7.4. unerreichbares Ziel

Das Ziel, Sardinien direkt anzufahren, geben wir bald auf. Die Wettervorhersage über mehr als 2 Tage ist völlig unzuverlässig, und der Motor erst recht. Wir beschließen, vorerst nach Norden um Cabo Palos herumzufahren, und dann auf kürzerer Strecke die Balearen anzusteueren. Nach einer unruhigen Nacht am Anker in Cabo Roig starten wir den Versuch Richtung Ibiza. Wir kreuzen gegen den Nordostwind, der hier offensichtlich nie aufhört. Nach 2 Stunden werden wir ziemlich plötzlich von 3 Gewitterzellen eingeschlossen. Etwas überraschend, weil Gewitter sind für diesen Tag in keinem Wetterdienst auch nur möglicherweise vorgesehen.Es sind 30 Knoten Nordostwind. Es blitzt und kracht rundherum, wir kreuzen mittendrin hin und her und können so dem Gröbsten ausweichen. 3 Stunden irren wir dort herum, bis die Gewitter nachlassen. Inzwischen hat auch der Motor wieder aufghört zu arbeiten, was nicht unbedingt zu meiner Entspanntheit beiträgt. Unter Segel können wir uns ins große Hafenbecken von Torrevieja retten, dort kann man auch geschützt Ankern. Im Dieseltank haben die Bakterien einige Gallertpatzen wuchern lassen, die die Dieselleitungen sofort verstopfen. Die VolvoPenta Werkstätte im Ort ist leider nicht daran interressiert uns den Diesel abzupumpen und zu filtern, weil sie ohnehin genug Aufträge hätten, sagen sie. So saugen wir mit einem Handpumperl mühsam die Bakterienpatzen durch eine 5 cm große Öffnung aus dem halbvollen Tank. Wir kriegen den Großteil der Pampe heraus und hoffen, sodass die Maschine jetzt länger am Stück läuft. Am nächsten Tag fahren wir noch ein Stück nach Norden, von wo aus die Überfahrt nach Ibiza am kürzesten ist. Es sind nach wie vor keine Gewitter angekündigt, aber wir sind sehr mißtrauisch und angespannt, weil wir jetzt schon zwei Mal böse überrascht worden sind.
Die Fahrt nach Ibiza in der Nacht beginnt mit leichtem Rückenwind, der gerade zum Segeln reicht. Morgens hört der Wind völlig auf und wir motoren 7 Stunden lang. Unmittelbar vor der Einfahrt nach Ibiza bläst es dann plötzlich wieder mit 20 Knoten beim Ankern. In Ibiza ist wie immer die Hölle los. Weil das Wetter paßt wollen wir gleich weiter nach Mallorca. Kurze Rast von ein paar Stunden, dann geht es weiter. Die Nachtfahrt erfolgt unter Maschine bei kaum Wind und ist ruhig. Es ist eine reine Motorfahrt gegen leichten Ostwind, aber problemlos. Die Maschine funktioniert momentan wieder ohne Zicken. In Mallorca rufen wir neue Wetterdaten ab, und beschließen daraufhin gleich nach Sardinien weiter zu fahren. Kurz nach Palma kollidieren wir mit einem treibenden Holzpfosten, dabei wird das Loggegeberrad beschädigt. Ein Tauchgang zeigt glücklicherweise keine weiteren erkennbaren Schäden. Der Loggegeber ist schnell repariert, es war nur die Achse durch den Schlag leicht verbogen.
Etwa 60 Meilen östlich von Mallorca bleibt der Motor wieder einmal stehen, kein großes Problem, wir wissen schon, wie man den Fehler schnell zumindest eine Zeit lang beseitigt. Allerdings zeigt sich beim Öffnen des Motorraums, dass die Seewasserkühlpumpe stark leckt. Wir drehen nach Norden ab, und segeln 30 Meilen nach Menorca. In Mahon waren wir ja schon, und es hat uns gut gefallen. Allerdings in der Vorsaison. Jetzt sind alle Marinas voll, die ganz wenigen Plätze kosten 120 Euro pro Nacht, am einzigen kleinen Ankerplatz ist neuerdings nur 3 Tage ankern frei. Aber wir müssen sowieso in die Marina um die Kühlwasserpumpe zu reparieren. Keiner der 4 Mechaniker, die wir kontaktieren hat in den nächsten Tagen Zeit, sich das Problem auch nur anzusehen, und wegfahren aus der sauteuren Marina ohne Maschine können wir auch nicht. Nach viel Herumtelefonieren finden wir ein Geschäft für VolvoPenta Ersatzeile, 5 km vom Hafen weg, ein gutes Stück am Berg droben! Aber egal, wir können dort neue Dichtungsringe für die Pumpe kaufen und selbst montieren, mit Hilfe eines Mechanikers, der dann doch kurz Zeit für uns hat. Am nächsten Tag können wir aus der teuren Marina weg auf den Ankerplatz, wo wir eben erfahren, dass wir da nur 3 Tage bleiben dürften. Der Wetterdienst verspricht ein Fenster von 3-4 Tagen mit günstigem nördlichen Wind, daher starten wir nach einem Ankertag den 4. Versuch, von Spanien weg nach Sardinien zu kommen.
Die zweitägige Überfahrt geht recht gut, westlich von Sardinien beginnt dann heftiger Nordwind mit bis zu 30 Knoten und 5m hohen Wellen. Ärger als im Atlantik! Im Funk gibt es Sturmwarnung. Wir schaffen es, vor Beginn des Sturms in einer südlichen Bucht Sardiniens unterzuschlüpfen. Einfahrt in die Bucht bei Nacht, ein toller Megascheinwerfer von der Strandbar macht mich völlig blind, Starkwind, und Ankern unter Segel, weil die Kühlpumpe wieder ausfällt. Spannend, aber gut gegangen. Das Pumpenproblem kann am nächsten Morgen rasch beseitigt werden.
Nach einem Ankertag können wir problemlos die letzten 30 Meilen bis nach Cagliari in die Marina fahren. Endlich!
Nächstes Problem: die Wettervorhersage sieht ganz so aus als kämen wir hier die nächsten 10 Tage nicht weg. Südwind bis Ostwind. Kurs Südost. Also auf jeden Fall wieder voll dagegen.
Weil Fotos von Gegenwind oder einem nicht laufenden Motor oder ausgebauten Kühlwasserpumpen nur wenig ergiebig sind, und die Orte an denen wir waren schon bei der Hinfahrt dokumentiert wurden, gibt es an dieser Stelle keine Bilder.