6.2. schöne Azoren

Die Ankunft auf den Azoren ist schon ein großer Fortschritt, aber eigentlich liegen die noch weit draußen, mitten im Atlantik, und es sind noch gut 1000 Meilen bis Portugal. Das Wetter ist auch nicht besser als in der Karibik, kaum Sonne, volle Bedeckung und andauernde Regenschauer. Dazu ist es auch noch saukalt, um die 17 Grad, mit Wind und nass, fühlen sich an wie 12.
Wir sind in Horta auf der Insel Faial. Die Inseln sind allesamt vulkanisch, steil und sehr grün. Die Stadt Horta ist voll mit sehr hübschen Häuschen, die auch in teilweise baufälligem Zustand noch nett anzuschauen sind. Alles ist recht sauber, es liegt kein Müll herum und in der ganzen Stadt sind viele Parkanlagen und Blumenbeete, sehr gepflegt. Erfreulich niedrig sind die Preise im Supermarkt, das Angebot ist gut. Auch Restaurants und Cafés sind leistbar, teilweise sogar recht günstig. Ein gezapftes Bier, wohlschmeckend, im Halbliter-Gebinde um die 2Euro (das überhaupt billigste gesehen um 1,60). Im Restaurant! Was will man mehr? Der Liegeplatz in der Marina kostet 12Euro am Tag. Es ist sehr voll, fast alle liegen im Päckchen zu 3-4 Booten. Wir liegen aussen als 3. Boot neben der ukrainischen „Gaga“ mit Andrej und Familie, sowie der britischen“Awelina of Sweden“ mit James und Fiona. Der Liegeplatz ist ruhig, man muss halt immer über die beiden anderen Boote drübersteigen um an Land zu kommen. Dafür braucht man hier nicht abzusperren und nette Kontakte sind schnell geknüpft. Alle Mauern und Flächen im Hafen werden von anliegenden Booten mit Bildern und Namensschildern bemalt, das ist hier so Brauch. Es sind sicherlich Tausende.
2 Regentage müssen wir aussitzen, dann gibt es 3 (fast) regenfreie Tage um in der Stadt herumzuspazieren und auch eine Wanderung um die Stadt, über Vulkanhügel, zu machen.
Nach 5 Liegetagen in Horta gibt es einen Abschiedstrunk auf der „Awelina“, und am nächsten Morgen fahren wir gemeinsam die 70 Meilen nach Angra de Heroismo auf der Insel Terceira. Leider ohne Wind, mit Motor. Wir passieren dabei die Inseln Pico mit dem schönen Vulkankegel (immer in Wolken), sowie Sao Jorge mit einer eindrucksvollen Steilküste mit Wasserfällen.

Die Marina in Angra do Heroismo ist nicht ganz so voll, wir liegen am Fingersteg und werden hier den angekündigten Durchzug eines fetten Tiefs mit 30 Knoten Wind im sicheren Hafen aussitzen. Angra, eine kleine Stadt, 1980 von einem Erdbeben weitgehend zerstört und originalgetreu wieder aufgebaut, zählt zum UNESCO Weltkulurerbe. Ein blitzsauberes Städtchen mit hübsch gefärbelten Häusern, aufwendig gepflasterten Ornamenten auf den Gehsteigen und liebevoll angelegten Parks und Blumenflächen. Hier treffen wir im Hafen auf Peer von der steirischen „Voodoochile“. Die niedrigen Restaurantpreise verleiten zum Essengehen, 35 Euro für feine Steaks mit Vorspeise, Nachtisch und Getränke für 2 Personen, das ist beinahe unglaublich nach gewohntem Karibik-Standard. Abgesehen vom Wetter sind die Azoren absolut großartig.
Nach einem Abschiedsabend mit James und Fiona von „Awelina“ und Peer und Uli von „Voodoochile“, die versprochen haben, uns in Griechenland wieder zu treffen, verlassen wir die schönen Azoren am 31.Mai in Richtung Lissabon.

6.1. Atlantiküberfahrt Karibik-Azoren

Anker auf ist wie geplant am Mittwoch, den 3.5.2017 um 1200 UTC aus St.Martin. 2200 Meilen liegen im Idealfall vor uns.
Der Wind kommt nicht aus Südost, wie in der Vorhersage, sondern aus OstNordOst. Ganz genau gegenan. Natürlich. Wir kreuzen, wie fast immer beim Segeln, fahren wie immer hart am Wind. Nach den ersten 2 Fahrstunden haben wir den dritten Squall bereits hinter uns, der nächste kommt uns schon wieder entgegen. Ein toller Anfang!
Nach Passieren der Insel Anguilla dreht der Wind etwas östlicher und wir können den geplanten nördlicheren Kurs fahren.
Wir begleiten über viele Stunden das französische Boot „Rapa“, bis wir es überholen. Die Nacht ist sehr ruppig, an Schlaf ist nicht zu denken, aber wir machen ganz gute Fahrt nach NordNordOst. Immer wieder sehen wir andere Boote am Horizont. Offenbar fahren 3 bis 4 weitere Yachten zugleich mit uns los.
Windstärke und Windrichtung bleiben die nächsten 5 Tage unverändert. Die Wellenhöhe leider auch, es ist sehr holprig und das kostet Geschwindigkeit. Die Squalls lassen zum Glück etwas nach. Hin und wieder sehen wir noch andere Segler auf der gleichen Route, aber die Sichtungen werden seltener. Wir kommen bis jetzt ganz gut voran. Wir haben etwa 550 Meilen hinter uns.

Wellen sind für nix! Seit Tagen schau ich auf dieses widerliche Gewabbere von 2 Metern Höhe hinaus, das mich pro Sekunde einmal hoch-links-vor-runter-zurück-rechts wirft, und ständig mit einem beängstigendem Donnern seitlich an die Schiffswand knallt. Ich frag mich, was sich der da oben wohl dabei gedacht hat, wofür das gut sein soll. Vielleicht als Absprungrampe für fliegende Fische? Aber die fliegen im flachen Wasser auch. Und liegen dann vertrocknet an Deck. Vier Tage Überlegen ergeben definitiv keinen Sinn für Wellen. Keiner will sie, keiner braucht sie, sie sind somit gleichzusetzen mit Stechmückeninvasionen, Fieberblasen oder Gegenwind. Einfach für gar nix. Nur blöd. Basta!

Am 6.Tag wird der Wind etwas schwächer und beginnt nach Süd zu drehen. Mit dieser Drehung gehen wir mit und fahren dann nicht mehr hauptsächlich nördlich, sondern endlich direkt aufs Ziel Azoren nach Osten zu. Außerdem fahren wir nicht mehr so hart am Wind, das bedeutet weniger Schräglage und ruhigere Fahrt. Wir haben Funkkontakt zum dänischen Boot „Barolo“ aufgenommen, das zusammen mit einigen anderen den selben Weg hat wie wir. Beruhigend, dass wir hier nicht ganz allein sind. Es sind einige Boote im Umkreis von 20 Meilen unterwegs. Später funken wir auch noch mit dem norwegischen Boot „Go Beyond“.
Die Genua-Reffleine ist an einer Stelle angescheuert und muss getauscht werden. Nun zeigt die an sich geniale Superspezialanfertigung der Refftrommel von meinem Freund Werner eine kleine Schwäche: Zum Tausch der Leine müssen 16 Schrauben, 4 Edelstahlringe, 4 PVC-Halbscheiben und 2 PVC-Halbschalen demontiert werden. Bei Seegang. Vorne am Bug hängend. Habe große Sorge, dass eines der Teile runterfallen könnte und damit die Vorsegel-Rollanlage unbrauchbar wird. Zum Glück funktioniert der Austausch ohne Verluste. So toll die Neukonstruktion der Trommel auch ist – an den einfachen Austausch der Leine unter Fahrt hatten wir nicht gedacht.
Am 7.Tag wird der Wind sehr schwach und kommt direkt von hinten. Zum Segeln ist er nicht mehr zu gebrauchen. Wir motoren etwa 10 Stunden lang dahin, dann wird’s wieder etwas besser und wir können segeln. Zwei Tage lang bleibt es so, große Welle und leichter Wind, gerade noch zum Segeln geeignet. Lange tüfteln wir an einer Segelstellung herum, damit die Segel beim Extremgeschaukel am Vorwindkurs nicht zu arg schlagen.
Am 9.Tag dreht der Wind eher nach Süd und frischt auf. Ein Tief wird nördlich von uns vorbeiziehen und treibt ihn an. Wir bewegen uns erst einmal in der Mitte zwischen diesem Tief und einem südöstlich liegendem Hoch auf direktem Kurs auf die Azoren zu. Es sind es jetzt noch etwa 1100 Meilen bis dahin, falls wir nicht noch öfter irgendwelchen Wetterlagen ausweichen müssen, wie jetzt eben. Der Wind von diesem Tief erreicht in der Nacht 37 Knoten bei gut 4 Metern Wellenhöhe. Eher ungemütliches Fahren mit überkommendem Wasser. Noch in der Nacht und am nächsten Tag schüttet es mit gleichzeitigen Sturmböen. Wir haben die Segel bis auf ein ganz kleines Fetzerl weggerollt und fahren trotzdem noch 7-8 Knoten. Einige Wellen schlagen seitlich übers Deck oder von hinten ins Cockpit. Trotz Regenkleidung sind wir nass bis auf die Haut. In einer Regenpause begleiten uns ein paar Delfine. Sie schwimmen hinterm Boot im sich auftürmenden Wellenberg nach und schauen uns von oben her an, während wir tief unten im Wellental sind. Dann überholt uns die Welle, die Delfine schwimmen ein Stück zurück und beginnen das Spiel mit der nächsten Welle neu.
Am 11.Tag schwächt der starke westliche Wind etwas ab und geht nicht mehr über 30 Knoten, die Riesenwellen werden aber noch 2-3 Tage anhalten. Es geht gut zu Segeln, aber angenehm ist die 4m Schaukelei nicht. Der Kartenplotter im Cockpit ist von der hohen Feuchtigkeit innen beschlagen und hört zu arbeiten auf. Mein Herz auch. Nach einer Stunde Zerlegen, Trocknen, Wischen, Ausblasen, in die Sonne legen und Zittern funktioniert er nach dem Zusammenbau Gott sei Dank wieder einwandfrei. Er bekommt jetzt eine verbesserte Spritzwasserabdeckung.
Am 12. Tag dreht der Wind gegenan auf Nordost und hört dann fast ganz auf. Motor ein. Morgen soll es wieder besser werden. Die Pause kommt uns nach den anstrengenden letzten Segeltagen ganz gelegen. Im Laufe des Tages begleiten uns mehrmals Delfine, einmal sind sicherlich zugleich 50 Tiere rund ums Boot unterwegs. Im ruhigen Wasser, wie wir es am Atlantik noch nie erlebt haben, treiben viele Segelquallen dahin, andere Quallen auch. Nachts ziehen wir eine Leuchtspur von fluoreszierenden Algen hinter uns her.
Der 13. Tag bringt noch keine wesentliche Verbesserung der Windsituation. Man könnte grade mal segeln, aber wir wollen nicht zu viel Zeit mit Herumdümpeln verlieren. Wir geben einen Segelversuch nach einigen Stunden wieder auf und  motoren weiter.
Am 14.Tag frischt der Wind auf, leider nicht in der vorhergesagten südlichen Richtung sondern eher östlich. Wir können segeln, aber halt wieder einmal voll hart am Wind mit 1m steiler Welle gegenan. Es tuscht alle paar Sekunden, wenn der Bug ins nächste Wellental knallt. Kein Vergnügen, aber es geht wenigstens voran. Es sind noch 400 Meilen bis zu den Azoren, das Wetter soll nun störungsfrei bleiben, hat uns Freund Andi mitgeteilt, der uns dankenswerter Weise täglich eine Wettervorhersage zuschickt. Und er stellt uns ein entspanntes Segeln bis zu den Azoren in Aussicht.
Am 15.Tag dreht der Wind dann doch auf Süd, allerdings mit 25 Knoten und mehr anstelle der vorhergesagten 5-15. Die dazu passende Welle ist 2m hoch und steil. Es tuscht und scheppert beängstigend. Dazu kommen mehrere Squalls in der Nacht. Von wegen „entspanntes Segeln“. Ich muss Andi einmal auf so eine entspannte Atlantikfahrt mitnehmen…  😉
Am 16.Tag stellt sich das versprochene Wetter und somit die Entspannung ein. Wind aus Süd mit 15-17 Knoten, sowie erträgliche Welle ermöglichen gutes Segeln, schnell am Halbwindkurs und halbwegs komfortabel. Gestern hatten wir ein Rekord-Etmal von 160 sm, entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,67 Knoten über 24 Stunden. Die anderen Etmale lagen immer zwischen 120 und 140 sm. Es sind jetzt noch 120 sm bist zum Ziel Horta auf der Azoreninsel Faial.
Die Delfinsichtungen häufen sich, vier, fünf Mal am Tag schauen ein paar vorbei und schwimmen ein Stück mit uns.
Am 17.Tag hält das gute Segelwetter an, sodass wir ohne Probleme den Hafen in Horta erreichen. Dort treffen wir beim Einklarieren auf einige Boote, die mit uns zugleich gestartet und ebenso gerade erst angekommen sind. Der Hafen ist ziemlich voll und eng. Wir liegen außen in einem 3er-Päckchen. Es ist regnerisch, windig und kühl. Erst einmal ausgiebig duschen, und dann suchen wir ein Restaurant zum Essen. Seltsam: vorne am Pier macht gerade eine Reggae-Band Soundcheck für den Abend. In 2 Saisonen Karibik haben wir dort keine einzige gehört…..

Die gefahrene Route, wie auch alle bisherigen, ist in der Kategorie „Route“ zu sehen
ein paar Zahlen, Fakten und Schätzungen zur Fahrt:
Route:  von Marigot auf St.Martin, Westindies  nach Horta auf Faial, Azoren
Fahrtdauer:  408 Stunden, das sind genau 17 Tage.
zurückgelegte Strecke: 2340 sm (4336 km), theoretisch kürzeste mögliche: 2180 sm
davon gesegelt: 2133 sm,  unter Motor gefahren: 207 sm
größte seitliche Abweichung vom kürzesten Weg: 220 sm
Dieselverbrauch:  60 l     (270 l hatten wir dabei)
Durchschnittsgeschwindigkeit: 5,7 Kt (10,5 km/h)
Etmale (gefahrene Strecke in 24 Stunden):  max.160 sm, min.116 sm
höchste Windgeschwindigkeit: 37 Kt (68 km/h)
Squalls: 7, durchregnete Nächte: 1, Regentage: 1
Sicht- oder Funkkontakt mit anderen Yachten auf gleicher Route: 8x
Begegnung mit entgegenkommenden Frachtschiffen: 2x
Delfinsichtungen: täglich mehrere, sicher mehr als 100 Tiere insgesamt
Wellenhöhe max.: ca.4m, etwa 5x ist eine seitlich oder übers Heck eingestiegen.
Wellen: 1.641.600 (bei niedrig angelegter Schätzung von 1 Bewegung je Sekunde)
verschütteter Kaffee/Getränke: 0 (ja, wir haben seit der ersten Überfahrt dazugelernt)
durchschlafene Nächte: 0
verschlafene Ruderwachen: keine Angabe, Näheres weiß eventuell Karli, unser Autopilot

von hier sind es dann nur mehr 1100 sm bis Gibraltar. Hurra!

5.16. Vorbereitungen

Nach einigen weiteren Tagen zurück in der Bucht von Marigot taucht eines Morgens ein Gendarmerieboot auf, klappert alle Ankerlieger ab, kontrolliert die Papiere und teilt allen mit, dass hier in der Marigot Bay eigentlich eine Abgabe an die Hafenbehörde erfolgen muss. Der „Hafen“ der Hafenbehörde besteht aus einem Fähranlegesteg und das war’s. Man hätte gerne einmalig 20 Euro und dann pro Tag 4 Euro für unser Boot. Das wären für die rund 3 Wochen, die wir schon hier sind mindestens 100 Euro! Für einen unruhigen Ankerplatz mit ordentlich Schwell! Rückwirkend bezahlen wir aber sowieso nicht, und für weiterhin lehnen wir dankend ab und verlegen uns in die Lagune. Dort gibt es keinen Schwell und es kostet nix. Nachteil: man kann nur 3x am Tag durch die Klappbrücke ein- oder ausfahren, es ist sehr seicht in der Lagune und die Einkaufsmöglichkeiten sind sehr weit entfernt. Wie in allen gut geschützten Ankerplätzen liegen auch hier Duzende Bootsleichen, teilweise noch bewohnt, teilweise leerstehend aber noch schwimmend. Und es liegen unzählige Wracks herum. Die meisten liegen an den Ufern auf Grund, einige sind ganz gesunken und lauern in eineinhalb Metern Tiefe auf Opfer. Unweit von uns bleibt ein amerikanischer Segler mit seinem Kiel in einer solchen Leiche stecken. Mit Hilfe von 5 Beibooten der umliegenden Schiffe können wir ihn wieder vom Wrack herunterziehen.
Da wir unser Vorsegel wegen einer geringfügigen Reparatur zum Segelmacher auf der holländischen Seite der Lagune bringen müssen, kommt uns der Lagunenaufenthalt gar nicht so ungelegen. Der Segelmacher ist gut ausgelastet und bestätigt uns den Termin für die relativ einfache Reparatur nicht vor 10-12 Tagen. Also haben wir Zeit.
Ostern ist hier anders als zu Hause, kein besonderer Feiertag. Die Geschäfte haben ganz normale Öffnungszeiten. Das Osterwetter hingegen ist wie daheim: Samstag und Sonntag schüttet es fast den ganzen Tag, die Wassertanks werden übervoll mit Regenwasser. Danach beginnt es sehr stürmisch zu werden, der Regen hört zwar auf, die Wolken bleiben aber, es ist tagelang keine Sonne zu sehen, der unangenehme Starkwind wird die nächsten 2 Wochen anhalten.
Am vereinbarten Termin kriegen wir unser Vorsegel tatsächlich zurück. Es wurde nicht nur die bestellte Reparatur des Schothorngurts gemacht, sondern alle Gurte an allen Segelecken erneuert und auch noch einige Nähte nachgebessert. Trotzdem ist es kaum teurer als vorab angegeben. Das ist einmal eines der wenigen positiven Erlebnisse im Zusammenhang mit Schiffsreparaturen und deren Kosten.
Wir treffen erste Vorbereitungen und Einkäufe für die Rückfahrt über den Atlantik nach Europa. Wir haben jetzt Mitte April und beobachten laufend die Großwetterlage über dem Nordatlantik, noch zeichnet sich keine Stabilisierung ab. Die übliche Zeit für die Überfahrt ist Mai und Juni. Das lokale Wetter hier ist grottenschlecht, Dauerstarkwind, Tag und Nacht um 20 Knoten, immer wieder von kurzen aber heftigen Regenschauern unterbrochen, dann ist es für 10 Minuten windstill. Übertroffen wird das Mistwetter nur noch vom Internetzugang: 30 Euro im Monat, unbegrenztes Datenvolumen! Aber: Die Geschwindigkeit ist müder als bei den WAP-Handys bei uns vor 20 Jahren. Selbst bei ununterbrochenem Gebrauch bringt es man höchstens auf 100 MByte am Tag. Internettelefonie undenkbar. Unbegrenztes Datenvolumen! Sehr lustig!
Der ruhige Ankerplatz in der Lagune hat den Nachteil, dass die Wasserqualität eher schlecht ist. Schließlich gibt es nur 2 schmale Einfahrten zum Wasseraustausch. Manchmal riecht alles ein bisschen nach Kanal. Für den Betrieb des Wassermachers fahren wir wieder einmal hinaus ins offene Wasser. Eine Schnorchelrunde ums Boot zeigt die schlimmen Auswirkungen der Nährstoffbrühe: Die Schiffsunterseite ist voller Seepocken und Entenmuscheln. Nach mehr als einer Stunde unterm Boot herumtauchen und mit einer Spachtel sauber schaben schaut das Unterschiff wieder  halbwegs akzeptabel aus.
Wir haben für die Überfahrt Diesel vollgetankt, auch einige Reservekanister gefüllt, das Schiff so weit wie möglich durchgecheckt, und wir haben Freund Andi wieder für das Wetterrouting am Satellitentelefon gewinnen können. Diese Methode hat auch bei der Überfahrt in die Karibik bestens funktioniert.
Verderbliche Lebensmittel, Obst und Gemüse werden wir erst unmittelbar vor Abfahrt besorgen, aber sonst sind wir eigentlich bereit. Jetzt müssen wir nur noch eine vernünftige Wetterlage abwarten, und dann soll es losgehen.