbehörde anfunken. Da erhält man nach Angabe von Schiffsnamen, Fahrgeschwindigkeit und Masthöhe einen der 3 Durchfahrtskanäle zugewiesen. Eine Meile vor der Durchfahrt wird per Funk nochmals bestätigt, und nach Durchfahrt wird man abermals kontaktiert und mit kalo taxidi freundlich verabschiedet. Jetzt sind wir im Golf von Korinth.
Die anschließende Nächtigung im Hafen von Navpaktos ist wegen des starken Schwells äußerst unangenehm. Der Hafen ist klein, gerade einmal 3 Segelboote mit uns, und liegt idyllisch innerhalb einer venezianischen Stadtmauer. Deren Schutz gegen Wellen ist jedoch trügerisch, weil wegen der geringen Größe ist allein die Einfahrtsöffnung schon ein Drittel der Hafenbreite. Also praktisch offen. Die Besichtigung der venezianischen Festung ist ein recht anstrengender Marsch, Die Burg liegt hoch oben am Berg.
Nach einer Winddrehung auf West können wir uns zügig mit Vorwindkurs weiter in den Golf von Korinth treiben lassen. Ziel ist die Insel Trizonia mit ihrem geschützten Hafen, einer unvollendeten Marina. Mehr darüber im nächsten Bericht.

8.5. Start in die neue Saison

Der Februar in Österreich war extra kalt und schneereich. Jetzt, Mitte März, wo es daheim ein bisschen Frühling wird, fahren wir wieder nach Griechenland los. Die Anreise ist mühsam: Bus von Graz nach Schwechat 2,5 Stunden. Flug von Wien nach Athen auch 2,5 Stunden. Dann mit dem Athener Stadtbus vom Flughafen zum Busbahnhof über 1 Stunde. Und dann noch 5 Stunden mit dem Fernbus nach Preveza. Wenigstens fallen die Abfahrzeiten gerade so günstig, dass wir zwischenzeitlich kaum einmal mehr als eine Stunde warten müssen. Bei der Heimfahrt mussten wir sogar 8 Stunden auf den Flug warten. Bei der Ankunft am Schiff um Mitternacht bläst ein kalter Wind und es regnet. Die beiden riesigen Wachhunde der Werft begrüßen uns aufgeregt bellend, aber freudig mit den Schwänzen wedelnd, als ob sie uns wiedererkennen würden. Ich glaube aber eher, dass die sich sowieso über jeden Besucher freuen. Die beiden Katzenbabys haben den Winter auch gut überstanden, sind inzwischen gleich groß wie die übrigen fünf, aber jetzt auch ebenso scheu. Bis auf ein schwarz-braun-weisses Kätzchen, das immer schon zutraulicher war und jetzt nicht mehr von unserer Seite weicht. Nach ein paar Tagen ist die Mietze so gut wie bei uns eingezogen, und wir überlegen ensthaft die Möglichkeit, das süße Viecherl in den Rang einer dauerhaften, offiziellen Bordkatze zu befördern.
Das Boot ist in Ordnung, kein Wasser vom winterlichen Dauerregen ist eingedrungen, auch Schimmel hat sich nicht gebildet. Die Werftleute haben ein paar Arbeiten vorab bestens erledigt, uns bleibt jetzt noch das Streichen des Antifoulings. Vorläufig muss das aber warten. Ein Tief über Süditalien bringt absolutes Mistwetter, kalt, feucht, windig. Zuhause wär’s jetzt wahrscheinlich freundlicher. Es ist Sturm mit 35 Knoten, sodass das ganze Boot beängstigend auf dem Stellbock vibriert, und zwischendurch schüttet, blitzt und kracht es fast täglich.  Das Tief über Italien zieht weiter, und wird unverzüglich durch mehrere neue ersetzt, für ganz Griechenland gibt es täglich neue Sturmwarnungen. Tolles Frühlingswetter, mittlerweile bis Ostern bestätigt. Wie wir hören soll es aber auch daheim noch klemmen mit dem Frühlingsbeginn.
Es gibt noch hundert Sachen zu erledigen, Einkäufe, kleinere Reparaturen und Instandsetzungen. An der Propellerachse finden sich die Reste von einem Fischernetz. Die werden im Zuge des Austauschs der Zinkanode entfernt, und der ganze Saildrive wird neu gestrichen. Eine neue Ankerkette wird eingezogen. Und es gibt eine Menge zu putzen. In den 2 Wochen Werftzeit finden sich gerade einmal 3 halbwegs sonnige, trockene Tage an denen wir die Außenstreicharbeiten erledigen können.
Am 30. März ist das Zuwasserlassen geplant. Das Wetter ist seit 2 Tagen schön mit wenig Wind. Zuerst kommt der Brite Carl mit seinem Katamaran dran. Dazu zwängt sich der dicke Autokran bis auf wenige Zentimeter neben unser aufgebocktes Schiff. Irgendwie geht sich das aber alles aus, die Burschen haben doch ein wenig Routine mit diesen Dingen. Eine Stunde später schaukelt auch Toroa im Wasser. Nach kurzem Widerwillen springt sogar der Motor wieder an, und wir verlegen in den Stadthafen von Preveza. Dort ist am nächsten Tag natürlich wieder Sturm von der offenen Seite, und es schmeisst uns an der Mole herum, wie wir das von den meisten griechischen Häfen bereits kennen.
Die Maschine kriegt einen Ölwechsel mit der neuen Ölabsaugpumpe, denn die alte ist letztes Mal beim Pumpen auseinander gefallen und hat eine riesen Schweinerei verursacht. Das passiert uns nicht noch einmal! Dafür ist der Kanister mit dem abgsaugten Altöl am Boden undicht, und die Sauerei ist die Gleiche.
Unsere neue Mitbewohnerin war inzwischen beim Tierarzt zur Entflohung, Entwurmung, Sterilisation und einen Chip hat sie auch bekommen, hat jetzt quasi eine IP-Adresse. Einen richtigen Namen hat sie eigentlich nicht, der wäre ihr aber auch egal, wir rufen sie meist „Mutzi“ , und sie reagiert eigentlich mehr auf den Tonfall, als auf das was man sagt. Im Schiff fühlt sie sich sehr wohl, benimmt sich brav, und hat das Katzenklo auf Anhieb akzeptiert. Während der Fahrt geht sie auch an Deck, nur an der Stadtmole ist sie von den vielen Menschen und Geräuschen rundum noch ein bisschen verschreckt und geht lieber schnell wieder unter Deck mit uns. Wir sind aber eh froh, dass sie keine Lust verspürt, irgenwo hin abzuhauen. Sie wird aber von Tag zu Tag cooler und geht mittlerweile auch schon kurz mal alleine an Deck. Ihre Lieblingsbeschäftigung bleibt aber weiterhin das Kuscheln mit uns.
Ein paar Tage müssen wir noch hier in Preveza bleiben, das Kätzchen kriegt noch eine Impfung, und dann starten wir los in die neue Saison. Noch ist offen, ob wir durch den Kanal von Korinth fahren können. Der ist nach einem Felsrutsch im Winter noch unpassierbar, soll aber demnächst wieder offen sein.
Bevor es los geht wollen wir noch das Vorsegel aufziehen, es bleibt aber kurz vor dem Masttopp stecken. Ein Abschnitt des Vorstagprofiles hat sich gelöst und verschoben, das Drehlager geht dort nicht mehr drüber. Wir natürlich, keine Ahnung von nichts, denken, dass uns da nur ein professioneller Riggservice-Dienst wird helfen können. Wir fahren dafür nach Lefkada, wo uns ein solcher erklärt, der Reparaturdienst sei voll ausgebucht und er gibt uns einen Begutachtungstermin in etwa 4 Wochen! So lang werden wir sicher nicht warten, Karoline wird am nächsten Tag wieder einmal in den Mast gehievt und kann den Fehler beheben. Es war zum Glück nichts wirklich kaputt, nur eine Verriegelung zwischen den Profilstücke war aufgegangen. Erfreulich. Selbstgemacht – kost‘ nix.